Brian Eno

Irgendwann in den 80ern stolperte ich durch Berlin und geriet – ich glaube, in der Nähe der Potsdamer Straße – in eine höchst eigenartige Ausstellung. Der Eingang war tiefschwarz verhängt, dahinter wurde es noch dunkler und das mir, ich bin stocknachtblind.

Fallgruben! Stolperdrähte! Angst!

Es dauerte eine Weile, bis ich mich bewegen konnte, weil ich ein schwaches farbiges Leuchten ausmachte. Darunter eine Installation verdrehter und seltsam proportionierter Stühle an einem Tisch, deren Kanten aus unterschiedlichen Richtungen in sehr langsam wechselnden Farben beleuchtet waren. Ganz allmählich weitete sich das Tiefschwarzdunkel zu Räumen, an den Wänden sich in Farbe und Textur unmerklich verändernde Flächen und es lief Musik, alles nur knapp oberhalb der Wahrnehmungsschwelle.

Ich mäanderte gefühlte 20 Minuten durch die Ausstellung. Als ich wieder auf der Straße stand, waren fast 3 Stunden vergangen und es war wie Aufwachen aus einem langen erholsamen Schlaf.

Ich habe schon eine ganze Menge eindrücklicher Kunst gesehen, kaum eine Ausstellung aber übte eine solche Wirkung auf mich aus; wie ein Tag am Meer. Jahre später fand ich die Musik dazu wieder, Brian Eno und Harold Budd: The Pearl, gehört unbedingt unter die 50 Platten für die Insel (Brian Eno hätte aber auch noch ein paar Buchempfehlungen).

 

Brian Eno hat heute Geburtstag, er wird unfaßliche 70 Jahre alt. Noch einer, dem ich ein methusalemisch langes Leben wünsche, denn seinen Einfluß auf die Popmusik kann man gar nicht hoch genug schätzen.

Danke dafür und so würde ich auch gern nicht-alt werden.

 


 

16 Kommentare zu „Brian Eno

  1. Ja, wenn man sich vollständig auf etwas konzentriert/von etwas völlig gefangen ist, ist das so erholsam wie ein Tag am Meer. (überlege gerade, wann das bei mir das letzte Mal so war…) Schon erstaunlich, was die tägliche Ablenkung an Kraft kostet.

    1. Ja und man die Zeit dabei vergisst! Das ist wie Kinder spielen, nämlich mit Hingabe.
      Das ständige Ausblenden von optischen Reizen und Lärm kostet in der Tat eine Menge Kraft, besonders in der Stadt.

  2. Haben Sie die Videos mit der no-cookies-Option von Youtube eingebunden? Und wenn ja, wie haben Sie das gemacht? Wäre nett wenn Sie das erklären könnten. Ich bin gerade erstaunt, bei mir und anderen klappt das nämlich nicht. Wäre schade um die schöne Musik gewesen wenn es nicht geklappt hätte. Ich mag unter anderem auch Enos Sachen mit Cluster.

  3. Danke für die zauberhafte Musik. Das Gemeinschaftswerk von Harold Budd und Brian Eno kannte ich bisher noch nicht.

    @dergl: Einfach den verkürzten Youtube-Link in die Textmaske kopieren, sollte eigentlich funktionieren. Wo ist das Problem?

    1. O das freut mich, daß Ihnen The Pearl gefällt.

      Entweder Sie oder ich antworten an dergls Frage vorbei. Falls ich sie richtig verstanden haben sollte, lag der Akzent auf no-cookies-Option, nicht auf how-to-einbind-YouTube-Videos. Womöglich habe ich aber Sie beide nicht verstanden.

      1. Dann lag ich offenbar daneben. Die keksfreie Einbettung von Youtube-Videos erzeugt in der Tat nur einen externen Link zum Video. Ergo: siehe meinen Hinweis oben. Es ist nicht die Aufgabe eines Bloggers, seine Leser vor dem Internet zu schützen – im Gegenteil ;-) Diese ganze DSVGWTF-Hysterie ist völlig übetrieben.

        Ja, es ist doch erstaunlich, dass ich in meinem hohen Alter (offiziell: 29) noch immer, auch retrospektiv, neue Musik entdecke. Ich habe auch erst kürzlich damit begonnen, mir das Gesamtwerk von Joni Mitchell nachträglich einzuverleiben. Ich schweife ab …

          1. Da muss ich doch sachte widersprechen. Joni Mitchell hatte immer ihren eigenen Stil, mit Schubladen wie „Folk“ hatte das eigentlich nie etwas zu tun.

  4. Pingback: 16.Akt | hikeonart
  5. Harold Budd kam viel zu kurz, ein Twitter-Fund zu Harold Budd’s Revolutionary Nature

    I bought a book that had a painting that really rung my bell, by Mark Rothko. I thought to myself, “The Rothko really turned me on, why don’t I start writing music like that?” I did it and naïvely I sent it to Rothko care of his Marlborough gallery in New York City. I never heard from him and I thought, “Well, I’m going to write again.” I wrote and said, “Did you receive it?” with my address in Silver Lake. He wrote back immediately and said, “Yes. And I showed it to my friend Morton Feldman and he said, ‘There’s no way in the world I can play this for you on the piano. It’s not that kind of piece.’“

    I got a chance to go meet Feldman in New York City. He said, “You know? That piece that you sent Rothko really moved him a lot.” I said, “I think we should go over and meet him.” He said, “Well, hold on.” He went to the phone and this is the conversation. “Mark? Mort. Harold Budd is here,” and he goes,“Okay,” and they hang up. He said, “We’re going.” I spent the rest of the day with Rothko and Feldman and he was painting the Rothko Chapel, smoking Camel cigarettes, drinking scotch straight.

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