#Köln #Silvester #Hauptbahnhof

silvesternacht
Screenshot Focus (beschnitten)

Bisher bekannt ist, daß in der Silvesternacht in Köln (in geringerem Umfang auch in Hamburg und Stuttgart) sexualisierte Übergriffe auf Frauen und Diebstähle von Mobiltelefonen und Portemonnaies stattfanden. In Köln wurden bis zum Morgen des 5.1.2016 60 Anzeigen erstattet, davon 15 wegen sexualisierter Belästigung, darunter eine, die als Vergewaltigung gewertet wird.

Update: inzwischen sind es 90 Anzeigen über 100 Anzeigen mehr als 120 Anzeigen in Köln. Bei etwa drei Viertel der Angezeigen haben die Betroffenen angegeben, sexuell bedrängt worden zu sein, bei 50 wurden die Frauen zudem bestohlen, es wurden zwei Vergewaltigungen angezeigt. 170 Anzeigen sind inzwischen bei der Polizei eingegangen. Bei 117 davon geht es um sexuelle Gewalt. Demnach kamen seit Donnerstagmittag 49 neue Anzeigen hinzu. Samstagabend: laut Polizei 379 Anzeigen, davon 150 wegen sexualisierter Gewalt Laut Polizei am 10.1.: Insgesamt liegen zu den Geschehnissen in der Silvesternacht am Hauptbahnhof Köln 516 Strafanzeigen vor. In etwa 40 Prozent der Fälle ermitteln die Kriminalbeamten unter anderem wegen Sexualstraftaten. In Hamburg wurden 133 Anzeigen erstattet.

12.1.: Mittlerweile bearbeite die Ermittlungsgruppe Neujahr 653 Anzeigen, wie der Oberstaatsanwalt Ulrich Bremer mitteilte. In etwa 45 Prozent der Fälle werde unter anderem wegen Sexualdelikten ermittelt. 17.1.: Die Zahl der Strafanzeigen von Opfern der Silvester-Gewalt in Köln stieg bislang auf mehr als 670. 18.1. Bisher seien 766 Strafanzeigen gestellt worden, teilte die Staatsanwaltschaft mit. 21.1. Insgesamt wurden 358 Sexualdelikte angezeigt (mit hübscher Grafik, was wann passierte).

Update 13.1. Der Bericht von Innenminister Jäger zur Silvesternacht,  gefunden in der Süddeutschen (danke an ed2m)

„Schlag ins Gesicht“ – „Handy entrissen, mehrere geschädigte Frauen, bei allen versucht, Finger in Scheide einzuführen, misslang wegen Strumpfhose“ – „einer Geschädigten wurde Finger eingeführt“ – „begrabscht, Griff an Po und Scheide“ – „Geschädigte von zwei Männern umringt, dann an Brüsten und Schritt angefasst“ – „Vergewaltigung durch Gruppe, fassten in den Genitalbereich und führten Finger in Scheide ein“.

27 Seiten lang ist der Bericht, allein 13 Seiten nimmt die Auflistung der Delikte ein.

Die Täter werden als enthemmt, brutal, stark betrunken und als Nordafrikaner beschrieben, die Rede ist von 1000 Männern, laut Zeugen wurden die Übergriffe aus dieser Menschenmenge heraus in Gruppen von 15 bis 40 Männern verübt. Laut Kölner Polizei handelt es sich bei den wenigen in der Silvesternacht Festgenommenen nicht um in letzter Zeit nach Deutschland gekommene Flüchtlinge, sondern um der Polizei seit geraumer Zeit bekannte Mehrfachtäter. Henriette Reker hat für heute (5.1.) ein Krisentreffen einberufen, daran sollen unter anderem die Kölner Polizei, die Bundespolizei und Stadtdirektor Guido Kahlen teilnehmen. Eine Ermittlungskommission soll klären, ob sich die Männer über Soziale Netzwerke organisiert haben. Die Polizei wertet Handyvideos und Material aus Überwachungskameras aus, die Videoüberwachung des Kölner Hauptbahnhofs soll unter Umständen ausgeweitet werden.

Das ist die Information, die am 5. Januar bekannt und gesichert ist.

Seit dem 3.1. ist das Internet wesentlich schlauer, es wimmelt nur so von Ganzgenaubescheidwissern und von Wasjetztzutunistexperten. Bei Zeit Online gingen gestern abend innerhalb von 3 Stunden mehr als 1000 Kommentare ein, von denen mindestens ein Drittel zu Löschung und zur Sperrung der dazugehörigen Nutzer führen müßte, die Kommentare wurden heute morgen ausgeblendet.

Die Rede im www ist von der Lügenpresse, die solche Vorfälle stets politisch korrekt verschweigt, vom „einstmals sicheren Deutschland“ und von „unseren Frauen“, laut Antje Schrupp von zu organisierenden Bussen, um nach Köln zu fahren und „weiße deutsche Frauen“ zu beschützen, von der Schuld der Feministinnen, die wegen jedem Pups einen Aufschrei veranstalten, hier aber den Mund nicht aufkriegen, von sofort zu schließenden Grenzen, vom Kulturtod und Volksaustausch Dank Merkels Irrsinn, von aus kulturellen Gründen erwartbaren Übergriffen auf weiße Frauen wie am Tahrirplatz in Kairo.

What? Bitte wieviel? In Kairo fanden Massenvergewaltigungen in aller Öffentlichkeit schon unter Mubarak statt, sie setzten sich unter Mursi und nun auch unter Al-Sisi fort und sie haben zum Ziel, politisch engagierte Frauen und ihre Familien aus der Öffentlichkeit zu verbannen, es gibt starke Hinweise, daß sie aus Regierungskreisen oder anderen ägyptischen Eliten bestellt und bezahlt werden. Nur, weil °auch° westliche Journalistinnen wie Lara Logan, Sonia Dridi, Caroline Sinz davon betroffen waren, fanden diese Grausamkeiten überhaupt Eingang in unsere Medien.

Es gibt wohl keine Frau und schon gar keine Feministin, die sexualisierte Gewalt nicht schrecklich findet und sie scharf verurteilt. Nicht zu fassen ist, daß Rechtsradikale zum umpteenthten Mal „unsere Frauen“ als Sturmgeschütz gegen alle nichtdeutschen, nichtweißen Männer in Stellung zu bringen versuchen. Dabei gerät ja immer so schön in Vergessenheit, daß fast jede zehnte Frau in Deutschland von selbst erlebter sexualisierter Gewalt berichtet, mehrheitlich begangen von diesen Frauen gut bekannten Männern, oft in engen Beziehungen. Die angeblich kulturell bedingte Vergewaltigungslust nordafrikanischer Männer scheint in dieser besorgniserregenden Bürgerdenke dem vielbemühten muslimischen Antisemitismus zu ähneln, den man – wenn es ihn nicht in erschreckendem Umfang gäbe – ebenfalls erfinden müßte, um vom deutschen Antisemitismus bei immerhin rund 20% der Bevölkerung besser ablenken zu können.

