Zum würdigen Leben gehört mehr als nur soziale Gerechtigkeit. Eine andere Bedingung ist die Identität. Die soziale Gerechtigkeit muss gegen Kapital und Konzerne errungen werden – aber die Identität gegen die Migration. Das Thema ist für die Linken gefährlich: In der Theorie soll doch der Ausländer ein Freund sein. Aber in der Wirklichkeit ist die Einwanderung ein Quell der Sorge. Wenn die Aufgabe einer linken Regierung die Solidarität mit der arbeitenden Bevölkerung ist, dann gehört dazu auch der Schutz der Heimat. … Es gibt kein Recht auf Nischen, an denen die Zeit vorüber geht. Aber es gibt auch unter den Bedingungen der Beschleunigung ein Recht auf die eigene Identität.
Das stammt nicht von Martin Sellner, nicht von Jürgen Elsässer, nicht von Götz Kubitschek noch ist das ein Aprilscherz. Sondern das steht in Jakob Augsteins aktueller SPON-Kolumne. Die meint er mutmaßlich ernst – als Ratschlag, was die SPD und Martin Schulz so alles zu tun und zu lassen hätten: Unsere Heimat.
Ob mal wer dem Augstein in einer stillen Stunde beibringt, daß für die eigene Identität ebenso wie für den Ausgang aus der selbstverschuldeten Unmündigkeit jede/r höchstselbst zuständig ist? Und das schon seit mehr als 200 Jahren? Die eigene Identität wird nicht von Flüchtlingen und Einwanderern bedroht, sondern von der bequemen Annahme, ein Politiker, eine Partei, eine Nation, irgendein Glaube könne einem die Arbeit daran abnehmen. Anders als Augstein glaubt, ist das Thema für Linke nicht gefährlich: denn nicht nur in der Theorie, sondern vor allem in der Praxis soll der Ausländer gar nicht Freund sein, sondern Mensch.
Bei Augstein kommt der Mensch Ausländer aber auch gar nicht vor, sondern wird mit der Vokabel „Migration“ und als Bedrohung für die deutsche Würde, Identität, Heimat entmenschlicht.
Es müßte ihm auch erklärt werden, daß es nicht weniger widerlich ist, wenn er Jean Améry gegen Flüchtlinge in Stellung zu bringen versucht, als wenn Rechtsradikale Rosa Luxemburg zur Legitimierung von Volksverhetzung und Sophie Scholl zum angemaßten Widerstandsrecht gegen den Staat (z.B. in der Variante Brandanschlag gegen Flüchtlingsheim) mißbrauchen.
Leo Fischer, nd: Nationaler Sozialismus
Kein Geist ist da, es ist wie auf morsches Holz geklopft. …
Papier errötet nicht und Pixel platzen nicht vor Scham, aber immerhin kann man im Takt der Kommata mit dem Kopf auf den Tisch hauen, so hohl, so bigott dröhnt es da aus dem Kolumnistenmund. Das würdige Leben, so Augsteins Gleichung, kommt nicht ohne Heimatschutz aus, und die Glatzen von Dortmund bis Anklam, die »Heimatschutz« als Lynchsport pflegen, nicken anerkennend. …
Dass es eine Identität geben könnte, die eventuell nicht darauf basiert, unablässig das Fremde abzuwehren, sich also nicht a priori als Gegnerschaft und über Feinde konstituiert, das passt nicht in Augsteins Kopf, in welchem, in guter Tradition, Arbeit und Kapital durch die Nation versöhnt werden. …
Wenn man Sahra Wagenknecht Nähe zu AfD-Positionen vorwirft, ist das selbstverständlich nicht dasselbe, wie »nicht hinzusehen«; ebenso wie die Behauptung, Zuwanderung schaffe zwangsläufig Probleme, nicht schon dadurch eine Tatsache wird, dass Augstein »Jeder weiß das« dazuschreibt.
Augstein, der in seinem Alltag vom Anblick »hart arbeitender Menschen« weitgehend verschont bleiben dürfte, weiß aber immerhin, wohin er ihren Hass lenken muss: »Migranten sind Konkurrenten um Wohnraum und Arbeitsplätze. Und sie sind zusätzlich Konkurrenten im Lebensstil.« Denn würden die hart arbeitenden Menschen einmal nachrechnen, wieviel es sie kostet, Vermögen und Lebensstil von Leuten wie Augstein unangetastet zu halten, dann wüssten sie natürlich, dass sie davon jedes Jahr zehn Flüchtlingskrisen bezahlen könnten. Nicht jeder weiß das allerdings, und damit das auch so bleibt, wird Augstein auch weiterhin seine Kolumnen schreiben. So berechnend ist er dann doch.
Meine Heimat ist Kreuzberg-Südost, meine erweiterte ist Berlin und die wird tatsächlich von Migration bedroht. Von der Migration der Kriegsgewinnler am knappen und teuren Gut Wohnraum, der der Kolumnist bislang nicht die nötige Aufmerksamkeit schenkte.
(link zum Radioeins-Freitag-Salon mit Andrej Holm zum Nachhören eingefügt, 4.3.17 dvw)
Hier wäre auch die Vokabel Migration (von lat. migratio = Wanderung) ausnahmsweise mal zutreffend, denn wenn ein Viertel, eine Stadt durchgentrifiziert ist, wandern besagte Kriegsgewinnler ins nächste Viertel, in die nächste Stadt.
Während die allerwenigsten der als „Migranten“ bezeichneten Flüchtlinge und Einwanderer beständig wandern. Die sind in meine und jetzt auch ihre Heimat gekommen, um zu bleiben. Unter dem Dach des Heimat und Identität befördernden Grundgesetzes, laut dem alle staatliche Gewalt der Achtung und dem Schutz der unantastbaren Menschenwürde verpflichtet ist.
