„American Carnage“

 

Was, wenn Bannons Rauswurf und seine Rückkehr zu Breitbart vor allem eins bedeuten würde: eine Art regierende APO?

Ich kann nicht ganz glauben, daß Steve Bannon Donald Trumps Vertrauen verloren hat und über Nacht für den POTUS unwichtig geworden ist. Sondern fürchte, daß Bannon Trump auch weiterhin chefberaten und daß sein Draht ins weiße Haus kurz und direkt bleiben wird. Steve Bannon hat bereits angekündigt, daß er Krieg gegen die Opposition zu führen gedenkt. Opposition heißt für ihn nicht nur Demokraten, Kommunisten, PoC, sondern jede Kraft bei Republikanern und in Trumps Umfeld, die man als noch halbwegs seriös und politisch gemäßigt interpretieren könnte, von Ivanka Trump über Jared Kushner bis General Kelly.

Bannon wird Breitbart.News überlaufen lassen vor lauter Haßpropaganda gegen alle, die seiner Herrenmenschendenke nicht folgen. Der Mann ist alles mögliche und unmögliche, nicht aber dumm, leider. Er könnte die Spaltung der USA weiter vorantreiben und zwar in ständiger Absprache mit The Donald, der sich dann der Macht der Straße zu beugen hätte, oops schade. Die Macht der Straße aus enttäuschten Trump-Wählern, denen Trumps Politik (und deren Verhinderung mit rechtstaatlichen Mitteln) zu gemäßigt ist, die sich von der Nichteinhaltung seiner Wahlversprechen betrogen fühlen und die Bannon erst angeheizt, zum Trump-Wählen animiert und sie zur Äußerung ihrer menschenfeindlichen Inhalte ermutigt hat und die er demnächst auf die Straße gebracht haben wird.

Steve Bannon und anderen us-amerikanischen Nazis wäre nichts lieber als ein Bürgerkrieg. Ihnen wäre nichts lieber als Attentate von ganz egal welcher Seite, solange sie nur den Vorwand zu mehr Blutvergießen liefern.

Hoffentlich übertreibe ich maßlos oder liege ganz und gar falsch.


Bild (beschnitten): Gage Skidmore, Wikimedia Commons


15 Kommentare zu „„American Carnage“

  1. Auch Faschisten brauchen Liebe, aber Chris Cantwell bekommt künftig ein bisschen weniger davon. Die große Dating-Webseite OkCupid hat sein Profil gelöscht und ihn auf Lebenszeit gesperrt. Cantwell steht im Mittelpunkt einer Vice-Doku über die rassistische Demo in Charlottesville, nach der am Samstag eine Gegendemonstrantin getötet wurde. Vor der Kamera protzt er mit Pistolen und Gewehren. Und erklärt, dass er sich einen Präsidenten wünsche, der „deutlich rassistischer als Donald Trump“ sei und „seine Tochter keinem Juden geben“ würde (gemeint ist Ivanka Trumps Ehe mit Jared Kushner).

    Cantwells Dating-Blockade ist die persönlichste Straf-Aktion eines IT-Unternehmens gegen die amerikanische Rechtsradikalen-Szene nach der Gewalt von Charlottesville. Sie ist noch die harmloseste. Binnen weniger Tage haben die Tech-Konzerne praktisch geschlossen versucht, die Szene, die sich vor allem im Netz organisiert, unsichtbar zu machen (hier eine Übersicht über die Unternehmen, die gehandelt haben). Propagandakanäle der US-Rechtsradikalen wurden massiv eingeschränkt.

    Daß das – on second thinking – kein Grund für frenetischen Jubel ist, läßt sich in einem Artikel von Jannis Brühl in der SZ nachlesen: Im Kampf gegen Nazis zeigt sich die Macht des Silicon Valley

    Chris Cantwell kommt übrigens ursprünglich aus der Maskulisten-Ecke und ist damit nur 1 Beispiel unter x – der damit verbundene Frauenhass wurde ewige Zeiten als reines Feministinnen-Geheule abgetan.

  2. Wenn ich es richtig verstehe, war Trump ja nur Bannons Vehikel, um seine Kulturkrieg-Agenda vorwärts zu bringen. Vorher hat er sich ja mit Palin etc. beschäftigt. Die Frage ist, ob er noch der Meinung ist, dass er sein Ziel mit Trump erreichen kann oder schon den Boden für den nächsten Kandidaten vorbereiten will.
    Man kann ja zumindest hoffen, dass Trump ein singuläres Ereignis bleibt.. .

