David Hamilton hat sich am 25.11. vermutlich selbst getötet.
Mein Mitgefühl gilt eher Flavie Flament und den anderen von Hamilton Vergewaltigten.
„To be noticed by him was to be the chosen one“ …
„When he offered to do a trial shoot, my father was so proud, his eyes were twinkling“ …
„Can you keep a secret?“ he allegedly whispered in her ear. „I was very uneasy and very intimated,“ she told Nouvel Observateur, recounting how he went on to rape her. All said they were too petrified and shocked to react. One alleged he said afterwards: „You’re lucky I chose you because you’re not that beautiful. The others adore what I do to them.“
Ms Flament and the other women said they felt too „guilty“ and „ashamed“ to tell their parents.
Jim Bell, Guardian (2003): ‚I cannot admit what I am to myself‚
It is about innocence: the sexual innocence of the child offered for the pleasure of adults who have no innocence left. That is why these websites do not need to offer pictures of explicit sex acts. Hardcore is not the name of this game.
It means that it was fatally easy for … men to convince themselves that looking at pictures of heartbreakingly pretty little girls was not wrong. It is why I do not find it surprising that men who enjoyed teaching children, or keeping them safe in society, should have enjoyed such pictures. We obey laws most easily when they fit our own instincts of right and wrong. When they do not, we tend to finesse and rationalise our actions.
We have an infinite capacity for that. In prison I met perhaps 100 men who had been convicted of offences against children. None of them admitted that they were paedophiles – none. The social stigma is too appalling. I cannot admit what I am to myself.
One young guy I knew, a journalist and photographer, claimed to have been convicted for downloading two dozen pictures by the noted photographer David Hamilton, who specialises in art pictures of young girls. You can buy the pictures in a book, but on the net they might be considered child pornography.
„They are beautiful pictures,“ he would say. „Beautifully made pictures of beautiful girls.“
Sarah Boxer, New York Times (1998): Critic’s Notebook; Arresting Images of Innocence (or Perhaps Guilt)
‚The Age of Innocence“ is the essence of icky. The author could certainly be considered a dirty old man. (He has a Web site offering peeks of pubescent bodies under the headings “Fantasies of Girls“ and “Dreams of a Young Girl,“ and he has made soft-core flicks like “First Desires“ and “Tender Cousins.“) “The Age of Innocence“ is full of photographs of girls in bed, looking dreamy and spent, with their fingers in their mouths or in their underpants. All look willing, and almost all have exactly the same small breasts.
In the final pages of the book, Mr. Hamilton writes, fantasizing: “In her daydreams she thinks about this man who will one day come to her in answer to her questions. Perhaps he is a prince, a knight on a white stallion, a man in military uniform. . . . She is lovely, our nymph, and her potential is infinite. Heaven grant her the man who is worthy of her, and who comes to her bringing sex with tenderness. She has her virginity and her innocence; she will, if she is fortunate, trade them in due course for experience and love.“ …
Someone should defend Mr. … and Mr. Hamilton legally. Esthetically, they’re on their own.
Arno Frank, Spon (2013): Das nackte Entsetzen
Was er als Feier der Schönheit empfunden haben will, gilt heute schlicht als Ausbeutung. …
Sich selbst charakterisierte der greise Dandy schon vor Jahren erstaunlich offen: „Ich hatte das Glück, in physischer und geistiger Hinsicht meinen eigenen Himmel zu finden. Sich von zu viel Verantwortung fernzuhalten, Reisen mit Kreativität, Hedonismus, Schönheit und Befriedigung zu verbinden, ist eine außerordentliche Erfahrung.“ In den Rückblick auf sein „beneidenswertes Leben“ mischte sich aber auch so etwas wie eine leise Selbsterkenntnis: „Ich habe es immer vermeiden können, zusammengeschlagen zu werden.“
Jürg Altwegg, FAZ (23.11.2016): Ende der Schonzeit für David Hamilton
Ein Schutzalter hat es für den Fotografen nie gegeben. Frauen, sagte David Hamilton, interessieren ihn nicht. Mit sechzehn Jahren waren sie ihm endgültig zu alt. Er liebt sie am Anfang ihrer Pubertät. Am Strand der Côte d’Azur, in Straßencafés von Paris bis Stockholm, in der Umgebung von Schulhäusern ging er auf die Jagd. Seine Fotos wurden in Millionenauflagen gedruckt und das ganz spezielle „Hamilton-Licht“ unterstrichen. Hamiltons kitschige Inszenierungen waren in den sechziger und siebziger Jahren der sexuellen Revolution mehr als nur eine Mode: ein gesellschaftliches Phänomen. Jetzt hat die französische TV-Moderatorin Flavie Flament in ihrem Buch „La Consolation“ (Die Tröstung) berichtet, dass sie im Alter von 13 Jahren vergewaltigt wurde.
