Berlins regierender Bürgermeister wünscht Andrej Holms Entlassung.
Und ich will meine Wahlstimme zurück! Das ist nicht der Senat und nicht der Regierende, von dem ich mich regieren lassen will.
Noch am 12. Januar ließ Michael Müller verlauten:
Man muss trennen zwischen dem, was ein 16- oder 18-Jähriger als Fehler gemacht hat und dem, was ein erwachsener Wissenschaftler später daraus gemacht hat.
Heute, nur zwei Tage später, läßt er sich so vernehmen:
Andrej Holm hat in den letzten Wochen Gelegenheit gehabt, sich und seinen Umgang mit der eigenen Biografie zu überprüfen und zu entscheiden, ob er ein hohes politisches Staatsamt ausfüllen kann.
Diese Möglichkeit hat ihm der Senat ausdrücklich eingeräumt.
Seine Interviews und Aussagen in dieser Frage zeigen mir, dass er zu dieser Selbstprüfung und den dazugehörigen Rückschlüssen nicht ausreichend in der Lage ist. Nur so konnte es in den letzten Wochen zu politischen und gesellschaftlichen Diskussionen kommen, die nur den Rückschluss erlauben, dass Herr Holm die ihm anvertrauten für diese Stadt extrem wichtigen wohnungspolitischen Fragen nicht in dem notwendigen Maß erfüllen kann.
Gerade in Berlin, der Stadt der Teilung, darf es keinen Zweifel am aufrichtigen Umgang mit der eigenen Geschichte geben – sowohl in den vergangenen Jahren als auch heute.
Ein Staatssekretär hat nicht nur fachliche Verantwortung, er führt eine Verwaltung, übernimmt damit auch als hoher politischer Beamter Verantwortung für Menschen. Polarisierung in dieser Rolle kann nicht den gemeinsamen Zielen dieser Koalition dienen. Vielmehr schadet es der Umsetzung einer glaubwürdigen Stadtentwicklungs- und Wohnungspolitik des Senats.
Dieser Teil unserer Senatspolitik ist für die Menschen dieser Stadt und damit für die Koalition von so großer Bedeutung, dass ich mich nach reiflicher Überlegung und intensiven Gesprächen mit den Koalitionspartnern entschlossen habe, die zuständige Senatorin zu bitten, dem Senat eine Vorlage zur Entlassung des Staatssekretärs Dr. Andrej Holm vorzulegen.
Kaum wurde dem regierenden Bürgermeister in einigen Postillen „mangelnde Richtlinienkompetenz“ unterstellt, schon gibt er klein bei, knickst vor den Immobilienverwertern (auch denen in der eigenen Partei), wirft sich vor selbsternannten Stasiopfer-Vertretern in den Staub, beugt sich den neoliberalen Besserberlinern, leckt Speichel beim ‚Qualitätsjournalismus‘ von Drecksblättern wie der B.Z. und wünscht Andrej Holms Rauswurf.
Eine der gröberen Unverschämtheiten in Müllers Presseerklärung ist die Unterstellung eines „unaufrichtigen Umgangs mit der eigenen Geschichte„, eine zweite der Unterschub, Andrej Holm sei zu „Selbstprüfung und den dazugehörigen Rückschlüssen“ nicht in der Lage. Fehlt eigentlich nur noch der Standardsatz des Patriarchen, die Prügel tue ihm mehr weh als dem Geprügelten.
Daß Müller auch noch die Formulierung einer „glaubwürdigen Stadtentwicklungs- und Wohnungspolitik“ in den Mund nimmt und aber den einzigen Garanten dafür – nämlich für eine späte Notbremsung der Wohnraumverwertung zur Geldvermehrung inklusive Verdrängung vieler Nichtwohlhabenden aus der Berliner Innenstadt – gefeuert sehen will, ist an Rückgratlosigkeit und an Chuzpe kaum überbietbar.
Sie denken es sich wahrscheinlich schon: mir ist übel.
Foto: StagiaireMGIMO, Wikimedia Commons
Zum gleichen Thema: Einmal Stasi, immer Stasi, wo Sie u.a. die Kampagnen gegen Andrej Holm dokumentiert finden.
Mmmmh, ’s geht noch dreckiger. Um etwa 16h45 bei Die Linke. Berlin auf Twitter:
darunter der Retweet einer interessanten Unterhaltung:
Nur für den Fall, daß irgendwer hier glaubt, es handele sich beim Umgang mit der Personalie Holm nur um ein Berliner Wasserglasstürmchen. Die SPD ist die Partei, die einen Herrn Sarrazin auch im zweiten Anlauf nicht aus der Partei warf und die nie irgendein Problem damit erkennen ließ, in Berlin mit Figuren wie Frank Henkel zu regieren. R2G in Berlin wird als Gradmesser einer rot-rot-grünen Koalition auf Bundesebene gehandelt. Und wer braucht noch Feinde, wenn er Parteifreunde wie Klaus Lederer und die rechtsaußen werbende Sahra Wagenknecht hat und eine Koalition mit der SPD der Müllers, Kohlmeiers, Schreibers und Sarrazins eingeht?
Es war zu erwarten und es wurde von allen Seiten alles daran gesetzt Holm loszuwerden. Niemand wollte seinen Teil vom Kuchen gefährdet sehen. Dieses ganze Stasi-Getue war ganz offenkundig vorgeschoben. Und alle haben sich daran beteiligt. BZ, FAZ, Tagesspiegel usw.
Müller hat kein Rückgrat und er wird nichts, aber auch gar nichts tun, was Investoren verärgern oder mit den Interessen der eigenen Parteifreunde kollidieren könnte.
Was da abgelaufen ist, ist einfach nur widerlich.
