29 Kommentare zu „Niedertracht

    1. Seltsam ist, daß vom Autor bei der FAZ sonst null und im www so gut wie nichts von/über ihn zu finden ist. Interessant ist auch die Zeichensetzung: 29 Fragezeichen, 11 Ausrufezeichen, 10 mal ein Punkt – der Mann ist wirklich sendungsbewußt.

      Alle seriösen Studien zum Kindeswohl kommen zum gleichen Ergebnis: Kindern in Familien mit gleichgeschlechtlichen Eltern geht es gut. Studien, die das Ressentiment über männliche Homosexuelle aka Kinderficker stützen, stammen entweder aus der evangelikalen Ecke (die deutsche „Expertin“ ist Christl Ruth Vonholdt, sie promovierte über Krampfadern) oder sind sonstwie unwissenschaftlich, wie die von Mark Regnerus.

      Das mit der wegfallenden Inzest-Hemmung gibt auch allen heterosexellen Pflege- und Adoptiveltern einen mit – jedenfalls denen, die nicht nur die Missionarsstellung bei ausgeschalteter Beleuchtung praktizieren.

      Ich bin noch ein bißchen neugierig, welcher FAZ-Redakteur diesen Gastbeitrag verantwortet. So als Punktlandung am Tag, an dem die Ehe auch für Homosexuelle endlich Gesetz werden soll.

      1. meedia:
        Umstrittener FAZ-Text zur Ehe für alle: Gastautor „Johannes Gabriel“ ist ein Pseudonym

        FAZ-Redakteur Reinhard Müller bestätigt: Der Autorenname „Johannes Gabriel“ ist ein Pseudonym.

        Reinhard Müller selbst steuerte 2 Beiträge zur Ehe für alle bei: Ehe für keinen und Die Verfassung wird verbogen

        Heute morgen um 10h rum war bereits bei meedia erschienen: Schlimme Hetze oder Meinungsfreiheit? FAZ provoziert mit Gastbeitrag zur Ehe für alle einen veritablen Shitstorm

    1. Um Mißverständnissen vorzubeugen: ich halte es für Niedertracht bei der FAZ, diesen Meinungsbeitrag punktgenau zur Debatte im Bundestag zu veröffentlichen. Was den Autor angeht, schwanke ich zwischen etwas nahe am Mitgefühl, was sein Selbstbild als Homosexueller angeht und dem Wunsch, daß er sich mindestens 100m von jedem Kindergarten, jeder Schule und überhaupt von Kindern fernhält.

      1. Abgesehen davon, daß der Autor seiner community (der schreibt „wir Schwule“) mehr als nur latent vorhandene Päderastie (http://www.duden.de/suchen/dudenonline/p%C3%A4derast) unterstellt, auf die Idee, daß
        gleichgeschlechtliche Paare jetzt nicht zwingend ebensolche Kinder großziehen bzw. ~ wollen, kommt der nicht.
        (Latent meint analog zu Anteil Pädophiler an der Gesamtpopulation.)

        Am Ende ist die NGO, die der berät, auch noch der Verein der Krampfaderexpertin, welcher auch noch Kohle vom Staat kriegt *kotz*….

        Die BILD würde wohl heutzutage so nen Scheiß nicht mehr abdrucken. Hab das heute Nacht auch für nen fake gehalten…

        1. Latent meint analog zu Anteil Pädophiler an der Gesamtpopulation.

          Sie meinen analog zum Anteil Pädokrimineller an der Gesamtpopulation?
          Pädophilie ist ein Begehren, das sich niemand ausgesucht hat und das nichts mit Handlungen sexualisierter Gewalt gegen Kinder zu tun haben muß. Laut Dunkelfeldforschung sind für 80-88% der Fälle sexualisierter Gewalt gegen Kinder nicht Pädophile, sondern „Normale“ verantwortlich.
          Wenn Sie einverstanden sind, würde ich das in Ihrem Kommentar gern korrigieren.

          1. Paßt schon, sowohl das eigentlich veraltete Wort Päderast als auch Pädophile. Bei dem mit der „habituellen Freizügigkeit…“ wäre pädokriminell richtig gewesen, der noch dümmlichere Verweis auf die Grünen legt in der Denke des Autors obiges im Wortlaut nahe.

