Alle, die bis zum 3. Oktober im Oberbayerischen sind oder gar dort leben, sollten unbedingt nach Herrenchiemsee pilgern und die Königsklasse IV besuchen! Der Chiemsee ist sowieso immer eine Reise wert, die Insel ein Traum, die Bootsfahrt dahin hochvergnüglich und die Ausstellung wird Ihren Blick auf barocke Architektur und auf zeitgenössische Kunst verändern.
Schloß Herrenchiemsee wurde innen nicht fertig ausgebaut. Im Nordflügel erwartet Sie kein Stuck mit viel Gold und Spiegeln, sondern nackige Ziegelwände und davor liebevoll gehängte Bilder und sorgfältig platzierte Skulpturen, die endlich alle mal genug Platz haben, interessanteste Bezüge zueinander herstellen und in diesem Jahr wird es dort auch noch sehr gut riechen. Gönnen Sie sich das, Sie werden begeistert sein, versprochen! Ich finde es oberschade, daß ich in diesem Jahr schon wieder nicht hinfahren kann, denn mich hat die erste und zweite Ausstellung schwer begeistert. Danke an die Schachnerin für die Begleitungen und jetzt für die stete Versorgung mit verlockenden links, mehr davon später in den Kommentaren – vielleicht hat ja die verehrte Katastrophenchronistin Lust, einen Besuch der Königsklasse in ihre still-alpinen Ferienpläne einzubinden.
Herrenchiemsee ist aber nicht nur eine Kulisse für einen herrlichen Tag, sondern dort tagte ab Sommer 1948 der parlamentarische Rat und erarbeitete das Grundgesetz. Zu Zeiten, als es in Deutschland rund 13 Millionen Flüchtlinge und Vertriebene aus den ex-deutschen Ostgebieten, zahllose Ausgebombte, Obdachlose und staatenlos gemachte Displaced Persons gab.
In unseren Zeiten, in denen in Italien die Boote der Seenotretter nicht mehr anlegen dürfen und demnächst die Roma durchgezählt werden, in den USA Kinder von ihren Eltern getrennt, in Drahtkäfige gesperrt und mit Nummern beschriftet (Scusi, Hoax) werden und der Regionalwahlkampf einer rechtsradikalen (bundesweit) 6,5%-Partei mit irreführendem C im Namen die Bundesregierung zu stürzen und die EU zu gefährden droht, schadet es gar nicht, noch einmal nachzulesen, wie der (Dank der SPD 1993 geschleifte) Artikel 16 ins Grundgesetz kam. (besorgen Sie sich irgendeine Schrott-Emailadresse, um auch Seite 2 lesen zu können)
Wußten Sie, daß der bayerische Landtag das Grundgesetz auf Anraten der bayerischen Staatsregierung am 20. Mai 1949 ablehnte?
Barbarei rückt immer dann bedrohlich nahe, wenn Menschen entmenschlicht und ihnen das Recht auf Rechte absprochen wird. Entmenschlicht zum Beispiel, wenn man sie Flüchtlingskrise oder Asylanten-Flut, -Welle, -Schwemme nennt (statt das Dauerdrama zutreffend europäische Werte- und Rechtskrise zu nennen, die mittelfristig nicht nur Flüchtlinge und Migranten, sondern Arme, Alte, Kranke, Homosexuelle, Frauen, Sie und mich und alle hier treffen wird). Ihrem Recht auf Rechte entledigt zum Beispiel, wenn die Europäische Union mit der Abwehr von Flüchtlingen/Migranten afrikanische Kleptokraten, Diktatoren, Warlords, Failed States beauftragt und bezahlt. So, wie die EU u.a. libysche Milizen bei der Internierung und beim damit verbundenen Menschenhandel unterstützt.
Die aus unseren Augen, aus unserem Sinn geschaffte Barbarei in Libyen wird sichtbar, wenn man recherchiert (amnesty international) und hinsieht (Narciso Contreras). Wir sind längst entfernt von ‚Wehret den Anfängen‘ und von ‚Nie wieder!‘, wir sind mittendrin. Auch Fassungslosigkeit ist ein Luxus, den sich niemand hier mehr leisten kann. Es ist Zeit für vehementen Widerstand, die Mehrheit muß jetzt ihre Stimme erheben!
