Zum Weinen: „Flüchtlingskrise“

banksy
Screenshot Süddeutsche, Bild: Banksy, Opposite the French Embassy, Knightsbridge, London

Der Jungle in Calais wurde am 5./6. Januar mal wieder mit Tränengas, Gummimunition, Wasserwerfern eingedeckt. Der QR-Code links in Banksys Bild verweist auf ein Video:


 

 

Polizei löst Flüchtlingslager auf: „Dschungel von Calais“ geräumt

Die Polizisten kamen im Morgengrauen. Ihr Auftrag: den „Jungle“ räumen. Die Flüchtlinge, die in dem Lager am Ortsrand von Calais eine prekäre Unterkunft gefunden hatten, empfingen sie mit einem Spruchband. „Der ,Jungle‘ ist unser Zuhause“, stand – in Englisch und in der afghanischen Sprache Paschtu – darauf: „Wir wollen Asyl und Frieden. Wir brauchen Schutz.“

Am Dienstagvormittag waren 287 Menschen festgenommen – darunter 135 Minderjährige. Die meisten stammen aus Afghanistan. Alle nennen Großbritannien als Ziel. Am Mittag machten Bulldozzer die Bruchbuden dem Erdboden gleich. In einer Pressekonferenz erklärte Eric Besson, der französische Minister für Immigration und Nationale Identität, er habe ein Zeichen gesetzt: gegen „Schlepper und Menschenhandel“.

Aber halt stop, das ist ja ein Artikel von 2009!

Vom 18.1.2016:
Flüchtlingscamp in Frankreich: Der „Jungle“ wird geräumt

Der Schritt ist Teil der Strategie der französischen Behörden, den „Jungle” deutlich zu verkleinern. Ende letzten Jahres warteten hier 7.000 Flüchtlinge auf eine Chance, durch den Eurotunnel oder per Fähre nach England zu gelangen. Inzwischen ist die Bewohnerzahl deutlich gesunken. Die Behörden wollen sie auf 2.000 senken, wovon 1.500 Personen im neu eröffneten Container-Camp Platz haben sollen. …

Mitte letzter Woche beschloss die Betreiberfirma des Eurotunnels zudem, das Marschland um die Gleise beim Tunneleingang zu überfluten. Hinter den Zäunen liegt nun ein rund 50 Meter breiter Streifen Wasser, das nachts gefriert.

Dschungel in Calais wird geräumt

Das Lager in Calais existiert seit rund 15 Jahren. Es liegt in der Nähe des Eurotunnels, der Frankreich und England miteinander verbindet. Die Zuwanderung über Griechenland hat immer mehr Asylsuchende nach Calais geführt. …

Die erbärmlichen Bedingungen in dem Lager sind schon lange bekannt. Nach Jahren der Untätigkeit fordern Helfer, das Lager nun als Flüchtlingscamp der Vereinten Nationen anzuerkennen. …

„Es ist schon schwer, jemanden zu erklären, was das internationale System alles zulässt. Zur aktuellen Situation gehört, dass Ärzte und Wirtschaftsprüfer in Zelten und Baracken bei eisigen Temperaturen leben und unter schweren Krankheiten leiden. Zu allem Überfluss, wurden unter diesen Umständen mehrere Babys im Lager geboren“, sagte Harrison „Moralisch betrachtet ist das alles falsch und ich kann eigentlich keinen klaren Gedanken mehr fassen.“

Calais ‚Jungle‘: Bulldozers move in to clear part of camp (mit Karten und Bildern, um sich einen Eindruck von der Größe zu verschaffen)

„This (the container camp) is the same as a jail. It is not good“

Dezember 2015: I went to help at Calais’s Jungle refugee camp – and what I saw haunts me

One of the most pressing needs in the Jungle, as in any refugee camp, is food: there is some provision, but the majority of the 6,000 people there go hungry every single day. …

No sanitation, no healthcare, no security, no refuse collection, and no roads – just tracks of stinking mud full of litter and human detritus.  …

At mealtimes, the place is crammed inside, while a long queue forms outside. Plates are frantically washed, dried and reused immediately. There is never enough to feed everyone. Rob broke down when he realised he was running out of hot chai on a freezing day, and could practically identify the very person further along the queue he was going to have to disappoint. And everyone else beyond them. …

We asked one of the refugee volunteers his story. Visibly traumatised and struggling to speak, he told how his sister had been raped and killed in front of him. After they killed her, they raped her again. It felt cruel to have him continue, so we didn’t. We never asked anyone again.


 

 

Hungernde Flüchtlinge in Berlin

Die Zustände am Landesamt für Gesundheit und Soziales beherrschten immer wieder die Schlagzeilen – im heißen Sommer etwa stellte die Versorgung der Wartenden mit Trinkwasser alle Beteiligten vor teilweise große Probleme. Nun gibt es einen anderen Hilferuf, der sich in einem Wort zusammenfassen lässt: Hunger.

Der Grund scheint ebenso unfassbar wie banal: Weil die Schlangen am Lageso sie tagelang davon abhalten, an Geld vom Landesamt zu kommen, leiden … Flüchtlinge in den Heimen Hunger – sie haben schlicht und einfach keine finanziellen Mittel, um sich Essen zu kaufen.

Kein Geld vom Lageso: Flüchtlinge in Berlin müssen hungern

In Berliner Flüchtlingsheimen hungern Menschen, weil das Landesamt für Gesundheit (Lageso) den Geflüchteten kein Geld für Essen auszahlt. Mit einem regelrechten Hilferuf sind am Montag Heimleiter an die Öffentlichkeit gegangen. … „Manche unserer Bewohner sind aber jetzt fünf oder sechsmal hinter einander erfolglos hingefahren. In dieser Zeit haben sie kein Geld, um sich Lebensmittel zu kaufen“, sagt Hermanns. Beim Lageso habe man ihm wiederholt versichert, die Leute würden versorgt. „Aber heute sind schon wieder welche zurück gekommen, die kein Geld ausbezahlt bekommen haben“, sagt Hermanns.

