Sebastian Marquardt bei Facebook:
The evening of October 26th has been full of surprises. I went to a dinner party which included a speech by Günther Oettinger, European Commissioner for Digital Economy and Society. I disagree with pretty much everything he said and published about digital topics, especially about the ancillary copyright (Leistungsschutzrecht) for press publishers. As a publisher I am convinced that this is the worst idea anyone who cares about publishing could have.
Anyway, I wanted to hear what Oettinger had to say about the challenges of the digital revolution. You never know. First I was surprised about his ability to speak freely and be entertaining at the same time. But then his speech got an unexpected twist.
Suddenly he spoke about „chiselers and chinky eyes“ (Schlitzaugen – a snotty German word for Asien people) we should be afraid of. And his speech turned partly in to a racistic, homophobic and sexist piece of political polemic. I started to tape it and here are the „highlights“.
I am ashamed by this German representative in the EU commission. When he left I took the chance to thank him for this refreshing piece of racism. He didn’t understand what I meant. He doesn’t even know that he is saying offensive things. Behind him stood Gunther Bonz, president of the Federation of European Private Port Operators, trying to lecture me by saying: „There are not only do-gooders (Gutmenschen)“. I responded: „When this word becomes an insult, we are lost“.
It has been a disturbing evening. Some guests clearly disagreed with what Oettinger said, some very much agreed and enjoyed it, and many defended his insults as some kind of punchline to make a point. A guy at our table wanted to convince me, that an offensive speech can be the basis for a good discussion. Surprisingly when I became offensive and called him ugly and told him that his suit looked cheap, the quality of the discussion did not improve.
After this evening I had the impression that Günther Oettinger is an inhuman asshole. Much worse though was the reaction of the people. Few stood up against the mean stupidities Oettinger said and way to many agreed with him. This is not the world I wanna live in. I want my kids to become people that show respect and decency to everybody. Much more than this failure of an EU commissioner.
Marquardt sei nach der Veranstaltung zu Oettinger gegangen und habe ihm für „das erfrischende Stück Rassismus“ gedankt. Oettinger habe ihn verständnislos angeschaut und erwidert: „Ja, was denn? Es ist doch so.“
Der Herr Oettinger behauptete auch schon mal, daß Hans Filbinger in Wirklichkeit Gegner des NS-Regimes gewesen sei und sich aber den damaligen Zwängen habe beugen müssen.
Oettinger ist designierter neuer EU-Haushaltskommissar und damit im EU-Exekutiv einer der strukturell mächtigsten Minister. Eine Person, die derart vorurteilsbeladen ist und seine Ressentiments derart offen nach außen trägt, ist nur ein weiterer Sargnagel für Union und zivilgesellschaftliches Grundverständnis.
Hm, der Herr Oettinger hat es in den Guardian: EU chief pokes fun at Chinese, gay marriage and ex-chancellor und in den Standard geschafft: Günther Oettinger entsetzt mit rassistischen und homophoben Aussagen
Bei Twitter trendet der hashtag #pflichthomo (derzeit Platz 6) und die Schwäbische Zeitung übt sich in Nibelungentreue: Darum hat Oettingers Rede auch ihr Gutes
Oettinger gehört einfach zur Spezies „Homo Hohlbirnicus“, das ist alles. Wenn ich so einen Mist schon lesen muß – deutscher Qualitätsjournalismus ftw!
Die Alternative sind kantenlose Dogmatiker, die ihre angelernten Glaubenssätze stur vom Blatt ablesen und sich anschließend wundern, warum sich die wenigsten für ihre Anliegen begeistern können.
Klar. Logisch.
Wie wäre es, stattdessen einfach mal eine sprachlich halbwegs geschliffene Rede zum Thema selber zu entwerfen? Ich könnte mir da ein paar Stichpunkte machen und dann geht das los. Die Alternative zum rundgelutschten Politsprech, wo in zwei Stunden Rede nichts gesagt wird, ist schlicht und einfach die Abschaffung von Neusprech und vor allem auch mal Fachkompetenz! Jobvergabe nach Können, nicht nach gewollt-und-wieder-versagt. Sich mal selbst mit einem Thema beschäftigen. Ahnung haben im Bundestag, bevor man das Ärmchen hebt.
Aber was rege ich mich auf?!
Das so ein Schmierfink beim Schwabenblatt nicht auf die Idee kommt, wundert mich ja nicht. Spricht schon Bände für einen, der glaubt, er sei Journalist. So zu tun, als wollte Oettinger irgendwie eine Debatte anregen – für wie bescheuert möchte der denn das Publikum verkaufen?
Oettinger zieht in seiner Twittertimeline neben Begriffen wie „new job“, „interesting“ und „important portfolio“ den hashtag #MFF vor. Nennt sich im Fachjargon „Multiannual Financial Framework“ für den EU-Haushalt. Ich tendiere jetzt dazu, das gemäß der Bergiffsentwirrung bei Wikipedia https://de.wikipedia.org/wiki/MFF eher als „flotten Dreier“ zu verstehen: Günther, das belegte Brötchen.
Thorsten Denkler kommentiert in der Süddeutschen: Oettinger, der unverbesserliche Dummschwätzer
Old Oettinger at his best.
Ich habe von Anfang an gesagt, daß der Kerl einen Arzt braucht und keinen Job für 30 Mille pro Monat auf EU-Ebene. Sprache – um mal den Herrn der SZ aufzugreifen – offenbart nämlich auch sehr oft eine Menge über das Denken des Sprechenden. Oder das Nicht-Denken, in Oettingers Fall.
Dieser Typ sollte in einer rational ordentlich geregelten Gesellschaft Straßenlaternen bewachen oder etwas Ähnliches, da kann er keinen Schaden anrichten.
Die EU erinnert mich immer mehr an die Greisentage der Sowjetunion – lauter Ausgestopfte, die zum Winken auf den Balkon gestellt werden oder ins Zentralkomitee wegbefördert, um dort in Ehren zu verrosten.
Wobei – das mit der Ehre trifft auf den Großdigitalisierer nicht wirklich zu.
Journelle: Politische Korrektheit ist nicht das Problem
Journelle twitterte den Anlaß zum obigen Video – „Schlitzaugen und Schlitzohren“ – im Blog findet sich eine Chronologie (u.a.) ihrer Tweets.
Der Igitt-Faktor wird noch verstärkt, liest sich einer Herrn Oettingers Selbstverteidigung durch. In der Welt. lm Interview. Gratis! Und ziemlich umsonst.
Von was für Werten redet er? Er Oettinger sollte sich fragen, was ihn für sein derzeitiges Amt qualifiziert…
Als würde „er Oettinger“ sich je hinterfragen…
Willkommen telepolisblog!
Ups da fehlt wohl ein Komma..
Dankeschön :9
Btw gibt es auf Youtube WordPress-Tutorials? ich komme auf das Folgen-System in WordPress irgendwie nicht klar. Gut, bin auch erst seit zwei Tagen dabei
Lorenz Maroldt im heutigen Tagesspiegel-Checkpoint:
Hmnuja, nach Stufe 1 (oder 2, keine Ahnung in welcher zeitlichen Reihenfolge was stattfand) beim Abschuss klingt schon Angela Merkels „selbstverständlich“ volles Vertrauen in den Herrn Oettinger.
Mehr Werteexport nach Günther Oettinger:
extra3: Ein Lied für Günther Oettinger