Klar war das zu erwarten.
Aber wäre es nicht schön gewesen, sich wenigstens dieses Mal zu irren?
Mir ist nur zu gut im Gedächtnis, daß und wie Andrej Holm und Familie ewige Zeiten bespitzelt und er verhaftet wurde. Weil er ‚Gentrifizierung‘ gesagt hatte. Auch das war: einfach nur widerlich.
Ein bißchen gespannt bin ich ja noch, wie sich die HU verhalten wird. Wenn das so weitergeht, wird Andrej Holm auch noch die Rückkehr an die Uni versperrt.
Alles aus dem Kuchenwahrungs-Handbuch: wie mache ich den politischen Gegner unschädlich.
Ich erinnere mich auch noch gut an das, was man mit Holm und seiner Familie veranstaltet hat, aus einem vagen Verdacht oder einer bloßen Unterstellung heraus. Bis heute geifert die FAZ und allen voran Don A. noch über den Sozialisten, den der Staatsschutz im Visier hatte. Nie konnte man ihm etwas nachweisen und auch die aktuellen Beschuldigungen sind derart lächerlich und durchschaubar.
Ich bin beinahe sicher, dass Holm auch noch seine Anstellung an der HU verlieren wird.
Ich habe gejubelt als Holm Staatssekretär werden sollte und für einen Moment glaubte ich tatsächlich, dass sich etwas ändern würde. Das wird es nicht.
Ich bin gespannt, wie die Linke sich verhalten wird.
Noch gespannter bin ich darauf, wie sie bei der Bundetagswahl abschneiden werden, wenn sie in Berlin die Politik der großen Koalition fortsetzen.
Via Matthias Meisner bei Twitter: eine erste Stellungnahme der Berliner Linken:

Man müsste wissen, wie das juristisch aussieht. Offenbar braucht Müller die formale Zustimmung der Stadtentwicklungssenatorin, um deren Staatssekretär zu entlassen. Ich hoffe ja noch, dass die Linke das nicht so einfach mit sich machen lässt. Und natürlich wäre das ein Grund, die Koalition platzen zu lassen.
Fast schon beängstigend ist das Echo der Öffentlichkeit. Es scheint fast eine rechte Kampagne zu sein. Don Alfons ist da nur der Wadenbeißer.
Hmnuja, das Echo der Öffentlichkeit war wenigstens bei der Twitter-Umfrage des rbb ‚War Müllers Entscheidung richtig?‚ gestern um 22h bei 57% Nein-Stimmen. Es spricht für sich, daß der rbb die eigene Umfrage zwischenzeitlich falsch wieder gab, ist aber inzwischen korrigiert.
Hubertus Knabe, Don Alphonso, Tom Schreiber, Robert Ide und Co =/= Öffentlichkeit.
Aber schon fast gewohnt widerlich ist der Versuch, Holm und der Linken die Verantwortung für einen möglichen Koalitionsbruch zuzuschieben. Ebenso u.a. Müllers Angang, Holm mangelnde Bereitschaft zur Auseinandersetzung mit seiner Vergangenheit und mit der Stasi im allgemeinen zu unterstellen – öffentliche Auseinandersetzung über ein z.T. persönliches Thema geht ja bekanntlich besonders gut, wenn man mit Dreck wirft, nötigt und erpresst und sich nicht an getroffene Absprachen hält.
Für Die Linke stellt sich die Frage, wie die eigentlich in Berlin (und womöglich im Herbst bundesweit) selbstbewußt und glaubwürdig an einer Regierung beteiligt sein wollen, wenn sie es nicht mal schaffen, sich von einer Schmutzkampagne unbeeindruckt zu zeigen und sich geschlossen hinter eine vernünftige Personalie zu stellen. Von den menschlichen Abgründen dabei gar nicht erst zu reden.
Die Genannten sind nicht die komplette Öffentlichkeit, aber Fürsprecher für Holm scheint es dort derzeit nicht zu geben. Die Umfragen sind, um das so deutlich zu sagen, nichts wert. Einzig repräsentative kann man irgendwie erwähnen, alle Online-Antipperei ist boulevardesker Zeitvertreib. Aber selbst eine repräsentative Umfrage wäre in dem Fall gar nicht so interessant, es ginge darum, Holm in Verbindung mit einer sinnvollen Politik zu bringen.
Die Linke müsste viel klarer sagen: „Die Vorwürfe sind dummes Zeug, und jetzt machen wir uns an die Arbeit: Entmachtung des Kapitals.“ Am besten wirklich so deutlich. Es wäre interessant zu sehen, ob das zumindest aufmerksamkeitsökonomisch nicht das eins zu null wäre. Die Heuchelei weiter Teile der politischen Klasse hat doch kaum noch einen Rückhalt. Tagesspiegel und Knabe sind nicht so relevant, wie sie denken. Es käme auf die richtige PR an. Ich habe bei mir dazu etwas geschrieben. So viel Arsch in der Hose bräuchte die Linke.
Ich bin ganz Ihrer Meinung, except über Ihren Satz zur Linken „Allein, es fehlt der Glaube„.
Die Linke goes höchstwahrscheinlich grün. Es fehlt weniger der Glaube als daß die Machtgeilheit siegt.