Augsteins Querfront-Kampfschreibe bei SPON (bei Tichys Einblick klatscht Alexander Wallasch Beifall) ist aber noch nicht alles.
Die ihm eigene Wochenzeitung Der Freitag ist einmal mehr einem Klägerwunsch gefolgt und hat vor einer Weile einen Artikel „unveröffentlicht“. Augstein hat sich überdies die Klägersicht zu eigen gemacht und einen interessanten Einblick in die Arbeit der Redaktion bei Der Freitag ermöglicht.
Diesmal betraf das inexistente Rückgrat bei Der Freitag nicht nur die Blogger, sondern die freie Autorin Petra Reski. Gelöscht wurde ihr Artikel über die `Ndrangheta in Mitteldeutschland ‚Die Bosse mögen’s deutsch‚, erschienen am 17. März 2016. Ein Erfurter Gastronom hatte 3 Monate nach Erscheinen des Artikels geklagt, weil er seine Persönlichkeitsrechte verletzt sah. Er hatte auch gegen den MDR geklagt, der jahrelange Recherche zur `Ndrangheta in der ostdeutschen Provinz (mit Koryphäen wie u.a. Fabio Ghelli) in ein Dossier und einen Film einmünden ließ.
Andreas Rossmann, FAZ: Von der Mafia lernen heißt schweigen lernen
Dass eine Zeitung, die mit der Entscheidung, den Artikel zu drucken, hinter dem Autor steht, sich im Falle einer juristischen Auseinandersetzung vor diesen stellt, sich mit ihm berät und dagegen wehrt, ist übliche Praxis. Eine Umfrage unter Justitiaren und Medienrechtlern ergab, dass keiner von einem Fall gehört hat, in dem nicht so verfahren wurde. Ja, selbst dann, wenn die Zeitung im Nachhinein zu einer anderen juristischen Bewertung kommt als der Autor, übernehme sie in der Regel das Risiko. Der „Freitag“ aber hat gar nicht erst versucht, seiner Autorin beizuspringen, sondern den Artikel ohne Rücksprache mit ihr gleich von der Internetseite gelöscht.
„Die Anwaltskosten sind für einen kleinen Verlag wie unseren eine ziemliche Belastung“, habe ihr die zuständige Redakteurin, mit der sie mehrfach gut zusammengearbeitet habe, erklärt, sagte Petra Reski der Frankfurter Allgemeinen Zeitung. Vom „Freitag“ fühlt sie sich im Stich gelassen: „Dass die Gerichts- und Anwaltskosten für eine kleine Autorin wie mich, die an dem Artikel 321 Euro brutto verdient hat, eine ziemliche, wenn nicht sogar größere Belastung sind, darauf scheint beim ‚Freitag‘ niemand gekommen zu sein.“ Um eine Stellungnahme gebeten, sagte Jakob Augstein, der Herausgeber des „Freitag“, der F.A.Z.: „Wir sind als Zeitung darauf angewiesen, uns auf die korrekte Arbeit unserer Autoren zu verlassen. Wenn wir unwissentlich Behauptungen drucken, die sich als nicht haltbar erweisen, müssen wir die Zusicherung geben, solche Behauptungen nicht zu wiederholen. Das ist in der deutschen Medienlandschaft die übliche Praxis und gerade in Zeiten, die von den Stichworten ‚Fake News‘ und ‚Lügenpresse‘ geprägt sind, richtig und wichtig.“ Auf den Vorwurf der fehlenden rechtlichen Unterstützung angesprochen, sagte er: „Redaktionen sind keine Rechtschutzversicherung für mangelhafte Recherche.“
Nachtrag 9.4.17
In der FAZ wurde heute ein zweiter Artikel von Andreas Rosmann veröffentlicht: Ist die Mafia jetzt der Gewinner?
Zuerst ließ der Verleger Jakob Augstein die Autorin Petra Reski in einem Rechtsstreit hängen. Nun tritt er sogar nach. Ein solches Beispiel darf im Journalismus nicht Schule machen. …
Der Sachverhalt ist gerade nicht so eindeutig, wie Jakob Augstein ihn hinstellt. Denn eine Klage, so die Auffassung von im Pressegesetz bewanderten Juristen, schien schon deshalb unwahrscheinlich und eine Aussicht auf Erfolg noch unwahrscheinlicher, weil der beanstandete Name in der Presse zuvor schon mehrmals genannt worden war: So zweimal in der „tageszeitung“, die am 11. Februar 2016 berichtete, dass die Klage des italienischen Geschäftsmanns gegen die MDR-Dokumentation „Die Provinz der Bosse – die Mafia in Mitteldeutschland“ vor dem Landgericht Leipzig Erfolg hatte, und am 23. März 2016 meldete, dass der Sender gegen das Urteil Berufung eingelegt habe. Das hat der „Evangelische Pressedienst“ (epd) am 1. April aufgegriffen, in dessen Bericht der Name des in Erfurt ansässigen Klägers ebenfalls steht. Dagegen war dieser in der Dokumentation des MDR nicht genannt worden, vielmehr hatte er sich in der dort als „Michele“ bezeichneten Person erkannt gefühlt und, indem er Klage einreichte, selbst „geoutet“.
