“you have to get your hands dirty”

simandou

Manchmal habe ich einen gar nicht mal so schlechten Instinkt, bin aber entschieden zu langsam. So auch im Zusammenhang mit Beny Steinmetz, Panama Papers, Bestechung, Geldwäsche und der Geldmehrung mittels Ausbeutung afrikanischer Rohstoffe – ich sammele schon seit einer ganzen Weile Material dazu.

Weswegen dieser Blog mit einer aktuellen Meldung anfängt und erst in den nächsten Tagen ausgearbeitet wird: Beny Steinmetz wurde heute in Israel wegen des Verdachtes auf Korruption verhaftet, sein israelischer und sein französischer Reisepaß wurden eingezogen, sein Haus und seine Büros durchsucht und er selbst (Kaution: 100 Millionen Shekel, das sind knapp 26 Millionen Dollar) vorläufig unter Hausarrest gestellt.

Die Untersuchung wird gemeinsam mit Strafverfolgungsbehörden aus den Vereinigten Staaten, der Schweiz und Guinea im Rahmen eines globalen OECD-Vorstoßes durchgeführt, der die offizielle Korruption in den Mitgliedsstaaten bekämpfen soll.

Laut israelischer Polizei wurde Steinmetz Festnahme am Montag vollzogen und bekanntgegeben, nachdem im Rahmen einer verdeckten Ermittlung Beweise für den Verdacht gegen ihn gefunden worden waren.

Das Bergbauunternehmen BSG Resources läßt erklären, Steinmetzs Verhaftung sei „in the aftermath of ongoing and what BSGR believes to be obsolete investigations surrounding bribery and corruption against BSGR„.

Laut BSGR sind diese Anschuldigungen nämlich unbegründet und entspringen einer mit viel Geld vorangetriebenen Konkurrenten-Verschwörung gegen Steinmetz und seine Gesellschaften.


 

Steinmetz, bzw. die BSGR behauptet unter anderem, Mamadie Touré, die 4. und Lieblings-Frau des 2008 verstorbenen Militärdiktators von Guinea, Lansana Conté, sei zu keinem Zeitpunkt bei den Simandou-Verhandlungen anwesend gewesen oder gar mit Millionen US-Dollar geschmiert worden, um die Bergbaulizenzen für das weltgrößte und unerschlossene Eisenerzvorkommen kurz vor dem Ableben des Diktators der Rio Tinto Group wegzunehmen und der BSGR zuzuschanzen.

Das ist schon mal gelogen, wie ein von Global Witness veröffentlichtes Video (19.4.13) beweist: Damning video and contracts show BSGR was lying in Guinea mining scandal. Ausführlich kann man die ganze dreckige Geschichte bei Patrick Radden Keefe in The New Yorker (8.7.13) nachlesen: Buried Secrets. Erwähnt wurde Beny Steinmetz auch von Ken Silverman in The Intercept (5.2.15), im Zusammenhang mit einer interessanten Personalie in den USA: Louis Freeh’s Latest Investigation: Billionaire Businessman Accused of Bribing African Government

Die BSGR zahlte für investierte in Simandou schmale 165 Millionen Dollar, um 2 Jahre später 51% ihres Anteils an den brasilianischen Bergbau-Giganten Vale zu verkaufen: für 2,5 Milliarden Dollar. Das ist etwa das Doppelte des jährlichen Staatshaushaltes von Guinea.

Mamadie Touré, von der BSGR für ihre Nähe zum damaligen Staatschef um mindestens 2,4 Millionen Dollar reicher gemacht, ist übrigens inzwischen US-Bürgerin, lebt in Jacksonville im schönen Florida, eignet dort einige Immobilien und kooperiert seit 2013 mit den US-Behörden.


 

In Guinea liegt das Durchschnittsalter bei 17 Jahren, die Lebenserwartung bei 42 Jahren und von 1.000 Neugeborenen wird etwa ein Viertel keine 5 Jahre alt. Es gibt etwa 2.000 km asphaltierte Straße, die Stromversorgung funktioniert manchmal, Gesundheitsversorgung und Schulwesen weniger, 56 70% der Guineer sind Analphabeten.