Mir lief gerade ein Satz von Gerhard Zwerenz über den Weg:
Kotti&Co, Bizim Kiez, Stadt von unten, Initiative Mietenvolksentscheid, Initiative 100% Tempelhofer Feld (und icke):
Gutes Regieren oder Basta-Politik? Holm muss Staatssekretär bleiben
Sebastian Puschner, Der Freitag: Es mangelt an allem
Falls sich jemand über die Bespitzelung der Familie Holm informieren möchte, die übrigens weit über das im Juli 2010 eingestellte Terrorismus-Verfahren gegen Andrej Holm hinausreichte, das seinerseits nie hätte erhoben und wenn schon, nicht über 3 Jahre hätte verschleppt werden dürfen, liest bei Anne Roth nach,
bei Der Freitag (Oktober 2011): Bitte recht freundlich
und in ihrem Blog:
Einstellung (Juli 2010)
Spaß mit Mobiltelefonen (April 2013)
Kleinigkeiten mit Telefon (September 2013)
Innenansichten einer Überwachung (September 2013)
Das sind was? Genau: Stasi-Methoden.
Antonie Rietzschel, Süddeutsche, Interview mit Ilko-Sascha Kowalczuk: „Andrej Holm ist auch ein Opfer des SED-Regimes“
Kowalczuk nun auch hier: https://www.bpb.de/geschichte/deutsche-geschichte/stasi/240047/einmal-stasi-immer-stasi
Ist das nur mein Eindruck, dass hier zunehmend „guter Ex-Stasi“ gegen „böser Ex-Stasi“ gespielt wird?
Nö, das ist doch schon die ganze Zeit so. Bei Bedarf kommt auch noch der Stasi-Forscher und Kampagnen-Journalist Robert Ide (Tagesspiegel) zu Wort und der schreibt 1. in einem perfide-gefühligen Stil, 2. läßt er weit weniger Ahnung von der Materie vermuten als Kowalczuk, dafür aber profiliert er sich 3. um so mehr mit Agenda und Meinung.
(würden Sie bitte entscheiden, ob Sie hier entweder als Marian Schraube oder als ed2murrow schreiben – bitte nur ein Synonym, ok?)
Lesenswert (in Gänze) zu Ihrer Frage finde ich Michail Nelken: Holm – eine Gefahr für wen?, daraus:
Bei change.org gibt es eine Petition an den Senat, Michael Müller, Katrin Lompscher:
Michael Koschitzki, sozialismus.info: Holm vs. R2G
Fabio Reinhardt, Carta: Holm-Entlassung: Schlecht profiliert statt gut regiert
Lese:
Der Tagesspiegel gestern mit gleich 3 mehr oder minder heuchlerischen Artikeln, Robert Ide, Ulrich Zawatka-Gerlach: Rot-Rot-Grün steht fast vor dem Scheitern, Ulrich Zawatka-Gerlach, Matthias Meisner: Rot-Rot-Grün in Berlin. Koalition quält sich weiter mit dem Fall Holm, Stephan-Andreas Casdorff: Der Fall Andrej Holm. Vergangenheit vergeht nicht
Stark besorgt der rbb: Was wird nun aus Andrej Holm? und Linke hadert mit Holm-Entlassung, vorgestern kommentierte Jan Menzel: Der Koalitionsbruch wäre ein Armutszeugnis
Die Kampagnen des TS und des rbb gegen Andrej Holm wären nicht nur, sie sind ein Armutszeugnis. Es ist Heuchelei in Potenz, seit Wochen jeden Tag mindestens einen mehr oder minder perfiden Artikel über Holm zu veröffentlichen, damit r2g nicht mal für 5 Pfennig Zeit zu geben, von 100 Tagen gar nicht erst zu reden, Klitterungen, Halbwahrheiten, Lügen und Meinung als Berichterstattung verkaufen zu wollen und sich nach erfolgreicher Holm-Absägung noch vorgeblich besorgt über ihn zu beugen und über seine Zukunftschancen an der HU zu orakeln (Hauptsache: keine Bezüge, da Staatssekretär in Probezeit) Wer braucht da noch B.Z., Berliner Kurier, Blödzeitung, Morgenpost, Don Alphonso, Christian Füller oder sonst irgendeine Giftspritze in irgendeinem Drecksblatt, wenn eigentlich seriöse Medien deren Geschäft übernehmen. Widerwärtig.
Uwe Rada kommentierte (alles gestern) in der taz: Eine Machtprobe und zusammen mit Anna Lehmann: Vom roten Teppich gerutscht, Klaus Hillenbrand und Gereon Asmuth erwägen das Für und Wider: Soll er entlassen werden?
Trotz alarmistischer Titelei und fehlender Quellenverweise lesenswert, U. Gellermann, rationalgalerie: Der tiefe Staat schlägt zurück.Rot-Rot-Grünes Projekt vom Stasi-Torpedo getroffen
Andrej Holms geplanter Rauswurf hat es zu einer BBC-Meldung gebracht: Berlin housing official Andrej Holm ‚fired over Stasi links‘
Eben wird eine Erklärung von Holm angekündigt, die vermutlich seinen „freiwilligen“ Rücktritt beinhaltet.
Es ist sowas von deprimierend.
Holms Erklärung:
Mikael in den Fahrt kommentiert bei metronaut: Holm bleibt Bewegung – Anmerkungen zum Rücktritt eines Hoffnungsträgers
Zusätzlich zur Veranstaltung im Rotaprint-Gebäude: der Herr Regierender Bürgermeister Michael Müller spricht heute, 16.01.2017, um 20 Uhr im Maxim Gorki Theater, Studio Я , Hinter dem Gießhaus 2, 10117 Berlin.
Presseerklärung Katrin Lompscher
Hm, das kann man vermutlich so sagen. Statt an Holm festzuhalten, die Koalition platzen zu lassen und bei einer Neuwahl mehr Stimmen zu gewinnen, rutscht die Linke auf ihrer Machtgeilheit aus, macht sich – erneut als Bettvorleger der SPD – entgültig unglaubwürdig und glaubt sich womöglich ihre Heuchelei noch selbst.