    1. Herzlich willkommen Herr Ackerbau!

      Die Frage ist, ob er noch der Meinung ist, dass er sein Ziel mit Trump erreichen kann oder schon den Boden für den nächsten Kandidaten vorbereiten will.

      Genau. Bannon posaunt zwar lauthals in die Welt, daß er Trump jetzt noch viel stärker unterstützt, es stellt sich aber die Frage, ob er für Trump oder nur für das, was ihm an Trump nützlich erscheint, mit Zähnen und Klauen zu kämpfen gedenkt.

      Ich halte Trump als ausdrücklichen Nichtpolitiker für unique, möchte aber sehr bezweifeln, daß der durch Bannon und ihn gestärkte us-amerikanische Rechtsextremismus ohne weiteres wieder verschwinden wird. Lesenswert u.a. dazu fand ich den folgenden Artikel bei Politico: I Used To Be a Neo-Nazi. Charlottesville Terrifies Me.

      Einiges davon trifft auf den deutschsprachigen Raum gleichermaßen zu. Auch hier profitieren Nazis vom www und vom Kopieren/Pervertieren ursprünglich linker Strategien (ein Beispiel dafür wären die Greenpeace-Kopierversuche der Identitären zur See).

      1. Bannon muss jetzt wohl die Argumentation vorbereiten: die Globalisten haben verhindert, dass Trump wirksam regieren kann. Da wird einiges an rechter Selbstzerfleischung kommen.

        Mit singulär meine ich nicht, dass der Rechtsextremismus in den USA damit erledigt wöre, der wurde sicher gestärkt. Ich bin mir aber nicht sicher, ob die Rechten noch einmal einen Kandidaten finden, der Wahlchancen hat. (Andererseits, wenn man sich das Elend der Demokraten und Republikaner ansieht….)

        1. Ich bin mir aber nicht sicher, ob die Rechten noch einmal einen Kandidaten finden, der Wahlchancen hat.

          Da muß ich passen, bin zu wenig firm mit us-amerikanischer Innen-/Personalpolitik.
          Gespannt darf man wohl sein, ob sich die Distanzierung der wertekonservativen Republikanern von der Tea Party und noch weiter rechts davon als erfolgreich erweisen.

          Die us-amerikanische Waffengeilheit macht mir Angst, z.B. die waffenstarrenden Milizionäre beim Aufmarsch in Charlottesville – es war pures Glück, daß es nicht zu mehr Toten kam. Das muß nicht so bleiben und würde u.a. Bannon in die Hände spielen. Bannon hat keinen Grund zur Deeskalation, dem würde Gewalt sehr nützen.

  3. Allyson Hobbs (Director of African & African American Studies at Stanford University), Guardian: The US government destroyed the Ku Klux Klan once. They could do it again

    In 1870 and 1871, Congress passed three Enforcement Acts which safeguarded the rights of African-Americans to vote, hold office, serve on juries, and receive equal protection under the law. These acts, also known as the “Ku Klux Klan Acts,” targeted the Klan for acting murderously to prevent African-Americans from exercising their rights as citizens.

    Today, 146 years later, we could use the Enforcement Acts once more.

    President Ulysses S Grant pushed the legislation through Congress and called on the Army to help federal officials “arrest and break up bands of disguised night marauders.”

    Grant did not view the Confederates as heroes. He did not embolden them or stoke their resentment about the Confederacy’s defeat. Instead, after the Enforcement Acts were passed, he sent federal troops to the South and stated categorically that “insurgents were in rebellion against the authority of the United States.”

    By 1872, the Klan had been defeated. The weight of the federal government broke the back of the organization and reduced racial violence throughout the South. Frederick Douglass declared that without Grant’s actions, black Americans likely would have been trapped in a condition similar to slavery. The violence did not end altogether, but the Klan was no longer a formidable player in American politics, nor would it be until 50 years later, when the second Klan rose in the 1920s.

    The Civil War, (historian Barbara) Fields observed, “is still to be fought, and regrettably, it can still be lost.”

    1. Hello again, FahadA!
      Vielen Dank für den link, wäre mir andernfalls entgangen.

      Es gab kürzlich schon mal eine Kollision mit einem Kriegsschiff aus der gleichen Flotte.