 

So, weiter im Text (21.12.16 18h)

Frederik Obermaier, Bastian Obermayer, Tobias Zick, Süddeutsche (27.5.2016) mit einem exzellenten langen Artikel, leider Paywall (bewundern Sie meine Ausdauer beim Abtippen, den Artikel hatte ich mir in Holz aufgehoben): Die Witwe und der Weihnachtsmann, daraus:

Guinea ist reich an Rohstoffen und Edelmetallen, hat Öl und Diamanten, Gold und Bauxit, aus dem Aluminium wird – vor allem aber: Erz. Allein die Simandou-Reserven, schätzen Experten, könnten Einnahmen in Höhe von 140 Milliarden Dollar einbringen. 100 Millionen Tonnen Eisen schlummern in dem unzugänglichen Revier, ein unermesslicher Reichtum für das kleine Land. Aber dennoch gehört Guinea mit seinen elf Millionen Einwohnern zu den ärmsten Länder der Welt.

… Die Vereinten Nationen führen das westafrikanische Land im „Index für humane Entwicklung“ auf Rang 182 von 188. In manchen Familien wechseln sich Eltern und Kinder tageweise mit dem Essen ab, weil es nicht für alle reicht.

Das Geld, das sich aus den Schürfrechten für Bodenschätze erlösen lässt, könnte in einem solchen Land die Zukunft entscheidend verändern. Experten halten es für möglich, dass durch den Abbau 45 000 Arbeitsplätze entstehen und sich das Bruttoinlandsprodukt des Landes verdoppeln könnte. Was für eine Chance. Eine Chance im Konjunktiv.

Denn wo so viel Geld im Spiel ist, gibt es fast immer jemanden, der sich nicht an die Regeln hält. Im Falle von Guinea ist das der Weihnachtmann. „Weihnachtsmann“, das ist der Spitzname des Franzosen Frédéric Cilins, der zeitweise für die Beny Steinmetz Group Resources tätig war. …

Auch 2005 war Cilins dort, das haben Journalisten, Mitarbeiter von Nichtregierungsorganisationen und guineische Ermittler später rekonstruiert. Er soll in Conakry einen Staatsvertreter nach dem anderen getroffen haben, im Bergbauministerium, im Präsidentenpalast oder in der Hotellobby des Novotel. Und Cilins, der „Weihnachtsmann“, hatte offenbar stets Geschenke dabei: MP3-Player, Handys, angeblich sogar eine goldene, mit Diamanten besetzte Uhr.

Etwa zur gleichen Zeit liefen die Verhandlungen zwischen der Beny Steinmetz Group Resources und der Regierung von Guinea über die Simandou-Schürfrechte. Die Regierung hatte Ende der 90er-Jahre ursprünglich der multinationalen Bergbaugesellschaft Rio Tinto die Erlaubnis erteilt, das Erz abzubauen. Guinea sollte im Zuge des Rohstoff-Abbaus vom Bau einer Eisenbahnlinie profitieren, eine Verkehrsader, die eine 650 Kilometer lange Schneise des Aufbruchs ins Land schlagen sollte, von den Simandou-Bergen bis an die Küste. Das Eisenerz sollte den Menschen mehr Arbeit, mehr Devisen, mehr Jobs bringen. Und weniger Hunger.

Die Panama Papers zeigen, was sich während der Verhandlungen zwischen der Regierung und der Steinmetz-Gruppe im Hintergrund abspielte. 2005 und 2006 wurden über die Kanzlei Mossack Fonseca auf den Britischen Jungferninseln zwei Offshore-Firmen gegründet: die Pentler Holdings, die, wie sich später herausstellen sollte, offenbar enge Verbindungen zur BSGR hatte, und die Matinda Partners and Co. Ltd. Etwa zur gleichen Zeit wurde offenbar mindestens ein „Kooperationsvertrag“ zwischen jener Pentler Holdings und einer Firma namens Matinda aufgesetzt. Ein anderer, auf das Jahr 2008 datierter Vertrag besagte, dass Matinda gegen Zahlung einiger Millionen Dollar „alles Nötige“ unternehmen werde, „um von den Behörden die Unterschrift für die angesprochenen Abbaugebiete für die Firma BSG Resources Guinea zu bekommen“.

Die Abmachung hätte ein in diesem Geschäftsfeld durchaus üblicher Beratervertrag gewesen sein können – wenn jenes Unternehmen namens Matinda nicht Mamadie Touré gehört hätte, seinerzeit offenkundig eine von vier Ehefrauen des damaligen guineischen Diktators Lansana Conté. … Dass sie später auspacken und den „Weihnachtsmann“ ins Gefängnis bringen würde, war zu dem Zeitpunkt noch nicht absehbar.