Köpenick ist kein Einzelfall. Bei der Caritas und dem Malteser Hilfsdienst sind Bewohner ohne Geld wie auch bei der Arbeiterwohlfahrt (AWO), mit 13 Heimen einer der größten Träger für Flüchtlingsheime in der Hauptstadt. „Wir haben Familien, die seit Dezember kein Geld bekommen haben“, sagt AWO-Sprecherin Julika Krimphove.

Flüchtlinge haben kein Geld für Lebensmittel

Peter Hermanns, Leiter der Gemeinschaftsunterkunft Allende II in Köpenick, sagte dem Tagesspiegel, dass er von Bewohnern weiß, die erst im März einen Termin bekommen haben, bei dem sie dann hoffentlich Geld ausgezahlt bekämen. … Seit mehreren Wochen, mindestens seit Anfang Januar, habe sich die Situation verschärft. “Die Leute gehen morgens um sechs Uhr zum Lageso und kommen abends um 20 Uhr zurück ins Heim. Ohne Geld, nur mit einem neuen Termin.” Sogar einem Mann, der gerade operiert wurde, sei es so ergangen, obwohl Hermanns das Lageso gebeten habe, den Mann bevorzugt zu behandeln.

Lageso-Chaos: In Berlin hungern Flüchtlinge

Man berate »intensiv über eine kurzfristige Verbesserung der Situation.« Härtefälle sollten dem Lageso genannt werden. Mitte Januar trat mit Sebastian Muschter übergangsweise ein neuer Chef am Lageso an, um für eine effektivere Organisation zu sorgen.

Video von Moabit hilft


 

 

Guardian: The Geneva refugee convention can’t cope with this crisis. Time for a rethink

How far we have come from the warm generosity of the German summer to the cold hard reality of a Nordic winter. Europe’s internal borders have been closing; its external borders are being reinforced. And governments are looking for ways to foot the bill for receiving and integrating all the new arrivals, many of whom have crossed deserts and seas in the hope of finding a safe haven in Europe. …

The legal definition of a refugee and the criteria for granting asylum date back more than half a century. … The Geneva and EU ideals are, quite simply, not compatible with today’s reality. …
Tightening definitions – a stricter interpretation of persecution, for instance, and better enforcement of the requirement to seek asylum in the first safe country reached, or more reciprocity (no fingerprints, no entry; commit a crime, summary deportation, etc) – will be nowhere near enough to alter that.

What is needed is a new Geneva refugee convention. It could limit the group qualification for refugee status, or the right of those fleeing to seek refuge outside their home region, or the length of time they may stay. It could try to guarantee places of safety for civilians in war zones. Historically the UN-approved “responsibility to protect” clause was that shield, but that too is failing. Another reason to rethink the whole thing.


 

 

Apropos ‚rethink the whole thing‘: „Flüchtlingskrise“?

What? Bitte wieviel?

Wir haben keine Flüchtlingskrise. Wir haben eine Verteilungsgerechtigkeitskrise. Und eine Rechtsstaats-, eine Bürokratie-, eine Prioritäten-, eine Medien-, Politik- und vor allem eine Zivilitätskrise.

Die Flüchtlinge bringen jeden einzelnen unserer politischen und gesellschaftlichen Fehler der letzten 70 Jahre an den Tag. Das ist nicht ihnen anzulasten, sondern uns. Fehler sind dazu da, daraus zu lernen, sie schnellstmöglich zu korrigieren und zu beheben. Nicht dazu, sie wider besseren Wissens immer und immer wieder zu machen und das noch mit Teilung der unteilbaren Menschenrechte legitimieren zu wollen.

Banksy hat recht. Es ist zum Weinen. Wie schnell der zivilisierte Firnis blättert.

38 Kommentare zu „Zum Weinen: „Flüchtlingskrise“

  1. Wegen der hungernden Flüchtlinge in der Verantwortung des LaGeSo wurden sofortige-> Sofortmaßnahmen eingeleitet:

    1. Die Heimbetreiber erhalten heute Abend eine zentrale Hotline im LAGeSo, unter der sie besondere Härtefälle melden können, die dann vorrangig im LAGeSo behandelt werden.
    2. Die Sofortmaßnahme der Abschlagzahlungen wird fortgeführt. Damit sollen besondere Härten abgemildert werden. Bereits am Freitag hat die Leistungsstelle des LAGeSo an 500 Personen, die längere Zeit keine Geldleistung erhalten haben, einen Abschlag von 100,- Euro ausgezahlt. Dafür kommen zwei Varianten in Frage: sowohl die Möglichkeit, die Zahlungen am LAGeSo vorzunehmen als auch eine Überweisung der Abschläge an die Heimbetreiber selbst und anschließende Auszahlung in den Unterkünften. Derzeit wird geprüft, welche Möglichkeit praktikabler ist.
    3. Die Heimbetreiber sind dazu heute Abend zum Gespräch mit dem LAGeSo eingeladen.

    Zudem werden neun Regierungsinspektoren in diesem Bereich zusätzlich eingesetzt.

    Inspektoren, die im Auftrag der Regierung inspizieren, sind bestimmt immer gut. Eigentlich hätte man zunächst eine Machbarkeitsstudie in Auftrag geben müssen, nein?^^

    1. Nun bekommt die Verwaltung ihre normale Routine nicht auf die Reihe, will sie sich zusätzlich die Ausnahme zur Regel machen: Ob sie beim Lageso wohl über eine zu Abschlägen entsprechende Buchhaltung verfügen?
      Zweite Frage: Wann tritt der Herr C. endlich ab?

      1. Zweite Frage: Wann tritt der Herr C. endlich ab?

        Mit der Wahl am 18. September, keep fingers crossed.
        Bis dahin wird die Berliner GroKo auf Biegen und Brechen, auf Kosten der Flüchtlinge und Helfer durchgezogen. Müllers Gegenkandidat heißt übrigens Henkel.

        Außerdem: Herr C. sieht zwar einzelne Pannen, aber kein strukturelles Versagen seines LaGeSo seit Jahren und keinen humanitären Dauernotstand seit mehr als einem halben Jahr.

        In Calais wurde der UNHCR zur Übernahme der Organisation des Jungle angerufen. In Berlin steht das aus. Auch, weil das Behördenversagen von der Berliner Zivilgesellschaft immer schnell und flexibel kompensiert wird.

