Bei dem mutmaßlichen Täter handelt es sich um einen Deutschen, der Medienberichten zufolge aus dem Sauerland stammt und seit längerem in Münster lebte. Nach Informationen von SZ, NDR und WDR war der Mann, Jens R., psychisch auffällig.
Soso. Die Wahrscheinlichkeit, daß Sie, ja genau Sie meine ich, im Laufe Ihres Lebens eine zeitweilige oder dauerhafte psychische Störung erwerben, liegt – je nach Quelle – zwischen 25 und 50%. Ein Viertel bis die Hälfte aller Europäer waren, sind oder werden noch psychisch gestört sein, mögliche Auffälligkeiten inklusive.
Aber die rechtsradikale Hetze gegen die Anderen, gegen Geflüchtete, Menschen mit dunkler Haut und vor allem gegen Muslime ist längst so wirkmächtig, daß ein „psychisch auffälliger“ Täter kartoffeldeutscher Herkunft als beinahe gute Nachricht durchgeht.
In der öffentlichen Aufmerksamkeitsökonomie ist allenfalls eine Randnotiz, daß der mutmaßliche Täter in Münster auch schon mal in Pirna (Sachsen) in einem von Kameradschaftsnazis bewohnten Haus gelebt hat, auch zuvor schon gewalttätig war, verschiedene Schußwaffen und illegale Polenböller sein Eigen nannte und der Verdacht nahe liegt, daß er gestern in Münster einen islamistischen Anschlag vortäuschen wollte.
Keine 24 Stunden vorher:
Im südbrandenburgischen Cottbus ist am Freitag um 22 Uhr ein offenbar 25-jähriger Mann mit seinem Geländewagen in eine Gruppe von zehn Menschen gerast. … Der Polizei war der mutmaßliche Fahrer bereits zuvor aufgefallen. Am Freitagnachmittag hatte er Polizisten beleidigt, 1,17 Promille intus und rechte Parolen gegrölt. Zudem soll er, bevor er Freitagnacht auf den Fußgängerweg in die Menschentraube fuhr, auch an gewalttätigen Auseinandersetzungen beteiligt gewesen sein.
Wußten Sie übrigens, daß Angst und Wut zwei Seiten ein- und derselben psychischen Störungsmedaille sind? Angststörungen sind die sozusagen sozial kompatiblere Auffälligkeitsentscheidung, indem sich Panikattacken „nur“ gegen die eigene Person richten (es sei denn, Sie fühlen sich belästigt, wenn eine/r zittert, schweißüberströmt ist, keine Luft bekommt).
The Rosenblatts: note on “psychisch krank” und Münster
Es ist einfach besser, wenn einer krank war, als wenn man annimmt, jemand wollte gerne Gewalt ausüben. Wollte gerne töten. Vielleicht auch nicht ganz so gerne, aber doch gern genug, um sich nicht dagegen zu entscheiden. …
Die Tat wird zum Symptom der unterstellten Krankheit, deren Ursprung und Wirken in allein dem Täter verortet wird.
Sie wird nicht zum Symptom einer Gesellschaft, die es verhindert sich adäquat/bedarfsgerecht/sinnhaft mit sogenannt “psychisch Erkrankten” zu befassen, bevor eine Gewalttat passiert.
Sie wird nicht zum Symptom eines Gesundheitssystems, das vor allem eines systematisch tut: verhindern, dass Menschen so lange die bestmögliche und frei gewählte Unterstützung, Hilfe und medizinisch/therapeutisch hilfreiche Behandlung erhalten, bis sowohl die Symptome, als auch die ursächliche Problematik nicht mehr bestehen.Sie wird nicht zum Symptom eines an vielen Stellen unzureichenden sozialen Hilfesystems.
Nicht zum Symptom der Ignoranz.
Nicht zum Symptom der Privilegien, die einzig dann entstehen, wenn man als “gesund”, “normal”, “allgemein nachvollziehbar” und allgemein “befähigt” gilt. …Der Täter in Münster hätte jede Erkrankung der Welt haben können – keine einzige kann die Antwort auf die Frage nach dem Warum hinter der Tat sein.