Es macht mich zum Kotzen zornig, daß Frauen im Jahr 2016 selbst in einem der freiesten und wohlhabensten Länder dieser Erde weder im öffentlichen noch im privaten Raum sicher sind, bei der Polizei immer noch zu oft kein Gehör finden und Vergewaltiger nur extrem selten verurteilt werden können, u.a. weil die kostenlose und anonyme medizinische Beweissicherung immer noch nicht überall Standard ist. Es ist erbärmlich, daß Frauen nach wie vor Vergewaltigungen nicht anzeigen, weil Scham und Schande bei allen Sexualdelikten an den Opfern kleben. Es ist nicht nur schäbig, sondern das wirklich Allerletzte, die in Köln in der Silvesternacht sexualisiert bedrohten und gequälten Frauen für rechtsradikale Hetze zu mißbrauchen.

Und hier kommt ein kühner Gedanke: was wäre, wenn sich nicht nur hauptsächlich Frauen für die Rechte von Frauen einsetzen würden? Was wäre, wenn sich auch Männer selbstverständlich und aktiv, immer und überall dafür einsetzten, daß sich Frauen weder von beschissenen Sprüchen noch von tätlichen Übergriffen ständig latent bedroht fühlen müssen?

Das, meine Herren, ginge unabhängig der politischen Vereinnahmung vergewaltigter Frauen gegen Flüchtlinge. Um noch einmal Antje Schrupp (<-deren Blog sehr lesenswert ist) zu zitierten:

Das Tollste daran ist: Wir können jetzt sofort damit anfangen.

 

Update 7.1. Margarete Stokowski bei SPON:
Sexualisierte Gewalt: Des Rudels Kern


 

Nachtrag 28.6. Zeitmagazin: Die Silvesternacht von Köln wurde zur Projektionsfläche in der Flüchtlingsdebatte. Eine Frage blieb unbeantwortet: Was geschah wirklich?


79 Kommentare zu „#Köln #Silvester #Hauptbahnhof

  1. Was vor allem hier auch wieder erschreckend anmutet ist, wenn man den ganzen anderen Bullshit ‚mal außer Acht lässt: welch‘ eklatanter Mangel an simpler Zivilcourage muss in solchen Situationen vorherrschen, dass so etwas, von wem auch immer intiiert und verbrochen, möglich wird?

    1. Genau das ist die Frage, die sich mir dabei auch stellt. Ein Deutungsversuch wäre, daß Gewalt zwischen Männern und Frauen immer noch gern als Privatangelegenheit betrachtet wird, in die man sich lieber nicht einmischt. Woran sich die nächsten Fragen anschließen.

      Gestaunt habe ich über Kommentare bei Zeit Online, die von der Polizei wahre Wunderdinge erwarten, z.B. daß die 143 Mann Polizei am Kölner Hauptbahnhof die 1000 Männer einzukesseln, zu verhaften usw. gehabt zu haben hätten. Hier ließe sich tatsächlich mal eine Lehre aus den Massenvergewaltigungen in Kairo ziehen – ich hatte damals für die Recherche zu dem oben verlinkten Blog (hinter ‚in aller Öffentlichkeit‘) sehr sehr viele Videos angesehen und auf so gut wie keinem sind die Massenvergewaltigungen mitten in der Menschenmenge tatsächlich für ungeschulte Augen sichtbar. Aber auch da stellt sich die Frage nach der Zivilgesellschaft, weil zur Abschirmung der Täter immer eine ganze Menge an umstehenden Glotzern nötig ist.

    2. Zu Hier ließe sich tatsächlich mal eine Lehre aus den Massenvergewaltigungen in Kairo ziehen: ein Video von der Kairoer Operation Anti Sexual Harrassment, kurz OpAntiSH – ohne den roten Kreis im Video und ohne den Flammenwerfer, mit dem Aktivisten von OpAntiSH gegen die Täter vorgehen, sähe man nichts von der Vergewaltigung, nullkommanull. Nur die unmittelbare Umgebung bekommt das mit.
      In Kairo positionierten sich die Aktivisten an hoch über dem Platz gelegenen Punkten und hatten zusätzlich Aktivisten in der Menschenmenge, die sie von oben koordinierten, um bedrängten Frauen überhaupt helfen zu können.

  2. Nicht fehlen darf natürlich Frau Birgit-> Dann-mach-doch-die-Bluse-zu! Kelle und der Focus-> Schreckliche Taten in Köln: Sexuelle Gewalt gegen Frauen: Warum der Aufschrei gegen die Täter nicht ausbleiben darf

    Dutzende Frauen sind in Köln Opfer sexueller Gewalt geworden. Doch der feministische Aufschrei gegen diese Taten bleibt aus. Stattdessen werden Berichte über die Abstammung der Täter gelöscht. Doch wenn wir die Täter mit zweierlei Maß messen, lassen wir die betroffenen Frauen im Stich.

    Es ist ziemlich genau drei Jahre her, dass uns im Januar 2013 Rainer Brüderle und ein altherrendämlicher Anmachversuch in einer Hotelbar eine Sexismus-Debatte in Deutschland bescherte, angeheizt durch den sogenannten #aufschrei bei Twitter.

    Da waren wir also, wir Damen. Opfer der FDP, Opfer der Männer, Opfer von Verbalattacken, von falschen Blicken, falschen Worten. Alles mächtig schlimm, denn es war klar: Frauen sind ständig dem unkontrollierbaren Potenzgebaren und den patriarchalen Unterdrückungsphantasien heterosexueller weißer Männer ausgesetzt. … Und während man spontan vermutet, in einem Land, in dem jedes falsche Wort und jeder vermeintlich falsche Blick zu einem feministischen #aufschrei führt, weil Mann sich angeblich falsch benommen hat, bleibt das feministische Netz angesichts dieser unglaublichen Vorgänge in Köln stumm.

    Aufschrei 2016? Eher Aufschrei 0.0 – kein Aufschrei, nirgends.

    Der Grund ist einfach: Es waren wohl die falschen Täter. Laut Augenzeugenberichten und Zeugenaussagen der betroffenen Opfer, waren es nämlich arabisch aussehende Männer, die Polizei selbst sprach von nordafrikanisch aussehenden Männern.