  2. NDR-> Vorzeige-Familie nach Serbien abgeschoben

    In einem Werbefilm des niedersächsischen Innenministeriums wurde ein elfjähriges Roma-Mädchen aus dem ostfriesischen Ditzum noch als Beispiel gelungener Integration hervorgehoben. Der Film zeigte sie in der Grundschule, als Mitglied der Jugendfeuerwehr, mit deutschen Freundinnen und einer voll integrierten Familie, die vor Misshandlung und Verfolgung in Serbien geflohen war. Doch genau dort muss die Familie nun wieder leben. Denn seitdem Serbien als sichererer Drittstaat gilt, sind Abschiebungen dorthin möglich.

  3. Bei –> http://www.heute.de/
    wurde auch vorher die Überlegung, die Auszahlungen direkt vom LAGeSo in die Flüchtlingsunterkünfte zu delegieren, angesprochen. Die armen LeiterInnen dort sind nicht zu beneiden, als hätten sie sonst keine Arbeit.

    Derzeit weiß man wirklich nicht, in welche Richtung man noch heulen oder kotzen soll. Ich kann mich nicht an eine ähnliche Menschenverachtung wie momentan über die letzten Jahrzehnte hinweg hier erinnern.

    Grüßle, Diander

  4. „Terminologie ist das poetische Moment des Denkens“, hat mal jemand Schlaues gesagt. Es scheinen derzeit sehr viele sehr schwarze Gedanken in allerlei Köpfen rumzuspuken, könnte man also meinen. Ein Wort wie „Flüchtlingskrise“, das von morgens bis abends auf allen Kanälen rauf und runter genudelt wird, ist perfide in seiner Suggestivkraft. Oder die „illegalen Einwanderer“. Und so weiter. Danke für die Collage.

    Gruß, d.
    P.S.: Sie und dieser Banksy…

  5. Es ist für mich unvorstellbar, dass sich hinter ‚Vorschriften‘ versteckt wird, wenn Menschen schikaniert, gedemütigt, missachtet werden. Und doch ist es Realität, mitten in Deutschland, mitten in Deutschlands Hauptstadt. Es ist etwas krank in unserer Gesellschaft, wenn solche Ereignisse betrachtet, aber nicht lautstark verurteilt werden. Mit Menschen wird gespielt, mit ihren Gefühlen, ihrem Ehrgefühl, ihrer Hoffnung. Da reicht nicht mal dieses Fremdschämen. Das ist ein so niedriges Niveau. Wie kann darüber hinweg gegangen werden? Flüchtende Wähler interessieren mehr als flüchtende Menschen, die Ursachen für die Fluchtnotwendigkeit werden komplett ausgeblendet. Ich schäme mich, dabei schäme ich nicht mich sondern sie, die das zulassen. Ich schäme sie.

  6. Das ist doch nur ein Vorgeschmack auf die Dinge die kommen werden. Von den 7 Milliarden Menschen die auf der Erde leben, sind 3 Mrd. arm. Und davon hat sich letztes Jahr mal grade ein kleines Milliönchen nach Deutschland aufgemacht. Der Zusammenbruch der Verwaltung, die mit dem abstempeln von Antragsformularen nicht nachkommt, ist doch nur ein erstes Symptom. In den kommenden Jahren wird die Masse der Armutsmigranten vielleicht auf zig Millionen anschwellen: 10, 50, 100 Millionen oder mehr. Spätestens dann muss jedem klar werden, dass unsere Ressourcen nicht ausreichen um sie zu versorgen. Weder mit Lebensmitteln, noch mit Wohnraum, Bildung oder Medizin. Wir retten die Welt nicht, indem wir unsere Rerssourcen verschenken. Wir müssen den armen 3 Mrd. beibringen, wie sie Wohlstand schaffen können.

    1. Hallo und willkommen, ausgeschieden! Was ein lustiger Satz ist…;-)…

      Sie meinen: „Wir retten die Welt nicht, indem wir unsere Ressourcen verschenken. Wir müssen den armen 3 Mrd. beibringen, wie sie Wohlstand schaffen können.

      Hmnuja, aus meiner Sicht müssen wir prioritär den Unsrigen beibringen, wem die Ressourcen armer Länder gehören und daß man sie mit den gleichen Arbeits- und Umweltschutzbedingungen zu gewinnen, dafür anständig zu bezahlen, ihren Export und die daraus erwirtschafteten Gewinne in der gleichen Weise und Höhe im Herkunftsland zu versteuern hat wie in unseren Ländern auch. Daß das nicht mal im mindesten der Fall ist, zeigt Ihnen beispielhaft der folgende Film über das Verhältnis Schweiz-Sambia:

      Der Film ist tatsächlich beispielhaft, Sie können jede andere (auch agrarische) Ressource statt Kupfer und beinahe jeden südafrikanischen Staat einsetzen. Die in Subsahara-Afrika durch global agierende Firmenimperien wie Glencore hinterzogenen Steuern toppen die Entwicklungshilfen um Längen. Hinterzogen mit tätiger Hilfe von WTO, IWF und Weltbank. Der Unterschied zu anderen Ländern: nicht jedes hat einen so engagierten Präsidenten wie Guy Scott, der trotzdem gegen diese Machenschaften ziemlich hilf- und machtlos ist.

      Es sind auch nicht die Armen, die nach Europa fliehen. Den Armen fehlen zu einer so langen, gefährlichen, kriminalisierten und deswegen sehr teuren Flucht schlicht und einfach die finanziellen Mittel. Arme fliehen innerhalb ihres Herkunftslandes oder in einen Anrainerstaat (oder zur Gastarbeit in Länder wie Libyen oder Syrien). Knapp 9 von 10 Flüchtlingen fliehen innerhalb der „3.Welt“, mehr als die Hälfte der rund 60 Millionen Flüchtlinge sind Binnenflüchtlinge.

