8. März

8.märz

Chaiselongue, Denkmal im Lichthof der Universität Zürich, Pipilotti Rist für Emilie Kempin-Spyri, 1853-1901, Frauenrechtlerin, erste in der Schweiz promovierte/habilitierte Juristin, gestorben in der Irrenanstalt Friedmatt.

 

Diese Revolution wird sich erst dann vollziehen, wenn sämtliche Frauen von ihrem beklagenswerten Los durchdrungen und sich des Verlustes ihrer Rechte in dieser Gesellschaft bewußt sind.

Olympe de Gouges, im Vorwort zum Manifest der Rechte der Frau und Bürgerin, 1791

 

It is justice, not charity, that is wanting in the world.

Mary Wollstonecraft, 1759-97

 

Er hat die Frauen nicht verstanden, der erhabene Rousseau […]. Bei allem seinen guten Willen und seinen guten Absichten hat er aus ihnen nichts zu machen gewußt als untergeordnete Wesen in der Gesellschaft. Er hat ihnen die alte Tradition gelassen, von der er die Männer freisprach; er sah nicht voraus, daß sie desselben Glaubens, derselben Moral bedürfen würden, wie ihre Väter, ihre Gatten und ihre Söhne, daß sie sich erniedrigt finden würden, wenn sie einen anderen Tempel, eine andere Lehre hätten. Während er glaubte, Mütter zu bilden, bildete er nur Ammen. Er nahm den Mutterbusen für die erzeugende Seele. Der spiritualistischste Philosoph des letzten Jahrhunderts war ein Materialist in Bezug auf die Frauen.

George Sand, 1804-1876, aus Isidora – Tagebuch eines Einsiedlers in Paris, Wigand, Leipzig 1845

 

Gleiche Rechte für alle: Männer und Frauen; Freiheit der Überzeugung; Sicherung der Existenz; Frieden der Völker; Kunst, Wissenschaft, Natur ein Gemeingut Aller; Arbeit eine Pflicht für Alle; freie Entwicklung der Persönlichkeit, ungehemmt durch Fesseln der Kaste, der Rasse, des Geschlechts, des Vermögens—: wie konnte irgend jemand, der auch nur über seine nächsten vier Wände hinausdachte, sich der Richtigkeit und Notwendigkeit dieser Forderungen verschließen?!

Lily Braun, 1865-1916, aus ‚Memoiren einer Sozialistin‘

 

Die von ihrer ökonomischen Abhängigkeit dem Mann gegenüber befreite Frau ward der ökonomischen Herrschaft des Kapitalisten unterworfen; aus einer Sklavin des Mannes ward sie die des Arbeitgebers: Sie hatte nur den Herrn gewechselt. Immerhin gewann sie bei diesem Wechsel; sie ist nicht länger mehr dem Mann gegenüber wirtschaftlich minderwertig und ihm untergeordnet, sondern seinesgleichen. Der Kapitalist aber begnügt sich nicht damit, die Frau selbst auszubeuten, er macht sich dieselbe außerdem noch dadurch nutzbar, dass er die männlichen Arbeiter mit ihrer Hilfe noch gründlicher ausbeutet.

Clara Zetkin, Rede auf dem Internationalen Arbeiterkongress zu Paris, 19.7.1889

 

Einer der ersten großen Verkünder der sozialistischen Ideale, der Franzose Charles Fourier, hat vor hundert Jahren die denkwürdigen Worte geschrieben: In jeder Gesellschaft ist der Grad der weiblichen Emanzipation das natürliche Maß der allgemeinen Emanzipation.

Rosa Luxemburg, 1870 – 1919

 

Es ist ein grundlegender Irrtum, bei der Gleichberechtigung von Gleichheit auszugehen. Die Gleichberechtigung baut auf der Gleichwertigkeit auf, die Andersartigkeit anerkennt.

