Die EU zahlt und rüstet einen libyschen Warlord als „Küstenwacht“ aus, um Flüchtlinge von Europa fernzuhalten.
Der Reporter Michael Obert war in der Nähe von Tripolis unterwegs mit hochbewaffneten, selbsternannten Milizen, die mit aufgerüsteten Küstenkontrollbooten tausende Flüchtlinge aus den Booten der Schlepper holen und zurück in libysche Lager zwingen. Im Auftrag der EU.
„ttt – titel, thesen, temperamente“ eröffnet so den Beitrag im Ersten vom vergangenen Sonntag um 23:05 Uhr. Die Bilder sind schwer erträglich, die Story ist es noch mehr. An Ihnen zu entscheiden, ob Sie sich das zumuten wollen: Hier, via Präsenz von „ttt“ oder in der Mediathek, wo der Film nach Auskunft des Senders bis 9.7.2018 verfügbar bleiben wird.
Oder zumuten sollten: „Wir haben von nichts gewusst“ gilt schon lange nicht mehr.
(entgegen anderslautender Ankündigung ist der Beitrag bei der ARD leider nicht mehr abspielbar, deswegen am 18.7.17 13h durch ein Youtube-Video ersetzt. Am 21.7.2017 18h durch ein anderes YouTube-Video ersetzt (weil das vorige gelöscht worden war) und das, liebe ARD/HR, mache ich so lange, wie es nötig ist. Ich halte es für einen Skandal erster Ordnung, genau diesen Beitrag aus Ihrer Mediathek zu nehmen, statt ihn, wenn Ihnen Rechte fehlen, bzw. Sie nicht dafür bezahlen wollten, so neu zu schneiden, daß er, wie angekündigt, ein Jahr in Ihrer Mediathek abrufbar ist. Ist ja nicht so, daß es einen Mangel an schlimmen Bildern aus Libyen gäbe)
Beitragsbild: Abdurahman Salem Ibrahim Milad, genannt Al Bija, Screenshot
Reblog mit freundlicher Erlaubnis von Marian Schraube, Tragwerkblog (den ich Ihnen sowieso wärmstens für die Blogroll empfehlen möchte)
Die libysche Küstenwache, darunter Warlords, Vergewaltiger, Sklavenhalter erhalten nicht nur die Unterstützung unserer Regierung in Form von Geld, Booten, Waffen. Sondern nun auch tätige Hilfe von deutschen, französischen, italienischen, österreichischen Hipster-Nazis.
Den Identitären ist es trotz der Sperrung ihres Paypal-Kontos inzwischen gelungen, 110.000 Euro einsammeln, aufgerufen waren ursprünglich 50.000. Das von den Identitären gecharterte Boot C-Star befindet sich offenbar seit Dienstag auf dem Weg von Djibouti (Ostafrika) nach Sizilien, um dort noch weitere Aktivisten an Bord zu nehmen. Dann soll das Boot Kurs auf die libysche Küste nehmen.
Kira Ayyadi, Belltower News:
Lesenswert dazu ist auch der heutige Tragwerkblog: Libyen und auf Nimmerwiedersehen(4): Politik gegen Menschenretter
Heute Karikatur auf der ersten Seite der in Rom erscheinenden Tageszeitung Il Fatto Quotidiano, Innenminister Marco Minniti abbildend, der libysche Bürgermeister zur Aufnahme von Flüchtlingen bewegen will (siehe „Flüchtlinge: Italien plant Abkommen mit libyschen Bürgermeistern“):
„Libyen – Migranten werden ausgeraubt, gefoltert, vergewaltigt, getötet:
‘Wir verlangen von den Libyern größere Anstrengungen!‘“
Michael Obert im SZ-Magazin (8.6.17): Die Menschenfänger
Ich hab den Beitrag bei ttt gesehen. Erschütternd.
Warum macht die EU mit der, äh, umstrittenen libyschen Regierung ned wenigstens Verträge, daß EU-Schiffe die Leute in den libyschen Gewässern aufnehmen und zurückbringen, die Internierungslager von EU-Armisten betrieben werden und die Armee Amtshilfe leistet bei der Bekämpfung der Schlepper? Die Kohle und die Ausrüstung ist ja da, nur hilft das keinem Schwarzafrikaner, wenns in den Taschen sehr fragwürdiger Libyer verschwindet. Ein EU-Soldat ist dort halt genauso wie die in Afghanistan, Mali usw. ein Fremder in einem failed state…
Das ist zwar (moralisch) immernoch scheiße, nur sollte es ja in erster Linie drum gehen, daß die Flüchtlinge weder jämmerlich ersaufen noch vielfach mißhandelt vor sich hinsiechen unter mehr als menschenunwürdigen Bedingungen.