      Wir sollten besser nicht darauf warten, bis die wirtschaftlichen, die staatlichen und zivilgesellschaftlichen Ressourcen armer Länder restlos aufgebraucht sind, bevor man in den reichen Ländern endlich in die Schuhe kommt. Das wäre nämlich schon aus rein egoistischer Motivation zu spät. Wenn Länder wie Jordanien und Libanon auch noch kollabieren, wird es VIEL MEHR Flüchtlinge geben.

      Warum so viele syrische Kriegsflüchtlinge (die keineswegs alle arm sind/waren) nach Europa fliehen, wissen Sie, oder? Das liegt daran, daß viele von ihnen schon seit mehreren Jahren in Lagern in Anrainerstaaten wie Libanon (zeitweise 1 syrischer Flüchtling auf 2-3 Libanesen) und Jordanien leben, wo ihre Kinder nicht zur Schule gehen können und wo der UNHCR kürzlich jede Unterstützung kürzen und zum Teil komplett einstellen mußte. Das wiederum lag daran, daß die benötigten und zugesagten Gelder für 2015 zum Jahresende nur zu rund 50% eingezahlt worden waren. Selbst das WFP mußte die Lebensmittelhilfen kürzen.

      Seit Jahrzehnten wird davon geschwafelt, die Entwicklungshilfe der reichen Länder auf 0,7% ihres BIP anzuheben. Im letzten Jahr war das mal wieder – als eins der Milleniumsziele – einlösbar. Deutschland hat es zu stolzen 0,4% vom BIP gebracht. Jeder in die Entwicklungshilfe investierte 1 Euro spült 1,80 Euro in die deutsche Wirtschaft. Das war übrigens schon unter der letzten halbwegs gut arbeitenden Entwicklungsministerin, Heidemarie Wieczorek-Zeul, der Fall. Bevor der saubere Herr Niebel das BMZ erst auflösen wollte und es anschließend dem Verteidigungs-, Außen- und Wirtschaftsressort angliederte. Finde den Fehler…

      Was müssen wir den armen 3 Mrd. gleich noch beibringen? Wie sie Wohlstand schaffen können?

      Wenn wir ihnen das unter Beibehaltung der bisherigen Prämissen beibringen, dann: wie man am besten lügt, betrügt, erpresst, bescheißt, klaut, traditionell schamlos ausbeutet, pro Nase 3 bis 4 Welten konsumiert und sich dann noch als das demnächst von Ressourcen entledigte Opfer geriert.

      Tut mir leid, ich bin bei diesem Thema humorlos geworden. Ich habe andere Proportionen als die meisten Europäer, Dank diverser Aufenthalte in ärmsten Ländern auf 2 Kontinenten.

      1. Fühle ich mich jetzt bestätigt oder ehr nicht? Wir können die Armut in der Welt nicht dadurch beseitigen, dass wir die Armen zu uns holen. Wir müssen die Armut vor Ort beseitigen. Das der böse weisse Mann die 3. Welt unterworfen und ausgebeutet hat, und die Menschen in Mali, Ruanda, dem Mahgreb oder sonstwo in Afrika deshalb arm sind, ist ein ein Märchen. Die Kolonialzeit ist lange zuende. Was haben die Vöker aus ihrer Freiheit gemacht? Sie sind in einem Sumpf aus Vetternwirtschaft und religiöser Idiotie versunken. Und weil sie in den unerträglichen Zuständen, für die sie selbst verantwortlich sind nicht mehr leben wollen, kommen sie zu uns. Dabei tragen sie ihre steinzeitlichen Überzeugungen in unsere Gesellschaft, mit den bekannten Folgen insbesondere für unsere Frauen und Töchter.

        Das gilt nicht für Kriegsflüchtlinge aus Syrien, die wir aufnehmen und versorgen müssen. Aber mit einer klaren Perspektive: Befriedung Syriens und anschließende Heimreise. Was das für unsere Aussenpolitik bedeutet ist klar.

        1. Seltsame Suada, die Sie da ablassen. Fällt Ihnen nicht auf, dass in den von Ihnen genannten Ländern kaum Bodenschätze vorhanden sind und ihrer Lage im Subsahara/Presahel geschuldet sogar immer weniger Landwirtschaft möglich ist?
          Der schier unglaubliche Reichtum der nordwestlichrn Hemisphäre ist auch ein klimatisch-geografischer, der nicht dazu verleiten sollte, aufgrund zufälliger Bevorzugung auf andere nicht derart Privilegierte verachtungsvoll zu deuten. Das kleine goldene Tuareg-Kreuz (!) aus einer Werkstatt in Timbuktu trage ich jedenfalls mit wachsendem Bewusstsein.

        2. @ausgeschieden: zum „bösen weißen Mann“, zu „Die Kolonialzeit ist lange zuende“ und zu „Was haben die Vöker aus ihrer Freiheit gemacht? Sie sind in einem Sumpf aus Vetternwirtschaft und religiöser Idiotie versunken. Und weil sie in den unerträglichen Zuständen, für die sie selbst verantwortlich sind …“ ff möchte ich Ihnen gern noch zwei weitere Quellen zur Verfügung stellen, die Sie wahrscheinlich ebenfalls nicht anschauen/lesen werden.

          Nämlich eine Studie von Nathan Nunn (Professor für Ökonomie in Harvard)-> The long Term Effects of Africa’s Slave Trades und von Okwui Enwezor (u.a. documenta-Kurator, in diesem Zusammenhang mit vorangegangenen politischen Panels u.a. der Beleuchtung der Perspektiven unregierbarer Mega-Städte) (auch das-> gleichnamige Buch ist äußerst lesenswert, der folgende link bietet nur einen Mini-Einblick in die herausragende Ausstellung in München und Berlin)-> The short Century

          Sie fragen: „Fühle ich mich jetzt bestätigt oder ehr nicht?

          Das beantworte ich Ihnen gern: in meinem Blog stoßen differenzierte Meinungen, Diskussionen und Quellen auf Interesse. Die Verbreitung platter Ego- und Eurozentrismen und von gedanklichen Kurzschlüssen, wie Sie sie bislang feilgeboten haben, eher nicht.

          Marian Schraube, weitere gelegentliche Kommentatoren und ich haben Erfahrungen in sehr armen Ländern, auf Reisen, durch Familienverbindungen und/oder aus Arbeit.