Fehlen noch die Krokodilstränen der Grünen:
Da steht tatsächlich was von grünen Bemühungen um solidarischen Umgang in der Debatte um seine Person…
Der frühere Justizsenator Wolfgang Wieland (Grüne) sagte der „Welt“:
Das war die erste grüne Rücktrittsforderung und kam unmittelbar nach der von Sven Kohlmeier, der übrigens heute stark darüber klagte, daß er mit seiner Website in Verbindung gebracht wird.
Wenn Heuchelei weh täte, bräuchte man in ganz Großberlin Gehörschutz.
Bei Holm musste die Reaktion die Vermutung haben, dass ihre Renditeerwartungen vielleicht ein wenig gebremst werden. Es ist die Aufgabe dieser Damen und Herren, das zu verhindern. Bemerkenswerterweise hatten wir gestern den 15. Januar…
Hm, ein in der Tat bemerkenswerter Tag: es jährte sich die Ermordung von Karl Liebknecht und Rosa Luxemburg vor 98 Jahren und die Stürmung der Stasi-Zentrale in der Normannenstraße vor 27 Jahren.
Dazu und zum „Fall“ Holm schrieb kürzlich Jörn Boewe im Freitag:
Der Vorgang zeigt mE. zweierlei: r2g wird ab sofort als Veranstaltung „unter Führung der SPD“ angesehen, bei der die Grünen Steigbügelhalter sind und die Linke eine dienende Funktion einnehmen. Und echte Sachkunde, korreliert mit Gestaltungswille in dieser Hackordnung tatsächlich keinen Platz hat, egal welcher Vorwand genommen wird, um sie auszuschließen. Übersetzte man das Bundesebene, kämen Gabriel plus Özdemir und Schwankungsquote Wagenknecht heraus. Ganz ehrlich, eine Zweitstimmenkampagne wäre da aussichtsreicher.
Btw: Holm hat der Koalition in Berlin den Arsch gerettet.
Oder es käme zu Gabriel, Göring-Eckhardt und Wagenknecht und das Ganze würde uns noch als Beweis für die abgeschlossene weibliche Emanzipation verkauft (ich weiß gar nicht mehr, wohin ich mich noch erbrechen soll).
Aber: r2g auf Bundesebene wird sowieso nicht stattfinden, weil die Republik in üblicher Häme und Herablassung jede Regung in Berlin verfolgen und r2g mit Hilfe beflissener Medien von vornherein als Totgeburt verkaufen wird.
So ist es, die heuchelnden Koalitionsprotagonisten müßten ihm eigentlich kniefällig danken, ihn mit Rosen bekränzen und auf ihren Händen durch die Stadt tragen. Dann wären sie immerhin von sinnlosem und zerstörerischem Tun abgehalten.
Medienlese:
Video des gestrigen Gesprächs im ExRotaPrint von Andrej Holm im Austausch mit den Initiativen der Stadtgesellschaft bei Bizim Kiez auf Facebook, ein kurzes Interview dort mit Andrej Holm über sein Befinden nach dem Rücktritt bei den freien Radios und der gestrige Freitag-Salon im Gorki mit Jakob Augstein (gestern: halbwegs vorbereitet und in Form, obwohl er Müller mit reichlich abenteuerlichen Aussagen davonkommen läßt) und Michael Müller bei radioeins: Bringt Rot-Rot-Grün die Hauptstadt voran?
Nicolas Šustr, nd, berichtet über das Treffen im ExRotaPrint: Den Senat vor sich hertreiben
Erik Peter, taz: Wer hat ihn verraten? Sozialdemokraten!
Dem widerspricht Antje-Lang-Lendorff, taz: Wer hat ihn verraten? Sozial… so einfach ist das nicht
Sophie Krause, SPON: Dann eben Apo, Florian Gathmann, SPON: Holm-Rücktritt rettet Berliner Linkskoalition – vorerst, einen früheren Gathmann-Artikel hat Genova gestern schon säuberlich seziert: Neues von Gott und Teufel
Berliner Zeitung: Chronologie eines Mißverständnisses
Christoph Zwickel, Zeit Online (in Gänze lesenswert): Eine linke Demütigung
Marion Detjen, Zeit Online in der Serie 10 nach 8 (unbedingt ganz lesen): Es bleiben nur Verlierer
Anja Kühne, Amory Burchard, Tagesspiegel: Zurückgetretener Staatssekretär. Was passiert mit Andrej Holms Stelle an der Humboldt-Uni?
Den Rest erspare ich Ihnen, der ist nämlich nur traurig – drei Beispiele: Katja, Bauer, Stuttgarter Nachrichten: Ein uneinsichtiger Rücktritt und jede Menge zerstörtes Vertrauen, Joachim Fahrun, Morgenpost: Rücktritt von Andrej Holm: Der Spaltpilz ist gepflanzt und der immer freier drehende Don Alphonso: Holm geht, und das Land gehört euch nicht. Der Guardian zum Beispiel übernimmt die Sichtweise der Berliner CDU/FDP, die die Meinungshoheit bei Reuter übernommen zu haben scheinen, bei Springer werden erwartungsgemäß die Messer gewetzt, Robert Ide meint was zum Gespräch im ExRotaPrint im Tagesspiegel und versucht auf Twitter, die Reste seiner journalistischen Reputation zu retten usw.usw.
Danke für Ihre Mühe. Ein Holm, viele Meinungen. Detjen und Zwickel in der Zeit sind lesenswert. Bei Alfonso ist bemerkenswert, dass er offenbar wert darauf legt, als charakterliches Arschloch aufzutreten, was wohl der Grund ist, weswegen er Zuspruch bekommt. Ein eitler, selbstverliebter Fratz, bei dem andererseits viele Ängste durchschimmern, dass ihm etwas weggenommen werden könnte. Was ihm vielleicht auch weggenommen gehört. Schlechtes Gewissen. Psychologisch würde mich eine Studie zu seinen Lesern interessieren.