    Woran es wohl liegen mag, daß Frau Kelle der Gedanke so gar nicht kommen will, daß der von ihr damals wie heute verteufelte Aufschrei alle Täter, damit auch die jetzigen beinhaltete? Es ist eins der dümmeren Medienmärchen, daß der wegen Brüderle stattgefunden hätte, sondern die Initialzündung war ein Blog von Maike Hank bei Kleiner Drei-> Normal ist das nicht!

    1. Natürlich auch dabei ist die Emma mit einem schrägen Tahrirplatzvergleich-> Köln: Frauen berichten EMMA vom Terror

      Das waren Szenen, wie wir sie aus dem Fernsehen vom Tahrir-Platz kannten, als die Situation in Ägypten eskalierte und unzählige Frauen – Ägypterinnen wie westliche Journalistinnen – Opfer sexueller Gewalt wurden. Aber diesmal fanden diese massenhaften Übergriffe nicht in Ägypten statt und auch in keinem anderen Bürgerkriegsland, sondern mitten in Deutschland. Und an einem der angeblich am besten gesicherten Orte in ganz Deutschland: dem Kölner Hauptbahnhof.

      Ausgerechnet in der Silvesternacht – in der wegen der europaweit beschworenen „Terrorgefahr“ ja ohnehin erhöhte Sicherheitsvorkehrungen herrschten. Aber der Terror dieser Nacht hatte nichts mit Kofferbomben und nichts mit Maschinengewehren zu tun. Diese Männer hatten ihre Hände zur Waffe gemacht. Und so waren Polizei und Sicherheitspersonal anscheinend erst mal blind für das, was sich da vor der erhabenen Kulisse des Kölner Doms abspielte.

      „Völlig überrascht“ seien die Kölner Beamten von dem Ausmaß der Gewalt gewesen. Auf der Pressekonferenz in Köln am Montag, bei der auch EMMA anwesend war, sprach Polizeipräsident Wolfgang Albers von „Straftaten in einer völlig neuen Dimension“.

      ff. die Kommentierung ist entsprechend.

      1. Nicht nur die Emma, auch the grand old Schachtel herself kommentiert die „Gang-Bang-Party rund um den Kölner Hauptbahnhof in der Silvesternacht„-> Das sind die Folgen der falschen Toleranz

        Für die Glücklichen, die nicht dabei waren auf der Gang-Bang-Party rund um den Kölner Hauptbahnhof in der Silvesternacht: Auf Focus Online steht ein Video, auf dem wir sehen können, wie junge Männer arabischer bzw. nordafrikanischer Herkunft Krieg spielen, mitten in Köln. Sie ziehen in Truppen über den Platz, bilden Fronten und feuern aus „Pistolen“ Feuerwerkskörper mitten in die Menge. Und keiner hindert sie daran.

        Eine Gruppe von bis zu tausend dieser jungen Männer hatte sich in der Silvesternacht laut Polizei vor der Kulisse von Bahnhof und Kölner Dom zusammengerottet. Vor Ort anwesend: 143 Polizeibeamte, von der Kölner Polizei sowie von der Bundespolizei. Schließlich gab es in ganz Europa Terrorwarnungen und gelten Hauptbahnhof und Dom als besonders gefährdet. Doch der Terror kam (noch) nicht aus der Kalaschnikow oder von Sprengstoffgürteln, er kam aus Feuerwerkspistolen und von Feuerwerkskrachern. Und von den grabschenden Händen der Männer. Die Jungs üben noch.

        Die Kölner Horror-Nacht scheint kein Einzelfall zu sein. Aus zahlreichen Städten wird jetzt von Jung-Männer-Rudeln berichtet, die Frauen wie Männer überfallen, um zu stehlen und Frauen zu erniedrigen. Neu ist allerdings, dass aus einer „Gruppe“ von 1000 Männern der Terror kommt. Mit welchen Konzepten wollen Polizei und Politik jetzt darauf reagieren? Es eilt!

        Ein Spiegel-Kolumnist ging sogar so weit, mich des „Rassismus“ zu bezichtigen, weil ich mir erlaubt hatte, auf den traditionellen, eingefleischten „Antisemitismus und Sexismus“ vieler Männer aus der arabischen und muslimischen Welt hinzuweisen.

        Nun, wir können auch weiterhin die Augen verschließen und so tun, als gäbe es diese Probleme nicht. Die fatalen Folgen dieser Ignoranz erleben wir nicht erst seit heute. Und übrigens, kleiner Hinweis an die selbstgerechten „Anti-Rassisten“ vom Dienst: Mit dem widerstandslosen Import von Männergewalt, Sexismus und Antisemitismus gefährden wir nicht nur unsere Sicherheit und Werte; wir tun auch diesen verrohten jungen Männern unrecht, die ja nicht als Täter geboren sind. Sie sind geprägt von den Erfahrungen eines traditionell gewalttätigen Patriarchats innerhalb der Familie sowie der Bürgerkriege auf den Straßen, was sie zu Tätern wie Opfer gemacht hat. Wenn wir sie nun aufnehmen, haben sie auch das Recht darauf, eine Chance zu bekommen: die Chance, anständige Menschen zu werden. Was auch heißt: die Pflicht zur Integration.

        Bei Big Alice‘ Weit- und Röntgenblick, der aus bislang 15 Anzeigen eine „Gang-Bang-Party rund um den Hauptbahnhof“ und aus 1000 Anwesenden 1000 Terroristen macht und angesichts solch mütterlicher Fürsorglichkeit für die „noch übenden Jungs“ alias die „verrohten jungen Männer“ kommen mir echt die Tränen. #alice-geh-in-rente

        1. Mit der Schützenhilfe von Ulf Poschardt (laut Schwarzer ein „emanzipierter Mann„) legte Frau Schwarzer inzwischen in der Welt noch mal nach-> „Kalaschnikows, Sprenggürtel und jetzt die sexuelle Gewalt“

          Was vom FC-Vielschwätzer „Feminist der ersten Stunde“ Mopperkopp unter „Wie Alice Schwarzer den Küken einmal mehr zeigt, wo der Feminismus hängt …“ und der #ausnahmslos-Hashtag unter-> „Fatwa-Feminismus“ verbloggt wird. Wären Mopperkopp-Blogs nicht immer eitel und die Freitag-Community nicht sowieso auf dem Hund, bliebe nur haltloses Gekicher.

          1. Bei Spon ein Gespräch zwischen Big Alice und Anne Wizorek, leider nur in der englischen Übersetzung-> online. Im-> deutschen Anreißer:

            „Ich möch­te nicht dei­ne Er­bin sein“

            Die Feministinnen Alice Schwarzer, 73, und Anne Wizorek, 34, diskutieren über den Sexismus muslimischer Einwanderer und die Frage, wer künftig die deutsche Frauenbewegung anführen soll.