Den Namen zu nennen schien mithin nicht sonderlich riskant. Auch das Gericht bestätigte das, weist es in einer Verfügung vom 8. Juli 2016 den Kläger doch darauf hin, dass „es auf die Frage, ob die Grundsätze der Verdachtsberichterstattung vorliegend überhaupt Anwendung finden“, nicht ankommen dürfte, „nachdem der Antragsteller mit dem angesprochenen Verfahren selbst in die Offensive gegangen ist und es sich um ein öffentliches Verfahren handelte“. Was Petra Reski allenfalls vorgehalten werden kann, ist, dass sie, doch gedeckt von juristischem Sachverstand, das Risiko, den Namen zu nennen, im Hinblick auf das Landgericht Leipzig falsch eingeschätzt hat. Wer ihr das als „Fehler“ anlastet, ohne es selbst vorher auch nur bemerkt zu haben, muss die fragwürdige Entscheidung des Gerichts für durchschlagend überzeugend, ja sakrosankt halten. Erstaunlich für einen Journalisten, der „im Zweifel links“ steht. …
Auch im DLF hat er die „sehr, sehr geschätzte“ Autorin in einer Weise diskreditiert, die die Frage aufwirft, ob das sein Stil und die Form der Auseinandersetzung sein kann: „Wir sind ja froh, dass wir einen Rechtsstaat haben, und wir wollen keine Fake News drucken und der Lügenpresse-Vorwurf, den wollen wir uns von niemandem sagen lassen, und wenn man solche Sachen schreibt, dann stärkt das ja im Grunde die Mafia, weil die jetzt als Gewinner dasteht, das ist für alle sehr misslich.“
Andersherum wird eher ein Schuh draus. Indem er eine „gängige Praxis“ (DJV) der Zusammenarbeit aufkündigt und damit einen Präzedenzfall schafft, der Schule machen könnte, schwächt Augstein den Journalismus in einer Zeit, da dieser von außen massiv unter Druck steht, von innen und schreibt die Einschüchterung, auf die es der Kläger abgesehen haben dürfte, fort. Warum es sein könnte, dass die Mafia jetzt als Gewinner dasteht, ist tatsächlich die Frage.
Nachtrag 11.4.17
Die Freischreiber haben Der Freitag wegen des Umgangs mit Petra Reski für den Himmel-Höllepreis 2017 nominiert, aus der Begründung für die Hölle-Nominierung:
Liebe freie Journalistinnen und Journalisten, wenn Sie vorhaben, in der nächsten Zeit einen Text für das Meinungsmagazin „der Freitag“ zu verfassen, so lesen Sie sich vorher bitte diese Anleitung durch. Erstens: Fassen Sie kein heißes Eisen an. Zweitens: Nennen Sie keine Namen. Drittens: Legen Sie ein Mehrfaches des Honorars als Rücklage für mögliche Rechtsstreitigkeiten mit Protagonisten zur Seite – „der Freitag“ verfügt entweder nicht über entsprechende Mittel oder möchte sie nicht zur Verfügung stellen. Viertens: Rechnen Sie nicht damit, dass die Redaktion den Text vorab auf rechtliche Unsicherheiten hin klärt. Fünftens: Seien Sie nicht traurig, wenn Ihre Ansprechpartner in der Redaktion im Falle von Ärger auf Tauchstation gehen.
Wenn Sie diese Punkte beachten, wird die Redaktion Ihren Text dankend drucken. Wenn Sie diese Punkte beachten, stellt sich allerdings die Frage, ob Sie das dann noch möchten.
Die Preisverleihung ist am 29. April in Frankfurt.
Nachtrag 5.5.17
Den Negativ-Preis der Branche verleiht der Freischreiber-Vorstand in diesem Jahr an die Süddeutsche Zeitung. Seit Jahresanfang gibt die SZ Texte ihrer freien Autoren an den Schweizer Tagesanzeiger weiter, ohne die Autoren dafür zusätzlich zu honorieren. Damit werden freie Autoren schlichtweg enteignet …: „So viel Kaltschnäuzigkeit hat den Hölle-Preis wahrlich verdient.
Nachtrag 13.4.17
Das Medienmagazin Zapp (NDR) beschäftigt sich ebenfalls mit dem „Fall“ Reski vs Augstein/Der Freitag, auch der neue Chefredakteur kommt im Film zu Wort.
„Es gab keine Rückfragen“
Reski ist empört. Sie habe lediglich über ein Gerichtsverfahren berichtet. In einem Interview mit ZAPP wirft sie dem „Freitag“ vor: „Es gab keine Rückfragen bzgl. der Namensnennung, überhaupt keine. Weder von der Redaktion noch von einem Justitiar. Also wenn das jetzt irgendwie zu Zweifeln seitens der Redaktion geführt hätte, hätte ich erwartet, dass mich jemand darüber informiert. Das war aber nicht der Fall. Niemand hat nach diesen Namen gefragt, ob man den Namen nennen dürfe oder nicht.“
Journalisten ohne Rückhalt?
Durch diesen Streit taucht für freie Autoren eine alte Frage wieder auf: Wie halten es die Medienhäuser – gerade bei investigativen Recherchen – mit dem juristischen Beistand im Fall einer Klage? Immer häufiger werden Autoren direkt verklagt, weil sie das schwächste Glied in der Kette sind – und weil man auf diese Weise versucht, mutigen Journalisten den Mut zu nehmen.
Nachtrag 5.5.17:
Jetzt hat auch der neue Chefredakteur von Der Freitag seinen ganz eigenen Skandal und sein eigenes In eigener Sache.
Christian Füller hat ein Interview (Cache), das er etwa 1 Monat vor der 1. Wahl in Frankreich mit Didier Eribon führte und das ihm vor der Wahl nicht ins Blatt passte, nach der 1. Wahl ohne jede Autorisierung verändert.