          Mit Ihren neo-kolonial anmutenden Weltrettungsideen und Ihren Europareinhaltungsvorhaben unter besonderer Berücksichtigung „unserer Frauen und Töchter“ werden Sie hier sicher nicht reüssieren oder sich sonstwie bestätigt finden.

          Sollten Sie entgegen des ersten und zweiten Eindrucks, den Sie bei mir hinterlassen, doch noch einen tatsächlich interessanten Beitrag zu besserer Verteilungsgerechtigkeit oder auch zur kurzfristigen Befriedung Syriens (Irak, Afghanistan, Pakistan, Libyen) haben, immer her damit.

      1. Ayayayay-> Polizei bestätigt: Geschichte über toten Flüchtling ist ausgedacht

        Ein Flüchtlingshelfer hat den Fall eines toten Asylbewerbers in Berlin offensichtlich erfunden. Das teilte die Polizei am Mittwochabend nach einem Tag voller Fragen mit. In der Nacht zu Mittwoch soll in Berlin ein Flüchtling in einem Krankenhaus verstorben sein. Eine Bestätigung für diese Nachricht, die in den frühen Morgenstunden unter den Flüchtlingshelfern die Runde machte, gab es über den ganzen Mittwoch nicht. Im Gegenteil: „Es gibt keinen toten syrischen Flüchtling“, hieß es in Senatskreisen am Nachmittag. Es könne ausgeschlossen werden, dass ein syrischer Flüchtling in einem Rettungswagen oder in einem Krankenhaus gestorben ist. Am Abend berichtete die Polizei, dass die Geschichte erfunden sei. Das wäre das eindeutige Ergebnis nach der Befragung des Flüchtlingshelfers. Es gebe keinerlei Anhaltspunkte dafür, dass ein Flüchtling aus Syrien gestorben sei.

        1. weil aufopfernde Hilfe Opfer produziert
          https://m.facebook.com/groups/334286430049811?view=permalink&id=771759492969167&ref=m_notif&notif_t=group_highlights

          „EDIT II …ZU GESTERN

          NACHDEM ICH GESTERN MEHR ALS 40 STUNDEN AM STÜCK WACH WAR UND NEBEN DEM CHANGIERENDEN GRAUEN DIESES TAGES AUCH ARBEITEN MUSSTE, WOLLTE ICH ZU DIESEM HORRORMÄSSIGEN TAG, UND ZU EINEM MIT ALLTAGSDENKEN NICHT ERKLÄRBAREN VERHALTEN EINES FREUNDES NICHT ALL DAS SCHREIBEN, WAS MIR DAZU AUF DER SEELE BRENNT – ZU ERSCHÖPFT, ZU FLATTERND UND GESCHOCKT DIE NERVEN, ZU ZITTRIG DIE KNIE UND DIE GEDANKEN DAZU NOCH ZU UNSORTIERT. JETZT MUSS ICH ARBEITEN UND HEUTE NACHMITTAG WERDE ICH ALLES DAZU SCHREIBEN, UND ZWAR BESONNEN, IN RUHE UND DIFFERENZIERT!!!
          FÜR JETZT NUR SO VIEL: ICH HABE KEINEN HASS IN MIR UND FÜHLE MICH NICHT VERRATEN, ICH MACHE MIR SEHR GROSSE SORGEN UM DEN HELFER, DER DIE GESCHICHTE INS LEBEN RIEF. BITTE BLEIBT RUHIG BIS DAHIN, BLEIBT NACHDENKLICH, PFLEGT NICHT HASS IN IRGENDEINE RICHTUNG, SONDERN VERSCHWENDET EINMAL EINEN GEDANKEN DER LIEBE – AN EINEN MENSCHEN, DER EUCH WICHTIG IST, UND AN ALLE, DIE NOT LEIDEN – WEIL SIE IN NOT SIND ODER AUCH, WEIL IHR MITLEID SIE IN SEINER ÜBERGROSSEN LAST ERDRÜCKT. BITTE DAS AUCH MIT TEILEN, WER DEN BEITRAG GETEILT HAT.“

          (ich habe mir erlaubt, das Zitat mit Blockquote zu versehen, weil es in der blöden fetten Adminschrift und in der Großschreibung kaum lesbar ist. dvw 28.1. 15h35)

          Das ist keine Debatte, kein Diskurs, sondern schiere Not. „Wir schaffen das“ nicht? Die Angst vor dem Scheitern, die zur Unterdrückung genau dieser menschlichen Regung in ihrer Not führt, ist höchster Ausdruck von Feigheit derer, die ohnehin die Arme verschränken.
          Ich speie auf einen Henkel, der das als infam bezeichnet, weil er die Überforderung vorsätzlich und planvoll nicht nur ins Kalkül gezogen, sondern ins Werk gesetzt hat!

          1. Details der Diskussion im Abgeordnetenhaus im-> Tagesspiegel

            Für Herrn Henkel wünsche ich mir seit spätestens Sommer 2014 und seiner Polizeiherrschaft über meine Heimat im Rahmen der Belagerung der Gerhart-Hauptmannschule ein ganz spezielles Plätzchen in der Politikerhöller. Jede seiner gesetzten Prioritäten, seiner „rustikalen“ Aktionen und so gut wie jede seiner Äußerungen seitdem verstärken diesen Wunsch.

            Wer der zivilgesellschaftlichen Flüchtlingshilfe, die das Staatsversagen in Berlin und anderswo ein wenig kompensiert, wegen dieser Falschmeldung und deren Glaubhaftigkeit! nun das Vertrauen entzieht, verfolgt politische Absichten und zwar welche, die zu Ende gedacht verfassungsfeindlich sind.

            Für die Glaubhaftigkeit eines Toten am LaGeSo trägt zuallerletzt Moabit-hilft die Verantwortung, sondern die bürger- und menschenfeindliche Berliner Politik, an der die CDU die größte Verantwortung trägt. Wobei ich die SPD und ihren auch im zweiten Parteiausschlußverfahren immer noch in der Partei gehaltenen Ex-Finanzsenator im Nebenberuf, den Deutschlandabschaffer Sarrazin, nicht unerwähnt lassen möchte.