      The latest collision comes amid rising tension in the Asia Pacific region where North Korea appears to be close to having a nuclear strike capability and China is expanding in the South China Sea.

      The US navy relieved the USS Fitzgerald’s captain of his command and other sailors were punished after the navy found poor seamanship and flaws in keeping watch contributed to the June collision. An investigation into how and why the Fitzgerald collided with the other ship was not finished, but enough details were known to take those actions, the navy said.

      “Collisions like these are extremely rare and two in one summer, both from 7th Fleet based in Japan, is stunning,” said David Larter, a US navy veteran and naval warfare writer.

  4. David Motadel, Zeit Online (Original im Guardian): Faschismus, made in America

    Die Vereinigten Staaten waren nie immun gegen den Faschismus. Und dennoch fühlen sich viele Kommentatoren immer noch unwohl, über faschistische Bewegungen in Amerika zu sprechen. Sie sehen den Faschismus nach wie vor als eine der amerikanischen Gesellschaft fremde Ideologie an. Die Vorstellung, ein amerikanischer Exzeptionalismus mache das Land immun gegen jede solche Bedrohung, ist tief verwurzelt. Der Faschismus hat keinen Platz in unserer Meistererzählung der amerikanischen Geschichte. Umgekehrt widmet der Großteil der Geschichtsschreibung zum Thema Amerika nicht mehr als eine Fußnote.

    Dabei war es nie wichtiger als heute, die Geschichte des Faschismus und Neofaschismus in Amerika zur Kenntnis zu nehmen. Einer Studie der George Washington University zufolge haben in den vergangenen fünf Jahren weiße nationalistische und neofaschistische Bewegungen in den USA auf Twitter um 600 Prozent zugenommen und überholen damit den „Islamischen Staat“ in jeder Kategorie, von den Anhängerzahlen bis zur Anzahl der Tweets.

    Obwohl sie Randgruppen bleiben, hat Trumps Sieg den rechtsextremen Gruppierungen zu neuem Selbstbewusstsein verholfen. Nie zuvor in der Geschichte haben sie sich gestärkter gefühlt. Viele von ihnen sahen seine Wahl als ihren Sieg an. Der Chor der Unterstützer reicht vom Führer der American Nazi Party, Rocky Suhayda, der Trump als „echte Chance“ betrachtet, bis zum selbst ernannten Chef-Ideologen der White-Supremacist-Bewegung (weiße Vorherrschaft) David Duke, der sagte, er stünde „zu 100 Prozent hinter“ Trump.

    Vor mehr als zehn Jahren warnte der in der langen Geschichte des Faschismus und Neofaschismus in Amerika sehr gut bewanderte Historiker Robert Paxton in seinem einflussreichen Buch The Anatomy of Fascism vor den „katastrophalen Rückschlägen und der Polarisierung“, welche „die Vereinigten Staaten würden erleiden müssen“, sollten „diese Randgruppen mächtige Verbündete finden und in den Mainstream“ der amerikanischen Politik „vordringen“.

    Seine Worte könnten sich als prophetisch erweisen.

  5. „Narzissmus und Macht in der Politik: Das Beispiel Donald Trump (1/3)
    „Die Ausübung von Macht wird dann problematisch, wenn die Leitungsfunktion vom pathologischen Narzissmus der Führungsperson bestimmt wird. Wenn der Führer seine Macht dazu benutzt, seine unbewussten narzisstischen Konflikte auszuagieren oder abzuwehren.“ Es fehlt uns nicht an kurzatmiger Entrüstung über die jeweils aktuellen Fehlleistungen des US-Präsidenten; vielmehr vermissen wir in der Berichterstattung meist tiefer gehende Analysen der Motive und der Wesensart Donald Trumps. Der Psychoanalytiker und Verleger Hans-Jürgen Wirth schließt diese Lücke, indem er sich vor allem der inneren Biografie des Präsidenten zuwendet. In diesem ersten Teil fragt er vor allem nach dem Einfluss von Psychopathologie auf politisches Handeln. Was will jemand kompensieren, wenn er nach der Macht greift?“
    Quelle 1: Hinter den Schlagzeilen – Teil 1
    Quelle 2: Hinter den Schlagzeilen – Teil 2
    Quelle 3: Hinter den Schlagzeilen – Teil 3
    http://www.nachdenkseiten.de/?p=39749#h13

    (Name vervollständigt, Kommentar aus der Moderationsschleife gekratzt, dvw)

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