Didier Eribon verwahrte sich öffentlich bei Twitter dagegen:
Die Wochenzeitung „Der Freitag“ hat am Dienstagmorgen ein langes Interview mit dem französischen Autor und Soziologen Didier Eribon veröffentlicht. Um Punkt 6 Uhr morgens erschien es auf der Internetseite der Zeitung – aber nur für wenige Stunden. Seit Dienstagabend ist es wieder verschwunden. …
Christian Füller, erst seit Ende Februar Chefredakteur des „Freitag“, findet, das sei ein „sehr tolles Interview“ gewesen. Füller bestätigt, dass es vor der ersten Wahlrunde geführt wurde; sie hätten es auch vorher bringen wollen, aber dann verschoben. Er selbst, sagt Füller, habe die ersten beiden Fragen „aktualisiert“ – ohne den Interviewten noch mal zu kontaktieren. Es sei sein Fehler, Eribon das Interview nicht mehr vorgelegt zu haben. Außerdem: „Herr Eribon hatte keine Autorisierung verlangt, wie in Frankreich so üblich.“
Offenbar ist es also ratsam, ausdrücklich auf eine Autorisierung zu bestehen, wenn man dem „Freitag“ ein Interview gibt; der Chefredakteur handhabt es bei Interviewanfragen an ihn genauso. Auf den Gedanken aber, dass es keine so gute Idee ist, in ein altes Gespräch einfach aktuelle Fragen zu montieren, ist Füller wohl nicht gekommen.
Für Augstein sind bei Der Freitag veröffentlichte Texte immer offenkundiger reine Ware, die – nachdem sie sich rentiert, nämlich Geld verdient haben – bei noch so durchsichtiger Reklamation gelöscht und in die Alleinverantwortung der Autoren verschoben werden. Augsteins Verhalten ist selbst in der Medienkrise ein Novum.
Eine Redaktion hat Texte zu prüfen, die sie von freien Autoren kauft! Nicht nur, ob sie in die politische Blattlinie passen oder ob Rechtschreibung und Zeichensetzung in Ordnung sind. Sondern auch inhaltlich, ob z.B. Persönlichkeitsrechte verletzt sein könnten. Für derlei Rückfragen beschäftigen Verlage üblicherweise einen Justiziar. Hält der einen Text für heikel, muß die Redaktion eine Entscheidung treffen, ob Verdachtsberichterstattung, z.B. eine Namensnennung politisch gewollt ist und die Zeitung mögliche juristische Konsequenzen mitträgt. Oder ob man z.B. in Absprache mit dem Autor einen Namen anonymisiert oder von der Veröffentlichung des Textes lieber ganz Abstand nimmt.
There is no such thing as „unwissentlich Behauptungen drucken„. Es sei denn, Augsteins Redaktion ist unmündig, uninformiert und/oder unfähig. Einen Text erst zu veröffentlichen, um sich beim geringsten Gegenwind der Klägersicht anzuschließen, Petra Reski vor Gericht nicht zu unterstützen, sondern ihr außerdem noch mangelnde journalistische Sorgfalt zu unterstellen und ihre Arbeit in die Nähe von ‚Fake News‘ und ‚Lügenpresse‘ zu rücken, hat nur in einer erzkapitalistischen Warenwelt eine Logik. Nicht in der sogenannten 4. Gewalt im Staat, nicht im Pressekodex, nicht unter dem Etikett „irgendwie links“ und ganz sicher nicht unter „Im Zweifel links“.
Ähnlich verfährt Augstein mit den „hart arbeitenden Menschen„, die er gegen „Migration„, gegen Einwanderer und Flüchtlinge in Stellung zu bringen versucht. Beide Gruppen sind für ihn (wie auch jeder Autor, jeder Blogger, jeder Salongast, jeder Interviewpartner) reine Verfügungsmasse, auf deren Rücken er sein journalistisches Podest errichtet, sein Geschäftsmodell ausbaut. Seine Idee eines linken Boulevards wölbt sich rechtsradikaler Propaganda entgegen, mit Buzzwords wie einer gegen „Migration“ zu verteidigenden Würde, Identität und Heimat. Er versöhnt nicht nur „Arbeit und Kapital durch die Nation„, sondern er weist dem Journalismus seiner Einflußsphäre dabei den Platz des Erfüllungsgehilfen zu, der es hinterher nicht gewesen sein will und sich feige aus der Affäre zieht.
Andreas Rossmann beginnt seinen Artikel mit einem Zitat von Alberto Spampinato: „Jeder, der über die Mafia schreibt, tut das auf eigene Gefahr“
Auf den Augstein-Boulevard angewendet: Jeder, der Augstein für einen linksliberalen und redlich arbeitenden Journalisten und Zeitungsinhaber statt für eine feige Krämerseele mit Sonnenkönig-Attitüde hält, jeder, der bei Der Freitag arbeitet, schreibt, bloggt oder sonstwie zu tun hat, tut das auf eigene Gefahr.
Soll keine/r sagen, das sei nicht zu wissen gewesen.
Foto (beschnitten): Wikimedia Commons. Danke an die Schachnerin für den Hinweis.