          2. „In einer wirklich liberalen Gesellschaft könnte auch der Pädophile offen zu seinem Begehren stehen; es auszuleben, könnte aber selbst dann nicht toleriert werden. Erkannt würde jedoch die Tragik dieser Menschen, die ein Leben lang trotz greifbarer Nähe auf das verzichten müssen, was ihnen im Leben am liebsten ist. Pädophilie heißt ja, dieser Mensch fühlt sich nur wohl, fühlt sich nur geborgen, wenn seine mehr oder weniger unbewusste Sehnsucht nach der eigenen als verloren erlebten Kindheit durch das kindliche Leben mit Kindern erfüllt wird.“

            Zitiert aus einem zwar älteren, doch nach wie vor aktuellen Beitrag des Sexualwissenschaftler Volkmar Sigusch:
            https://www.aerzteblatt.de/archiv/105875

            1. Herzlich willkommen, Ute Plass und: Zustimmung!
              Das Erkennen der Tragik, daß Pädophile/Päderasten im Zölibat zu leben haben, trüge weit mehr zur Prävention der Pädokriminalität bei als die ständige Gleichsetzung von Begehren und krimineller Handlung, die überdies mehrheitlich nicht von Pädophilen begangen wird. Die übliche Pädokriminalität, begangen von „Normalen“, hat mit Sexualität nur am Rande zu tun, sondern mit maximaler Macht und Kontrolle, mit sexualisierten Mitteln ausgeübt.

              Pädophilen/Päderasten wird eine wichtige Motivation genommen, sich in Therapie zu begeben und ihr Begehren kontrollieren zu lernen, wenn ihnen sowieso unterstellt wird, sie würden Kinder ficken.

              Der Hugo könnte das alles eigentlich auch wissen, denn der liest hier schon lange genug mit. Aber ganz offenbar schreibe ich für die Katz.

              1. „Abgesehen davon, daß der Autor seiner community (der schreibt „wir Schwule“) einen höheren Anteil Pädophiler als den an der Gesamtpopulation unterstellt,“
                Wasweißich, jeder 10. zu jeder 100.
                Ist NICHT meine Unterstellung.

  1. Jan Feddersen, taz: Schlüpfrigkeit und Aberglauben

    Anders verhält es sich mit der Zeitung, die für sich selbst glaubt, das publizistische Flaggschiff der Bürgerlichkeit zu sein, der FAZ. Dort erschien gestern auf der letzten Seite des politischen Teils ein Text eines zwar nicht zur Redaktion gehörenden, doch von ihr offenbar gewünschten Autors, der tatsächlich nicht nur gegen die Ehe für alle polemisiert, sondern hetzt.

    Johannes Gabriel heißt der Mann, in der Debattenszene nicht weiter ausgewiesen – womöglich ein Pseudonym – der da zur Ehe für alle schreibt: „Seid ihr euch eigentlich klar darüber, wie sehr wir dadurch alles verraten, was wir sind?“ Offenbar will der Autor damit („wir dadurch“) appellieren, es bei der einst klassischen Formen gelebter männlicher Homosexualität zu belassen (im Geheimen, am besten unter Verbotsdruck …).

    Aber dann schreibt er das, was einer Lüge gleichkommt: „Und ist es wirklich so abwegig, was manche Gegner der Homo-Ehe behaupten, dass adoptierte Kinder ungleich stärker der Gefahr sexuellen Missbrauchs ausgeliefert sind, weil die Inzest-Hemmung wegfällt und diese Gefahr bei homosexuellen Paaren besonders hoch sei, weil die sexuelle Outsider-Rolle eine habituelle Freizügigkeit erotischer Binnenverhältnisse ohne alle sexual-ethischen Normen ausgebildet habe?“

    Das alte Bild: Schwule sind enthemmt, ficken alles, was nicht bei drei auf den Bäumen und kennen keine Scham. Homos – na klar: Pädos.

    … Aber dass dieser Beitrag einer der zwei wichtigsten – der andere ist ein Leitartikel des notorisch nicht an Zivilisation, sondern an die Natur glaubenden FAZ-Redakteurs Reinhard Müller auf Seite Eins – Meinungsbeiträge für ein bürgerliches Publikum sein soll, sagt weniger über einen beklagenswerten Mann und seine Pädophantasien etwas, sondern über diese Zeitung selbst.

    Die FAZ war, zumal unter ihrem Feuilletonherausgebers Frank Schirrmacher bis zu dessen Tod vor drei Jahren, ein Blatt auch der Aufklärung zur Familien- und Ehefrage. Aber es arbeiteten nicht nur im Kulturteil Journalisten, die die Ehe für alle als bürgerliches Projekt beschrieben und kommentierten. Auch im Politikteil war dies so.