Die guineischen Behörden trafen damals, 2008, scheinbar aus dem Nichts eine weitreichende Entscheidung: Noch bevor Rio Tinto dort überhaupt eine einzige Tonne Erz abgebaut hatte, entzogen sie dem Bergbaukonzern plötzlich die Lizenzen für zwei Simandou-Abbaugebiete – und vergaben sie stattdessen an die Beny Steinmetz Group Resources.
… Insider mutmaßten sofort, dass es bei dieser Vergabe eher nicht mit rechten Dingen zugegangen sein musste. Rio Tinto, der ausgebootete Konkurrent, klagte später vor einem New Yorker Distriktgericht gegen die Beny Steinmetz Group Resources und verlor. …

Eisenerz hat die Firma Beny Steinmetz Group Resources in Guinea bis heute nicht gefördert. Rund eineinhalb Jahre nach dem Erhalt der Schürfrechte verkaufte seine Firma 51 Prozent der Anteile an der Simandou-Unternehmung an die brasilianische Bergbaufirma Vale, einen der größten Konkurrenten von Rio Tinto. Die Beny Steinmetz Resources Group sollte dafür laut Vertrag bis zu 2,5 Milliarden Dollar einstreichen – für Schürfrechte, die das Unternehmen einst nahezu umsonst bekommen hatte. BSGR hatte bis dahin nach eigenen Angaben 165 Millionen Dollar für Probebohrungen und eine Machbarkeitsstudie ausgegeben. …

Als das Steinmetz-Unternehmen im Jahr 2010 seine Schürfrechte vermeintlich so gewinnbringend an Vale verkaufte, war Diktator Conté schon fast zwei Jahre tot. Er war Ende am 22. Dezember 2008 gestorben, nur wenige Tage, nachdem er dem Unternehmen von Beny Steinmetz die Lizenzen überschrieben hatte. Nach dem Tod des Diktators und zwei Staatsstreichen wurde Ende 2010, bei der ersten einigermaßen demokratischen Wahl des Landes, ein Mann namens Alpha Condé zum neuen Präsidenten gewählt – bei aller Ähnlichkeit des Namens doch ein ganz anderer Typ.

Zu den Beratern des neuen Präsidenten gehörten der frühere britische Premierminister Tony Blair und der US-amerikanische Investor George Soros, der auch zu den Financiers des an den Panama-Papers-Recherchen beteiligten Internationalen Konsortiums investigativer Journalisten (ICIJ) zählt und früher einmal Teilhaber an dem Bergbauunternehmen Vale war. Condé heuerte US-Rechtsanwälte und Risikoanalysten an: Sie sollten herausfinden, warum die Steinmetz-Firma BSGR, die ihren Hauptsitz auf der Kanalinsel Guernsey hat, den Auftrag für den Eisenerzabbau in den Simandou-Bergen für so wenig Gegenleistung bekommen konnte. Wer hatte im Hintergrund die Fäden gezogen? Condé installierte einen eigenen Ausschuss zur Klärung dieser Fragen, das „Comité Technique de Revue des Titres et Conventions Miniers“. Es sollte die Mängel in den bisherigen Bergbauverträgen und -lizenzen offenlegen und nötigenfalls korrigieren, wie es offiziell hieß. Die Beny Steinmetz Group Resources betrachtet das Komitee als politisches Instrument Condés. Dieser habe schon kurz nach seinem Amtsantritt dem Unternehmen die Abbaurechte entziehen wollen – weil die BSGR 1,25 Milliarden Dollar nicht habe zahlen wollen, die der Präsident verlangt habe. …

Was wirklich geschehen war rund um den seltsamen Handel mit der Beny Steinmetz Group Resources, erfuhr das Minenkomitee um Morciré Sylla unter anderem angeblich durch einen Vorgang wie aus einem Agenten-Thriller. Im Februar 2012 weilte ein guineischer Minister gerade in Paris, als ihn in der Nähe des Triumphbogens ein gabunischer Geschäftsmann ansprach und, so wird es zumindest heute erzählt, einen Packen Unterlagen einsehen ließ. Dabei soll es sich um Verträge gehandelt haben, welche die Offshore-Firma Pentler Holdings und die Beny Steinmetz Group Resources mit Mamadie Touré, jener vierten Ehefrau des Diktators Conté, geschlossen haben – beziehungsweise mit deren Briefkastenfirma Matinda.