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Danke für diesen interessanten Text! – Zuerst ein leicht verschämtes Geständnis: Ich blogge auch hin und wieder beim Freitag. Ich tue dies nicht, um Augstein zuzustimmen, sondern weil seltsamer eise die Texte dort gelesen und häufig auch mal kontrovers disjutiert werden….Diese Kolumne von Augstein auf SPON verstört mich auch sehr. Was ist bloß in den Köpfen los?- Oder ist dort überhaupt etwas los oder wurde der Hohlraum zwischen den Ohren während des so genannten „Fußball-Sommermärchen“ mit Deutschlandfahnen ausgefüllt. Für mich ist Heimat Landschaft und Natur. Aus welchem Land diejenigen kommen, die mit gleichen Entzücken dem Vogelgezwitscher lauschen, ist mir vollkommen gleichgültig. Meine „Heimat“ wird vom Baufraß durch Straßen, sinnlose Neubauprojekte auf dem Land und WKA bedroht …
Herzlich willkommen, rotherbaron!
Ich habe von 2009 bis 2015 bei Der Freitag gebloggt und tue das nach dort gemachten Erfahrungen nicht mehr. Es dauert bei WordPress ein bißchen länger und man muß was für die Vernetzung tun, aber meine Texte werden auch hier gelesen und der Tenor der Diskussionen gefällt mir um Preisklassen besser. Aber das muß jeder selbst wissen.
Ich halte Jakob Augstein nicht für hohlköpfig, sondern für opportunistisch, für überschätzt und für übermäßig von sich selbst überzeugt. Augstein hat sich mit Hilfe des Freitag und des mehrfach preisgekrönten Vorhabens der Verschränkung von professionellem Journalismus und Blogosphäre seine heutige Position erlogen, denn er hat keine seiner Versprechungen eingehalten.
Hugo hat mal Heimat als das definiert, was er sich in einer bestimmten Zeit erlaufen kann. Augstein scheint Heimat als Nation zu definieren, außerdem als durch „Fremde“ bedroht. Das ist nicht hohlköpfig, das ist gefährlich. Dazu ist sehr lesenswert Umberto Eco: Die Fabrikation des Feindes.
Jau. Über den Fall Augstein/Reski kann ich mich nicht äußern, FAZ als einzige Quelle ist mir zu wenig. Aber der Sponline-Text ist erschütternd. Leo Fischer schreibt ja schon richtig, dass bereits mir der Ernennung von Todenhöfer zum Freitag-Herausgeber klar war, dass da was sehr ernsthaft bei Augi nicht stimmt. Aber ich finde es trotzdem noch mal schlimm.
Ambros Waibel, taz und Petra Reski schreiben ebenfalls darüber, so ganz und gar allein ist die FAZ also nicht.
Mich würde ja brennend interessieren, warum die FAZ das genau jetzt aufgreift, obwohl Reskis Artikel vermutlich vor November 2016 gelöscht wurde.
Die Ernennung von Jürgen Todenhöfer zum Herausgeber und von Christian Füller zum Chefredakteur läßt vermuten, daß Augstein den Freitag in ein wirtschaftlich erfolgreiches Kampfblatt verwandeln will. Augstein spricht schon seit Jahren von der Notwendigkeit eines „linken Boulevard“ – seine Kolumne bei SPON zeigt, wo die Reise für ihn hingeht. Meine Fresse!
Es ist mir widerwärtig, mich von der Augstein-Idee von linkem Journalismus distanzieren zu müssen – als wären die Linken nicht schon zerstritten genug und als wäre Der Freitag nicht schon längst ein lost cause.
Ja, Sie bringen es auf den Punkt, was mich auch so traurig macht. Mir ist es auch „widerwärtig“, mich von Augsteins linkem Journalismus distanzieren zu müssen oder halt der Idee, dass Augstein linken Journalismus macht. Vielleicht denkt er echt, dass mensch anders an die Massen nicht rankommt, keine Ahnung. Und, genau, als wäre die Linke nicht schon zerstritten genug, ich sage nur die ganzen crazy antideutschen. Aber es gibt eben Grenzen.
In der FC wurde eben ein Blog online gestellt, der sich mit Augsteins SPON-Kolumne und mit Leo Fischers Antwort darauf beschäftigt, Tomerdot: Was gesagt werden muß
Es gibt noch einen weiteren FC-Blog, hammerfakt: die neuen heimatvertriebenen? (Nachtrag 28.4.17 link ist tot, Nutzer vermutlich gesperrt, dvw)
Magda kommentiert:
Ziemlich heftig ins Grübeln gekommen. Auch deswegen, https://twitter.com/augstein/status/842284394362638336 mit dem Jakob A. Frau Reski sein eigenes Versagen per Fußtritt anklebt. Zu der Zeit der Artikelveröffentlichung waren er und der kürzlich verabschiedete Philip Grassmann noch Chefredakteure des Blattes und damit verantwortlich für die Auswahl der Artikel. Sich der Personen derart zu „entledigen“ in Verbindung mit Inhalten wie der der Kolumne, in der nicht die Flucht als eine Herausforderung, sondern Flüchtlinge als Problem (zumal für „Heimat“ und „Identität“) dargestellt werden, ergibt ein mehr als diskutables Bild, das dieser Verleger von den Menschen haben dürfte.
Ich fürchte, mein Wunsch, jemand würde jetzt ganz laut „April, April“ rufen, bleibt ein Traum.
Der will mit der nachtretenden Fehlerverlagerung gar nicht wieder aufhören °_O
Mit Augstein sehe ich keine Diskussionsebene mehr, denn der Feenbesuch (mit 3 Wünschen im Handgepäck) steht nicht zu erwarten.
ad1 Macht neben Augsteins Domizil ein Flüchtlingswohnheim auf, dass er kollektiv Herr Biedermann und die Brandstifter auffführen will? Disgusting. Vielleicht sieht man ihn noch demnächst vor laufenden Kameras Heimaterde fressen.
ad2 Im Leserbriefteil der FAZ wurde die Frage aufgeworfen, ob die Journalistin vielleicht versäumt hat zu recherchieren, bei wem sie ihre Geschichte veröffentlicht. Das gibt leider gar keine „Karma-Points“ [c Herr Jan-Jasper Kosok] für verdienstvolle Herausgeber aber eine weitere Geschichte über die Gier?
https://www.freitag.de/autoren/jan-jasper-kosok/man-hat-recht
.