Die Holm-Entwicklung ist nur möglich, denke ich, weil die absurden Immobilien-Verhältnisse als nicht hinterfragbar betrachtet werden, als Naturverhältnisse. Es sind die letzten 20 Jahre neoliberale Zurichtung nötig gewesen, damit es so laufen kann.
Ich glaube eigentlich, daß diese Zurichtung wesentlich älter ist, Stichwort ‚protestantische Arbeitsethik‘, nach der nur derjenige gottgefällig ist, auf dessen Bankkonto oder in dessen MeinBootmeinHausmeinAuto sich das auch zeigt. Sprich: seit dem 16.Jhdt gilt Besitzmehrung als Gottesbeweis und Naturverhältnis und es ist auch keine allzu große Überraschung, daß viele Schwaben wirtschaftlich so erfolgreich sind, im Ländle lebt das in Deutschland reaktionärste Protestantentum.
(für Nicht-Berliner: unter ‚Schwaben‘ verstehen wir hier übrigens nicht notwendigerweise nur und auf keinen Fall alle Migranten aus dem Südwesten der Republik, sondern Leute, die oft vor kleinbürgerlicher Enge nach Berlin fliehen, Miet- und Immobilienmarkt (gern mit ererbtem Geld) in den Himmel treiben, seeehr ernährungs-, umwelt- und nachwuchsorientiert sind und schnellstmöglich alles abschaffen, weswegen sie ursprünglich mal nach Berlin gezogen sind, z.B. Clubs mit Livemusik, Bars und Kneipen mit Außenbewirtschaftung, heterogene Bevölkerung usw. Deren natürliches Habitat war eigentlich ’s Prenzle Bergle, sie sind aber inzwischen erfolgreich auf dem Vormarsch auch in Weißensee, Wedding, Mitte, Neukölln, Kreuzberg, überall in der Berliner Innenstadt. Wer speziell besagtes natürliches Habitat besichtigen möchte, kann das bei der Prenzlschwäbin und beim Kiezneurotiker tun)
Ja, Datierungen sind immer flexibel und für jede gibt es Gründe. Man sollte die Schwaben aber nicht so sehr runterputzen. Dass die ihren Gehsteig fegen, hat was. Berliner Diskussionen über monatelang vereiste Gehwege sind dort nicht vorstellbar. Ein Schweizer Architekt (und die Schweiz zähle ich einfach mal zum süddeutschen Raum) sagte mir einmal: „Wir pflegen halt unser Zeug“. Daran denke ich manchmal mit Wehmut, wenn ich den Berliner Vandalismus sehe.
Der Schwabe Werner Sobek macht ganz hervorragende Sachen:
https://exportabel.wordpress.com/2017/01/17/wie-man-gut-und-guenstig-bauen-kann-jenseits-der-polit-und-baumafia/
Um dem vorzubeugen, hatte ich eigens in Klammern druntergeschrieben, daß ‚Schwaben‘ nicht notwendigerweise mit Schwaben zu tun haben muß. Außerdem fegen z.B. türkische Geschäftsleute nicht nur den Gehweg vor ihrem Laden bei jedem Wetter, sondern besprengen ihn im Sommer auch mit Wasser – damit es nicht staubt und ein bißchen kühler wird. Im Gegensatz zu den gemeinten Schwaben erklären die das aber nicht zum Credo und giften jede/n an, der das irgendwie anders hält, sondern die machen einfach – aber ich schweife ab…
Scheint so, als wolle das gesamte Berliner Establishment die „Sache ganz auslagern“: http://www.rbb-online.de/politik/beitrag/2017/01/humboldt-universitaet-entscheidung-andrej-holm.html
Whow. Ich (bekennende Naive) hatte noch gehofft, daß Prof. Kunst ihrem Ruf, auch unbequeme und unpopuläre Entscheidungen zu treffen, auf andere Weise gerecht wird.
Bemerkenswert finde ich auch, daß der rbb das offenbar schon gestern aus den unvermeidlichen „gut unterrichteten Kreisen“ erfahren haben will und prompt gemeldet zu haben scheint.
Die Presseerklärung der HU und, falls es interessiert, Andrej Holms vollständige Stasiakte.
Haben Sie übrigens Christian Füllers jüngste Tirade gelesen? Er scheint seinem Geschäftsmodell des Pisa-Verstehers und Mißbrauchten-Sprachrohres von eigenen Gnaden nun noch das des DDR- und Stasi-Besserwessis hinzu zu fügen.
(schmunzeln mußte ich eben über die WordPress-Benachrichtigung über Ihren Kommentar: Marian Schraube kommentierte auf Michael Müllers Rückgrat)
Nu ja, aufm Buckel der Leute im Rampenlicht geht kommentieren immer ;) Füller konnte nebenbei ein klein wenig taz-Bashing betreiben und hat sich damit die x-te Revanche für seinen dortigen Rauswurf gegönnt. Ich sach jetzt nichts weiter dazu.
Aber wäre ich Holm: Diesen Rauswurf würde ich nicht nur nicht hinnehmen, sondern einmal richtig ausloten, ob nicht die HU-Fragebögen vielleicht doch ein ganz klein wenig bias-behaftet sind. Das würde mehr als nur der Rechtsfindung dienen. Aber dafür braucht’s Zeit, Geld, Lust und Gerichtetheit. Niemand würde es Holm verdenken, wenn er andere Wege wählte.