Den Namen des Täters hat sie erst in einem Fernsehinterview bestätigt. Von der eigenen Mutter wurde Flavie Flament danach als „verrückt“ bezeichnet. Seither haben sich mehrere Frauen beim Nachrichtenmagazin „L’Obs“ gemeldet und die gleichen Vorwürfe erhoben. „Libération“ befürchtet, dass das Ausmaß des Skandals die postumen Enthüllungen über den BBC-Star Jimmy Savile, der 300 Kinder vergewaltigt hatte, erreichen könnte. …
David Hamilton hat alle Vorwürfe in einer Stellungnahme schroff zurückgewiesen. … Doch ohne die Komplizenschaft einer Epoche und vieler Eltern, die ihm ihre Töchter geradezu aufdrängten, wäre der inzwischen 83 Jahre alte Fotograf nicht zu einer Ikone geworden. Wie unantastbar er sich gefühlt haben muss, zeigt ein Interview aus dem vergangenen Jahr. David Hamilton kritisiert die prüden Zeiten der sexuellen und „politischen Korrektheit“, in die wir zurückgefallen seien. Der Journalist erinnert sich an die Poster seiner Jugend, der Fotograf entgegnet ihm: „Ihr hattet die Kalender, ich hatte die Mädchen.“
Schlimm an den Diskussionen über „Kinderpornographie“ (zutreffender: Dokumentationen sexualisierter Gewalt gegen Kinder) ist, daß sie von Rechten, Puritanern und Internetzensierern dominiert werden, die die Welt darüber belehren, was richtig und was falsch ist und wer wofür getötet werden muß und die selbst nicht selten in Klappen erwischt werden oder eben ihre Sexualität Kindern aufnötigen.
(Pornografie heißt für mich persönlich: Genitalien, in Aktion. Die Grenze zwischen „künstlerischen Akten“ und „pornografischen Schriften“ im Bezug auf Kinder muß jede/r für sich selbst ziehen, aus meiner Sicht: wenn’s im eigenen Schritt juckt, ist jede Grenze überschritten, von den Grenzen der Kinder ganz zu schweigen. Nein, ich glaube nicht, daß das Strafrecht Lösungen für gesamtgesellschaftliche Mißstände hat.)
Schlimm an der medialen Thematisierung sexualisierter Gewalt gegen Kinder ist, daß immer der normalbürgerliche Voyeurismus bedient und alle in der Kindheit Betroffenen mitverhandelt werden, wenn einmal mehr mit Skandalen in der katholischen Kirche, in Internaten, bei den Grünen, bei Prominenten die Klick- und Auflagezahlen erhöht werden und sich anschließend für die Betroffenen einmal mehr rein gar nichts zum Besseren ändert. Angefangen bei Müttern, die sie für verrückt erklären und bei den ewigen Wartezeiten auf Therapieplätze noch lange nicht zu Ende: „Opfer“ sind verdächtig, sie werden bestenfalls mit klebrigem Mitleid bedacht, im Zweifel werden sie ausgegrenzt.
Schlimm ist, daß immer noch kleine Mädchen Mode in Größe 0 auf Laufstegen spazierentragen, die von erwachsenen Frauen (Durchschnittsgröße 42) gekauft werden soll und: wird. Schlimm sind ganze Generationen eßgestörter Mädchen und Frauen – Hamiltonbilder hingen ab den 70er Jahren in gefühlt jedem zweiten Mädchenzimmer. Die Mädchen wurden den Hamiltons dieser Erde nicht selten von ihren Eltern geradezu aufgedrängt, Eva Ionescus Mutter ist zwar vielleicht ein Extrem-, aber ganz sicher kein Einzelfall.
Schlimm ist, daß Pädophile als Sündenböcke für die Gewalt der „normalen“ Kinderficker (und sonstigen Kindermißbraucher m/w) herhalten müssen. Laut Dunkelfeldforschung sind Pädophile für zwischen 12 und 20% der Straftaten sexualisierter Gewalt gegen Kinder verantwortlich, der ganze große Rest von 80 bis 88% wird durch „Normale“ verübt, die durch die ohnehin viel zu wenigen Therapieangebote von Kein Täter werden nicht erreicht werden. Der Haupttatort sexualisierter Gewalt gegen Kinder heißt Familie, ansonsten sind die Bumsbomber in arme Länder stets gut gefüllt und auch auf dem heimischen Hartgeldstrich werden die Freier nicht mit vorgehaltener Pistole genötigt, sich möglichst elender Frauen und Mädchen zu bedienen.
Was ist eigentlich mit erwachsener Sexualität und erwachsenen Köpfen und Körpern los, wenn Kinder und ihre „Unschuld“ als Vorbild dienen müssen?
Ja, Kinder und Jugendliche sind u.a. auch sexuell empfindende (kleine) Menschen, sie haben ihre eigene Sexualität und in der haben Erwachsene nullkommanichts zu suchen. Jede sexuelle Handlung Erwachsener an, mit, vor Kindern fällt unter sexualisierte Gewalt.
Kleine Mädchen haben keine Titten und keinen Arsch – was ist erwachsenen (normalgewichtigen) Frauen zugestoßen, die ihre sekundären Geschlechtsmerkmale lieber weglügen und -hungern und in endlosem Selbsthaß-Pingpong gefangen sind? Was ist im Leben von Männern passiert, die eigentlich Erwachsene begehren würden, sich aber so unterlebensgroß fühlen, daß sie auf Kinder zurückgreifen?
Guter Sex bedeutet Kontrollverlust. Macht der soviel Angst, daß nach „kindlicher Unschuld“ gesucht werden muß?
Foto: Screenshot bei un certain sourir
Kim Willsher, Guardian: David Hamilton found dead amid allegations of historical rape
Genau am Jahrestag hat sich der Mann verabschiedet, nunja, hintergründigen Humor zeichnete ihn ja nicht aus.
http://dertagdes.de/jahrestag/internationaler-tag-fuer-die-beseitigung-von-gewalt-gegen-frauen/
Hmnuja, mit etwas dunkelschwarzem Humor könnte sein Freitod durchaus als Maßnahme zur Beseitigung von Gewalt gelten – nur schade, daß die Gewalt dadurch nicht rückgängig gemacht wurde. Aber der Meister interessierte sich ja sowieso nicht allzu sehr für Frauen, mit 16 waren sie ihm schon zu alt.