In den derzeitigen Debatten gehen der nicht-kriminelle Einwanderer und der nicht-rechte Deutsche unter. Es geht unter, wie heute die deutschen Einwandererkinder gemeinsam mit den nicht-rechten Deutschen für die freiheitlich-demokratische Demokratie kämpfen. Das ist Europa im Kleinen. Es sollte jetzt ins Große zurückwirken, um all jenen Grenzen zu setzen, die Alleingänge für eine Alternative zu Europa halten.
Ans Herz legen möchte ich Ihnen einen Film – Als Paul über das Meer kam (noch bis 25.6. in der ZDF-Mediathek).
Paul Nkanami ist ein Migrant aus Kamerun. In einem der Camps in der Nähe der spanischen Exklave Melilla im Norden Marokkos lernt er Filmemacher Jakob Preuss kennen, der ihn mit der Kamera dort, in Spanien und Frankreich bis nach Berlin begleitet.
Jakob Preuss steht immer wieder vor der Entscheidung, ob er nur dokumentiert oder auch kollaboriert, ob er Paul Nkanami aktiv bei seinem Streben nach einem besseren Leben in Deutschland unterstützt oder in der Rolle des beobachtenden Filmemachers bleibt.
Viereinhalb Jahre, nachdem Paul Nkanamis Odyssee begonnen und er seine Mutter in Kamerun verlassen hat, zieht er zu Jakobs Eltern ins ehemalige Kinderzimmer des Regisseurs. Seine Zukunft in Deutschland bleibt trotz Bemühung um den Erwerb seiner mindestens 4. Sprache, trotz der Strenge und Freundlichkeit der Familie Preuss und trotz seiner Arbeit als Altenpfleger ungewiss.
Wir brauchen ein Einwanderungsgesetz!
Ans Herz legen möchte ich Ihnen auch einen Blog: Mein Vater Thomas Chorherr 1932-2018
Es geht darin nicht nur um den Tod, um Familie, Vater-Sohn-Bindung, Abschied, Trauer, Dankbarkeit, sondern um eine beeindruckende Zivilität in der politischen und weltanschaulichen Auseinandersetzung. Ich habe gelernt, gelacht und hatte was Größeres im Auge.
Wer sich nicht so alles im Görlitzer Park die Ehre gibt!
Und wenn jetzt Ihre Füße wippen und Ihre Finger schnippen, dann gäb’s hier auch noch ein ganzes Meute-Konzert. (mit Grüßen an den vortrefflichen Pantoufle, mit dem ich es vor einer Weile mal von schönem Blech in der Musik hatte und in dessen aktuellem Blog das bekloppteste Propagandavideo aller Zeiten zu bestaunen ist, über die Segnungen des 12-Stundentages in Österreich)
Bild: meins, Gmunden/Traunsee
Im Blog nicht mehr unterzubringen war ein Interview (Markus Sehl) mit Henning Sonnenberg (Anwalt, der einen der beschuldigten Anwälte im Bremer „Bamf-Skandal“ verteidigt) in der Legal Tribune Online: „Der eigentliche Skandal liegt ganz woanders“ und ein Artikel von Philipp Idel, Jungle World über einen von Berliner Arbeiterinnen ausgerufenen Gebärstreik im Jahr 1913, der weder der sozialdemokratischen Führung noch den Konservativen in den Kram passte: Sie haben abgetrieben
Wobei Frauenfeindlichkeit und Gebärzwang nicht nur bei Sozialdemokraten und Konservativen Tradition hat, sondern von letzteren auch liebend gern christlich gerechtfertigt wird. Abtreibende Frauen werden eher exkommuniziert als Kinderficker, Vergewaltiger und Mörder – ein Artikel von Gina Menzies, Irish Times: Most heinous sin? Misogynistic legacy of Canon Law and abortion
Auch ein lesenswerter Artikel zur BAMF. etwas älter aber denn noch aktuell.
https://oxiblog.de/das-bamf-das-prinzip-zahlen-vor-menschen-und-politik-per-untersuchungsausschuss/
Der eigentliche Skandal sind nicht die 1200 Fälle in den die Betroffenden zu „unrecht“ einen positiven Bescheid bekommen haben, sondern die 35.000 Fälle die aus eben beschlossener „Effizenz“ zu unrecht abgelehnt wurde.
