Foto: US-Department of State, Wikimedia Commons, gemeinfrei, Bild beschnitten. Za’atari, Jordanien
Filmtip, arte+7: Neue Heimat Flüchtlingslager
Dem Volk der Unerwünschten gehören weltweit rund 17 Millionen Menschen an: Vertriebene, Flüchtlinge und Migranten leben am Rande der Nationalstaaten. „Refugistan“ liegt in der Rangliste der bevölkerungsstärksten Länder auf Platz 60. Hier leben die, die keiner will, unter der organisatorischen Aufsicht der Verwaltungskrake UNHCR und mit Unterstützung der großen NGOs. Gemeinsam wachen sie darüber, dass die Lebensbedingungen in den Camps bei aller Absurdität zumutbar bleiben. „Neue Heimat Flüchtlingslager“ vermittelt einen erschütternden Eindruck vom Alltag in diesen künstlichen Städten. Zum Beispiel in Tansania, wo sich Zehntausende Burundier an ihr neues Leben gewöhnen müssen. Oder in Dabaab, Kenia, wo seit 25 Jahren mitten in der Wüste das weltweit größte Lager liegt, von humanitären Hilfskräften „das Monster“ getauft. Und in Jordanien, wo das UN-Flüchtlingshilfswerk UNHCR im Camp Asrak für syrische Bürgerkriegsflüchtlinge neue Infrastrukturen austestet. Nicht zu vergessen Idomeni an der Grenze zwischen Griechenland und Mazedonien, wo erst vor kurzem ein Lager entstand.
Eine ernüchternde Reise in eine zwiespältige Parallelwelt: nicht Stadt und nicht Gefängnis, nicht abgeriegelt, aber auch nicht offen. In der Theorie sind Flüchtlingslager eine provisorische Auffanglösung – aber in der Praxis verbringt ein Flüchtling durchschnittlich 17 Jahre seines Lebens dort.
Ergänzend dazu einige Grafiken, die vor allem 3 Armutszeugnisse ausstellen:
Konflikte und Kriege, damit auch die Aufenthaltsdauer in Lagern, dauern immer länger.
Der UNHCR ist immer stärker unterfinanziert.
Gemessen am BIP liegt Deutschland (0,03 %) bei den Ausgaben für humanitäre Hilfe auf Platz 16 von 20, auf den ersten 5 Plätzen Kuwait (0,36 %), Vereinigte Arabische Emirate (0,21 %), Schweden (0,13 %), Norwegen (0,13 %), Dänemark (0,12 %).
Gestern erschienen die neuen Global Trends des UNHCR, die Auswertung der Daten von 2015.
Jeder 113. Mensch weltweit ist Flüchtling, Binnenflüchtling oder Asylsuchende/r.
Im vergangenen Jahr wurden in jeder einzelnen Minute 24 Menschen zur Flucht gezwungen, das sind vier mal so viele Menschen wie vor 10 Jahren.
Ende 2015 waren 65,3 Millionen Menschen auf der Flucht, darunter 40,8 Millionen Binnenflüchtlinge.
Es wurden 2 Millionen Asylanträge neu gestellt, 3,2 Millionen Menschen warten auf die Entscheidung, ob sie Asyl erhalten oder nicht.
107,100 Flüchtlinge konnten dauerhaft woanders angesiedelt werden (die meisten, 66.500, in den USA), 201.400 Menschen konnten in ihre Heimat zurückkehren.
54% aller Flüchtlinge (außer Landes) kommen aus Syrien (4,9 Millionen), Afghanistan (2,7 Millionen) und aus Somalia (1,1 Million).
51% der Flüchtlinge sind Minderjährige. 98.400 sind unbegleitete minderjährige Flüchtlinge.
Die 5 Hauptaufnahmeländer waren 2015 die Türkei (2.5 Millionen), Pakistan (1.6 Millionen), Libanon (1,1 Millionen), Iran (979,400), Äthiopien (736,100) und Jordanien (664,100).
Nach wie vor fliehen 9 von 10 Flüchtlinge in Länder/n der sog. „3.Welt“.
Aus der Pressemeldung des UNHCR:
While the spotlight last year was on Europe’s challenge to manage more than 1 million refugees and migrants who arrived via the Mediterranean, the report shows that the vast majority of the world’s refugees were in developing countries in the global south.
Mehr zum Thema: Lager
Gemessen am BIP liegt Deutschland (0,03 %) bei den Ausgaben für humanitäre Hilfe auf Platz 16 von 20, auf den ersten 5 Plätzen Kuwait (0,36 %), Vereinigte Arabische Emirate (0,21 %), Schweden (0,13 %), Norwegen (0,13 %), Dänemark (0,12 %).
Dazu heute der Herr Finanzminister: Der Staat kann nicht barmherzig sein
Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble hat die Flüchtlingspolitik der Bundesregierung verteidigt, zugleich jedoch zu einer Senkung der rechtlichen Standards in Deutschland aufgerufen. „Wir werden in Deutschland bereit sein müssen“, sagte Schäuble bei der Tagung des CDU-Wirtschaftsrats, „unseren hohen moralischen Anspruch ein Stück weit europakompatibel zu machen.“
Guardian/Reuters: More than 1,200 die of starvation and illness at Nigeria refugee camp
56-Seiten-Report der Australian Women in Support of Women on Nauru: Protection denied, Abuse condoned: Women on Nauru at Risk
Ben Doherty, Guardian: After psychologist Paul Stevenson tells the Guardian conditions on Nauru and Manus Island are ‘demoralising’ and ‘desperate’, his contract is cancelled
*The worst I’ve seen – trauma expert lifts lid on ‚atrocity‘ of Australia’s detention regime
Monika Bollinger, NZZ: Das Werbeplakat über dem Kopf
Unbedingt die Fotos anschauen!