Ambros Waibel kommentierte gestern in der taz (links nicht eingepflegt): Ein sicheres Land
Perlentaucher:
Lesenswert fand ich auch ein Interview (2014) mit Petra Reski, geführt von Jonas Mueller-Töwe für Der Freitag: Die Mafia ist kein Fremdkörper und ein Interview mit ihr in der Münchner Abendzeitung, Volker Isfort:
Christian Bartels, altpapier (links nicht eingepflegt):
Hendrik Zörner kommentiert im Blog des Deutschen Journalisten-Verbands: Freie Journalistin hängen gelassen
„Wenn wir Artikel von Autoren in der Zeitung drucken, müssen wir uns auf gewissenhafte Recherchen verlassen. Wenn es dennoch zu rechtlichen Problemen kommt, stehen wir selbstverständlich zu unseren Autoren.“
hat Augstein gegenüber Meedia erklärt.
http://meedia.de/2017/04/03/mafia-streit-mit-djv-wie-verleger-jakob-augstein-dem-freitag-und-sich-selbst-schadet/
Jakob Augstein ist gekränkt, weil Petra Reski ihm vorwirft sie im Stich gelassen zu haben.
„Sie habe gewusst, dass der Name des italienischen Geschäftsmannes in diesem Zusammenhang nicht genannt werden durfte, so Augstein.“
http://www.deutschlandfunk.de/jakob-augstein-gegen-petra-reski-streit-um-freitag-autorin.2907.de.html?dram:article_id=382981
Den Beitrag aus @mediasres zum Anhören – nicht zu fassen, wie dreist und stur der Augstein ist und wie wenig der inhaltlich begreifen will.
Das wa eine Probe aus den „Augstein Lectures“ [ im Tonfall von Saitenbacher Müsli ], der im Laden führt was er im Schaufenster verspricht
„Haben wir Grund, uns zu schämen? Von der notwendigen Selbstkritik der Journalisten
Jakob Augstein
[…]
Kritische Perspektiven aus Wissenschaft und Praxis – aus der Reihe „Augstein Lectures“
„Augstein Lectures“ [ im Tonfall von Saitenbacher Müsli ]
https://lecture2go.uni-hamburg.de/l2go/-/get/v/20926
Hehe, die fielen mir gestern auch in die Hände.
Wer also den Unterschied zwischen Eigen- und Fremdwahrnehmung ausloten möchte: Jakob Augstein | Haben wir Grund, uns zu schämen? Von der notwendigen Selbstkritik der Journalisten
Danke, das Videp war mir entgangen. Mir kam glatt der Gedanke, das der Vortrag vor der Auswahl seines neuen Chefredakteurs gehalten wurde oder was geht mich mein Geschwätz von gestern an…
Passenderweise wurde die Hose prämiert und nicht der Arsch darin. Feine Gesellschaft.
http://meedia.de/2017/04/05/jakob-augstein-von-gq-zum-best-angezogenen-medienmann-gekuert-kai-diekmann-landet-auf-platz-2-burda-jr-auf-der-3/
Hm, Kai Diekmann wird in Zukunft vermutlich eher Shorts und Flipflops tragen, fischerAppelt ließ vor wenigen Tagen verlauten:
Ich schreib das selten bis nie, aber *ich als Frau* halte allenfalls Giovanni di Lorenzo für gut angezogen. Womit ich keine Aussage über irgendjemandes Arsch in der Hose treffe.
Ist mir garnicht aufgefallen, Lorenzo, der Kleiderständer, muss ich mal drauf achten, bei ihm fiel mir bislang nichtmal Ebbinghaus ein.;-)
Es war halt eine Meldung aus dem Branchenreport. Augstein konnte einem Hintergrundartikel in dem Stil http://www.taz.de/!414360/ über Schirrmacher bisher als everybodys darling vermeiden. Aber Sie – und andere – füllen ja mächtig und gewaltig diese Lücke. Danke auch mal dafür.
Eben nicht „Kleiderständer„, mit gut angezogen meine ich Anzug und sich darin spürbar wohlfühlen. Das trifft aus der Herrenriege allenfalls auf di Lorenzo zu, der Rest wirkt im Anzug verkleidet.
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Über Schirrmacher sagte laut taz Kurt Scheel: „Aus Schirrmacher hätte ein Intellektueller werden können“, er habe sich jedoch für die „Machtmaschine Zeitung“ entschieden. „Und dort füllt er die Rolle gut aus, die er spielt. Eigentlich“, so Scheels Fantasie, „eigentlich ist es doch höchste Zeit, dass sich Dieter Wedel in einem Fernsehmehrteiler oder Helmut Dietl in einer Serie um den Stoff Schirrmacher kümmert.“
Nichts davon träfe auf Augstein zu, weder potentielle Intellektualität noch gutes Rollenspiel und für eine „Machtmaschine“ ist der Freitag zu unbedeutend. Mag gut möglich sein, daß der Augstein gern ein „irgendwie linker“ Schirrmacher wäre, aber dazu reicht es nicht, was er in den Anfängen seines Der Freitag noch mit Beteiligung und Charme wettzumachen versuchte.