            Ein kur­zer Hän­de­druck, ein schnel­les Hal­lo, das muss rei­chen zur Be­grü­ßung. Die Da­men hal­ten bis zum Ende des Ge­sprächs eine Arm­län­ge Ab­stand. Schwar­zer ist die Gran­de Dame des Fe­mi­nis­mus, sie stand in den ver­gan­ge­nen Jahr­zehn­ten fast im­mer in der ers­ten Rei­he, wenn die Schlach­ten der Frau­en­be­we­gung ge­schla­gen wur­den. Zu­letzt aber ha­ben ei­ni­ge jun­ge Fe­mi­nis­tin­nen ver­sucht, ihr den Rang ab­zu­lau­fen, al­len vor­an Wi­zo­rek , die im Ja­nu­ar 2013 den Hash­tag #auf­schrei er­fand und da­mit eine De­bat­te über All­tags­se­xis­mus an­stieß. Wi­zo­rek und ihre Mit­strei­te­rin­nen wol­len ei­nen an­de­ren Fe­mi­nis­mus als Schwar­zer, auch das macht das Ver­hält­nis der bei­den so kom­pli­ziert.

            Wann genau wurde die Stelle einer Anführerin der deutschen Frauenbewegung ausgeschrieben?^^

            Das Verhältnis der grand old Schachtel zu Frauen im allgemeinen und Feministinnen im besonderen ist vor allem deswegen kompliziert, weil the grand old Schachtel dem Wort Chauvinist und dem schönen Satz von den Ratschlägen, die auch Schläge sind, neue Bedeutungen verleiht.
            #Alice-geh-in-Rente

    2. Ein als „Gegenrede“ zu Kelle bezeichneter Kommentar von Hannah Lühmann in der Welt-> Warum wir dieses Mal keinen #aufschrei brauchen

      Aber irgendwie scheint niemand zu verstehen, dass die leibliche Wucht dieser grauenhaften Situation am Kölner Bahnhof so stark ist, dass jetzt vielleicht nicht der Zeitpunkt ist, zur Reflexion über „eigene“ Sexismen aufzurufen. … Vielleicht brauchen wir keinen #aufschrei, sondern erst mal das Eingeständnis: Wir sind verstört und wir wissen nicht, wie es weitergeht.

      Kopf->Tisch

  3. Beim SPON gibt es einen lesbaren Kommentar von Stefan Kuzmany-> Reaktion auf die Übergriffe in Köln: Zornig, aber nicht blind

    Das Ergebnis der simplen Rechnung steht für viele schnell fest, wie sich in den sozialen Netzwerken, auf Facebook und Twitter nachlesen lässt: Muslimische Flüchtlinge sind kriminelle Sexualstraftäter, sie hätten nie ins Land gelassen werden dürfen, und jetzt müssen sie alle abgeschoben werden.

    Dieser einfache Schluss ist falsch, denn einfach ist fast nichts, versucht man die Vorgänge in der Silvesternacht in Köln zu erklären. Nur eines kann man jetzt feststellen: Die Übergriffe sind erschreckend, sie sind nicht hinnehmbar, sie dürfen sich nicht wiederholen. Die Täter müssen gefunden und bestraft werden.

    Leider wird das schwierig.

    Wie es heißt, waren rund tausend meist junge Männer auf der Kölner Domplatte. Wie viele davon und wer genau Straftaten begangen hat, wird sich kaum noch feststellen lassen. Soviel ist aber sicher: Es war offenbar ein Bruchteil der Anwesenden.

    Auch die pauschale Schuldzuweisung, die Täter seien Flüchtlinge gewesen, ist zum jetzigen Zeitpunkt falsch. Noch wissen wir schlicht zu wenig über die Kölner Grapscher und Diebe, noch laufen die Ermittlungen. Zudem handelt es sich bei den Menschen, die in Deutschland Asyl beantragen, nicht um eine homogene Gruppe.

    Waren es, wie berichtet wird, Gruppen von organisierten Diebesbanden, die den Kölner Hauptbahnhof schon seit Monaten unsicher machen und die, enthemmt von Alkohol und im Schutz der Menschenmasse, noch dreister geworden sind? Dann stellt sich die Frage, warum die Polizei gegen diese Personen nicht schon längst und entschieden vorgegangen ist – bekannt ist das Problem schon lange.

    Keine Frage: Männer, die sich an Frauen vergreifen, dürfen nicht straflos davonkommen – egal, wie betrunken sie sind, aus welchem Land sie kommen oder welcher Religion sie angehören. Sollten sich die Täter von Silvester nicht ermitteln lassen, dann muss die Polizei zumindest dafür sorgen, dass sich solche Übergriffe nicht wiederholen können. Nicht in Köln und nicht andernorts.

    Das ist die einzig richtige Reaktion auf die Übergriffe in Köln – nicht die pauschale Verurteilung von Flüchtlingen. Die Mehrzahl von ihnen ist nicht zu uns gekommen, um Gewalt auszuüben. Sie sind vor Gewalt geflohen.

    Für Twitter kann ich das bestätigen, dort wird u.a. gewünscht, daß die Frauen und Töchter der Willkommensjubler unter den Vergewaltigten sind. Ähnlich übel ist die Kommentierung unter Antje Schrupps Blog, dort wird ihr Vergewaltigung gewünscht °_O

  4. Rechte machen das jetzt zum Thema, war zu erwarten. Kelle kommt natürlich auch daher. Die wittern Morgenluft. Von denn muss man sich abgrenzen oder sie nicht beachten. Und dann bessere Argumentationen finden.

    Am Kölner Hbf herschte an Silvester wohl eine grundsätzlich rohe Stimmung. Da kommen Leute hin und schießen über Stunden hinweg Feuerwerk nicht in den Himmel, sondern auf andere, Umstehende johlen. Das ist schon mal eine gute Grundlage für weiteres menschenverachtendes Verhalten. Dazu kommt die übliche Kriminalität, dann noch Leute die aus patriarchalischen Gesellschaften kommen, keinen Respekt vor Frauen haben, blonde Frauen als Freiwild betrachten, Araber und Nordafrikaner; es wundert alles nicht wirklich.

    Stellenabbau bei der Polizei:

    http://www.welt.de/politik/deutschland/article136466953/Stellenabbau-schwaecht-Polizei-im-Kampf-gegen-den-Terror.html

    Ob gegen den Terror oder sonstwas, es ist eine unverantwortliche Entwicklung.

    Und weil Politiker nun wieder sagen, es dürfe keine No-go-Areas geben: Die gibt es beispielsweise für erkennbare Juden in vielen Vierteln Deutschlands schon lange, in Teilen von Neukölln oder Wedding. Es ist beispielsweise völlig selbstverständlich, dass in Kreuzberg oder Neukölln in gemischten Schulen zwar haufenweise Moslems erkennbar auftreten, aber keine Juden. Die schickt man von vornherein auf Schulen in Mitte. Man hat sich daran gewöhnt.