Eine arbeitsrechtliche Klage gegen den Rauswurf aus der HU würde ihm so oder so übelgenommen und dabei verwette ich meine Tugend, daß es ihm am wenigsten um die Abfindung ginge.
Neugierig bin ich noch, was für einen Job die LINKE ihm jetzt zur „Existenzsicherung“ überhelfen wird.
Achachach.
Inzwischen wurde das Institut für Sozialwissenschaften an der HU besetzt.
Im Soldiner Kiezkurier gibt’s einen offenen Brief an das Präsidium der HU Berlin (und einen Redebeitrag)
Screenshot bei Tobias Schulze, Twitter von einem Flugblatt:

Der Freitag-Salon mit dem regierenden Bürgermeister wurde nun auch verschriftlicht wiedergegeben: „Das nervt mich“, nur ein kleines Detail daraus:
Vergleiche das mit dem heutigen Tagesspiegel, Ulrich Zawatka-Gerlach: Müller gegen Saleh. Machtkampf belastet Berliner SPD und schließe selbst, u.a. auf Augsteins Kompetenz als interviewender Journalist. Als Gastgeber war er zweifellos gut, er hat es Müller gemütlich gemacht.
Am Rande ein ungebrochen lesenswerter Artikel (2013) von Stephan Reinecke in der taz über Personalfragebögen, diesmal in Bayern: Vortrag nur nach Gesinnungs-TÜV
Die ersten 24h der Besetzung des Instituts für Sozialwissenschaften an der HU in einem 2-Minuten-Video griffig zusammengefasst, gogogo und godspeed!
Jost Müller-Neuhof kommentiert im Tagesspiegel: Im Umgang mit Holm ging jedes Maß verloren
Gereon Asmuth in der taz mit einem schönen Artikel über die Gentrifizierung in Mitte: Die sprechenden Fassaden
Ulf Kadritzke, telegraph: Bemerkungen zum Umgang von Robert Ide mit dem ‚Fall Holm‘ im Tagesspiegel
Eine feine, sehr lesenswerte Sezierung.
Robert Ide wird btw. mannhaft verteidigt von Christian Füller (der mich jüngst mit dem Etikett *Links-Pegida* ehrte)
Nach dem Ausschluss Holms wird es noch schwieriger werden, Berlin das Schicksal vieler anderer europäischer Hauptstädte zu ersparen: Magnet zu sein für die, die die Nähe von Macht und Geld suchen und dafür Investitionskapital mitbringen. Das ist die Überlagerung der Stadt durch den Sitz einer Regierung, zumal in einem von vielen in vielerlei Hinsicht als stark erachteten Deutschland. Wien ist dem klug begegnet, indem in öffentlicher Hand befindliches Eigentum nicht verscherbelt wurde.
Btw: „Der mit vorletzter Tinte schreibt“ ist noch weniger als bei Karl Valentin schon gar nicht der Rede wert.
Sie verkennen die Lage in Berlin, hier ist nicht nur die in Westdeutschland verachtete Hauptstadt, es gibt hier auch ein paar Bürger. „Investitions“-Kapital wurde staatsgefördert schon lange vor der Wende nach West-Berlin mitgebracht, es war lukrativ, Wohnraum leerstehen und/oder verrotten zu lassen, zwischenzeitlich, nach der Wende und dem Umzug der Regierung, wurde es lukrativ, in unvermietbare Büroflächen und Prestigeobjekte aller Art und jetzt, in Luxuswohnraum zu „investieren“.
Die gesuchte Nähe zur Macht können Sie eher den Listen der von den Parteien mit Bundestags-Hausausweisen ausgestatteten Lobbyisten entnehmen (ja, ich weiß, es wurden inzwischen Hausausweise entzogen). Ein Andrej Holm in der Position eines Staatssekretärs hätte gegen den staatlich geförderten Berliner Filz nur wenig ausrichten können – ich glaube vielmehr, daß er in der APO weit mehr Einfluß nehmen kann, als er als Verwaltungschef einer filzigen Behörde je gehabt hätte.
Der entscheidende Unterschied zwischen Berlin und Wien: Wien hat immer am sozialen Wohnungsbau festgehalten, heißt: nicht nur nicht verkauft, sondern stets auch neu gebaut und damit ganz nebenbei auch architektonische Maßstäbe gesetzt.
Dessen Geschichte in Deutschland – nicht nur in Berlin – und auch die der „Linken“ nach Gewerkschafts-/SPD-Zuschnitt können Sie an der Neuen Heimat beispielhaft nachvollziehen. Genova hat zahllose Artikel über Wien, Wohnen, Wohnkosten, Gentrifizierung, Neoliberalismus geschrieben, lesen Sie bei Interesse bei ihm nach.
Ich fürchte, selbst für „vorletzte Tinte“ sind beide noch ein bißchen jung. Ich fand die Parallelen in beider Stil und Füllers Angewanze an Ide erwähnenswert. Sie werden mir bestimmt auch selbst zugestehen, was ich in meinem Blog für der Rede wert erachte und was nicht.
Werte Dame von Welt,
Ihnen sehr herzlich für Ihren Verweis auf Genova dankend, den ich ohnehin lese, sehe ich weder Verachtung noch West oder Ost. Sondern Berlin als Stadt und seine Bevölkerung machen die Erfahrung anderer wichtiger Metropolen und Hauptstädte: Zum Magneten geworden zu sein. In Berlin geht das in einem sehr sehr schnellen Tempo, weil die Stadtregierung und -verwaltung aus verschiedenen Gründen die steigende Bedeutung zwar willkommen geheißen haben, die Konsequenzen aber noch vor korrupt tatsächlich dilettantisch angegangen sind. Welche Metropole verfügt denn über gleich 4 Flughäfen, davon einer voll funktionstüchtig stillgelegt, der andere trotz immensem Aufwand noch immer in Mutterns Kramkiste?