Die psychotherapeutische Versorgung im fünftreichsten Land der Erde ist lausig, die Diagnose- und Behandlungsmethoden vieler Ärzte veraltet, die Wartezeiten auf einen adäquaten Therapieplatz ewig. Bei Fachärzten und Psychotherapeuten war die Lehrheilbehandlung nicht notwendigerweise erfolgreich und die Krankenkassen verordnen nach längstens 80 Stunden Therapie eine 2jährige Pause (es sei denn, man nimmt Psychoanalyse in Anspruch, dann und nur dann sind auch 300 Stunden möglich).
Aber was macht das schon, wenn rechtsradikaler Terror nicht nur nicht so genannt, sondern auch zur Diffamierung „psychisch auffälliger“ Menschen mißbraucht werden kann?
Schließlich ist unser Hauptproblem linksextremistischer und islamistischer Terror. Auf dem Weg zum Supergrundrecht Sicherheit kann die unantastbare Menschenwürde, deren Schutz alle staatliche Gewalt zu gelten hat, nur eine untergeordnete Rolle spielen.
Denn: rechtsradikale Hetze gilt als „gesund“ und „normal“, sie ist längst salonfähig und politisch, medial, gesellschaftlich wirkmächtig.
Bild: Screenshot bei Twitter
Springer meldet, daß heute vier Männer aus dem Umfeld von Anis Amri festgenommen wurden und damit ein Anschlag auf den Berliner Halbmarathon verhindert werden konnte.
Stichwort rechtsradikaler Terror:
Springer eben.
Tagesspiegel:
Es ist leider nicht nur eine „beinah gute Nachricht“. Die Medien zeigten sich erleichtert, dass der Täter ein Deutscher war. Das Bild oben, was in solchen Kontexten immer wieder auftaucht, fasst es treffend zusammen: ist der Täter weiß, kann er nur geistesgestört gewesen sein. Ist er nicht-weiß, war er ein Terrorist. Aber so ist ja alles gut, die Toten sind nicht durch Terror gestorben, sondern durch einen Irren. Wird für die Überlebenden und Angehörigen sicher ein großer Trost sein…
Das Wort „geistesgestört“ verwende ich hier bewusst, da es die öffentliche Wahrnehmung von Menschen mit psychischen Erkrankungen immer noch am besten abbildet. Wahlweise auch irre oder verrückt, und in der öffentlichen Wahrnehmung vergleichbar mit Suchterkrankungen, die ja auch keine „richtigen“ Krankheiten sind – die sollen sich gefälligst mal zusammenreißen! Das wird man doch wohl noch mal sagen dürfen! (Entschuldigung, ich kann auf dieses Geschehen und die Berichterstattungen nur noch zynisch reagieren)
Zum Glück hatte ich bislang noch keinen Bedarf an medizinischer Behandlung im Rahmen einer psychischen Erkrankung. Ich zweifle aber kein bisschen an der Diagnose des Gesundheitssystems in diesem Kontext – ein Grund liegt sicher darin, dass sich damit kein Geld verdienen läßt. Das Gewinnstreben im Gesundheitswesen ist eines der Grundübel des Systems.
Aber davon ab. Sobald es rechte Gewalt ist, sind es Einzeltäter, „psychisch gestörte“ etc. Von Terror ist da nicht die Rede. Ist es linke oder religiös motivierte Gewalt, ist es Terror. Ein Paradebeispiel hier in Sachsen ist der jüngste Anschlag auf zwei Gaststätten in Wurzen, deren Betreiber einer örtlichen, rechtspopulistischen und (so weit ich weiß) mindestens latent fremdenfeindlichen BI angehören. Die Anschläge richteten Sachschaden an, wurden mit Werkzeug die Scheiben eingeschlagen und Buttersäure versprüht. Beide Lokale konnten noch am selben Tag wieder öffnen . Die Presse spricht von „Entsetzen“, „brutalem Anschlag“ und „fassungslosen“ Anwohnern. „Diese Anschläge auf die beiden Lokale in der Wurzener Innenstadt sind an Brutalität nicht zu überbieten.“ Oberbürgermeister Jörg Röglin (SPD). Die Polizei hat eine erfolglose Sofortfahndung einschließlich Straßensperren durchgeführt.