    Und doch lässt man dort nun Autoren zu Wort, von denen der eine die Lüge wiederholt, homosexuelle Männer neigten zum sexuellen Missbrauch durch ihr pures So-Sein. Die Wahrheit ist jedoch: Fälle sexuellen Missbrauchs sind en gros und en détail in heterosexuellen Milieus angesiedelt, in Familien, gern auch katholischen Gemeinden. Die Chance, durch Väter, Onkel und Opas sexuell misshandelt zu werden – oft in Komplizenschaft mit Müttern, Tanten und Omas – ist um ein Vielfaches höher als in homosexuellen Verhältnissen.

    Allerdings ist nicht „Johannes Gabriel“ als Verfasser dieser enthemmt falschen Zeilen das Problem, sondern die Zeitung, die ihm Platz einräumt. Es ist eine Zeitung, die schlüpfrige Phantasien bedient und den (Aber-)glauben an Naturrecht obendrein. Diese FAZ hätte es unter Frank Schirrmacher nicht gegeben – der hätte bei der Tageskoordination gemerkt, was für ein Schwachsinn in einem Teil der Zeitung erscheint und dafür in seinen Stimmen der bürgerlichen Vernunft geholt. Und zwar breitflächig, den Diskurs aufwühlend.

    Es ist ein Elend mit dieser Zeitung, hinter der leider kaum noch kluge Köpfe stecken.

  2. Ich hab das auf facebook schon gesehen und kommentiert. Ich dachte ja erst, dass der Autor ein Hetero ist, weil er mal mit „wir“ und mal mit „ihr“ und „euer“ hantiert. Dass die FAZ das publiziert ist der wirkliche Fehltritt. Ansonsten: Das Ding ist doch gegessen. Die Ehe für alle ist gekommen und nun muss noch mal nachgelegt werden.

    1. Sollte die FAZ tatsächlich David Berger eine Bühne gegeben haben, würde das einen enormen Reputationsverlust bedeuten. Berger schürt in seinem WordPress-Blog unausgesetzt Haß gegen Minderheiten und zwar in einer Weise, die immer kokett auf der Grenze zum Strafgesetz entlang balanciert und dabei Meinungsfreiheit! kräht. Inhaltlich sind seine Machwerke im Brustton des Alarmismus vorgetragene Glaubenstexte – Das Ende ist nahe! – hat mit seriösem Journalismus nicht mal am Rande zu tun.

      Ich habe vorhin Beschwerde gegen die FAZ beim Presserat eingereicht – die Unterstellung, Homosexuelle seien auffällig viel häufiger Kinderficker als Hetero-Eltern, bringt mich aus verschiedenen Gründen auf. Unverschämt finde ich auch den Absatz zur Inanspruchnahme von Reproduktionsmedizin. Ich finde es auch nicht so witzig, daß die FAZ ein Pseudonym zuläßt, das nicht als solches gekennzeichnet ist – bei einem Text, der geeignet ist, die Reputation der real existierenden Johannes Gabriels zu beschädigen (es gibt u.a. einen Schauspieler und einen Wissenschaftler).

      Für Sie habe ich extra einen Merkology-Blog aus dem Economist aufgehoben, der Ihnen vermutlich ebenso gut gefallen wird wie mir: Gay marriage and the six rules behind Angela Merkel’s political longevity

      Was mich ja in den letzten Tagen beschäftigt hat, ist einmal mehr die Rolle, die Merkel zugemessen und aufgedrängt wird – man ist ganz unglücklich, desorientiert und sickig, wenn die Kanzlerin nicht autoritär führt. Sondern so gefährlich aufgeklärte, geradezu anarchische Dinge tut, wie ein in 27 Jahren zu Tode diskutiertes Thema der grundgesetzlich vorgeschriebenen Gewissensentscheidung der Abgeordneten zu überantworten – nachdem mehr als 80% der Bevölkerung nichts gegen die Ehe für alle haben.

      Leicht irre finde ich auch, daß rot-rot-grün (und der aufgeklärtere Teil der CDU) am letzten Tag im Bundestag vor der nächsten Wahl überrascht bemerkt, daß sie in der Mehrheit sind. Achachach.

  3. Niederträchtig ist auch der Artikel von Leander F. Badura im Freitag – laut URL hieß er ursprünglich Homos jetzt mit Schrebergarten. What the fucking fuck?

    Ich finde es niederträchtig, das Institut der Ehe ausgerechnet anläßlich der rechtlichen Gleichstellung der Homosexuellen zu kritisieren. Statt sich mit den Homosexuellen zu freuen, wird von den endlich Gleichgestellten erwartet, die Ehe für die Heteros mitabzuschaffen. Der Verzicht auf die überfällige Gleichstellung wird auch noch für irgendwie links gehalten.