Wien habe ich genannt, weil es nicht nur Österreichs Hauptstadt ist, sondern sich mit der UNO-City und anderen internationalen Ansiedlungen in den 1970ern bis 1980ern wieder zu einem internationalen Drehkreuz mauserte. Darüber ist sie im Einklang mit London, Zürich und Frankfurt zu einem bedeutenden Bankenplatz geworden. Den Verlockungen des schnellen Geldes haben die über die Zeit überwiegend SPÖ-orientierten Stadtoberen weitgehend standgehalten. Für ein nunmehriges Umdenken in Berlin wäre Holm personell gestanden. So aber hat sich der Senat mit ebensoviel Ruhm bekleckert wie die 5-Sterne-Bewegung, die in Rom (Hauptstadt und Metropole mit einer etwas längeren Geschichte als Berlin) ans Ruder kam, um binnen weniger Wochen gerade in Fragen der Kommunalverwaltung und deren Personalentscheidungen zu scheitern.
(Letzter Absatz in Absprache gelöscht, dvw)
Ich sag’s ja, Sie verkennen die Lage. Berlin ist der einzige, erwähnenswert große Ort in der Republik, an dem eine Wiedervereinigung überhaupt zu praktizieren versucht wird. Im tiefen Westen fällt es sehr leicht, weder West noch Ost zu sehen und überdimensionierte Zeigefinger zu bemühen.
„Magnet“ war und ist die Stadt nicht erst durch den Status als Hauptstadt. Es gibt ziemlich viele Berliner, deren Leben auch ohne das Haupt- in ihrer Heimatstadt sinnvoll und führbar wäre und die sich nicht mal ein bißchen um den Regierungsumzug aus Bonn gerissen haben, darunter auch ich.
Um aber Ihre Frage zu beantworten (und einen Beitrag zum nutzlosen Wissen zu leisten):
London verfügt, je nach Zählweise, über 8 bis 10, Rom über 7 und Paris über 4 Flughäfen. In Berlin gibt es aktuell 2 Flughäfen in Betrieb, nämlich Tegel und Schönefeld, einen im Bau und 4 zu unterschiedlichen Zeitpunkten „voll funktionsfähig stillgelegte„.
Ich hoffe nicht, daß ich extra erklären muß, welche Risiken mit startenden und landenden Flugzeugen mitten in einer Großstadt verbunden sind, noch, welche Auswirkungen die systematisch zu niedrig angesetzten Kosten auf die meisten Großprojekte nehmen. Beim BER kommt – im Gegensatz zu z.B. Hamburg und der Elbphilharmonie – die enge wirtschaftliche Lage der Stadt dazu. Berlin kann es sich einfach nicht leisten, die Kosten zu verzehnfachen. Einen kleinen Gedanken könnten Sie auch noch darauf verschwenden, was so alles passiert (neben dem bereits erörterten), wenn man zwei unabhängig voneinander und unterschiedlich funktionierende Städte nebst ihren Verwaltungen zusammenlegt.
(Letzter Absatz gelöscht, weil überflüssig, dvw)
Manchmal reicht es auch, mal zu gucken, wo der herkommt (wikipedia der Einfachheit halber, in den von mir überflogenen unzähligen Artikel mit viel Blabla wird das leider nie erwähnt:
https://de.wikipedia.org/wiki/Andrej_Holm
Linientreues Elternhaus und (Zitat): „Er verpflichtete sich zudem, im Auftrag des MfS Journalismus an der Universität Leipzig zu studieren“. Scheiße formuliert m.E., aber durchaus üblich, Abi und Studium durch Verpflichtung bei einem staatstragenden Organ machen zu können. Sprich, nicht durch Vetternwirtschaft sondern aus Überzeugung. Spräche für seine Eltern/Großeltern. Evtl. hätte dem Holm weniger Geeiere seinerseits gut getan, weil der war schon so richtig drin im System. Auch dem wo die zitierte Quelle verfasste: http://www.bpb.de/geschichte/deutsche-geschichte/stasi/240047/einmal-stasi-immer-stasi?pk_campaign=nl2017-01-11&pk_kwd=240047
Schlußendlich hat der in einer überwachten Parallelgesellschaft gelebt. Und das Unrecht, welches in der DDR begangen wurde, impliziert, daß die Gesetze der DDR gebrochen wurden und/oder mißbraucht um offen Abtrünnige zu verfolgen. Die Staaten, die das nie gemacht haben, kann mensch wohl an einer Hand abzählen. Die BRD landet diesbezüglich bei ai, Ärzte ohne Grenzen o.ä. auch nicht unter den ersten dreißig Staaten.
Dann möge mensch auch mal gucken, wie lange der überhaupt gedient hat. Grundwehrdienst und dann bis 9.11.’89 noch ca. VIER!!! Wochen. Abends nach der Marschiererei und Dreckrobberei wird der wohl keine Akten mehr bearbeitet haben und danach wohl auch nicht die sensiblen.
In jeder Schule hingen Schautafeln rum, wo die Jungs (waren auch 3,5 Mädels dabei) sich zu Uffz. oder höher in den bewaffneten Staatsorganen bereiterklärt hatten. Da waren durchaus Deals von Sprößlingen weniger linientreuer Familien dabei, um sich ne Zukunft mit Abi und Studium zu ermöglichen. Wäre mal interessant zu wissen, wieviel spätere Blockflöten auf solchen Tafeln verewigt waren.