Derzeit läuft in Dresden auch ein Gerichtsprozeß gegen den Mann, der vor einer Moschee in Dresden einen Sprengsatz hat hochgehen lassen. Dieser hatte auch schon mal bei Pegida geredet. Die Moschee diente auch als Wohnort des Imams und seiner Familie, nur durch Zufall wurde niemand verletzt. Die Presse berichtet von schlampigen Ermittlungen, fehlenden Sachverständigen. Da sind mir derart reißerische Berichterstattungen nicht erinnerlich. Natürlich ist die Aktion in Wurzen nicht gutzuheißen, aber wenn eine reine Sachbeschädigung durch Mittel, die nach Lage der Dinge nicht zu Personenschäden hätten führen können (der Zeitpunkt war mitten in der Nacht, als die Restaurants geschlossen hatten), derart drastisch beschrieben werden und andererseits die Gewaltfahrt in Cottbus nur eine lokale Fußnote ist, sind die Maßstäbe schon arg verschoben. Aber das ist halt Sachsen. Da wird auch schon mal ein Polizeivideo derart geschnitten, dass es die Anklage in Dresden gegen einen (linken) Pfarrer aus Jena stützt – als das ungeschnittene Video jedoch vorgeführt wird, fällt die Anklage in sich zusammen wie ein Kartenhaus…
Zu Münster (wie soll man es nennen? Anschlag? Amokfahrt? Ich denke, es ist letztlich ein Anschlag.) zeigte ja Beatrix von Storch sogleich auf Twitter, wes Geistes Kind sie ist, als sie versuchte, einen Zusammenhang zwischen dem Anschlag von Münster und der Flüchtlingsaufnahme der letzten Jahre zu konstruieren oder vielmehr zu insinuieren. So nach dem Motto: Wären nicht so viele Flüchtlinge nach Europa gekommen, dann hätte es die Anschläge von NIzza und Berlin nicht gegeben, und dann wäre der Täter von Münster nicht auf die Idee gekommen. Wie widerlich und verdreht muss die Gedankenwelt sein, um auf so absurde Argumentationsketten zu kommen? Aber offensichtlich ist derart wirr-rechtes Gedankengut schon so weit verbreitet, dass man es eher achselzuckend zur Kenntnis nimmt und es als „typisch AfD“ abhakt.
Ach ja, da bleibt nur noch Heine – Denk ich an Deutschland in der Nacht…. (auch wenn das Gedicht einen anderen Hintergrund hatte, aber die Anfangszeile passt wieder mal sehr gut).
Mit guter Versorgung psychisch Erkrankter ließen sich volkswirtschaftliche Kosten verringern (Verrückte reißen sich ja nicht nur nicht zusammen, deren Faulheit kostet auch noch und zwar wie), die populärwissenschaftliche Standardquelle:
Das für die Zahlenzyniker. Ich glaube übrigens nicht, daß es heute mehr psychisch Kranke gibt als in den 1970ern oder davor, sondern daß sich heute endlich mehr Leute Hilfe suchen.
Die Medien springen bereitwillig und aus Gewinnstreben über die Stöckchen rechtsradikaler Hetzer und nur so wirkt der Täter als psychisch gestörter Kartoffeldeutscher als erleichternde, als fast beinahe gute Nachricht. Sven Stockrahm, Zeit Online versucht wenigstens, das Stöckchengehopse auszubremsen und mit ein bißchen Wissen zu unterfüttern: Psychisch labil, was soll das bedeuten?
Weiß nicht, ob Du jetzt nicht die Geschichte in Jena (ist Thüringen ;) ) meinst, wo der (seit gefühlt mindestens 5 Dekaden) Stadtjugendpfarrer Lothar König (netter und lustiger Kerl btw, hab mit dem bei nem Punkkonzert in der „JG (Junge Gemeinde) Stadtmitte“ mal länger geplaudert) bei ner Demo den Lauti gefahren hat und angeblich einen Polizisten über den Haufen fahren wollte, der da rumsprang und den er nur touchierte. Hat seitdem keinen Lappen mehr, eigene Bude durchsucht und sein Büro im Pfarrhaus, da die eigene Aufnahmen erst bei der Verhandlung zeigen wollten. Seine Tochter sitzt im Landtag für die LINKE (Katja xyz-König, hab grad keinen Nerv, Links zusammenzusuchen) der wollen die Möhring-CDU/AfD auch an den Arsch, weil die den Typen aus nem Dorf bei Rudolstadt (geht schon näher gen Sachsen ;) ) kannte, der säckeweise Landwirtschaftschemikalien hortete.