Mein Respektsverlust ist inzwischen so groß geworden, daß ich über Augstein keinen Blog mehr schreiben werde, mit dem oben thematisierten Doppelwhopper reicht es jetzt selbst mir.
Insofern müßten Sie sich nach einem anderen Lückenfüller umsehen…;-)…
Der Journalistenverband kritisiert dieses Vorgehen schreibt die Süddeutsche.
http://www.sueddeutsche.de/medien/verlage-relatives-muss-1.3448852
„Auf Nachfrage der SZ wirft er Reski vor, einen Klarnamen genannt zu haben, „von dem sie wusste (!), dass sie ihn nicht nennen darf“. Er habe einen solchen Fall noch nie erlebt, schreibt Augstein, räumt aber ein: „Wir haben den Fehler begangen, diesen Namen abzudrucken.“ Augstein hält es trotzdem für richtig, dass Reski ihre Rechtskosten selbst übernehmen musste: „Sie hat ihren Prozess verloren – weil sie ihre Vorwürfe nicht belegen konnte.“ Und teilt dann gleich noch einmal aus: „Es ist vielleicht kein Zufall, dass sie vor allem auch als Romanautorin bekannt ist.“
https://twitter.com/janboehm/status/848973198729334784
Was für schmale Füße Der Freitag hat. Wird ja mächtig Eindruck beim Guardian hinterlassen. BTW bezahlt Augstein eigentlich was für die fette Werbung bei SPON unter seiner Kolumnne?
Frederik Schindler kommentiert in der taz: Im Zweifel deutsch
Christian Bartels, altpapier (in Gänze lesenswert!):
Sebastian Christ, Huffington Post: Lieber Jakob Augstein, Sie irren sich: Heimatliebe hat nichts mit dem Rassismus der AfD zu tun
ed2murrow hat einen sehr lesenswerten Blog zum Thema geschrieben und ihn bei den Ausrufern (und beim Freitag) veröffentlicht: Reski, Augstein und die Flucht nach vorn, daraus der Schluß:
Und noch eines drauf. https://twitter.com/Augstein/status/849229926121304064 mit dem der Herr eine SPON-Buchbesprechung von 2010 als „neuestes Werk“ vertwittert – der Leser soll so erfahren, dass Reski schon immer eine schlechte Journalistin gewesen sei. Fehlt nur noch, dass er behauptet, das Interview mit ihr bei Freitag von 2014, https://www.freitag.de/autoren/jmtfreitag/die-mafia-ist-kein-fremdkoerper, und der streitige Artikel seien nur aus Mitleid erschienen.
Augstein twittert sich um seine Restreputation. Meine Fresse.

Augstein leitete bis Mitte März (zusammen mit Philip Grassmann) die Redaktion des Der Freitag als Chefredakteur, war also Vorgesetzter der gesamten Redaktion und somit verantwortlich für den Inhalt, er wählte die Beiträge aus und bearbeitete sie, bevor sie veröffentlicht wurden.
Als V.i.S.d.P. kam ihm rechtlich die Haftung für den Inhalt der veröffentlichten Artikel der Zeitung zu.
Ich google jetzt mal Realitätsverlust…
Seit Mitte März haftet @ciffi ;o)
In übelster Erinnerung bleibt bei mir hier die Abwiegelei und Meinungsmache durch Jakob Augstein zur Zeit. Er meint, selbstverständlich würde die Redaktion im Konfliktfall zu den Autoren stehen, aber er nennt kein konkretes Beispiel. Wird und kann auch niemand von ihm verlangen können, aber glaubwürdiger wären Beispiele dafür. Im Interview mit DF nur zu behaupten, mit Stentorstimme im Brustton der Überzeugung ist Meinungsmache. Er nennt das Verhalten der Autorin und ihren Vorwurf — keine Unterstützung erfahren zu haben — kränkend, weil die Redaktion selbstverständlich an der Seite ihrer Autoren stünde. Er liefert keine Beispiele und hat vielleicht auch keine. Mir ist nicht in Erinnerung, das irgendjemandem seiner Lohn- oder Honorarschreiber von ihm öffenltich beigesprungen wurde. . Es wurde auch nicht nachgefragt seitens der Interviewerin, etwa würden sie vielleich mal ein Beispiel nennen, ist das schonmal nötig geworden, kommt sowas häufiger vor o.ä. Die Hintergrundinfos wurden von der seitens Augstein in Intwerview wiederum gekielholten Autorin Jeski auch ohne Nachfrage der Interviewerin des DR geliefert. Es reicht halt nicht seine Netzwerke irgendwie zu mobilisieren und Drohpotential aufzubauen.
DF (nicht DR) hier nochmal den Link auf den ich mich beziehe. ist irgendwie abhanden gekommen im obigen Text.
http://www.deutschlandfunk.de/jakob-augstein-gegen-petra-reski-streit-um-freitag-autorin.2907.de.html?dram:article_id=382981
Margarete Stokowski: Rückwärts und viel vergessen
Augstein findet derzeit Antworten, die – oberflächlich betrachtet – anders aussehen als Anfang 2016. Die Frage, die er sich stellte, muss wohl letzthin etwa so gelautet haben: dem Volk fehlt etwas, aber was denn bloß? Ah ja: ein bisschen Wohlstand und ein bisschen Identität. Das schreiben wir jetzt.
Unverändert geblieben ist aber die Klassenperspektive von oben herab. Gestern bekam das alte Inland auf die Fresse; heute das neue – und es ist jedesmal gleich eine ganze Bevölkerungsgruppe, die angeblich zu Lasten der anderen unterwegs sei. So geht Teilen und Herrschen.