            Moabit-hilft schreibt:

            Aufgrund der uns täglich gegenwärtigen Umstände und daraus gewachsenen Erfahrungen am LAGeSo, sahen wir sowie alle darüber regelmäßig berichtenden Medien und auch die Politik als möglich an und das bei gleicher Informationslage.

            Dieses ist die eigentliche Tragik. Es wäre möglich.

            So ist es.

          2. Malene Gürgen in der taz-> Schande über dieses Land

            Das tatsächliche Drama in dieser Geschichte ist aber etwas anderes: All jene, die die Situation am Lageso kennen, reagierten am Mittwochmorgen zutiefst erschüttert – aber nicht überrascht. Die Nachricht, dass ein Mensch an den Zuständen am Lageso zugrundegegangen ist, schien plausibel. Denn am Lageso ist seit Monaten ein Ausnahmezustand Normalität, der trotz immer wieder neuen Eskalationen – ein kleiner Junge wird entführt und umgebracht, Mütter erleiden Fehlgeburten auf dem Gelände – nicht beendet wird.

            Diesen Zustand sofort und grundlegend zu ändern, ist letztlich nur eins: eine Frage des politischen Willens, der Bereitschaft, Geld in die Hand zu nehmen. Schande über dieses Land, wenn es dafür erst einen echten Toten braucht.

          3. Mich anschließ! Es erinnert an den Fall des ertrunkenen iranischen Jungen „Joseph“ (6) im Sommer 2000 in Sebnitz, Damals wurde von den Medien (von BILD bis taz) und vielen Zeugen behauptet, das Kind sei von Neonazis gequält und dann untergetaucht worden. Der heute auch zu den Kölner Ereignissen als Experte angehörte Kriminologe Dr. Christian Pfeiffer von Kriminologischen Institut Hannover bescheinigte seinerzeit allen Zeugen (300) bis auf eine Ausnahme die absolute Glaubwürdigkeit.

            Letzlich war an der Sache nichts dran. Aber………..es hätte angesichts der Plausibilität der Umstände, so als verschämte Erklärung der Antifa seinerzeit, so sein KÖNNEN!……

  7. Mely Kiyak kommt wie immer auf den Punkt-> Hinter den Geretteten nicht verstecken

    Warum wird die Obergrenze für Tote nicht diskutiert? Die Debatte um Flüchtlingszahlen macht deutlich: Man hat sich entschlossen, Grenzen zu schützen und nicht Menschen.

    Wenn wir Grenzschließungen debattieren, verhandeln wir über die Anzahl von Menschenleben. Grenzen schließen und Flüchtlingszahlen reduzieren heißt nichts Geringeres, als Menschen zu töten. Das ist der einzig präzise Ausdruck für das, was sich hinter dieser technischen, sauber geleckten Vokabel verbirgt. Und wenn man das weiß, dann muss man sich auch trauen, diesen wie mit dem Skalpell gestochen scharfen Ausdruck zu verwenden. Dann gilt es in den Talkshows nicht mehr die „Forderung nach Obergrenzen“ zu diskutieren oder ein „Tageskontingent“, sondern die Anzahl von Menschen, die wir an einem menschenwürdigen Leben teilhaben lassen wollen. Wir müssen bei unseren Politikern auf präzise Ausdrucksweise bestehen. Wir müssen sämtliche Politiker massiv zwingen und unter kolossaler Anstrengung dazu nötigen, die genaue Anzahl von Menschen zu definieren, die sie künftig nicht mehr über die Grenze reinlassen wollen. Sie sollen die genaue Anzahl der Toten benennen, die sie bereit sind, in Kauf zu nehmen. Sie sollen sich nicht mehr hinter der Anzahl der Geretteten verstecken, sondern geradestehen, für die Anzahl der Getöteten, Versehrten, Alleingelassenen.

    Genau so ist es.

  8. Lesenswert: Carolin Emcke über-> Denken:

    Wenn die Gründe und Erläuterungen andere nicht überzeugen, dann braucht es bessere, feinere Gründe oder Erläuterungen, die sie, vielleicht, überzeugender machen. Womöglich aber sind auch die Einwände der anderen triftig. Das Misstrauen darf sich schließlich nicht nur gegen andere, sondern ruhig auch einmal gegen sich selbst richten. Solche Gespräche, in denen der kritische Verdacht auch mal gegen die eigenen Überzeugungen gerichtet wird, sind übrigens definitiv lustiger als die ohne kritische Selbstzweifel.

    Ist das mühsam als Prozess? Ja, brutal. Ist das langsam? Ja, entsetzlich. Nervt das gelegentlich? Ja, höllisch. Aber das ist das, was eine demokratische Öffentlichkeit ausmacht, in der sich die Bürgerinnen und Bürger, Politikerinnen und Politiker darüber verständigen müssen und dürfen, wie sie leben wollen. Dass es aber überhaupt um Verständigung geht, miteinander, dass es nicht nur zweistimmig, sondern mehrstimmig dabei zugeht, das wird wieder zu lernen sein.

    Und Arne Vogelgesang über-> Alle müssen was tun – Der aktivistische Imperativ und sein künstlerischer Konsum

    In einem kurzen Text mit dem Titel „Ein altes Blatt“ beschrieb Franz Kafka vor knapp 100 Jahren die unfreiwillige Mobilisierung bürgerlicher Gesellschaft angesichts einer Invasion von Nomaden. Die einleitenden Sätze sind Präambel eines Manifests besorgter Bürger: „Es ist, als wäre viel vernachlässigt worden in der Verteidigung unseres Vaterlandes. Wir haben uns bisher nicht darum gekümmert und sind unserer Arbeit nachgegangen; die Ereignisse der letzten Zeit machen uns aber Sorgen.“ Der Einbruch des Fremden in Gestalt blutrünstiger, die althergebrachten Regeln des Eigentums missachtenden, sich in einer Art Vogelsprache miteinander verständigenden Nomaden zerstört nicht nur das geordnete Leben der um den zentralen Marktplatz ansässigen Bürger, sondern auch ihre Zukunft: „»Wie wird es werden?«, fragen wir uns alle. »Wie lange werden wir diese Last und Qual ertragen? Der kaiserliche Palast hat die Nomaden angelockt, versteht es aber nicht, sie wieder zu vertreiben. (..) Uns Handwerkern und Geschäftsleuten ist die Rettung des Vaterlandes anvertraut; wir sind aber einer solchen Aufgabe nicht gewachsen; haben uns doch auch nie gerühmt, dessen fähig zu sein. Ein Mißverständnis ist es; und wir gehen daran zugrunde.«“ …

    Die Kombination aus hochtouriger Werbetechnik, Kompensation deutscher na(r)zis(s)tischer Kränkung und tatsächlicher politischer Kläglichkeit macht die künstlerische Qualität dieses Theaters aus. („2099“ vom ZPS, dvw) Wir wären gut beraten, es als solches auch ernst zu nehmen: Es verrät, was kommt.