Flavie Flament mag bedauern, dass er nun der Ermittlung/Aufklärung nicht mehr „dienlich“ sein kann, ansonsten könnte aber auf dem Grabstein stehen „he will not be missed“.
Grüßle, Diander
Da wäre ich nicht so sicher. Es gibt garantiert Stimmen, die die „Feminazis“ für seinen Freitod verantwortlich machen oder Hamilton zum Märtyrer und jedes Unbehagen mit seinen Bildern zur Zensur erklären. Wobei ich nicht glaube, daß das Verbot seiner Bilder – nachdem sie in Millionenauflagen veröffentlicht wurden – irgendeinen Sinn hat.
Was ich einmal mehr beeindruckend finde: es gab schon vor Jahren Frauen, die ihn der Vergewaltigung beschuldigt haben und es scheint ihm auch schon in den 70ern dieser Ruf angehangen zu haben, sprich: es war zwar vielleicht nicht gerichtsfest beweisbar, daß er seine Modelle vergewaltigte, aber es gab offenbar immer diesen Verdacht.
Das Wegsehen, damit die Komplizenschaft der Gesellschaft müssen aber auch bei Hamilton immens gewesen sein. Mich interessiert, warum das so war (und vermutlich in anderen Fällen immer noch ist). Was ist mit einer Gesellschaft los, die lieber Vergewaltigern Vorschußvertrauen schenkt als Vergewaltigten glaubt?
Was mich außerdem auch hier beklommen macht, ist der aus meiner Sicht irrige Glaube von Flavie Flament, es hätte vor Gericht Gerechtigkeit für die als Kinder Vergewaltigten gegeben. Daran glaube ich nicht. Ich halte sexualisierte Gewalt für ein gesamtgesellschaftliches Problem und glaube nicht, daß das Strafrecht einen Königsweg zu dessen Lösung bietet – nachdem man es immer noch nicht mal auf die Reihe bekommt, genug Therapieplätze für Betroffene und für Pädophile (die sich ihre Sexualität nicht ausgesucht haben) anzubieten.
Ist es nicht buchstäblich irre, daß beide Gruppen in mehrerlei Hinsicht in der gleichen Situation sind? Beide können vor Scham nicht reden, beide sind, falls sie es doch tun, verdächtig und werden ausgestoßen, beiden wird nicht geholfen.
Magnus Klaue hat mal in etwas anderem Zusammenhang (sexualisierte Gewalt/Zölibat) einen schönen Satz geschrieben, der mir auch hier als passend erscheint:
Mein Mitgefühl gilt eher Flavie Flament und den anderen von Hamilton Vergewaltigten.
Jetzt mal abgesehen von den total langweiligen Bildern, die der Mann gemacht hat: Ich finde es hochinteressant, daß hier wieder einmal die bloße Behauptung einer Vergewaltigung ausreichend ist, um sofort „Mitleid mit der/den Vergewaltigten zu haben“.
Seit wann reicht das bloße Behaupten einer Straftat eigentlich zur Verurteilung? Muß so ein Internet-Ding sein.
@ Kassandra 21 Seit wann ist „Mitleid mit der/den Vergewaltigten zu haben“ gleichbedeutend mit „Verurteilung“?
Relativ simpel: Eine Frau, die sagt, sie sei vergewaltigt worden, als „Vergewaltigte“ zu bezeichnen, sagt sprachlich deutlich, daß ihre Behauptung schon akzeptiert und als Tatsache verbucht ist.
Zack. Urteil gefällt. Ist mMn bedenklich. Sehr.
Ich halte Ihren Umkehrschluß für sehr bedenklich, daß Frauen, die sagen, sie seien als Kinder vergewaltigt worden, unglaubwürdig sind, sofern sie das nicht gerichtsfest beweisen können. Das ist nicht nur ein Ihnen nicht zustehendes Urteil (da Ferndiagnose) über diese Frauen (übrigens werden auch Männer als Kinder vergewaltigt), sondern Sie stopfen den Betroffenen erneut das Maul. Das kommt einer Wiederholung der Übergriffe in ihrer Kindheit mit der Gefahr einer Retraumatisierung gleich, denn kein Kinderficker kommt ohne „Geheimnis“ aus.
Das ist btw. auch ein wichtiger Grund, warum so gern von „Normalen“ auf Kinder zurückgegriffen wird (obwohl eigentlich Erwachsene begehrt werden – anders als bei pädophilen Kinderfickern): Kinder sind nach Vergewaltigungen viel leichter mundtot zu machen als Erwachsene und maximale Kontrolle und Machtausübung über Kinder (und um die geht es den „Normalen“) ist auch jämmerlichen Wichten gegeben, die bei jedem Erwachsenen abblitzen würden.
Ich halte Ihren Umkehrschluß für sehr bedenklich, daß Frauen, die sagen, sie seien als Kinder vergewaltigt worden, unglaubwürdig sind, sofern sie das nicht gerichtsfest beweisen können.
„Unglaubwürdig ist eine persönliche Wertung. Und davon habe ich nichts geschrieben. Sie interpretieren das hinein.
Für mich ist jemand unschuldig, solange seine Schuld nicht bewiesen ist. Rechtliches Pronzip. Es muß mir nicht gefallen, aber das Prinzip ist korrekt.