Elisabeth Selbert, 1896-1986, eine der 4 Mütter des Grundgesetzes.

 

Frauen sind nicht die besseren Menschen.

Alice Schwarzer

 

Die Gleichheit der Geschlechter ist heute das Gewand, mit dem sich die Unterordnung der Frau tarnt.

Carla Lonzi 1931-82, aus ‚Wir spucken auf Hegel‘

 

Für die meisten Frauen bedeutet das Alter, meist mit Hilfe anderer Frauen, die Ankunft jener Freiheit, die die Männer schon immer hatten, die Frauen dagegen nie, und zwar vor allem die Freiheit, nicht länger die Bedürfnisse der anderen erfüllen zu müssen und nicht länger das Frausein repräsentieren zu müssen.

Carolyn Heilbrun, 1926-2003, aus ‚Writing a Womans Life‘

 

Unser Verständnis der romantischen Liebe hat religiöse Qualität. Statt Gott sind wir einander treu.

Laurie Penny, taz

 

Liebe wird oft überbewertet.

Das Paar ist die niedrigste aller Lebensformen, es steht nur kurz über dem Pantoffeltierchen.

Christiane Rösinger

 

Feministin zu sein, ist das Mindeste, was eine Frau tun kann.

Rita Süssmuth

10 Kommentare zu „8. März

  1. Laurie Penny, taz: Zu allem fähig, zu Tode erschöpft

    Feministisch geprägte Frauen haben Leistungsdruck mit Freiheit verwechselt. Doch ihr Erfolg wird ihnen geneidet. Es ist Zeit für einen Generalstreik.

    Letzte Woche traf ich mich mit einer Freundin im Teenageralter zum Kaffeetrinken. Sie ist in ihrem letzten Schuljahr und wurde gerade an einer der besten Universitäten des Landes angenommen. Schon jetzt ist sie eine erfolgreiche Autorin und Aktivistin. Sie ist ehrgeizig, wortgewandt und wunderschön. Sie ist, wie eine junge Frau sein sollte. Und doch ist sie todunglücklich.

    Sie hört fast nie, dass sie so, wie sie ist, gut genug ist. Und das Traurigste daran ist, dass dieses Mädchen kein Einzelfall ist – es ist die Geschichte zahlloser junger Frauen, die ich kenne, die unter dem Druck einer Gesellschaft zusammenbrechen, die ihnen vorhält, dass egal, wer sie sind, und egal, was sie tun, sie nicht genügen. Und nie genügen werden. Es scheint, als sei der beste Weg, junge Frauen davon abzuhalten, etwas zu erreichen, sie zu zwingen, alles zu erreichen.

    Nachdem ich mich von meiner jungen Freundin verabschiedet habe und ihr nachschaue, wie sie auf der Hauptstraße entschwindet, ertappe ich mich selbst dabei, dass ich denke: Liebling, wenn du es schaffst – und ich glaube, dass du es schaffen wirst –, dann wird die ganze Welt erbeben.

  2. „Viele Frauen drücken schon lange ein Auge zu. Am Ende aber nur noch, um zu zielen.“
    Humphry Bogart

    (Vorangestelltes Zitat in dem Buch „Wenn Frauen hassen“ von Bettina Zeller und Jolanda Jung, Ffm 1991)

  3. Für Frauen ist zuhause nur Schichtwechsel:
    „Unerträglich lange scheint den meisten Arbeiterinnen die Zeit, die sie in der Fabrik verbringen. Und doch ist auch diese Zeit nur ein Teil ihres Arbeitstages. Zu Hause harrt ihrer der zweite Arbeitstag!“
    Käthe Leichter , österreichische Gewerkschafterin, 1895 – 1942 (KZ Ravensbrück)

    „She would have despised the modern idea of women being equal to men. Equal, indeed! She knew they were superior.”
    Deborah Jenkyns in Gaskells “Cranford”…;).
    Grüßle, Diander

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