Nachtrag: Katharina König-Preuss, soviel Ordnung muß sein.
Ich meinte das: https://www.taz.de/!t5024927/ und das: https://www.taz.de/Archiv-Suche/!5489799&s=Katharina+K%C3%B6nig/
@ Hugo: Ja, ich meinte Lothar König. Am 13. Februar 2011 (der 13.2. ist der Jahrestage der Bombardierung Dresdens, da treffen sich hier die Neonazis, die Holocaustleugner, die Geschichtsverdreher etc., mit entsprechendem Gegenprotest) soll er von seinem Lauti aus zu Gewalt aufgerufen haben, dies sei auf eine Video dokumentiert. Die Vorwürfe waren immer wacklig, aber dann wurden (so las ich seinerzeit) ungeschnittene Videos „gefunden“, die Polizei hatte vorher immer nur geschnittenes Material gezeigt, und dann wurde das Verfahren ganz schnell beerdigt. Das geschnittene Material hat angeblich die Anklagepunkte gestützt. Ein Schelm, wer arges dabei denkt. Natürlich ermittelt die Polizei da nicht objektiv – der Feind steht hierzulande immer Links, und die Polizei müsste dann ja eingestehen, dass sie unbegründet handelt. Das will man natürlich vermeiden.
Weiß ich, ich war auch 2011 auf der Demo, also der nichtreglementierten Gegendemo. Die reguläre wäre die „Meile der Demokratie“ gewesen.
Stellvertretend zwei Orakeleien über den Täter:
taz:
Zeit Online:
Der Satz der Staatsanwältin gefällt mir mit jedem Lesen besser: „Wir wissen nur so viel, dass die Tat offenbar mit der Person des Täters im Zusammenhang steht“
Hans Leyendecker, Georg Mascolo, Christian Wernicke orakeln auf Seite Drei der Süddeutschen: Gegen den Rest der Welt (Paywall):
Die besondere Vorsicht der Süddeutschen beschränkt sich so ziemlich auf das Verstecken hinter der Paywall und „nervenkrank“ finde ich auch ein sehr schönes Wort °_O
Bloss nicht auffallen und ab und zu abtauchen wie ein Kormoran.
Nur, daß nicht jede psychische Auffälligkeit unauffällig ist (sofern z.B. Depressive oder Angsterkrankte Wert darauf legen, gelegentlich die Wohnung zu verlassen, z.B. zum Einkaufen). Vermutlich leben sehr viele psychisch Kranke, die unter ihrer Erkrankung leiden, extrem zurück gezogen, schämen sich durchs Leben und geben dem Begriff Anpassung eine neue Bedeutung. Während es andererseits beste Voraussetzung zu einer Manager- oder Politikerkarriere ist, eine narzisstische oder psychopathische Persönlichkeitsstörung zu haben und pflegen.
Der Unterschied: erfolgreiche Karrieristen leiden nicht an ihrer psychischen Auffälligkeit, sondern finden sich unausgesetzt gesellschaftlich bestätigt. Nicht jede/r Deviante wird einen Kopf kürzer gemacht. Auch erfolgreiche Terroristen werden Freiheitskämpfer o.ä. genannt.
Grundsätzlich sollte die Polizei da nicht mehr rausgeben als die Nachricht: „In Münster ist Jens R. mit einem VW-Transporter in ein Straßencafé gerast und erschoß sich danach. Es gab mindestens zwei Tote und mehrere Verletzte. Näheres gibt die Polizei/Wasauchimmerstaatsorgan am Dienstagmorgen in einer Pressekonferenz bekannt.“
Die Polizei hat kaum mehr bekannt gegeben, außerdem auf Twitter inständig darum gebeten, daß keine Spekulationen, Fotos oder Videos verbreitet werden. Gegen Gewinnstreben der Medien und gegen Gehetze der Hetzer ist auch die Polizei machtlos. Denn das öffentliche Interesse ist auch dann eine Hausnummer, wenn es lediglich um nackte Sensationsgeilheit und um Lust an fremdem Leid geht. Wie beim sprichwörtlichen Unfall auf der Autobahn, der regelmäßig zu Staus und Unfällen auf der Gegenfahrbahn führt, weil man einfach das Geglotze nicht lassen kann.