    Ich würde das alles in guter alter Manier wieder auf neoliberale Politik zurückführen. Man lässt es laufen, passend dazu die Nichtpolitikerin Merkel, die wie ein Pfarrer plappert. Es fehlt der politische Diskurs jenseits von Facebook und Internet.

    1. Achachach, Politiker dürfen meinetwegen ihre Meinung zu den Übergriffen am Kölner Hauptbahnhof gern für sich behalten, für Politiker ist schließlich die gesamte Gesellschaft eine No-Go-Area – ihre Abschottung ist ja als Relikt des heißen RAF-Herbstes irgendwie übrig geblieben.

      Politiker sollen gefälligst Probleme lösen und machen. Unter anderem und nur zum Beispiel die Polizei nicht völlig zersparen, sondern sie anständig bezahlen und sie wesentlich besser ausrüsten und ausbilden. Dafür – Berlin – auch nochmal ein warmes Danke an den Herrn Deutschlandabschaffer, im Nebenberuf (neben seinen 46 Haupttätigkeiten) Finanzsenator Sarrazin, der >2000 Stellen bei der auch damals schon ausgelasteten Polizei wegsparte.

      Ich stimme Ihnen weitgehend zu, nur vor allem einen Punkt sehe ich womöglich anders: j.e.d.e Menschenmenge ist latent roh und mit der Gefahr sexualisierter und anderer Übergriffe verbunden.

      Hätte ich bloß je einen Euro für jede einzelne Situation, in der ich in aller Öffentlichkeit von irgendeinem Arschloch befummelt oder sonstwie angetanzt wurde, ich könnte davon in charmanter Begleitung extrem gut essen und trinken gehen und nachher noch mit der Taxe nach Hause chauffiert werden.
      Und: ich kenne keine einzige Frau, bei der das irgendwie anders wäre.

      Soviel Polizei, daß jede dieser Situationen verhindert worden wäre, wünsche ich mir wirklich nicht, sondern: eine wache Zivilgesellschaft aus Männern und Frauen.

  5. Der Oberpolizeigewerkschafter der Polizei hat die absolute Spitzenidee zu den Übergriffen in Köln im Hinblick auf den Karneval-> „Wir waren da, wir haben es nicht gesehen“

    Für den Einsatz an Karneval müsse man sich eine Strategie zurechtlegen und zum Beispiel große Gruppen, die durch die Stadt ziehen, schnell auflösen.

    Na, dann bin ich mal gespannt, wie man in Köln eine Art millionenhaften Einzelkarneval hinkriegen möchte. Ich fürchtete mich schon als ganz kleine dame.von.welt inmitten der besoffenen Erwachsenen und fand es auch wenig komisch, zur Strafe noch mit harten und übelschmeckenden Bonbons beworfen zu werden (ich hatte tatsächlich mal ein ausgeprägtes Veilchen von sonem Drecksding).

    1. Auch von Frau Reker kommt eine eigenwillige Auffassung des Kölner Karnevals (zur Prävention künftiger Übergriffe)-> Krisentreffen von Polizei und Stadt in Köln

      Dazu gehöre auch, Menschen aus anderen Kulturkreisen besser zu erklären, was Karneval bedeute. „Damit hier nicht verwechselt wird, was ein fröhliches Verhalten ist und was mit einer Offenherzigkeit, insbesondere mit einer sexuellen Offenherzigkeit, überhaupt nichts zu tun hat.“

      Ja ne ist klar, in Köln gab es nie einen meßbaren Geburtenanstieg im November und es mußte auch noch niemalsnienicht ein Nubbel verbrannt werden – bewahre! Mit Sex hatte Karneval noch nie irgendetwas zu tun^^.

      Was ist falsch am bewährten nein heißt nein?

      1. Mehr von Frau Reker-> Rheinische Post:

        … man (wolle) zunächst auf Präventionsmaßnahmen setzen, die bereits für die anstehenden Festivitäten zu Karneval umgesetzt werden sollen. Dazu soll es etwa „Verhaltensregeln“ für junge Frauen und Mädchen geben, „damit ihnen solche Dinge nicht widerfahren“, sagt Reker mit Bezug auf die sexuellen Übergriffe in der Silvesternacht. Es gebe bereits einen Verhaltenskatalog, der nun aktualisiert würde und bald online abrufbar sein wird.

        Zu den Regeln gehöre es, zu Fremden eine Armlänge Distanz zu halten

        Zum Halten einer Armlänge Distanz zu Fremden in Menschenmengen fällt mir nichts mehr ein. Außer das folgende Video ‚How to Not Get Raped‘:

  6. Daniel Bax in der taz-> Neue Dimension der Empörung (dem ich so sehr zustimme, daß ich den kompletten Kommentar reblogge)

    In Berichten über die sexuellen Übergriffe während der Silvesternacht in Köln wird die Herkunft der Straftäter offensiv benannt. Was soll das?

    Es ist das Angstszenario, das Pegida und andere Rechtspopulisten sowie Rechtsfeministinnen wie Alice Schwarzer schon lange an die Wand malen: eine Horde von Männern arabischer Herkunft fällt über „unsere“ deutschen Frauen her, um sie sexuell zu belästigen und auszurauben, wenn nicht sogar zu vergewaltigen.

    Etwas Vergleichbares, so scheint es, hat sich in der Silvesternacht in Köln ereignet. Nach allem, was man bisher weiß, hat dort eine Gruppe von Kriminellen die chaotische Situation vor dem Hauptbahnhof ausgenutzt, um sich unbehelligt über Dutzende von Opfern herzumachen. Ist das ein Beweis für die „Maskulinisierung“ des öffentlichen Raums“, die angeblich durch die vielen männlichen Flüchtlinge drohe, die nach Deutschland kommen?

    Die Polizei beeilte sich in ihren ersten Stellungnahmen, solchen Vorurteilen den Wind aus den Segeln zu nehmen, indem sie betonte, bei den Tätern habe es sich nicht um Flüchtlinge gehandelt, sondern um polizeibekannte Intensivtäter, die in dieser Nacht offenbar gezielt und als Gruppe aufgetreten seien. Die Polizei war von der Situation überfordert, weil sie zeitgleich mit rund Tausend Menschen konfrontiert war, die mit Böllern und Raketen vor dem Dom randalierten.