Lieber Hugo,
das Warum beantworten Sie sich in Ihrem Kommentar doch selbst (der mit Minimalwissen über komplizierte, oft langjährige Fluchtwege (wohin bitte ist zurück?), EU-Politik nach Mare Nostrum und Reichweite/Durchsetzungkraft der, äh, umstrittenen libyschen Regierung überflüssig wäre. Sie denken öffentlich-schriftlich vor sich hin und das nicht zu Ende. Statt vorher zu lesen, zu denken und dann erst zu kommentieren, nix für ungut)
„wohin bitte ist zurück?“ Libyen
Und klar klingt das erstmal naiv, nur, mal kurz vorstellen; die Vulkanier (Star Trek) beobachten uns schon länger ohne hier einzugreifen und nehmen erst in ca. 150 Jahren Kontakt auf (Erfindung WARP-Antrieb= Überlichtgeschwindigkeit möglich, soll hier aber keine Trekkie-Nerd-Stunde werden ;) ), was denken die sich?
Problem: haufenweise Leichen am heimischen Strand, Aufnahme aller Flüchtlinge nicht dem Volke vermittelbar
Ganz mieser Kompromiss: Geld und Material blind an Verbrecher auf der anderen Meerseite verteilen, sollen die sich kümmern. Daheim weniger Leichen, dafür dort Elend der armen Schweine aber weniger Volkszorn diesseits des Meeres.
Mieser Kompromiss: Sich selber kümmern auf der anderen Seite des Meeres. Weniger Leichen daheim, Leute verrecken dort nicht mehr unter erbärmlichen Zuständen, Problem ist aus den Augen des eigenen Volkes.
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Human: Hm, mit dem WARP-Antrieb sind die schneller, jede Wette…
Ich verstehe Sie nicht, @Hugo.
Nö, nicht naiv, sondern – mit Verlaub – im besten Fall noch brunzdumm.
Die allermeisten der Boat People aus Libyen kommen nicht aus Libyen, sondern haben bereits eine Monate und Jahre andauernde Flucht hinter sich, wenn sie dort landen. Vielleicht haben Sie schon mal davon gehört, daß Flüchtlinge gute Gründe haben, nicht nur aus ihrem Herkunftsland, sondern auch aus Libyen zu fliehen? Auf der Flucht können eine Menge zusätzliche Fluchtgründe (die 1a-Asylgründe sind, z.B. Folter, Zwangsarbeit, Zwangsprostitution usw.) entstehen. In Libyen werden Menschen mit dunkler Haut extrem diskriminiert, seit Gaddafi schwarze Söldner aus dem Sudan gegen die libysche Bevölkerung einsetzte – zu Zeiten, als Libyen noch Gastarbeiterland für halb Afrika war. Heute sind alle Menschen aus subsaharischen Ländern das reine Freiwild für Sklavenhalter und -händler, Schlepper, Vergewaltiger, Warlords. Nicht nur in den im Film/SZ-Artikel beschriebenen Lagern.
Dem Volk™ ist auch nicht vermittelbar, warum es Steuern und Tempolimits gibt. Wurden die deswegen jetzt auch kürzlich abgeschafft?
Der Tragwerkblog ist der Unveröffentlichung des ttt-Beitrags (entgegen der Ankündigung, der Beitrag stünde bis 19.07.2018 in der Mediathek) nachgegangen: Flüchtlinge, deutsche Medien und das „Prinzip Hoffnung“
Angeblich waren es die Bildrechte, die nur für eine Woche
gezahltgewährt wurden.Hmnuja, beim ARD sitzt man zwar bekanntlich in der ersten Reihe, die haben aber offenbar keinen Schnitt mehr, der andere Bilder in den Beitrag hätte schrauben können. Ist ja nicht so, daß es einen Mangel an üblen Bildern aus Libyen gäbe.
Mittlerweile hat der Hessische Rundfunk ein wenig ausführlicher reagiert
und damit ziemlich genau Ihren Kommentar bestätigt.
P.S. Schrauben find‘ ich gut.
Ulrich Ladurner hat einen Vorschlag: Schickt Kriegsschiffe!
Ein Teil ist interessant:
Wer eine klein wenig andere Version der Story unter dem Vorzeichen „Warum ist Frankreich nach Libyen reingestolpert“, lesen möchte, hier die (bis heute unwidersprochene) bei Le Figaro: http://www.lefigaro.fr/international/2011/03/18/01003-20110318ARTFIG00671-la-campagne-libyenne-de-bernard-henri-levy.php