In Münster hat sich die Polizei jedenfalls nicht an Hetze und Angstlust-Fütterung beteiligt, anders als im schönen Sachsen: Wer nicht zählen kann, muss hetzen. „Zuwanderer“ in der Sächsischen Kriminalstatistik (<- das aber nur am Rande)
Und woher hatten dann die Medien schwuppdiwupp den halben Lebenslauf von Jens R.? Irgendeiner bei den Staatsorganen muß da was erzählt haben. Wenn der vereinsamt war, gibts auch nicht soviele Leute, die da Konkretes wie die Gerichtsverfahren, die der Typ am Hals hatte, wissen können. Die muß mensch auch erstmal auftreiben, also die Bekannten/Verwandten, die müssen auch noch so blöd? naiv? sensationsgeil? wasweißich sein, zu plaudern.
Weiß nicht, ich warte da wirklich erstmal ab, bis „Seriöses“ kommt, was jetzt keine Kritik an der Intention zu dem Blog, also das Aufzeigen von: „Bekloppter macht was Beklopptes weil er bekloppt war, ich bin zum Glück normal“ und der Täter damit aus dem „gesunden Volkskörper“ exkludiert wird, ist, liebe Dame.
Wenns um das Horten von Chemikalien geht, wird der Verdächtige gleich als „Linker“ aus jenem ausgeschlossen und jede/r derdie den kennt in Sippenhaft genommen (s.o., Katharina König-Preuss): https://www.mikemohring.de/index.php?id=21&tx_ttnews%5Btt_news%5D=1582&tx_ttnews%5BbackPid%5D=13&cHash=cbbf94b610474e31e8b4aca90ccb1e64
“ „Es ist offensichtlich, dass wenigstens einer der Tatverdächtigen im linken Antifa-Milieu verankert war. Angesichts der Dimension des Fundes liegt ein linksterroristischer Kontext im Bereich des Möglichen. Allein deshalb müssen alle Alarmglocken schrillen“ (usw.,usf.)“
Antifaschisten sind also bekloppt, weil sie Linke sind, Islamisten per Zugehörigkeit zur weiten Welt des Islam und demzufolge sind beide nicht Deutschland. Ein deutscher „Nichtlinker“ oder „Nichtmuslim“ der Scheiße baut, hm da kommts drauf an wens trifft, wenns „richtige Deutsche“ erwischt, wars ein „armer Irrer“ und „wir“ lehnen uns leicht angespannt zurück…
Mein erster Gedanke als ich am Sonnabend abend den Rechner anhatte, war: „Woher hatte der Trottel ne Knarre?“ Geht in allem, was mensch über den so erfahren hat die letzten zwei Tage, unter.
Ich fürchte, Sie haben die Intention zu dem Blog allenfalls teilweise verstanden. Das tut mir leid, ich kann’s aber nicht ändern.
„Ich fürchte, Sie haben die Intention zu dem Blog allenfalls teilweise verstanden.“
Weil ich „Bekloppter“ schrieb statt „psychisch auffällig“? Auf letztere Floskel geb ich nix, so wird heute (gefühlt) jedes zweite Kind abgeurteilt weils nicht ganz so wie ein Uhrwerk funktioniert. Wie in dem im Hautblog zitierten Artikel: „Die Tat wird zum Symptom der UNTERSTELLTEN Krankheit, deren Ursprung und Wirken in allein dem Täter verortet wird.“
Leute mit Depression, Schizophrenie etc. versuchen so lange wie möglich zu funktionieren; die Leute merkens erst, wenn die nicht mehr rundlaufen, da sitzen die Betroffenen aber schon sehr tief in der Scheiße. „Selbstmedikation“ mit der legalen Volksdrogen Alk oder auch diverse Medikamente wie Diazepame und Schlafmittel, welche von jedem Arzt verschrieben werden können und viele Leute (zumeist Frauen) fressen die auch wie Drops ist halt state of the art. Ohne jetzt mein „gefährliches Halbwissen“ in Neurologie, Pychologie und Psychatrie weiterzutippen; mensch kann auch „ganz normal“ eine größere Portion Matsch am Paddel haben ohne daß da außer (vermeintlichen) Tranqulizer (selbst)medikamentös (Saufen, Tabletten) korrigiert werden kann und wo mensch eher (professionelle) soziale Korrektoren braucht.