    Für die Rechtspopulisten ist der Fall aber ein Fanal, sie sehen sich in ihren liebsten Befürchtungen bestätigt. Auch ihr Lügenpresse-Vorwurf bekommt neue Nahrung durch die Tatsache, dass es mehrere Tage gebraucht hat, bis der Vorfall von Medien bundesweit aufgegriffen wurde.

    Menetekel für die Zukunft der Republik

    Dabei liegt das nur daran, dass es sich um ein lokales Ereignis gehandelt hat, dessen Dimension erst langsam deutlich geworden ist. Die Kölner Lokalpresse hat früh und ausführlich über die Ereignisse berichtet, sobald die ersten Augenzeugenberichte und Anzeigen vorlagen, und auch die Kölner Polizei sah sich früh gezwungen, dazu Stellung zu nehmen.

    Nun wird der Vorfall von interessierter Seite zum Menetekel für die Zukunft der Republik erklärt. Das ist völlig maßlos. Längst vorbei sind auch die Zeiten, in denen es zu den journalistischen Standards gehörte, die Nationalität oder Herkunft von mutmaßlichen Straftätern nicht zu nennen.

    Im Pressekodex, den sich die im Deutschen Presserat zusammen geschlossenen Medien einmal freiwillig und aus gutem Grund auferlegt haben, heißt es dazu, die Nennung der Religion oder Herkunft der Täter sei nur dann erwähnenswert, wenn es einen unmittelbaren Zusammenhang mit der Tat gebe. Zu beachten sei, „dass die Erwähnung Vorurteile gegenüber Minderheiten schüren könnte“.

    Druck der rechten Gegenöffentlichkeit

    Diese Standards sind längst erodiert. Denn in Zeiten von sozialen Medien und Internet ist es ohnehin eine Illusion zu glauben, bestimmte Informationen ließen sich außen vor lassen. Und unter dem Druck der rechten Gegenöffentlichkeit aus dem Netz, die schnell mit dem Vorwurf bei der Hand ist, „die Medien“ würden aus falsch verstandener Toleranz und „politischer Korrektheit“ die Verbrechen von Migranten verschweigen oder schönfärben, sind auch seriöse Medien im vorauseilendem Gehorsam dazu übergegangen, die Herkunft von Straftätern offensiv zu benennen – jedenfalls, so lange es sich um migrantische Straftäter handelt.

    Dabei stellt sich auch in diesem Fall für seriöse Medien und die Polizei die Frage, ob die Herkunft der Täter im Vordergrund stehen muss oder nicht. Für die rechten Ankläger und Populisten ist die Sache dagegen klar: für sie sind solche Verbrechen selbstverständlich und einzig und allein auf die mutmaßliche „Kultur“ der Täter zurück zu führen, und auf sonst nichts.

    Jeder Einzelfall mutmaßlicher „Ausländerkriminaliät“ und „muslimischer Gewalt“ wird von ihnen mit großer Angstlust zum Beweis dafür aufgebauscht, dass das Abendland im Untergang begriffen ist. Augenzeugenberichte und bloße Behauptungen, Gerüchte und Halbwahrheiten verbreiten sich über die sozialen Medien wie ein Lauffeuer.

    Emma spricht von „Terror“

    Als Brandbeschleuniger dient die implizite Unterstellung, es handele es sich um eine irgendwie „kulturspezifische“ Form der Kriminalität. Als ob es in Deutschland ohne Einwanderer keine Diebstähle, keine Vergewaltigungen und keine Morde gäbe. Angesichts der massenhaften sexualisierten Gewalt an Silvester in Köln sprechen manche nun von „einer völlig neuen Dimension“ der Kriminalität.

    „Das hat es in Deutschland so noch nie gegeben“, behauptet die Emma, spricht von „Terror“ und fühlt sich an den Tahrir-Platz erinnert. Und Ex-Familienministerin Kristina Schröder (CDU) twitterte: „Sie wurden lang tabuisiert, aber wir müssen uns mit gewaltlegitimierenden Männlichkeitsnormen in muslimischer Kultur auseinandersetzen“.

    Fragwürdig daran war nicht nur die Grammatik, sondern auch die Forderung – als ob gewaltlegitimierende Männlichkeitsnormen in der deutschen, nicht-muslimischen Mehrheitskultur kein Problem wären. Denn was wäre anders gewesen, wenn es sich bei den Tätern nicht um „nordafrikanische“, sondern um urdeutsche Männer gehandelt hätte? Für die betroffenen Frauen nicht viel.

    Aber die öffentliche Reaktion wäre anders ausgefallen. Viele hätten den betroffenen Frauen nicht geglaubt, den Vorfall bagatellisiert oder ignoriert oder gar den Frauen selbst die Schuld gegeben. Diejenigen, die den Vorfall tiefer gehängt hätten, sind die gleichen, die jetzt besonders empört tun.

  7. Ein toller Kommentar von Teresa Bücker bei editionf-> Gewalt in Köln – Welche Frage wir uns jetzt stellen sollten

    Was mich bei der Debatte, die sich bislang an die Vorfälle angeschlossen hat, so irritiert und wütend macht, ist die Richtung, die sie nimmt, und die gespielte Überraschung, die dabei durchscheint und sich in etwa so liest: Sexualisierte Gewalt? In Deutschland? In diesem Ausmaß? Und das an Silvester? Das kann nicht sein.

    Gehen wir noch einmal einen Schritt zurück: Am 25. November war wie jedes Jahr seit 1981 der „Internationale Tag zur Beseitigung von Gewalt gegen Frauen“. Das ist nur wenige Wochen her. Frauenministerin Manuela Schwesig (SPD) sagte anlässlich des Aktionstages im vergangenen Jahr: „Gewalt gegen Frauen kommt viel zu häufig vor und vor allem wird sie leider viel zu häufig totgeschwiegen. Dieses Schweigen müssen wir brechen – gemeinsam!“ Weiter heißt es in der Pressemitteilung zum Hilfetelefon, das die Bundesregierung eingerichtet hat und in 15 Sprachen anbietet: „Jede dritte Frau in Deutschland erlebt mindestens einmal in ihrem Leben körperliche und/oder sexuelle Gewalt. Die Gewalt findet in der Mitte der Gesellschaft statt – betroffen sind Frauen jeden Alters und jeder Schicht.“

    Diese Gewalt betrifft 100 Prozent der Bevölkerung weltweit – denn wir sind Teil der Kulturen, in denen Gewalt zum Alltag gehört, toleriert oder strategisch eingesetzt wird. …