    Aber das bestätigt meine Erfahrungen beim Freitag: Homosexuelle (und Frauen) haben nicht nur sowieso immer eine Revolution mehr zu absolvieren (nämlich die in ihren Familien), sondern ihre Menschenrechte werden von Linken besonders gern untergeordnet, um sie zu der Revolution mißbrauchen zu können, von der besonders ältere Hetero-Männer befürchten, daß sie nicht mehr zu ihren Lebzeiten stattfinden könnte. Da ist mir der offene rechtsradikale Haß gegen Homosexuelle (und Frauen) à la FAZ beinahe lieber, weil mir die Reaktion darauf leichter fällt. Bei diesem verdrucksten, verklemmten, mißbrauchenden, linken Nicht-gönnen-können fühle ich mich verraten und verkauft. Kotze klingelt am Zäpfchen.

    1. Und dann gibt es noch den stark herausgeforderten Kritiker der FAZ-Niedertracht namens Jakob Augstein. Nicht nur in Form der punktgelandeten Badura-Ehekritik im ihm zu eigenen Der Freitag, sondern auch in Form seiner SPON-Kolumne, daraus:

      Am vergangenen Freitag beschloss das deutsche Parlament die Ehe für alle. Es war ein Gesetz für die Liebe und so etwas wird nicht alle Tage beschlossen. Darum fühlte sich die große Mehrheit im Parlament heiter beschwingt und die große Mehrheit im Land auch. Man kann sagen: das Land war für einen Moment glücklich. Natürlich nicht das ganze Land. Es gibt ein paar homophobe Ecken, da kommt das Licht der Liebe nicht hin.

      Manche dieser Ecken kennt man schon: die AfD zum Beispiel würde am liebsten in Karlsruhe klagen. Andere sind neu: dass zum Beispiel in der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“ Platz für einen brutalen Schwulenhass ist, wie man ihn sonst nur aus dem Osten kennt, das war überraschend.

      (Hervorhebung von mir, dvw)

      Sonstiger Erkenntnisgewinn aus der Kolumne: null.

      Augsteins Kritik in Twitter-Kürze:

      Hm, das scheint bei der FAZ ähnlich zu laufen wie bei Der Freitag mit dem Text von Petra Reski, der der Redaktion laut Augstein „untergejubelt“ wurde. Petra Reski klagt übrigens inzwischen gegen Augstein (als dem Herausgeber des Freitag), Verhandlung ist am 29. September am Landgericht Hamburg.

      1. Die Parallele ist offensichtlich.
        Jakob Augstein, ein Geizhammel, der nicht mal seinen eigenen Anwalt zu Rate zieht, wenn er über Reski seine „Meinungen“ in die Welt faked. Selbst die FAZ ist nicht so blöde und spricht von „untergejubelt“.

  4. Ich weiß jetzt nicht, wo der Ausdruck „dzammschreim lassn“ (zusammenschreiben lassen) genau herkommt, verwendet wurde er zu DDR-Zeiten für standesamtliche Ehen ohne Blingbling drumherum und mit der Lebenspartnerschaft eben dann für „Ehe light“. Vor ’90 war das wegen ner gemeinsamen Wohnung notwendig und natürlich war/ist (eingetragene Partnerschaft) das mit Kindern und deren Nachnamen wenn die „offizielle“=dann doch kirchliche Ehe oder heutzutage halt auch „richtige“ Ehe mit Blingbling erst später kam/kommt halt auch einfacher. Ebenso bei Haus/Wohnungskauf/Kredit usw.usf. . In der kleinen BRD wars wohl ähnlich.

    Jedenfalls, und darauf will ich hinaus, ich verstehe es auch nicht, warum mensch sich da nicht wirklich einfach mal mitfreuen kann anstatt rumzugeifern. Sowas ist spießig!
    Und mal ehrlich, ich habe mit zwei sehr gut befreundeten Paaren deren Hochzeit mitfeiern dürfen, beide kirchlich, also halt Mann+Frau, bei einem Ehemann bin ich sogar Trauzeuge, Bling Bling, gehört da schon dazu! Bin sonst eher sachlich, aber wenn Heiraten, dann richtig!!!
    Soviele Punkers wie bei der anderen Hochzeit hat, glaube ich, der Herrgott seit den Kirchenkonzerten nicht mehr in seiner Hütte gehabt… Da hat dann zur Feier auch ne fetzige Klezmer-Combo gespielt, Namen hab ich leider vergessen. (Die Kirche war ihre Bedingung und was macht mann nicht alles aus Liebe…)

    Falls ich es noch erleben sollte, daß es hier in der Gegend eine gleichgestellte kirchliche Heirat von Schwulen/Lesben/wasauchimmer gibt, ich würd der Trauung beiwohnen. Aus Solidarität!