Ich glaube meiner zweiten Bekannten durchaus, daß ihr üble Dinge angetan wurden. Nur beweisen konnte sie es niemals.
Emotionale Bewertung und Rechtssystem sind zwei paar Schuhe. Also ist ein Hamilton für mich erst einmal unschuldig. Und die Frauen eben keine „Vergewaltigten“ – rein sprachlich.
Das ist alles.
Kassandra21, Sie schreiben:
Logikfehler. Entweder David Hamilton war ein harmloser Fotograf „langweiliger Bilder“, wie Sie meinen oder eben nicht und die Frauen werfen ihm wahrheitsgemäß Kinderfickerei vor. Sie müßten sich schon mal entscheiden und dazu dann auch stehen. Ich habe einen einfachen Umkehrschluß aus Ihrer Hamilton-Inschutznahme gezogen, keineswegs etwas in Ihre Kommentare hineininterpretiert.
Sie:
Hm, vor Gericht.
Hier: Blog aka Meinungsäußerung (schriftlich), nach Möglichkeit gut begründet und belegt.
Sie äußern sich, als befänden Sie sich ununterbrochen vor Gericht und zwar als Richter, Staatsanwalt und Verteidiger in Personalunion. Dieses Prinzip konnte man in Deutschland vor Gericht zuletzt vor gut 70 Jahren bestaunen. Warum wenden Sie das in einem zivilgesellschaftlichen Diskurs an? Was wollen Sie damit erreichen?
Sie:
Daß Ihre zweite Bekannte die üblen Dinge niemals beweisen konnte, macht besagte üble Dinge weder ungeschehen noch unwahr noch unschlimm für sie. Es ist völlig unerheblich, ob jemand die eigene Vergewaltigung beweisen kann, um von sich selbst als Vergewaltigter/m zu sprechen. Mir wiederum steht es frei, ihr/ihm zu glauben oder nicht.
Falls Vergewaltigung auf Ihre zweite Bekannte zutrifft, befände sie sich in guter Gesellschaft: die allerwenigsten Vergewaltigungen (im Erwachsenenalter) werden angezeigt, ermittelt oder gar verhandelt und be-urteilt.
Als Quelle dafür suchen Sie sich bitte selbst die größte verfügbare Datenbasis in Deutschland, den Frauengesundheitsbericht und gleichen diese Zahlen mit den PKS ab.
Noch höher ist das Dunkelfeld nur noch bei sexualisierter Gewalt gegen Kinder, s.a. Tabu. Die Beweissicherung bei Vergewaltigungen von Erwachsenen ist schon schwierig/erschwert genug und sehr oft steht Aussage gegen Aussage. Wie, glauben Sie, kann ein/e Überlebende/r Jahrzehnte zurückliegende sexualisierte Gewalt in der Kindheit gerichtsfest nachweisen, um sich – Ihrer Maßgabe nach – auch als Vergewaltigte/r äußern zu dürfen? °_O
Selbstredend sind Rechtssystem und zivilgesellschaftlicher Diskurs zwei Paar Schuh, das ist ein Allgemeinplätzchen. Ich werte es allerdings als einen überaus miesen Trick, diesen Diskurs unter persönlichen Beleidigungen zu verweigern und Betroffenen das Maul zu stopfen, indem Sie permanent auf’s Rechtssystem verweisen (ich schrob übrigens weiter oben, daß ich das Strafrecht ganz generell nicht für geeignet halte, um gesellschaftlichen Mißständen abzuhelfen).
Die allerwenigsten gesellschaftlichen Diskurse werden vor Gericht ausgetragen. Treffen Sie bitte mal eine Entscheidung, ob Sie an diesem hier teilnehmen wollen oder nicht und stimmen Sie bitte Inhalt und Ton darauf ab.
Habe ich es nicht gesagt?
Es kommt garantiert irgendwer um die Ecke, der Hamilton für zu Unrecht beschuldigt hält.
Verehrte Kassandra21, es mag nicht in Ihren Kopf passen, aber niemand outet sich ohne Grund als ein/e in der Kindheit Vergewaltigte/r, weil: die Reputation leidet darunter, sehr und für immer. Mit z.B. Flavie Flament wird nicht länger ihre Karriere als Journalistin verbunden werden, sondern die Vergewaltigung durch David Hamilton. Sexualisierte Gewalt klebt generell als Makel an den davon Betroffenen, weit mehr als an den Tätern.
Im obigen Blog finden Sie eine Auswahl an Quellen aus mehreren Jahrzehnten, die Hamiltons Pädokriminalität mehr als nahelegen, darunter mehrere O-Töne von ihm selbst. Ich neige aber ohnehin dazu, Betroffene für glaubwürdiger zu halten als mutmaßliche Täter (mal ganz davon abgesehen, daß wir hier nicht vor Gericht sind, sprich: es geht hier nicht um „Verurteilung„, sondern um Meinung). Das mögen Sie ja gern anders halten.
Was bitte erwarten Sie? Glauben Sie im Ernst, 13jährigen Mädchen wäre in den 70er/80er Jahren die Vergewaltigung durch einen prominenten Fotografen geglaubt worden, wenn Väter schon Tränen in den Augen haben, daß der große Meister ihre Tochter als Modell gewählt hat, sie ihm von ihren Mütter angedient wurden und die total langweiligen Bilder allgegenwärtig waren? Glauben Sie wirklich, Polizei und Justiz wäre damals „opfer“freundlicher gewesen als heute? Es gibt bis heute nicht mal überall anonyme Beweissicherung (für als Erwachsene Vergewaltigte, die sich weit eher gegen polizeiliche und gerichtliche Zumutungen wehren könnten als kleine Mädchen). Mal darüber nachgedacht, warum so wenige Vergewaltigungen angezeigt werden? Nein? Schade.