    Wie die Politikwissenschaftlerin Antje Schrupp schreibt, können wir aber bereits mit kleinen Dingen beginnen, um unsere Kultur zu verändern: „Stärken wir Mädchen in Schule und Kindergarten, für ihre Ideen und Ansichten einzustehen, auch gegen Widerstände. Bringen wir Jungen von klein auf bei, dass sie Mädchen und Frauen zu respektieren haben, dass sie nicht aufgrund ihrer Männlichkeit über ihnen stehen. Machen wir bei jeder sich bietenden Gelegenheit klar, dass Frauen sich anziehen und bewegen können wie sie wollen und niemand deshalb zu Übergriffen (oder dummen Kommentaren) irgendeiner Art berechtigt ist.“

    Völlig falsch hingegen ist, aufgrund der Übergriffe in Köln nun das Thema sexualisierte Gewalt mit eingewanderten oder muslimischen Männern zu verknüpfen, wie es beispielsweise die rechtskonservative Publizistin Birgit Kelle tut, die bei Focus Online schreibt: „Es waren offenbar Männer mit Migrationshintergrund. Und wohl deswegen bleibt das feministische Netz stumm.“ Die Autorin, die für sexualisierte Übergriffe während der #Aufschrei-Debatte Frauen die Schuld gab – „Dann mach doch die Bluse zu“ – instrumentalisiert nun Frauen, denen Gewalt geschehen ist, um das Problem der Gewalt zu einer Frage der Herkunft zu machen – und findet damit leider viel Zustimmung. Texte in der Stoßrichtung von Kelle füttern jedoch rassistische Hetze, und der Pressekodex besagt auch aus diesem Grund: „In der Berichterstattung über Straftaten wird die Zugehörigkeit der Verdächtigen oder Täter zu religiösen, ethnischen oder anderen Minderheiten nur dann erwähnt, wenn für das Verständnis des berichteten Vorgangs ein begründbarer Sachbezug besteht. Besonders ist zu beachten, dass die Erwähnung Vorurteile gegenüber Minderheiten schüren könnte.“

    Birgit Kelle könnte Frauen genauso gut davor warnen, eine Beziehung einzugehen – denn etwa jede vierte Frau in Deutschland erlebt in ihrem Leben mindestens einmal Gewalt durch ihren Partner. Das aber passt nicht in die Argumentation der Menschen, die Gewalt gegenüber Frauen dafür instrumentalisieren, um andere politische Interessen zu stützen, wie etwa eine restriktivere Asyl- und Einwanderungspolitik.

  8. Einige Anmerkungen von den Prinzessinnenreportern zum-> Silvester in Köln

    Warum derzeit 80 Tatverdächtige keine 1000 Täter sind – erklärt in einfachen, auch für die langsameren unter den Pressevertretern verständlichen Worten von Prinzessin Elke Wittich:

    1. Wenn in Köln aus einer Gruppe von rund tausend Männern heraus von geschätzt 100 Männern Straftaten begangen werden, lautet die korrekte Überschrift nicht „Köln: Tausend Männer fallen über Frauen her“.

    2. Wenn die Polizei gegenüber dem Kölner Stadtanzeiger festststellt: „Die bisherigen Hinweise gehen deutlich in Richtung polizeibekannte Intensivtäter, mit Flüchtlingen haben die nichts zu tun.“, dann hat das Wort „Flüchtlinge“ in einer korrekten Überschrift auch nichts zu suchen.

    3. Wirklich nicht.

    4. Auch wenn Schlagzeilen, in denen Worte wie „tausend Männer“, „Flüchtlinge“ und „belästigte Frauen“ vorkommen, ganz viele Klicks versprechen.

    5. Im Journalismus geht es nicht um Klicks, sondern um Fakten.

    6. Pro-Tipp: Fakten sind das, was gesichert feststeht.

    7. Es gibt keine richtige Schlagzeile mit den falschen Fakten.

    8. Lasst das also.

    9. Wir sagen es nicht gerne, aber falsche Schlagzeilen wie die von den 1000 Flüchtlingen, die Kölner Frauen belästigten, machen uns nicht sehr geneigt, den Journalismus zur Gänze zu retten.

    10. Einmal verbreitete Schlagzeilen können übrigens nicht ungeschrieben gemacht werden. Der Eindruck, dass 1000 Flüchtlinge in Köln Frauen mindestens belästigten, ist das, was bleibt. Für immer, egal, wie viele erklärende Artikel jetzt nachgeschoben werden.

    11. Könnt Ihr Pegida, die AfD und so weiter und so fort lachen hören, wie schön die Lügenpresse ihr Geschäft besorgte?

    12. Wir Prinzessinnenreporter, die letzte Bastion vor den Horden der Finsternis, werden den heutigen Tag mit Seufzen verbringen.

  9. Nicht Götz Kubitschek in der Sezession, sondern Alexander Marguier im Cicero-> Der Kontrollverlust

    Der staatliche Kontrollverlust findet eben nicht nur an den deutschen Außengrenzen statt. Denn wer die Kontrolle darüber aufgibt, wer in sein Land einreist, der hat naturgemäß auch keine Kontrolle mehr über die Folgen dieses Tuns. Und die schier unglaublichen Vorfälle in der Silvesternacht rund um den Kölner Hauptbahnhof und auf der Hamburger Reeperbahn sind womöglich nur ein Vorgeschmack auf die Probleme, die die Bundesregierung ohne Billigung des Parlaments und entgegen dem Wunsch der Bevölkerungsmehrheit durch ihre Politik der grenzenlosen Aufnahmebereitschaft diesem Land einhandelt. Wer nicht spätestens jetzt begreift, was daraus erwachsen wird, ist entweder blind, ohne Verstand – oder ein Aspirant auf die Ruprecht-Polenz-Medaille für politische Schönrednerei.

    Was in Köln passiert ist, kann nicht einmal mehr von den linksideologischen Willkommens-Medien und einem sich selbst gleichschaltenden öffentlich-rechtlichen Rundfunk unter den Teppich gekehrt werden. Denn dafür ist ein bis zu 1000 Personen großer Mob, aus dem heraus Feuerwerkskörper auf Passanten geworfen, Diebstähle, Raubtaten und vor allem sexuelle Übergriffe auf Frauen begangen werden, einfach zu groß. …

    Denn die staatlich forcierte Vermischung von humanitärer (und somit richtiger) Flüchtlingspolitik mit einem daraus gleichsam konkludent abgeleiteten Wohlstandsversprechen für junge Männer aus aller Welt hat zur Voraussetzung die Ignoranz. Ignoranz, gepaart mit der Hoffnung, der kulturelle Graben zwischen Gender-Deutschland und nordafrikanischer Machokultur werde sich schon irgendwie überbrücken lassen: Wir schaffen das!