  5. Sollte ich wirklich als einzige Leserin den Beitrag dieses sogenannten Johannes Gabriel für Satire gehalten haben? Es war mir nicht möglich, die Anhäufung aller Klischees für Ernst gemeint zu nehmen.
    Schliessen Sie das ganz und gar aus liebe Dame von Welt?

  6. Auf dem Punkt landet Johannes Kram im BildBlog: „FAZ“ und „Ehe für alle“: Ein Hass, der keinen Namen trägt

    Das so ziemlich einzige Gute an der Sache ist, dass sich „FAZ“-Redakteur Reinhard Müller ziemlich freimütig in die Karten schauen lässt. Auf die Frage von „Meedia“, warum man den Text unter einem Pseudonym veröffentlicht habe — eine Praxis, die normalerweise angewendet wird, um mutige Stimmen, wie die von Dissidenten vor Repressalien zu schützen –, antwortet Müller:

    „Der Autor verweist im Text darauf, ‚wie schwierig das sachliche Argumentieren dieser Angelegenheit in der Gay-Community ist — wer etwas anderes meint, wird gleich als ‚Verräter‘ gebrandmarkt‘. Diese Befürchtung scheint, wie einige Reaktionen zeigen, nicht unberechtigt gewesen zu sein.“

    Es ist also der offensichtliche Versuch, einen homosexuellen Autor mit offensichtlich problematischen kinderbezogenen Phantasien, der sich dafür hasst und diesen Hass auf das Homosexuell-sein und die Homosexuellen übertragen möchte, als mutigen Aufklärer nicht in eigener, sondern allgemeiner Sache darzustellen. Und — noch schlimmer: die Opfer des Hasses zu Tätern zu machen. Wer sich gegen die Unterstellungen und Beleidigungen wehrt, ist der, der den Diskurs erschwert, und nicht jener, der ihn mit Verrücktheiten zubombt.

    Müllers vorsätzliche Diffamierung Homosexueller funktioniert dabei wie eine alte Antisemiten-Logik: So, wie die Juden Schuld am Antisemitismus sind, sind es die Homos bei der Homophobie. Beschuldigen doch einfach jemanden, der ihnen gar nichts getan hat.

    Noch skandalöser als die Veröffentlichung des Gastbeitrags sind die Erklärungen, die der „FAZ“-Mann ohne den Protest seiner Chefs verlautbaren darf:

    „Die ‚Fremde Feder‘ ist, wie der Name schon sagt, ein Ort für pointierte, auch provozierende Debattenbeiträge von Fremdautoren. Insofern haben wir mit Reaktionen gerechnet. Uns hat dennoch die Intoleranz einiger Kommentare überrascht.“

    Nicht nur im Marketing nennt man das Reframing: Das gezielte Umdeuten eines Kontextes durch eine Verschiebung der Betrachtung. In diesem Fall ermöglicht es dem intoleranten Homo-Hasser, sich als Opfer von Intoleranz zu sehen.

    Die Strategie ist also ein Leserservice der besonderen Art: über den Umweg „Fremde Feder“ der eigenen konservativen Kernklientel ein Mittel an die Hand geben, mit der diese ihren Hass verklären und bewahren kann. Die „FAZ“ möchte offensichtlich nicht auf diese Zielgruppe verzichten, doch statt ihr die Welt zu erklären, die diese nicht mehr verstehen kann, also Journalismus zu machen, hisst sie die weiße Fahne. Eine größere Leserverachtung erscheint kaum möglich.

  7. Niederträchtige Konsequenzen der Niedertracht à la (u.a.) FAZ – Bayerischer Rundfunk: Verprügelt, weil er schwul ist

    „Bist Du eine scheiß Schwuchtel?“, fragt der Mann. Ja, antwortet Gregor. Schon knallt ihm die Faust ins Gesicht. Gregor bricht zusammen, spürt Blut. Ein Krankenwagen kommt, die Sanitäter nehmen ihn mit ins Krankenhaus. Der Knochen unter Gregors Auge ist zertrümmert, die Ärzte fürchten, dass er sein Augenlicht verliert.

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