Wenige Monate später jedenfalls bekamen die guineischen Behörden von der US-amerikanischen Bundespolizei FBI Kopien solcher verräterischen Verträge. Die Nichtregierungsorganisation Global Witness und das Minenkomitee von Guinea haben sie vor einiger Zeit ins Internet gestellt. In einem dieser Verträge findet sich das bereits erwähnte Zitat, Matinda würde „alles Nötige“ unternehmen, damit die BSGR in Guinea beim Erz-Abbau zum Zuge komme. In einem anderen Dokument ist von 2,4 Millionen Dollar die Rede, die Matinda aufgrund eines „Kooperationsvertrags“ mit der Briefkastenfirma Pentler Holdings erhalten sollte. Dieses Unternehmen, Pentler, taucht auch in einem „Aufhebungsvertrag“ auf, der die Zusammenarbeit von Touré beziehungsweise Matinda mit Pentler beendete und Matinda mehrere Millionen Dollar zusicherte, „für ihren Anteil an den Aktivitäten in Guinea“. Ein BSGR-Sprecher versicherte im März dieses Jahres, noch nie von einer Firma namens Matinda gehört zu haben. Beny Steinmetz selbst bestreitet bis heute, Mamadie Touré bestochen zu haben oder bestechen haben zu lassen.

Sicher aber ist: Mamadie Tourés Bruder Ibrahima Sory Touré war plötzlich Vizepräsident von BSGR Guinea – und die BSGR bekam die Simandou-Rechte. Nach Ansicht des Unternehmens ist allerdings unklar, welche Beziehung zwischen Mamadie Touré und Ibrahima Sory Touré tatsächlich bestand – ein „Bruder“ sei man in Guinea schließlich schon, wenn man aus demselben Dorf stamme.
Für das guineische Minenkomitee lag der Fall klarer: Die Aufklärer kamen 2012 zu dem Schluss, dass in der Simandou-Sache etwas faul gewesen und Frédéric Cilins ein „geheimer Strohmann“ von Beny Steinmetz gewesen sei. Cilins, der „Weihnachtsmann“, habe dem damaligen Diktator Lansana Conté eben jene goldene, mit Diamanten besetzte Uhr angeboten, bevor Conté dem Unternehmen die Schürfrechte überlassen habe, behaupten Kritiker. …

Die britische Nichtregierungsorganisation (NGO) Global Witness, zu deren Finanziers wiederum der Präsidentenberater und Milliardär George Soros gehört, veröffentlichte jedoch eine angebliche Kopie von Tourés Personalausweis. Auf dem 2007 ausgestellten Dokument steht unübersehbar „Epouse P.R.G „: Ehefrau des Präsidenten der Republik Guinea. Sie wird auch in US-Gerichtsdokumenten als Frau des verstorbenen Diktators genannt, ebenso in bis dahin geheimen Botschafts-Depeschen, die Wikileaks vor einigen Jahren veröffentlicht hat.

Außerdem existiert ein Video aus dem Jahr 2006, das Frédéric Cilins und mehrere BSGR-Vertreter mit der Präsidenten-Gattin Mamadie Touré zeigt – bei einer Veranstaltung, in der es um das Simandou-Projekt ging. Global Witness zeigte es als Reaktion auf die Behauptung der BSGR, Mamadie Touré habe mit den Simandou-Plänen gar nichts zu tun. Steinmetz versuchte daraufhin, über den britischen Datenschutzbeauftragten offenlegen zu lassen, was die NGO alles über ihn gespeichert hat -so wären auch die Quellen aufgeflogen, aus denen Global Witness ihren Korruptionsbericht gespeist hatte. Der Datenschutzbeauftragte wies Steinmetz‘ Ansinnen ab, auch eine gerichtliche Klage gegen die NGO wurde abgeschmettert.

Was bislang geschehen ist
1997: Rio Tinto bekommt die Eisenerz- Schürfrechte für das Simandou-Gebiet.
2008: Guinea entzieht Rio Tinto die Schürfrechte und erteilt BSGR die Abbaulizenz – faktisch geschenkt.
2010: BSGR verkauft für 2,5 Milliarden Dollar die Hälfte seiner Simandou- Unternehmung an die Firma Vale.
2012: Das Minenkomitee von Guinea wirft BSGR Korruption vor.
2013: In den USA werden Ermittlungen eingeleitet und der BSGR-Mittelsmann Frederic Cilins verhaftet. In der Schweiz wird Beny Steinmetz vernommen, Büros werden durchsucht.
2014: Die guineischen Behörden entziehen BSGR die Abbaukonzessionen für das Simandou-Gebiet.
2016: Die Panama Papers untermauern den Verdacht gegen BSGR.

Zwar galt es jahrzehntelang als normal, dass große Unternehmen in Afrika oder Lateinamerika Schmiergeld zahlen mussten, um an Aufträge zu gelangen. Aber die Zeiten haben sich nun geändert. Alleine der Simandou-Deal beschäftigt inzwischen Ermittler in Guinea, in den USA und in der Schweiz, angeblich auch in Großbritannien.