Mir scheint auch, Sie haben die Bedeutung von „Tabu“ nicht ganz erfaßt: ein Tabu ist so verboten, daß niemand auch nur darüber nachzudenken wagt. Speziell das Tabu der sexualisierten Gewalt gegen Kinder ist ein sehr zweischneidiges Schwert: einesteils dient es der Verhinderung sexualisierter Gewalt, anderenteils ist es das wirksamste Mittel, um Täter zu begünstigen, indem man ihren Opfern wirksam das Maul stopft.
Das können Sie – wie schon gesagt – gern tun. Aber nicht hier, Ende der Durchsage.
P.S. Den Unterschied zwischen Mitgefühl (Empathie) und Mitleid (Herablassung) könnten Sie sich auch noch vergegenwärtigen, danke.
Verehrte Kassandra21, es mag nicht in Ihren Kopf passen, aber niemand outet sich ohne Grund als ein/e in der Kindheit Vergewaltigte/r
Verehrte Dame von Welt, das ist leider Blödsinn.
Ich habe in meinem Leben folgende Fälle erlebt: Vergewaltigungsbehauptung – zu unrecht.
Eine Vergewaltigung einer Bekannten, bevor ich sie kennenlernte. Realer Fall.
Eine andere Bekannte ist vergewaltigt worden, nachdem ich sie kennenlernte. Sagt sie.
Wenn mir jemand pauschal erzählt, irgendein Fall komme nicht vor, muß ich das aus meiner Erfahrung heraus ins Reich der Legende verbannen.
Nach allen Zahlen, die ich so kenne, sind bis zu 30% aller Vergewaltigungsvorwürfe erfunden.
Das macht nichts besser. Es ist mir auch ein Rätsel, warum eine Frau so etwas vortäuschen sollte, denn das hilft nun niemandem weiter, ganz besonders keinem echten Opfer. Aber ich weiß, daß es vorkommt.
Alles, was Sie da unterhalb des zitierten Satzes anführen ist vom rein sachlichen und juristischen Standpunkt aus blabla ohne Inhalt, bedaure. Reine Spekulation ohne jede Beweiskraft.
Annehmen kann man immer alles. Aber ich glaube in diesen Dingen nichts mehr, was nicht handfest nachweisbar ist.
Bisher gibt es eine bzw. mehrere Aussagen von Frauen über damals. Sonst nichts.
Ich will da auch niemanden schützen, das dieser Vorwurf kommen würde, war mir völlig klar.
Aber ich weiß sehr wohl, was eine Vergewaltigung anrichtet. Bei Frauen, wenn sie stattfand. Bei Männern, wenn der Vorwurf sich als haltlos erweist.
Das bezweifele ich. Was Vergewaltigungen in der Kindheit anrichten, wissen die davon Betroffenen und deren Erleben ist unterschiedlich: reicht von – bei als Kinder vergewaltigten Frauen – eigener Täterschaft, oft in Form eines blinden Flecks bei Gewalt gegen die eigenen Kinder nach Wahl des gleichen Modells Partner wie ihr früherer Vergewaltiger, verschiedene Formen der Autoaggression (Partnerwahl, Sucht, Suizid, üble Prostitution etc.), Aggression bis zur gelungenen Verarbeitung oder Verdrängung, während als Kinder vergewaltigte traumatisierte Männer zur Aggression neigen, indem sie die selbst erlittene Gewalt oft 1:1 weiter geben. Die Gefahr einer Traumatisierung ist bei vergewaltigten Kindern ungleich viel größer als bei vergewaltigten Erwachsenen.
Sie beziehen Ihr „Wissen“ – nach eigener Auskunft – bestenfalls aus zweiter Hand. Sie verfehlen außerdem das Thema: es geht hier nicht um Vergewaltigungen im Erwachsenenalter, sondern um als Kinder/Jugendliche Vergewaltigte.
Auf die Gefahr hin, mich zu wiederholen: die Äußerung Ihrer Meinung zum Kinderficken und Ihrer Annahme von Falschbeschuldigungen (sofern nicht nach Jahrzehnten gerichtsfest nachweisbar) steht Ihnen frei.
Aber nicht hier. Sie werden sich aber vermutlich meinem „Blödsinn“ und dem hiesigen „blabla ohne Inhalt“ ohnehin nicht mehr aussetzen wollen.
Andernfalls: Ihre Kommentare sehe ich mir ab sofort an, bevor ich sie ggbfs. freischalte. Weil: ich wurde vom 4. – 9. Lebensjahr von meinem Vater vergewaltigt, weswegen mein Geduldsfaden mit oberflächlichen, vom Thema ablenkenden, uninformierten und nur der Provokation dienenden Kommentaren kurz ist.
Weil: ich wurde vom 4. – 9. Lebensjahr von meinem Vater vergewaltigt, weswegen mein Geduldsfaden mit oberflächlichen, vom Thema ablenkenden, uninformierten und nur der Provokation dienenden Kommentaren kurz ist
Ja. Etwas in der Art dachte ich mir. Soweit dann zur unterstellten nicht vorhandenen Empathie.