    1. s.a. #1…;-)…

      Beim gestrigen LaGeSo-Treffen mit den Heimleitern konnten allerdings weder Herr C. noch seine zauberhafte Assistentin die Telefonnummer der Hotline für die Heimleiter bekannt geben. Sie war ihnen nicht bekannt. Allzu hot wird diese Line nicht werden, wahrscheinlich ist man mit reitenden Boten oder Brieftauben besser beraten.

      Aber liest sich enorm pro-aktiv, die soundsovielte Ankündigung des Sozialsenators zu sofortigen LaGeSo-Sofortmaßnahmen, nein?

      Es ist so erbärmlich…

  9. Georg Seeßlen-> Winzigkeiten (4)

    Die Apokalypse kommt, das wissen die Menschen seit es sie gibt. Aber dass sie aussehen wird wie Sigmar Gabriel, Ursula von der Leyen oder Uli Hoeneß, das hätte kein noch so verzweifelter Prophet sich vorauszusagen getraut.

    Und trotzdem werden die Hoeneßleyengabriels das alte Mädchen, unsere Bundeskanzlerin, das verblassende Gesicht Deutschlands, zwischenbeerben (bevor die noch Schlimmeren kommen, die wir uns hinter den Bildzeitungszäunen vorstellen).

    … das Volk (wenn wir es uns in einem Traum als Wesen vorstellen) mag sich zwar als Souverän empfinden, mag vieles und vielleicht sogar möglichst alles seinem „Willen“ unterwerfen, es kann aber, aus der eigenen Bezeichnung heraus nicht Regierung sein. Wer sich als Volk versteht, tritt mithin aus dem offenen Bündnis der Regierten und der Regierung heraus.

    Daher kann es weder einen demokratischen noch einen linken Populismus geben.

    Der Abbau der Demokratie funktioniert deshalb so reibungslos, weil niemand so genau weiß, was das eigentlich ist, was da abgebaut wird. Für viele Menschen aus sehr unterschiedlichen „Lagern“ und Klassen handelt es sich lediglich um einen Kulissenumbau.

    Denn womit die Demokratie verkauft wird, ist nicht der Wert sondern der Nutzen.

    Auch sonst grandios, ganz lesen!

    1. Werte Dame von Welt,
      sicher haben Sie mit Bedacht diesen Einschub nicht kommentiert.

      Die Beschreibung der Zustände in dem Flüchtlingscamp ist bedrückend und es ist wichtig, das einmal so drastisch zu publizieren. Dabei hätte er es belassen sollen. Danach wird es nämlich gruselig. Die Schlüsse, die der Autor aus dem Flüchtlingsthema zieht, sind kritikwürdig.

      Zit.: „Natürlich fordere ich Integrationswille und Verfassungstreue ein – aber auch und vor allem von meinen eigenen Landsleuten!“ Nö. Die Verfassdsung ist das Papier nicht wert, auf dem sie einst geschrieben wurde. Zum Thema Verfassungspatriotismus habe ich einen Gastbeitrag beim Narrenschiff verefasst:http://narrenschiffsbruecke.blogspot.de/2016/01/verfassungspatriot-oder.html
      Zit.: „Klar muss sich auch „der Islam“ bewegen, möglicherweise eine Reformation durchlaufen, um unseren Lebensstil und die Regeln unseres Zusammenlebens bedingungslos in unserem Land zu akzeptieren.“ Soviel Paternalismus -Lebensstil und Regeln, was meint er damit – dürfte selbst für Biodeutsche ein Problem (bedingungslos) darstellen.

      Dann leitet er über zur Lösung der Probleme, die durch den angeblich bevorstehenden demografischen Wandel entstehen und sieht deren Lösung in einer Frischzellenkur durch Masseneinwanderung:

      „Und genau jetzt hat ein weltweiter Exodus begonnen, der ohne jedes Anwerben den wichtigsten Zukunftsrohstoff überhaupt zu hunderttausenden in unser Land schwemmt: Menschen im erwerbs- und zeugungsfähigen Alter. “

      Damit liegt er auf der Linie von linksliberalen technokratischen Bevölkerungsstrategen, deren Utilitarismus eine Form von linkem Rassismus darstellt. Hier hat schon die Semantik einen entlarvenden Charakter. „Zukunftsrohstoff“. Andere nennen es „Humanressourcen“. „schwemmt“ lass ich mal noch durchgehen. Es ist in meinen Augen jedoch eine Sarrazin-kompatible These des „Deutschland schafft sich ab“. Nur unter anderen Kriterien.

        1. Nennen Sie mich noch mal „Werte Dame“! Da fühle ich mich doch gleich um 2 Jahrzehnte gealtert und um 15 Kilo schwerer…;-)…

          Ich finde nicht, daß ich Lindemann dafür hätte kritisieren müssen, daß er denjenigen, die allenfalls über zynischen Utilitarismus und Zahlen erreichbar sind, eine zynische Rechnung aufmacht und hinterfragt, warum die Flüchtlinge nicht endlich auch als Chance und als Geschenk gesehen werden.

          Ich kritisiere lieber Sie, weil Sie unsere Verfassung verloren geben und ihr noch nicht mal den Papierwert zubilligen wollen – statt sie mit Klauen und Zähnen zu verteidigen. Ihren Narrenschiffbrückenblog lese ich noch, später.