Also wenn der Typ mal die Bude seiner Alten zerlegt hat, isser entweder ein Scheißkind gewesen oder die Alten haben in der Erziehung versagt. Vielleicht wurde der auch gemobbt, suchte deswegen die Nähe zu Faschos blablabla, alles blöd, im Endeffekt aber alles scheißegal.
Weiß nicht, ob mensch da ne (zukünftige) Stigmatisierung „wirklich“ psychisch Kranker, die sich Hilfe gesucht haben, mal ne Zeit in der Klapper waren, etc. sehen muß. Die Medien sollten mit so Floskeln wie „psychisch auffällig“ sehr sparsam umgehen, weil das erklärt alles oder nix ist also Blabla.
(Die ganzen „“ und Klammern beachten ;) .)
Und: „Denn: rechtsradikale Hetze gilt als „gesund“ und „normal“, sie ist längst salonfähig und politisch, medial, gesellschaftlich wirkmächtig.“ (Oben, Dame) Ist erst nicht seit AfD, -gida, PRO Neuschwabenland, Bündnis Zukunft Dark Side Of The Moon usw. so sondern war in einem erheblichen Prozentsatz des Volkes nie weg, auch nicht bei vermeintlichen Intellektuellen. Botho Strauß in den 90ern, der Historikerstreit mit Fest und weißausderKaltenned wie der hieß (80er?!?) usw. usf.
Hugo, was wollen Sie eigentlich sagen (außer, daß Sie sehr viel sagen wollen)?
Dazu Kurt Kister in der Süddeutschen (Print):
Wichtige Überlegungen zum Thema. Erinnert mich etwas an die Berichterstattung zum Flugzeugabsturz in Spanien, als der Pilot das Passagierflugzeug gegen einen Felsen lenkte. Da wurde geschrieben, dass der Täter depressiv gewesen sei…..das war auch im höchsten Grad diskriminierend gegen Menschen mit Depressionen. Ich meine, depressiv zu sein ist die normale Reaktion auf den Weltzustand. Alles andere ist schon maßlose Verdrängung …..
Das ist – mit Verlaub – Unsinn. Selbstredend gibt es am Weltzustand jede Menge zu verbessern und die Kritik an vorenthaltener Teilhabe, Willkür, Armut, Unfreiheit, Ungerechtigkeit kann gar nicht hart genug ausfallen. Wenn Sie aber Unbehagen am Weltzustand für Depression halten, sind Sie eins vermutlich nicht: depressiv.
Der German-Wings-Pilot hatte u.a. ein SSRI-Medikament intus und flog trotz empfohlener Einweisung in die Psychiatrie (Verdacht auf eine psychotische Episode), die Krankschreibung war nicht an German Wings weitergegeben worden. Selektive Serotonin-Wiederaufnahmehemmer haben als mögliche Nebenwirkung, daß die aufputschende Wirkung vor der depressionslindernden Wirkung einsetzt und genau dadurch ein Suizid, bzw. ein Homizid überhaupt erst möglich wird. Bei Depressiven ist plötzliche Munterkeit und Aktivität u.U. ein höchst alarmierendes Warnsignal oder anders gesagt: vielen Depressiven fehlt zum Suizid ganz einfach die Energie. SSRI-Medikamente werden gegen Depression trotzdem verschrieben wie die Smarties – u.a. das meinte ich mit lausiger Versorgung und mit veralteten Diagnose- und Behandlungsmethoden.
Ronen Steinke, Süddeutsche im Interview mit dem Psychiater Thomas Pollmächer:
So einfach wäre es…
Gäbe es nicht jede Menge durchgeknallte Journalisten und eine voyeuristische Öffentlichkeit – Boris Rosenkranz, Übermedien über (beispielhaft) – Live: Alles, was n-tv und Welt nicht so genau wissen
Rainer Woratschka, Tagesspiegel: Psychisch Kranke müssen monatelang auf Behandlung warten
Bei einem Kassentherapeuten = bei irgendeinem Kassentherapeuten. Das ist im Zweifel so, als wenn Sie wegen einer Hauterkrankung zum Augenarzt gehen müssen. Wer keine Feldwaldwiesenkurzzeitverhaltenstherapie, sondern z.B. eine gezielte Traumatherapie braucht, wartet auf einen Therapieplatz wesentlich länger als 20 Wochen.