Aus ähnlich persönlichen Gründen kann ich Leute nicht leiden, deren „Gerechtigkeit“ darin besteht, bloße Behauptungen einfach zu glauben.
Jeder Beschuldigte gilt als unschuldig, bis der Beweis des Gegenteils erbracht ist. Ende der Debatte.
Aber ich bin natürlich „uniformiert“ und „provoziere“ – mit Dingen die nicht in ihr Weltbild pasen?
Bedaure, aber Leute wie Sie snd der Grund, warum andere Männer den abwertenden Ausdruck „Feminazi“ erfunden haben.
@Kassandra21, Sie schreiben:
Sachlich-inhaltlich falsch, ich legte Ihnen nahe, sich mit dem Unterschied zwischen Mitgefühl (Empathie) und Mitleid (Herablassung) zu beschäftigen.
Sie:
Unsinn, Ferndiagnose. Es geht Sie exakt nichts an, ob/wie ich „Gerechtigkeit“ suche, Tip: weder vor Gericht noch in Form öffentlicher „Therapie“.
Ich neige dazu, als Kindern Vergewaltigten zu glauben, wenn ich stereotypisches Berichten davon lese/höre – abgesehen von der unerbetenen Expertise meiner Kindertage habe ich ein ganz klein bißchen zum Thema gelesen und kenne ziemlich viele Betroffene.
Hier kommt zu den Äußerungen der bislang vier Frauen noch hinzu, daß David Hamilton höchstselbst bekundete, die Mädchen und nicht – wie alle anderen – nur die Kalender gehabt zu haben, aber das Verprügeltwerden immer vermeiden zu können. Beides kommt einem Eingeständnis gleich, sich gegenüber seinen Modellen alles andere als korrekt verhalten zu haben.
Ob Sie „Leute“ oder mich leiden können oder nicht, ist mir übrigens Jacke wie Hose.
Sie:
Hm, das stimmt: vor Gericht.
Hier tagt aber kein Gericht mit Ihnen als vorsitzendem Richter, Verteidiger und Staatsanwalt in Personalunion. Sondern Sie befinden sich in meinem Blog aka zivile, diskursive Auseinandersetzung, bestehend aus mehr oder weniger gut begründeten Meinungen.
Btw: Ihr „Ende der Debatte“ läßt zwar Schlüsse auf Ihren Diskussionsstil zu, ist aber kein allzu stichhaltiges Argument.
Sie:
Achach, überschätzen Sie sich mal nicht. Konsequente Ablenkungen vom Thema, uninformierte Oberflächlichkeiten und Kinderficker-Inschutznahmen wie die Ihre gibt’s im Dutzend billiger. Das kommt in meinem Weltbild durchaus vor.
Sie:
Sie sollten nicht auch noch heucheln. Ihnen ist es vermutlich ein innerer Vorbeimarsch, daß „andere Männer“ den abwertenden Ausdruck „Feminazi“ erfunden haben, damit Sie ihn hier gewinnbringend einsetzen konnten.
Ist schon blöd, wenn „Opfer“ nicht devot, dankbar, hilfsbedürftig und verschüchtert sind, n’est ce pas? Wie überaus lästig, daß einige von ihnen überleben, erwachsen werden und sich den Mund nicht mehr verbieten lassen^^
Sie könnten sich drei Punkte vergegenwärtigen:
– entweder haben die vier Frauen recht oder Hamilton war unschuldig. Ihr Geeier leidet an Logikfehlern.
– ich persönlich würde meinen Vater niemals anzeigen noch einer/m Betroffenen zur Anzeige raten.
– zivilgesellschaftliche Diskurse sind durch Strafrecht nicht ersetzbar noch gelten dessen Spielregeln wie Unschuldsvermutung, gerichtsfeste Beweise, Urteil etc.
Ich habe zum zivilgesellschaftlichen Diskurs über sexualisierte Gewalt gegen Kinder eine wohlbegründete, differenzierte Meinung und die schreibe ich auf – ob es Ihnen nun paßt oder nicht.
Falls Sie zu irgendeinem Punkt anderer Meinung sind, wäre es zielführender, Sie begründeten Ihre Meinung mit stichhaltigen Argumenten, gern gestützt durch seriöse Quellen.
Statt mir „Blödsinn“, „blabla ohne Inhalt“ etc. zu unterstellen, öffentlich zu erklären, daß und warum Sie mich nicht leiden können und Vorschriften zu erlassen, wer sich wie zu äußern hätte.
GehnSe denken!
Er brauchte 30 Jahre, um über das ihm Widerfahrene sprechen zu können.
http://www.taz.de/Missbrauch-im-englischen-Fussball/!5357547/
BTW in GB sind die rechtlichen Mittel enorm verschärft worden, wie auch der Edelfüller seinerzeit bemerkte. Die versuchen tatsächlich oft rückhaltslos aufzuklären. Ein Beispiel liefert Pete Townshend in seiner Autobiografie, anhand des gegen ihn eingeleiteten Verfahrens und ergangenen Strafe weil er zu Beweiszwecken, dummerweise einen — abgebrochenen — Versuch unternahm, einen Kinderporno runtzuerladen und darüber öffentlich sprach und sich damit selbst belastet. Der Mann hatte seine ganze Musik als Komponist auf Rechnern gespeichert, die allesamt beschlagnahmt wurden. Ein Rechtsstreit hätte Jahre gedauert und ihn wirtschaftlich ruiniert, weshalb er sich (des versuchten Download) schuldig bekannte. Er wurde übrigens selbst anscheinend als Kind jahrelang von seiner Tante mißbraucht, kann sich aber nicht an Einzelheiten erinnern. Ihn als unglaubwürdig abzustempeln — keine Beweise etc. — wäre die Abwehr der Anerkennung der einen Menschen lebenslang begleitenden existentiell berührenden und prägenden Erlebnisse. Die justizielle Verfolgung kann nur ein Anfang einer gesellschaftlichen Veränderung sein, wenn überhaupt. Großbritannien hat eine Überwachung des Internets wie in Europa anscheindend nirgendwo. Die Rechthaberei von Füller und Kassandra21 ist tatsächlich immer wieder ein Schlag ins Gesicht der Opfer. Bei dem einen Geschäftsmodell, als Zeilenschinderei bezahlter Dreck, beim anderen lediglich ein öffentlicher Versuch die Anerkennung als Erbsenzähler zu bekommen.