Die Panama Papers liefern dabei neue Ansatzpunkte, die den Aussagen des Unternehmens widersprechen. Der SZ hatte ein Sprecher der Beny Steinmetz Group Resources erklärt, die Offshore-Firma Pentler – die offenbar verdächtige Zahlungen an die Diktatoren-Frau versprochen hatte – sei „unabhängig“ von der BSGR. Aus den geleakten Panama-Papieren geht jedoch hervor, dass Pentler im Auftrag einer gewissen Onyx Financial Advisors Ltd. gegründet wurde. Diese Firma teilte sich bis mindestens Dezember 2015 in London eine Büro-Etage mit der BSGR in einem kleinen Backsteingebäude, nicht weit vom Buckingham Palace. Der Geschäftsführer von Onyx war mindestens bis Dezember 2015 auch einer der BSGR-Direktoren. Die britische Onyx-Niederlassung hieß bis 2011 sogar BSG Management Services Limited.

Der SZ hatte die Beny Steinmetz Group Resources Ende 2015 mitteilen lassen, Pentler sei nicht mit Onyx verbunden. Und 2013 behauptete ein BSGR-Sprecher gegenüber der englischen Zeitung Financial Times, Onyx sei „komplett getrennt und komplett unabhängig von BSGR“..

Aber die Panama Papers geben noch mehr preis: Laut einem internen Memo in den geleakten Papieren traf ein Mossack-Fonseca-Mitarbeiter im Juni 2009 eine Onyx-Direktorin. Der Mann notierte, die Firma, für welche die Direktorin arbeite, gehöre einer „französisch-israelischen Familie, die im Diamanten-, Öl- und Kunsthandel tätig ist“. Meinte er Beny Steinmetz, den Israeli mit dem französischen Pass? 2013 durchsuchte die Polizei die Onyx-Büros in der Schweiz, Steinmetz‘ Privathaus und sein Privatflugzeug. Er selbst wurde mehrmals vernommen.

Zu jener Zeit, als durch die Durchsuchungen der Druck auf ihn wuchs, gestattete der öffentlichkeitsscheue Milliardär auch einen weiteren seltenen Einblick in seine Geschäftsphilosophie. Der israelischen Zeitung Yedioth Aharonot sagte er in einem Interview, Geschäftsleute wie er seien „Kämpfer“, sie seien sogar „in einem Krieg und werden gewinnen“. Im Übrigen, so Steinmetz, habe er aber „keine Leichen im Keller“.

In Guinea hat Steinmetz vorerst verloren. Condés Regierung entzog 2014 der BSGR die Konzession für den Schatz im Dschungel des Simandou-Gebirges. Von den avisierten 2,5 Milliarden Dollar für den Verkauf der Hälfte seiner Simandou-Unternehmung hatte die BSGR bis zu diesem Zeitpunkt nur einen Bruchteil gesehen. Es gebe „präzise und konsistente Beweise“ für „korrupte Praktiken“ bei der Konzessionsvergabe, begründete die Regierung ihre Entscheidung.

Mamadie Touré, die wichtigste Zeugin, ist nach dem Tod ihres Mannes nach Jacksonville in Florida gezogen. Dort traf die Witwe des guineischen Diktators laut amerikanischen Gerichtsunterlagen im Frühjahr 2013 mehrere Male den Mann, der in dieser Geschichte immer wieder auftaucht: Frédéric Cilins, den „Weihnachtsmann“. In einem Imbiss in der Nähe des Flughafens von Jacksonville etwa versuchte Cilins demnach, Touré dazu zu überreden, Unterlagen im Zusammenhang mit der Offshore-Firma Pentler und der BSGR zu vernichten. Dafür bot er ihr mindestens eine Million Dollar an, während sie Hühnchensandwiches aßen.

Der „Weihnachtsmann“ hatte aber noch mehr im Sack: Cilins wollte Tourés Flugticket bezahlen, wenn sie die USA verlasse. Und für den Fall, dass alles gutginge – und die BSGR also trotz der 2013 gegen sie laufenden Untersuchung durch das Minenkomitee von Guinea die Schürfrechte behalten würde – , sollte Touré weitere fünf Millionen Dollar bekommen.
Aber so weit kam es nicht.