  10. -> wirmachendas.jetzt

    -> Gibt es ein Leben nach dem Tod?

    Ich saß etwas erschöpft von meiner Moderation neben einem jungen Mann aus dem Nordirak. Er verstand weder Deutsch noch Englisch, aber zückte wort- und tonlos sein Smartphone und tippte in seine Übersetzungsapp: „Gibt es ein Leben nach dem Tod?“

    Ich musste lachen, sagte ihm, dass das für den Einstieg eine ziemlich philosophische Frage sei, und warum er das wissen wolle. Ein Syrer, der neben uns saß, übersetzte. Der junge Mann verzog keine Miene, sondern tippte: „Mein Leben ist zu Ende.“

    Ich schwieg. Und als ich mein eigenes Schweigen nicht mehr aushielt, fragte ich ihn, was er beruflich mache.

    „Gitarrist“.

    Seine Fingernägel, die waren mir schon aufgefallen.

    Dann tippte er wieder: „Mein Vater ist Professor für Keramik und Bildhauerei, ein Bruder ist Bildhauer, ein Bruder ist Kalligraph. Willst Du Bilder von meinen Brüdern sehen?“

    Ich nickte.

    Er tippte: „Ja?“ und schaute mich fragend an.

    Ich verstand nicht und nickte wieder.

    Dann scrollte er sich durch seine Fotosammlung und zeigte mir ein Bild von einem Arm, vom Oberarm bis zum Handgelenk aufgeschlitzt und ein Bild von einem Bauch, von Folterspuren übersät.

    Es sind all diese Geschichten, von denen ich nicht weiß, wie ich sie verkraften soll, und es sind diese Geschichten, die mir zeigen, wie wichtig es ist, dass wir miteinander ins Gespräch kommen.

  11. Jan Rübel hatte ich bislang nicht wahrgenommen. Bis heute zu diesem hier:
    „Er langt sich an den Unterarm, reibt kurz seine neue Haut. Anfangs war das Gewebe ein Fremdkörper, es gehörte nicht zu ihm. Doch langsam wachsen er und seine neue Haut zusammen.“
    Spontan fiel mir dazu „Häutungen“ von Verena Stefan ein. Und damit, was „Integration“ über Anpassung hinaus an Selbstverleugnung abverlangen mag.

  12. 30.1.2016 Guardian-> 10,000 refugee children are missing, says Europol

    At least 10,000 unaccompanied child refugees have disappeared after arriving in Europe, according to the EU’s criminal intelligence agency. Many are feared to have fallen into the hands of organised trafficking syndicates.

    Brian Donald said 5,000 children had disappeared in Italy alone, while another 1,000 were unaccounted for in Sweden. He warned that a sophisticated pan-European “criminal infrastructure” was now targeting refugees. “It’s not unreasonable to say that we’re looking at 10,000-plus children. Not all of them will be criminally exploited; some might have been passed on to family members. We just don’t know where they are, what they’re doing or whom they are with.”

    “Whether they are registered or not, we’re talking about 270,000 children. Not all of those are unaccompanied, but we also have evidence that a large proportion might be,” said Donald, indicating that the 10,000 figure is likely to be a conservative estimate of the actual number of unaccompanied minors who have disappeared since entering Europe.

    In the UK the number of children who disappear soon after arriving as asylum seekers has doubled over the past year, raising fears that they are also being targeted by criminal gangs.

    Mariyana Berket, of the Organisation for Security and Cooperation in Europe (OSCE), said: “Unaccompanied minors from regions of conflict are by far the most vulnerable population; those without parental care that have either been sent by their families to get into Europe first and then get the family over, or have fled with other family members.”

    Donald confirmed Europol had received evidence some unaccompanied child refugees in Europe had been sexually exploited. In Germany and Hungary, the former a popular destination country for refugees and migrants, with the latter an important transit state, large numbers of criminals had been caught exploiting migrants, he said. “An entire [criminal] infrastructure has developed over the past 18 months around exploiting the migrant flow. There are prisons in Germany and Hungary where the vast majority of people arrested and placed there are in relation to criminal activity surrounding the migrant crisis,” said Donald.

    The police agency has also documented a disturbing crossover between organised gangs helping to smuggle refugees into the EU and human-trafficking gangs exploiting them for sex work and slavery.

    Der Tagesspiegel beschäftigt sich heute etwas detaillierter mit der Frage-> Wie können 10.000 Kinder einfach verschwinden? Über die Situation in Deutschland und in Berlin:

    Das Bundeskriminalamt führt in einer Arbeitsdatei mit Stichtag 1. Januar 2016 insgesamt 4718 verschwundene, minderjährige Flüchtlinge auf. 431 sind Kinder, 4287 Jugendliche, also im Alter von 14 bis 17 Jahren. Die Daten basierten auf polizeilichen Vermisstenanzeigen, sagte eine Sprecherin des BKA. Die Anzeigen würden allerdings nicht nur von Eltern erstattet. Häufig meldeten sich Sozialbehörden oder die Betreiber von Flüchtlingsunterkünften bei der Polizei, wenn Kinder und Jugendliche nicht mehr anzutreffen sind. Das BKA bewertet die Zahlen der Verschwundenen allerdings mit besonderer Vorsicht und nennt die Statistik nur Arbeitsdatei. Vermutlich gebe es „Doppelerfassungen“, sagte die Sprecherin. Hinweise auf Menschenhandel und andere kriminelle Aktivitäten, die gezielt auf unbegleitete Minderjährige zielen, hat das BKA offenbar nicht.

    Bei der Berliner Polizei heißt es, da die Zahl der Flüchtlinge weiter steige, nehme zwangsläufig die der als vermisst gemeldeten Minderjährigen zu, doch Anhaltspunkte auf Kinderprostitution gebe es aktuell nicht. Trotzdem sind die Behörden alarmiert, seitdem der vierjährige Mohammed im Oktober 2015 vor dem Landesamt für Gesundheit und Soziales entführt wurde. Offiziell sind allein im vergangenen Jahr 13.322 Kinder in Berlin angekommen, davon waren 6367 schulpflichtig. Konkret vermisst wird derzeit keines.

    Wer’s (Berlin) glaubt…

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