Klar war der als FDJ-Kader dafür auch Anwerber, heutzutage geht die BW und die Polizei im Rahmen von Unterrichtsstunden mit bedenklicher Werbung auf Fang nach Frischfleisch. Bin mir nicht ganz sicher, wie gefestigt das Weltbild der heutigen Teenies ist… Werbung in der „BRAVO“ dafür gibts auch nicht erst seit gestern. Usw. usf.
Auch im ersten Blog zu Andrej Holm finden Sie eine ganze Reihe Quellen, in denen nicht nur Holms familiärer Hintergrund, sondern sein gesamter Werdegang, sein späterer Umgang mit der Stasi-Tätigkeit und der an den Haaren herbeigezogene Terrorverdacht gegen ihn (nebst jahrelanger Bespitzelung) thematisiert wird und auch, wer sich so alles unter dem Stichwort Stasi über Andrej Holm und über Anetta Kahane hermacht. Manchmal reicht es auch, mal zu gucken, wo das herkommt…;-)…
Schauschau:

Der nicht getwitterte, nicht im Checkpoint erwähnte Artikel ist von Jost Müller-Neuhof: Leiter der Gedenkstätte Hohenschönhausen Hubertus Knabe verteilte Holms Stasi-Akte an Journalisten
Bei den ganzen Wohnungsbaugeschichten sollte mensch auch mal über den Berliner/Hamburger/Münchner… Tellerrand gucken. In Jena z.B. wurde im neugebauten Stadtteil Lobeda in den 90ern ein Teil der DDR-Wohnblocks abgerissen oder um ein paar Stockwerke rückgebaut. Heute isses dort schwierig ne bezahlbare Bude zu finden. Ebenso werden/wurden WG- und familientaugliche Altbauten umgestrickt in Kleinwohnungen. Natürlich energetisch saniert, was bisweilen sehr fragwürdig ist, da sauteuer und nicht immer sinnvoll ökobilanztechnisch.
In Ilmenau (genau wie Jena ne Stadt, die von und mit der Uni dort ganz gut existiert) gabs da auch Überlegungen, jetzt sind die froh, daß die Blocks, die seinerzeit (Mitte 70er) wegen der Konzentration der umliegenden Porzellanmanufakturen dorthin gebaut wurden (das Kombinat wurde nach der Wende kaputtprivatisiert), nicht abgerissen wurden, sonst hätten die auch dort ein noch größeres Problem.
Nicht zu vergessen, weil ich grade dabei bin, ist der Dämmstoff- und Heizanlagenindustrielobbywahnsinn namens EnEV (https://de.wikipedia.org/wiki/Energieeinsparverordnung). Dankbar aufgegriffen und das nicht zum Wohle des Volkes, weil Ökochick und Milchmädchenrechnungen bzgl. Kyotoprotokoll. Will z.B. jemand ein älteres Einfamilienhaus kaufen und nach und nach mit seinen finanziellen Möglichkeiten sanieren, kann er das gleich vergessen. Neue Dachhaut oder neue Fenster bedeutet Komplettsanierung. Da ist Neubau auf der grünen Wiese in Stadtnähe preiswerter. Nicht alle halbverlassene Dörfer und Klein(st)städte liegen in strukturschwachen Gebieten.
Usw. usf. .
Habemus Baustaatssekretär: Sebastian Scheel soll Holm-Nachfolger werden, der kommt ursprünglich aus Brandenburg, war Abgeordneter im Leipziger Stadtrat und ist seit 2004 Mitglied des Sächsischen Landtags. In der vergangenen Wahlperiode war er Vorsitzender des Haushalts- und Finanzausschusses, er ist Parlamentarischer Geschäftsführer der Linken im Sächsischen Landtag, Mitglied im Präsidium des Sächsischen Landtages und hat „einige Verwaltungserfahrung und politische Erfahrung“ – ich habe von ihm noch nie irgendetwas gehört oder gelesen oder gesehen.
Die Sozialwissenschaften in der HU sind jetzt in der 4. Woche besetzt. Andrej Holm wurde inzwischen von der Berliner Linke eine freie Mitarbeit angeboten, es ist noch nicht bekannt, ob er annimmt.
Am Rande, nämlich dem nördlichen von Kreuzberg, Nicolas Šustr, nd:
Über den neuen Wohn-Staatssekretär schreibt der Tagesspiegel (link s. voriger Kommentar):
Aber wie wir ja von Erika Steinbach wissen: man muß kein Wal sein, um sich für Wale einzusetzen.
Jo, ich dachte auch, wenigstens die Staatssekretäre (Beamte) sollten von dem jeweiligen Ressort mehr als nur ein Pfützenwissen haben. Aber was solls, wenn Unternehmen umstrukturiert/verbessert werden sollen, machen des oft frisch von der Uni zu den Unternehmungsberatungen gegangene B/VWLer. Warum sollte es in der Politik anders sein?!? Und ein warmes Dach übern Kopf hat der ja wohl, reicht bestimmt als Qualifikation.
Zitat: „Sebastian Scheel absolvierte nach seinem Abitur von 1996 bis 2004 ein Studium der Politikwissenschaften, Volkswirtschaftslehre und Philosophie an der Universität Leipzig, welches er mit dem akademischen Grad M.A. rer. pol. beendete.“ (https://de.wikipedia.org/wiki/Sebastian_Scheel)
Auch noch Langzeitstudent…
Geht doch!
Die Kündigung gegen Andrej Holm wurde in eine Abmahnung umgewandelt, er behält damit seine Stelle an der HU.
Screenshot bei Björn Kietzmann, Twitter
Kotti & Co zur Deutschen Wohnen:
und zur DeGeWo und zur Rolle des Senates:
Jede Menge Fakten, Daten, Zahlen – Andrej Holm, Der Freitag: Hinter den Drohkulissen