Die Telefonate zwischen Mamadie Touré und Cilins waren abgehört worden, auch bei jenem Treffen im Chicken-Imbiss trug sie ein Mikrofon bei sich und zeichnete die Gespräche auf; die Abschriften sind noch heute im Internet zu finden. Touré hatte mutmaßlich einen Deal mit dem FBI gemacht: Offenbar im Gegenzug für Straffreiheit lieferte sie Frédéric Cilins ans Messer. Der wurde am 14. April 2013 in Florida verhaftet und bekannte sich später des Versuchs schuldig, Beweismittel zu vernichten. Über seine Hintermänner schwieg er. Cilins wurde zu zwei Jahren Haft verurteilt. Auf SZ-Anfrage wollte er sich nicht äußern.

Mamadie Touré sagte, sich um das Jahr 2005 mehrmals mit Cilins getroffen zu haben, den sie als Mittelsmann von Beny Steinmetz wahrgenommen habe. Sie sollte für Cilins, so schilderte sie es US-Ermittlern, hochrangige Offizielle und ihren eigenen Ehemann dazu bringen, BSGR die Simandou-Konzessionen zu überlassen. Cilins habe ihr zwölf Millionen Dollar versprochen, mit denen sie Offizielle bestechen sollte. Touré war für eine Anfrage der SZ nicht zu erreichen. Sie lebt dem Vernehmen nach zurückgezogen in Florida.
Die Unterlagen des Prozesses gegen Cilins sind einsehbar, darin ist immer wieder die Rede von einem „Co-Conspirator 1“, einem Mitverschwörer Nummer eins, für den der „Weihnachtsmann“ gearbeitet haben soll. Rechercheure des New Yorker und der Yedioth Aharonot gehen davon aus, dass Beny Steinmetz wahrscheinlich dieser Mitverschwörer ist. Laut Protokollen der abgehörten Gespräche mit Mamadie Touré waren die Zahlungen abgesegnet, von einem „Beny“ – womöglich dem Chef vom Weihnachtsmann.


 

Wußten Sie übrigens, daß die Bundesrepublik Deutschland seit 1965 Militärs und Mörder für die Militärdiktatur in Guinea ausgebildet hat?

Glauben Sie nicht? Ist wahr.

dradio, Susanne Führer im Gespräch mit Markus Frenzel (Autor von ‚Leichen im Keller‚) (6.4.2011) „Deutschland unterstützt Völkermörder„:

Führer: Welche anderen diktatorischen Regime lassen denn noch ihre Militärs in Deutschland ausbilden?

Frenzel: Den heftigsten Fall finde ich Guinea. Guinea ist schon wenige Jahre nach der Staatsgründung 1958 zu einer Militärdiktatur geworden. Seit 1965, also ab diesem Zeitpunkt auch dann, hat die Bundeswehr für Guinea Soldaten ausgebildet.

Führer: Und welche Interessen hat Deutschland in Guinea?

Frenzel: Offiziell wird immer wieder behauptet, man möchte die Demokratie fördern. Nur 150 Offiziere für eine Militärdiktatur und nie hat sich irgendwas getan und das Militär ist nie demokratisch geworden, schlimmer noch, es hat sogar am Schluss dann ein Massaker eben gegeben, an dem eben gerade auch in Deutschland ausgebildete Soldaten dabei waren – also dieses Argument finde ich nicht sonderlich schlüssig. Es gibt dann – aber das dauert lange, bis man diese Begründung dann auch hört –, dass man natürlich sagt, die Offiziere, die aus solchen Ländern nach Deutschland kommen, werden später in ihren eigenen Ländern sehr wichtige Positionen einnehmen, dementsprechend hat man über diese Leute, die man in Deutschland ausbildet, eben dann auch einen gewissen Zugriff auf Machtstrukturen in diesen Ländern. Das heißt, geostrategische Interessen könnte man damit eben bedienen dann auch. Guinea selbst hat auch noch große Bauxit-Vorkommen, das ist wichtig für die Aluminiumindustrie, und ein Auto produzierendes Land wie Deutschland ist darauf eben auch angewiesen.

Führer: Geostrategische Interessen werden ja auch von anderen Ländern verfolgt. Wie ist denn das, nimmt Deutschland da mit dieser Unterstützung dieser nicht demokratischen Regime – ich meine, als Husni Mubarak gestürzt ist in Ägypten, haben wir alle anders geguckt als vorher – nimmt Deutschland da eine Sonderrolle ein oder sind wir da in bester Gesellschaft – mit Frankreich, Großbritannien, USA und so weiter und so weiter?