@Berufsjugendlicher v2.0 (hallohallo, schön, Sie mal wieder zu lesen!)
Hm, mit so fragwürdigen Mitteln wie der „Operation Ore„, in deren Rahmen eine große Zahl britischer Bürgern in Verdacht geriet, KiPo per Kreditkarte gekauft zu haben und die anschließend ihre Kinder bestenfalls unter Aufsicht sehen durften – die aber Opfer von Kreditkartenbetrug in großem Maßstab waren.
Mich macht schon der Anspruch einer „rückhaltlosen“ (oder auch gern genommen: „schonungslosen„) Aufklärung krank. Es stellt sich nämlich die Frage, gegen wen – neben Pädokriminellen – noch so alles rückhalt- und schonungslos vorgegangen wird. Und das sind die von sexualisierter Gewalt in der Kindheit Betroffenen, die – entgegen landläufiger Meinung – jedes Recht auf eine Intim- und Privatsphäre haben und deren Schamgefühl nicht nur existent, sondern oft auch sehr ausgeprägt und fragil ist.
Die bei jedem Skandal aufs Neue überraschte, schockierte und tief erschütterte Gesellschaft aber möchte ruckzuck Täter am Pranger und einen Kopf oder Schwanz kürzer gemacht sehen, damit das Thema schnellstens wieder vom Tisch ist und man sich nicht dem Fakt stellen muß, daß Kinderficken ein Breitensport ist, mit dem Hauptbetätigungsfeld Familie/nahes soziales Umfeld von Kindern. Daß die von sexualisierter Gewalt Betroffenen bei jedem neuen Skandal nicht nur mitverhandelt, sondern erneut voyeuristisch beglotzt, bemitleidet aka verachtet und aus der Gesellschaft ausgestoßen werden, ist ein dafür in Kauf genommener Nebeneffekt. Etwas Ähnliches gilt für Pädophile, die – ungeachtet sexueller Handlungen ja/nein – per se zu Schuldigen erklärt und als Sündenböcke für die bei weitem größere Zahl der „normalen“ Kinderficker in die Wüste geschickt werden.
Der Umgang mit „Opfern“ ist nach wie vor eine Katastrophe. Es ist – Beispiel – nicht zu fassen, daß es nach einer Anzeige immer noch nicht selbstverständlich ist, daß Vergewaltigte (egal welchen Alters) von geschultem Personal befragt und das auf Video aufgezeichnet wird. Mit einer Anzeige riskiert ein Opfer alles und bekommt dafür sehr wenig. Es gibt im modernen Strafrecht keine Rache, es gibt – angesichts der fast immer schwierigen Beweislage und der albern niedrigen Strafmaße – nicht mal Genugtuung. Warum also sollte ein Opfer die Gesellschaft vor künftigen Straftaten schützen müssen (<- das ist die dem Strafrecht zugrundeliegende Idee)? Opfer haben exakt eine Verpflichtung: ein so gutes Leben wie nur irgend möglich zu leben und das heißt fast immer, professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen, oft jahrelang und immer wieder – auch, um die erlittene Gewalt nicht weiter zu geben. Die Wartezeiten auf adäquate Therapieplätze reichen aber auch im Jahr 7 nach dem letzten großen Skandal in RKK und Internaten immer noch von hier bis zum Mond und die Krankenkassen bewilligen max. 2 Jahre Therapie, danach hat man mindestens 2 Jahre ohne auszukommen.
Eine gesellschaftliche Veränderung kann überhaupt nur stattfinden, wenn man sich – außerhalb von Gerichtssälen – endlich dazu durchringt, Betroffenen zuzuhören, sie ernst zu nehmen, ihnen bis zum Beweis des Gegenteils zu glauben, sie zu respektieren und zu unterstützen. Das halte ich für sehr viel wichtiger als die Befriedigung der Straf-Glotz-Angst-Lust der Gesellschaft.
Die Justiz spricht Urteile, sie spricht weder wahr noch bietet sie Vergewaltigten irgendeine Form von Hilfe.
Die Füllers dieser Erde sind an einer solchen Veränderung denkbar desinteressiert, denn sie verlören ihr Geschäftsmodell aus faktenwidrigen Skandalisierungen und prompter Bedienung des gesellschaftlichen Voyeurismus, in Verbindung mit einer politischen Agenda und unter erneutem Mißbrauch der Mißbrauchten.
Kassandra21 ist aus meiner Sicht bloß ein Rechthaber, der erträgt einfach keinen Widerspruch.