Ist nicht schön, wenn dann auch noch die Art, in der er sich mit freiberuflichen Autoren des „Freitag“ auseinandersetzt, ins Bild passt wie Arsch auf Eimer. Aber immerhin eindrucksvoll.
Das ist aber nur sehr oberflächlich betrachtet anders. Ich bin jetzt zu bequem zur Linksuche, aber Augstein bezweifelte damals auf allen Social-Media-Kanälen, daß es überhaupt Vergewaltigungen und Übergriffe gegeben habe, weil es kein Filmmaterial dazu gibt.
Augstein macht immer Opfer, damals waren es die sexualisiert belästigten Frauen, heute sind es die hinter dem Wort „Migration“ versteckten Flüchtlinge und Einwanderer, es sind immer mal wieder Blogger und es sind professionelle Journalisten. Petra Reski ist auch nicht die erste. Die zweite Diskussion überhaupt, die ich ganz zu Anfang des Augstein-Freitag still mitlas, war eine zu Füßen der öffentlichen Kündigung eines Journalisten: Paranoia in der Mediengesellschaft (I): Der Fall Rothschild – Angele (daher und aus dem Versuch der Schlingensief-Hinrichtung rührt meine Antipathie gegen Dr.Angele, die allererste mitgelesene Diskussion war im Ton auch nicht besser und ich schäme mich inzwischen dafür, meinem unguten Bauchgefühl damals nicht gefolgt zu sein und auch nur einen Buchstaben zur Jauchegrube Freitag beigetragen zu haben)
Ich habe lange widersprochen, wenn Augstein seine Herkunft und sein Wohlstand auch nur als Teil einer Kritik an seinen Inhalten und seinem Verhalten vorgeworfen wurde. Der kann nichts dafür, daß ihm einen Haufen Geld und Zeitung in die Wiege gelegt wurden. Ich bin aber inzwischen nicht mal mehr erstaunt, wie erbärmlich wenig er daraus macht.
Manchmal finde ich katholische Bilder wirklich treffend, so auch die der Hauptlaster – besser bekannt als Todsünden. Augstein pflegt zwei davon: Superbia (Hochmut, Stolz, Eitelkeit) und Acedia (Faulheit, hier die des Geistes, Ignoranz). Beides ist Tun.
Augstein lebt von der Aufmerksamkeit, die ihm zuteil wird. Bis ihm die endlich entzogen wird, wird er in der beschriebenen Manier meinen und tun und kann sein Teile und herrsche! auch durch die Rest-FC und durch für/bei Der Freitag arbeitende Journalisten legitimiert finden. Für mich ist Der Freitag/FC inzwischen wie ein Unfall auf der Autobahn, ich will nicht hinsehen und tue es doch, was aber hiermit hoffentlich endlich ein Ende hat, reicht.
Der Augstein tut nichts. Der will doch nur meinen.
https://www.freitag.de/autoren/der-freitag/in-eigener-sache-3
Das wars dann auch für mich.
Sandro Mattioli, nd: Wie deutsches Recht die Mafia schützt
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Jakob Augstein in eigener Sache:
Ich halte es definitiv nicht für „die Wahrheit„, daß „die später erfolgte Löschung des Textes“ mit Petra Reski besprochen wurde noch halte ich es in egal welcher Auseinandersetzung für nötig, eine renommierte Journalistin in die Nähe von FakeNews zu rücken, ihr das Schreiben von Romanen zu empfehlen und was Augsteins Nachtretereien noch so alles waren.
Gute Güte, was ist das peinlich, daß der Mann nur und nur um seinen Ruf besorgt ist!
Augstein behauptete ihm/ihnen sei der Name „untergejubelt“ worden. Das ist ein Vorwurf von Heimtücke an die Journalistin. Das ist justitiabel. Das Verhalten der Journalistin ist in meinen Augen insoweit vertretbar, als die Nachricht eben eine war, dass dieser Mann nicht im Zusammenhang mit einem bestimmten Sachverhalt gestellt werden will und Recht bekommen hat. Ein Berliner Gericht hätte vielleicht die Berichterstattung darüber. anders beurteilt. Ein ehemaliger Berliner Innensenator hatte mal eine Beleidigungsklage angestrengt. weil durch Demonstranten per Schild und Namensnennung erklärt wurde, er fickt keine Schafe. Sie konnten glaubhaft versichern, dass in der Kreuzberger Szene die gegenteilige Behauptung kursiert und sie über den Un-Wahrheitsgehalt informieren wollten. Das Verfahren wurde eingestellt. Das war noch nicht mal eine Gerichtsberichterstattung.
(Quelle: Inforadio Berlin am 4.1.2000, zitiert nach Datenschleuder http://chaosradio.ccc.de/media/ds/ds070.pdf)
Mit anderen Worte, Kann gegen besagtes Urteil nichts mehr unternommen werden seitens der Journalistin? Ich finde die Berichterstattung/informationspolitik von Der Freitag auch sehr seltsam gelinde gesagt.
Eine letzte Bemerkung sei erlaubt, ob man an diesem Herausgeber oder Blatteigner irgendetwas exemplifizieren will, außer ihn als abschreckendes Beispiel aufzuführen, halte ich durchaus bedenkenswert. Ich kann durchaus verstehen, dass Sie das nicht interessiert, aber nochmals Danke bis hierher.
Und es raunt zum Steineerweichen: https://www.facebook.com/michael.angele.18/posts/10209121817109243?pnref=story
Ich wollte Petra Reskis Meinung zu Augstein „in eigener Sache“ wissen:



Damit erübrigt sich für mich jede weitere Diskussion.
Danke an alle Teilnehmer.