Frenzel: Finde ich spannend, dass Sie genau diese drei Länder nennen. Das ist nämlich auch irgendwo dann der Punkt gewesen, wo ich mir sagte, wir zeigen eben immer gerade auf Frankreich, England und die USA und sagen immer, ja, die haben ja ganz widerliche Beziehungen.

Deutschlandfunk, Jasper Barenberg im Gespräch mit Markus Frenzel (4.5.2011):

Barenberg: Ihr Buch heißt „Leichen im Keller“ und die zentrale These ist, dass nicht nur in diesem Fall die Bundesrepublik Deutschland international gesuchte Kriegsverbrecher unterstützt. Schildern Sie uns vielleicht noch ein anderes Beispiel.

Frenzel: Nehmen wir das Land Guinea. Guinea, westafrikanisches Land, seit kurz nach Gründung des Landes immer Militärdiktatur gewesen, hat über Jahre eine sehr intensive Militärkooperation mit Deutschland geführt, die ununterbrochen stattgefunden hat. Immer wieder durften die jeweiligen Diktatoren neue Offiziere, die von ihnen handverlesen waren, für die es von deutscher Seite keinerlei Auswahl gab, nach Deutschland schicken. Man hat über etwas mehr als 50 Jahre fast 150 guineische Offiziere für diese Militärdiktatur ausgebildet und das Ganze ist dann geflossen in ein Massaker 2009, eines der schlimmsten Verbrechen der vergangenen Jahre in Afrika. Es gab dann auch einen UN-Bericht zu diesem Massaker und am Ende kam dann heraus, dass die drei Hauptverantwortlichen, auch eben der Chef der Militärjunta, alle von der Bundeswehr ausgebildet wurden.


Weitere verwendete Quellen:

Interview mit Beny Steinmetz, Ynet (30.6.2013)
Ian Cobain, Afua Hirsch, Guardian (30.7.2013): The tycoon, the dictator’s wife and the $2.5bn Guinea mining deal
Michaela Wrongmarch, New York Times (20.3.2015): ‘The Looting Machine,’ by Tom Burgis
Tom Burgis: „Der Fluch des Reichtums“ Wie Konzerne und Warlords Afrika bestehlen, dradio (12.11.2016)
Googlebooks: Beny Steinmetz in Tom Burgis Buch ‚Der Fluch des Reichtums‘
Cecilia Jamasmie, mining.com (12.12.2016): BSGR to file multi-billion lawsuit against Rio over Simandou
Financial Review (13.12.2016): Rio Tinto’s leaked Guinea emails prompts Beny Steinmetz to take legal action
Catharina Felke, Süddeutsche (15.12.2016): Plötzlich auf der Anklagebank
Jon Yeomans, The Telegraph (19.12.2016): BSGR boss Beny Steinmetz arrested in Israel over Guinea bribery claims
Jesse Riseborough, Thomas Biesheuvel, Franz Wild, Bloomberg (19.12.2016): Billionaire Steinmetz Under House Arrest on Bribe Suspicion
Financial Review (19.12.2016): Billionaire Beny Steinmetz detained in Israel on bribe suspicion
Peter Münch, Frederik Obermaier, Süddeutsche (20.12.2016): Hausarrest für einen Milliardär

Die Panama-Papers in der Süddeutschen und eine NDR-Reportage: PanamaPapers – Im Schattenreich der Offshorefirmen


Foto: Erdoberfläche in der Simandou-Region, Screenshot bei Voices.National Geographic, aus einem btw. sehr lesenswerten mehrteiligen Artikel von Steve Boyes


8 Kommentare zu „“you have to get your hands dirty”

    1. O hallo meertau, herzlich willkommen!

      Um der Wahrheit die Ehre zu geben: ich lerne beim Lesen über BSRG&Co selbst ohne Ende und zwar vom Urschleim an, ich mag überhaupt nicht glauben, wie dreckig Hände so sein können.
      Ich war einige Male in Tanzania, auf Zanzibar und in Mozambique und es macht mich sowas von zornig, mit welcher Chuzpe arme afrikanische Länder ausgebeutet werden, wie wenig davon strafrechtlich verfolgt wird und wie weit die ex-territoriale Festung Europa mit wessen Unterstützung reicht. Weil: das sind 2 Seiten ein- und derselben Medaille.

      Vielleicht kennen Sie den folgenden Film, der eine der Ausbeutungsstrategien global agierender Konzerne am Beispiel Sambia zeigt:

      Das muß man ins Verhältnis zur Armutsflucht aus Sub-Sahara-Afrika setzen.

