home

 

 

Ein Gedicht von Warsan Shire, gelesen von Yanna McIntosh. Hören Sie sich das an, zum Mitlesen der Text:

home

no one leaves home unless
home is the mouth of a shark.

you only run for the border
when you see the whole city
running as well.

your neighbours running faster
than you, the boy you went to school with
who kissed you dizzy behind
the old tin factory is
holding a gun bigger than his body,
you only leave home
when home won’t let you stay.

no one would leave home unless home
chased you, fire under feet,
hot blood in your belly.

it’s not something you ever thought about
doing, and so when you did –
you carried the anthem under your breath,
waiting until the airport toilet
to tear up the passport and swallow,
each mouthful of paper making it clear that
you would not be going back.

you have to understand,
no one puts their children in a boat
unless the water is safer than the land.

who would choose to spend days
and nights in the stomach of a truck
unless the miles travelled
meant something more than journey.

no one would choose to crawl under fences,
be beaten until your shadow leaves you,
raped, then drowned, forced to the bottom of
the boat because you are darker, be sold,
starved, shot at the border like a sick animal,
be pitied, lose your name, lose your family,
make a refugee camp a home for a year or two or ten,
stripped and searched, find prison everywhere
and if you survive
and you are greeted on the other side
with
go home blacks, refugees
dirty immigrants, asylum seekers
sucking our country dry of milk,
dark, with their hands out
smell strange, savage –
look what they’ve done to their own countries,
what will they do to ours?

the dirty looks in the street
softer than a limb torn off,
the indignity of everyday life
more tender than fourteen men who
look like your father, between
your legs, insults easier to swallow
than rubble, than your child’s body
in pieces – for now, forget about pride
your survival is more important.
i want to go home,
but home is the mouth of a shark
home is the barrel of the gun
and no one would leave home
unless home chased you to the shore
unless home tells you to
leave what you could not behind,
even if it was human.

no one leaves home until home
is a damp voice in your ear saying
leave, run now, i don’t know what
i’ve become.

 


Bild: Dadaab (Kenia), das zeitweise größte Flüchtlingslager der Welt, aus dem All. Screenshot bei Astrium GEO-Information Services/Geoimage

Bild schon einmal verwendet in Das Lager als fremder Planet


4 Kommentare zu „home

  1. Whatever is pushing people to leave their homes — whether it be the hopelessness of poverty, conflict or a lack of freedom — will always be stronger than the risks ahead of them.

    Der Schlußsatz aus Inside Italy’s plot to infiltrate migrant rescue boats in the Mediterranean von Richard Hall, GlobalPost Investigations – ist ein langer Text, sollte jede/r lesen. Um wenigstens ein bißchen begreifen zu können, wie es zur EU-Entscheidung für Internierungslager in nordafrikanischen Staaten und für Exklusiv-Menschenrechte for whites only kommen konnte.

  2. Christoph Ransmayr, Der Standard – Europa! Herz der Finsternis

    War denn nicht zumindest die jüngere Geschichte Afrikas immer auch eine Geschichte Europas gewesen? Ebenso wie die Geschichten Asiens und Ozeaniens und Indonesiens und die beider Amerikas und selbst die der Südsee immer auch eine Geschichte des europäischen Auftritts gewesen waren, eine Geschichte der Eroberung, der Ausbeutung, der Sklaverei und des Völkermords.

    Wohin immer ein Afrikareisender sich auf diesem Kontinent wandte, selbst wenn er nur unterwegs war, um weiße Nashörner, Elefanten, Hyänen oder Leoparden zu bestaunen (oder zu jagen), musste er auf die Spuren Europas stoßen, auf eine zertrampelte Bühne der Grausamkeit, dazu aber auch: auf Quellgebiete des europäischen Reichtums. Ohne die hier geschürften Erze und seltenen Erden, ohne die Gold- und Silber- und Diamantenminen und unzähligen anderen Bodenschätze, ohne die hier eingebrachten Ernten, ohne die Arbeitskraft von Abermillionen Sklaven und Billigstlohnarbeitern wäre Europa wohl bis zum heutigen Tag noch längst nicht jenes Paradies, als das es in jenen Flüchtlingsströmen ersehnt und bewundert wird, die auf den Schlachtfeldern von europäisch mitverschuldeten Kriegen und Elends- und Dürregebieten entspringen.

    Europa hat die Rechnungen für seine durch Jahrhunderte unternommenen Raubzüge quer durch alle Kontinente dieser Erde nie bezahlt, ja hat die von sogenannten Entdeckern und kolonialen Armeen angerichteten Verwüstungen stets so lange geleugnet, bis der Gestank aus den Massengräbern nicht mehr zu ertragen war.

  3. Feridun Zaimoglu eröffnete gestern den Ingeborg-Bachmann-Wettbewerb mit einer beeindruckenden und sehr schönen Rede – Der Wert der Worte

    Der Patriot ist ein wahnverstrickter Kleingeist mit einem auf- und niederwellenden Gemüt. Er ist ein Kraftprotz, der von einem Reich der Untertanen träumt. In diesem Traum herrschen Männer mit säuischer Natur. Aufgehoben wird dann sein das Erbarmen, aufgehoben der gute Friede, aufgehoben das Recht des Armen auf Salz und Brot.

    Die Ruhmesschlacht, von der die neuen alten Rechten träumen, bekommen sie nicht. Wir sind aus der Schrift geboren. Wir schreiben unsere kühnen, kühlen und wilden Geschichten. Wir lieben die leise Art und den lauten Hall. Niemals aber schreiben wir den Verzweifelten eine Abart zu. Diese Unterscheidung lässt sich nicht verwischen.

    Der feste Halt ist nicht das Volk, nicht die Sippschaft, nicht eine heilige Erde und nicht eine versunkene Welt. Ich finde festen Halt im Recht, dem Ausdruck des Gewissens. Daran glaube ich, davon rücke ich nicht ab. Auf den Glanz der Geschichte einer Nation gebe ich nichts.

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