Wenn Politik und öffentliche Stimmung den Rechtsstaat aushebeln kommt so etwas dabei raus.
Nicht zu vergessen – Medien, die den Rechtsstaat aushebeln und die öffentliche Stimmung erst erzeugen.
Wie an jedem 20. Juni ist auch heute Weltflüchtlingstag – Erich Marquardt im Tagesspiegel – „Ich schäme mich“
Liste der 34.361 dokumentierten Tode von Flüchtlingen und Migranten in Folge der restriktiven Politik der Festung Europa (Stand 5.5.2018).
Hier nur kurz zum Gebärstreik, weil es gerade passt vom gestrigen Themenabend auf ARTE:
Bloß keine Tochter!
Sklavinnen des IS
Schon alleine deshalb interessant, weil im ersten Film auch auf das gern gekaute Thema Überbevölkerung eingegangen wird, welches auch heutzutage immer wieder fröhliche Urständ feiert und eigentlich nur aussagt, dass doch gefälligst die Armen sich „nicht zu vermehren haben“.
Nachsatz: Wären Sie bitte so gut, den kaputten Link zu korrigieren?
Danke!
(Hoffentlich habe ich jetzt keinen Unsinn in Ihren Kommentar repariert, dvw)
Mir ist übel…
Jüdische Allgemeine – Ausgleichsrente für NS-Opfer kann Hartz IV senken
Und schon wieder ist mir schlecht – Matt Smith, Aura Bogado, Reveal – Immigrant children forcibly injected with drugs, lawsuit claims (links nicht eingepflegt)
Wenn davon auch nur die Hälfte stimmt, ist das monströs.
Es tät noch ein Bericht des Regionalen Fernsehens Oberbayern über die Ausstellung Königsklasse IV geben.
Der bayrische Finanz- und Heimatminister Füracker nimmt darin leider sehr viel Raum ein.
https://www.rfo.de/mediathek/video/moderne-kunst-in-alten-gemaeuern-koenigsklasse-iv-im-schloss-herrenchiemsee/
er bräuchte einen Deutsch Auffrischungskurs – er sagt des „Bauherrns“
Das Lispeln des Nahsehn-Sprechers ist schon auch allerliebst…;-)…
Hystricidae war ebenfalls vor Ort und zeigt 3 bildschöne Fotos. Ist sowieso ein Blog, den ich sehr gern lese.
Weiß nicht, ob das heut nachmittag auch noch so ist, aber grade auf der Startseite des SPIEGEL:
Artikel 1-8: WM-Fußballspiel Deutschland-Schweden
9: Wahlen in der Türkei
10: Rettungsschiff „Lifeline“ darf nicht in Italien anlegen
11: Kommentar zum CDU/CSU Streit
11: Trump/Merkel
12: Anti-Brexit-Demo in London
13: Baukindergeld
14: Ernteverluste durch Trockenheit
15: Andreas Gabalier (wenn „Alpenrock“, dann Hubert von Goisern, Willi Ambros, La Brass Banda…), der komische (Süd-)Tiroler Reichsbürgersympatisant ist einfach nur grottig, mal am Rande)
16-19: Fußball WM
20: Trumps Pressesprecherin bekam in einer Gaststätte nix zu futtern
21: Explodiertes Haus in Wuppertal mit Schwerverletzten
22: bento sagt: Faß die Klotürklinke ned an!
23: Nachruf auf Dieter Wellerhoff (Kenn ich ned, ist leider auch Spiegel +, sonst hätt ich mal geklickt)
24: Podcast Stimmenfang Unionsstreit
25: Video auch über Fußball
26: Kolumne von Sibylle Berg: http://www.spiegel.de/kultur/gesellschaft/gewalt-gegen-frauen-und-homosexuelle-krise-der-maennlichkeit-a-1214080.html (War das Einzige, wo ich klickte.)
Nicht schlecht, muß dann morgen beim Einkaufen die BILD durchblättern, ob die auch ne 50/50 Quote (Fußball/alles andere) hinkriegt oder des zugunsten der FIFA/DFB-Propaganda noch zu toppen ist…
Mit der BILD, hm, hatte da andere Geschichten im Kopp, bei Nr. 15 hab ich mich verhaidert; Kärnten, ned Tirol.