      Dagegen setzt die EU auf die Förderung von Rüstungsfirmen und speziell Deutschland auf die Förderung von Konzernen wie Airbus, Mercedes Benz und Volkswagen, zur Errichtung von Grenzanlagen im äquatorialen Afrika, Simone Schlindwein, taz: Migrationspolitik und Rüstungsindustrie. Das Geschäft mit Hightech-Grenzen Las ich heute morgen, seitdem ist mir elend.

  1. …bin aber entschieden zu langsam…
    Nana, jetzt stellnse aber Ihr Licht untern Scheffel. Das wäre erst mal Aufgabe der kostenpflichtigen Medien, was Sie hier unentgeltlich leisten. Danke dafür.
    Liebe Grüßle, Diander

  2. Jan Pfaff hat im Freitag das Buch von Tom Burgis (Der Fluch des Reichtums. Warlords, Konzerne, Schmuggler und die Plünderung Afrikas) rezensiert und wirkt etwas entäuscht, weil Burgis kein Patentrezept mitliefert: Ressourcenfluch

    Für die These, dass eine unkontrollierte Globalisierung weit mehr schadet als nützt, liefert das Buch viel Anschauungsmaterial. So beschreibt Burgis, wie das Öl in Nigeria nicht nur die Umwelt zerstört, sondern auch den Tod für die heimische Textilindustrie bedeutet. Die Dollar für die Ölexporte ließen den Wert der eigenen Währung nach oben schnellen, was Importe gegenüber nationalen Produkten verbilligte. Das führte dazu, dass westafrikanische Stoffe und Kleidung heute weitgehend in chinesischen Fabriken gefertigt werden, die sie billiger anbieten können als nigeranische. Auch ein Einfuhrverbot änderte daran nichts, es ließ nur ein florierendes Netzwerk von Textilschmugglern entstehen.

    Im Kongo nannten UN-Ermittler internationale Unternehmen, die dort Mineralien aufkauften, die „treibende Kraft des Konflikts“. Im Bürgerkrieg kämpften Warlords um Minen mit Coltan, das sich in fast jedem Handy findet. Die Versuche, darauf zu reagieren, indem man Mineralien aus „fairen Minen“ zertifiziert, sieht Burgis skeptisch. Mit Tarnfirmen und dem Schmuggel über die Grenze ließe sich dies unterlaufen.

    So faktenreich Burgis die Wechselbeziehungen zwischen Konzernen, Zwischenhändlern, Politikern und Militärs in vielen Ländern nachzeichnet, so bedeckt hält er sich mit Aussagen, wie sich grundlegend etwas ändern ließe. Sein Buch ist ein Appell hinzuschauen – und sich als westlicher Konsument der eigenen Verantwortung bewusst zu werden. Oder wie es die nigerianische Sängerin Nneka formuliert, die immer wieder die fatale Rolle des Ölkonzerns Shell in ihrer Heimat kritisiert: „Denkt nicht, ihr hättet nichts damit zu tun.“

    1. Typisch freitagsblöde ist, die Rezension unter ‚Kultur‘ zu rubrifizieren und nicht unter ‚Wirtschaft‘ und/oder unter ‚Politik‘. Vermutlich, weil’s ein Buch ist und ’s Dr.Angele zu wenig Artikel in seinem Ressort Kultur hatte.

  3. Ramón Fonseca und Jürgen Mossack wurden endlich verhaftet.
    Süddeutsche:

    Die Büros ihrer Firma wurden … durchsucht. Den beiden Anwälten wird vorgeworfen, in den derzeit größten Korruptionsskandal Lateinamerikas verwickelt zu sein. Mossack Fonseca sei eine „kriminelle Organisation“, erklärte die zuständige Generalstaatsanwältin Kenia Porcell in Panama-City.

    Die Ermittlungsbehörden werfen Mossack und Fonseca vor, dabei geholfen zu haben, Geld zweifelhafter Herkunft zu verstecken. Konkret soll die Firma in den sogenannten Lava-Jato-Skandal verwickelt sein. Es geht dabei um systematische Schmiergeldzahlungen in Milliardenhöhe und um ein komplexes Netzwerk aus Betrug, Bestechung und Geldwäsche. …

    Die Enthüllungen der Panama Papers hatten gezeigt, dass Fonsecas Kanzlei nicht nur Premierministern und Diktatoren geholfen hat, Geld zu verstecken. Die Geschäftsbeziehung der Kanzlei führten auch zu Drogenkartellen, Mafia-Clans, Betrügern, Waffendealern und Regimen wie Nordkorea oder Syrien.

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