@Kassandra21
zu https://dvwelt.wordpress.com/2016/11/26/ihr-hattet-die-kalender-ich-hatte-die-maedchen/#comment-2787
https://dvwelt.wordpress.com/2016/11/26/ihr-hattet-die-kalender-ich-hatte-die-maedchen/#comment-2786
https://dvwelt.wordpress.com/2016/11/26/ihr-hattet-die-kalender-ich-hatte-die-maedchen/#comment-2792
und https://dvwelt.wordpress.com/2016/11/26/ihr-hattet-die-kalender-ich-hatte-die-maedchen/#comment-2791
Werter Herr Stühmeier,
Sie meinen, einen öffentliche Beitrag als Strafprozess, als Tribunal zelebrieren zu können. „Unschuldsvermutung“ ist dazu Ihr Schlagwort. Dame von Welt hat ihr Verständnis im Kleingedruckten zur Kenntnis gebracht: „[…] ich glaube nicht, daß das Strafrecht Lösungen für gesamtgesellschaftliche Mißstände hat.“
Neben der Weigerung, dies zur Kenntnis zu nehmen, vergessen (oder unterschlagen) Sie einen wesentlichen Aspekt. Im staatlichen Strafverfahren agieren mittlerweile, wenn auch nur zaghaft und in Ansätzen ausgeprägt, entsprechend fachlich vorbereitete Personen: Vernehmungsbeamte, Staatsanwaltschaft, Richterschaft. Betroffene Frauen, Kinder und Männer werden in diesen Verfahren aber zumindest ernst genommen und nicht mehr abgetan. Es geht dort nun um die weitere Frage der Glaubwürdigkeit, auf dass ein Gericht von 1 bis 5 Personen darüber urteilen soll können, was zu seiner Überzeugung konkret geschehen ist.
Sie dagegen hinken selbst dieser elend langsamen Entwicklung hinterher. Denn Sie nehmen die Aussagen, die Debattenbeiträge sind, in der Sache nicht einmal ernst. Sie schieben ihnen vielmehr, mit ihren Worten, von vorneherein präjudiziell eine Schuld zu: „Leute wie Sie snd der Grund, warum andere Männer den abwertenden Ausdruck ‚Feminazi‘ erfunden haben“. Richter, die sich solche Betrachtungen erlaubten, wären sofort suspendiert. Und in der politischen Debatte wird das allgemein als „Opfer-Täter-Umkehr“ bezeichnet. Sie ist das typische Entlastungsargument derer, die sich tatsächlich schuldig gemacht haben oder künftige Taten rechtfertigen wollen.
Ich selbst ziehe eine andere Lesart vor. Sie, Herr Stühmeier, tasten die Menschenwürde der Person an, die sich Dame von Welt nennt, indem Sie sie nicht nur eine Lügnerin nennen. Sie unterstellen ihr, Urheberin eines ideologischen Konstrukts zu sein, das mit „Nazi“ stellvertretend ist für die planmäßige und industrielle Ausrottung von Menschen.
Mehr Miss- und Verachtung, als die, die Sie hingeschrieben haben, lässt sich kaum darstellen.
Mit vorzüglicher Hochachtung, Marian Schraube
FAZ: Verstörende Studie
http://www.spiegel.de/kultur/gesellschaft/sexuelle-gewalt-wir-sind-noch-ganz-am-anfang-kolumne-a-1123533.html
Urteil in Berlin: Mann bekommt Bewährungsstrafe für Missbrauch eines 6jährigen Mädchens
Vor Gericht sagte der Täter:
Das ist ein geradezu typisches Beispiel sexualisierter Gewalt gegen Kinder durch „normale“, sprich: nichtpädophile Kinderficker. Das Strafgesetz bietet keine Lösung für zivilgesellschaftliche Katastrophen. Auch das Verfahren gegen die schnellschießenden Polizisten wird vermutlich ausgehen wie das Hornberger Schießen.
Ich möchte mir gar nicht vorstellen, wie sich die Witwe und ihre Kinder fühlen müssen.
Aus Opfersicht kann es sich sehr positiv auf die Bewältigung eines Traumas auswirken, wenn der Täter hart bestraft wird. Für das Mädchen wird es zunächst gut gewesen sein, daß ihr Vater den Täter anging und es wird ein doppeltes Drama für sie sein, daß er dabei erschossen wurde.
Nein, ich stelle das Strafgesetz und das Gewaltmonopol des Staates nicht in Frage, sondern nur den allgemeinen Fokus auf das alleinseligmachende Strafrecht, gerade bei sexualisierter Gewalt. Strafen, dazu noch so milde Strafen, helfen den von sexualisierter Gewalt Betroffenen nicht das mindeste bißchen, sondern die Aufgabe des Strafrechts ist der Schutz der gesamten Gesellschaft vor kommenden Straftaten. Ob das bei einem, dem es scheißegal ist, ob er seine Lust spontan mit Hilfe einer Frau oder einem Kind befriedigt, der Fall ist, wird sich zeigen. Ohne Therapie, beginnend damit, das Erektionen nicht zum Tode führen und für die Befriedigung der eigenen Lust kein anderer Mensch herzuhalten hat, wird das wahrscheinlich nicht gehen und ich möchte vorsichtig bezweifeln, ob es einen Therapieplatz für den Täter gibt, bzw. ob er einen will. Ich würde mir VIEL mehr Aufklärung im Vorfeld wünschen, wie Sophie Roznblatt sie anbietet: Das Problem mit dem Penis (und zwar keineswegs nur für Flüchtlinge, wie den Kommentaren unschwer entnehmbar).