    Aber mit wohlfeilen Neujahrsansprachen einer Kanzlerin, die ein ums andere Mal ihre rhetorischen Nebelkerzen entzündet, ist eben überhaupt nichts geschafft. Der gesellschaftliche Unfrieden wächst, die Unsicherheit ist manifest und mitten in den Städten angekommen. Und die CDU – einst Partei der Inneren Sicherheit, inzwischen Erste Allgemeine Verunsicherung – trägt dafür einen Großteil der Verantwortung. Denn sie lässt ihre Vorsitzende gewähren und legitimiert ihre historische Selbststilisierung auf Parteitagen mit nicht enden wollendem Applaus. Aber am Ende werden auch keine Time-Titelblätter mit einer deutschen Kanzlerin als „Person des Jahres“ etwas an den Realitäten ändern können: Eine unkontrollierte Massenzuwanderung, noch dazu aus besagtem Kulturkreis, ist gesellschaftlicher Sprengstoff sondergleichen. Köln und Hamburg werden keine Einzelfälle bleiben.

    Irgendwie lese ich immer mitten in den Städten angekommen und Einzelfälle? Wo lebt der Mann?

  10. Zeit Online fasst den aktuellen Stand zusammen-> Was geschah in Köln?

    Inzwischen gibt es 90 Anzeigen wegen der Attacken am Kölner Hauptbahnhof. Doch bislang ist weder bekannt, wer die Täter sind, noch, warum die Polizei niemanden festnahm.

    Was wissen wir?

    In der Silvesternacht wurden am Kölner Hauptbahnhof mehrere Frauen ausgeraubt und sexuell belästigt. 90 Anzeigen sind bislang bei der Polizei eingegangen, teilte die Behörde am Dienstag mit. Darunter seien welche wegen Diebstahls von Taschen, Handys und Geldbörsen. Auch Anzeigen wegen sexueller Übergriffe liegen der Polizei vor. Laut Berichten der Süddeutsche Zeitung sowie des Kölner Stadt-Anzeigers waren es am Montag 15.

    Am Silvesterabend hatten sich auf dem Vorplatz des Hauptbahnhofs laut Polizei etwa 1.000 Feiernde versammelt. Inmitten dieser Menschenmenge hätten Gruppen von Männern Frauen umzingelt, angefasst und bestohlen. Kölns Polizeipräsident Albers sprach von Sexualdelikten in sehr massiver Form und einer Vergewaltigung.

    Die Größe der Tätergruppen variierte laut Zeugenaussagen von zwei bis drei bis zu 20 Personen, sagt die Polizei. Die Zeugen hätten der Polizei das Aussehen der Täter als „nordafrikanisch“ beschrieben. „Wir haben derzeit keine Erkenntnisse über Täter“, sagte Kölns Polizeipräsident Wolfgang Albers jedoch am Dienstag auf einer Pressekonferenz.

    Es seien in der Silvesternacht dutzende Menschen am Bahnhof in Gewahrsam genommen worden, sagte Kölns leitender Polizeidirektor Michael Temme ZEIT ONLINE. Über diese Menschen habe er jedoch noch keine Erkenntnisse. „Wir haben jetzt ein Puzzle und fangen bei nulll an“.

    Die Polizei Köln bittet Opfer, die sich bisher nicht bei der Polizei gemeldet haben, das zu tun. Hinweise nimmt das Kriminalkommissariat 12 unter der Rufnummer 0221/229-0 oder per E-Mail an poststelle.koeln@polizei.nrw.de entgegen.

    Was wissen wir nicht?

    Wer die Täter sind. In der Silvesternacht hat die Polizei niemanden festgenommen, obwohl Beamte der Kölner und der Bundespolizei vor Ort waren. Die Kölner Polizei hat nach den Vorfällen eine Ermittlungsgruppe Neujahr eingerichtet.

    In der Nacht von Samstag auf Sonntag nahmen Polizisten in der Nähe des Kölner Hauptbahnhofs dann fünf Männer fest, die Frauen bedrängt und Reisende bestohlen haben sollen. Ob sie auch etwas mit den Taten in der Silvesternacht zu tun haben, ist nach Angaben der Ermittler noch unklar. Von ihnen weiß man, dass sie nicht in Köln gemeldet sind.

    Oberbürgermeisterin Henriette Reker sagte, die Behörden hätten keinerlei Hinweise, dass es sich um Flüchtlinge handele. Entsprechende Vermutungen halte sie für „absolut unzulässig“.

    Auch die Zahl der Täter ist unklar. Die Polizei Köln sprach am 1. Januar von 1.000 Feiernden auf dem Bahnhofsvorplatz. Die Taten wurden auch laut der Gewerkschaft der Polizei „aus einer mehr als 1.000 Personen umfassenden, stark alkoholisierten Menschenmenge“ begangen. Das heißt nicht, dass alle 1.000 zu den Tatverdächtigen gehören. Wie viele mutmaßliche Täter darunter waren, ist unbekannt, bestätigt auch der Polizeipräsident am Dienstag.

    Auf den wenigen Handyvideos von den Geschehnissen in der Neujahrsnacht sind große Menschenmengen zu sehen, darunter junge Männer, aber auch Paare und Gruppen von Frauen. Feuerwerksraketen werden in die Menge geschossen, einige Personen fliehen vor dem Feuerwerk auf die Stufen des Doms. Übergriffe sind dort nicht dokumentiert, somit auch keine Tatverdächtigen zu erkennen.

    Desweiteren wird ein Vergleich zum Oktoberfest gezogen und festgestellt, daß 15 Anzeigen wegen Sexualdelikten in einer Nacht mehr sind als 20 in 2 Wochen und es wird dem Märchen widersprochen, die Presse hätte etwas unter den Tisch gekehrt oder nur verzögert gemeldet.

    Trotzdem innerhalb von 2 Stunden über 500 Kommentare, die für sich sprechen °_O

    1. Insgesamt gibt es seit gestern abend 5 ZO-Artikel mit weit mehr als 3500 Kommentaren.
      Um jetzt mal meinerseits eine Verschwörungstheorie an den Haaren herbei zu ziehen: was, wenn sich „asylkritische“ Kommentatoren vernetzt haben und in konzertierter Aktion die Medien zuspammen, die überhaupt noch Diskussionen zulassen – um sich zeitgleich über einen nicht stattfindenen #aufschrei, linksrotgrünversiffte Gutmenschen, „Lügenpresse“ und Meinungsunterdrückung zu beklagen?

  11. Jan Fleischhauer erklärt im-> SPON, welchen Reim sich die Menschen zu sexualisierten Übergriffen im allgemeinen, zu denen in Köln und zur ‚Lügenpresse‘ zu machen haben:

    Man darf gespannt sein, welchen Raum die Silvesternacht vor dem Kölner Hauptbahnhof in der Berichterstattung einnehmen wird. Es handelt sich bei den Tätern nach allem, was man weiß, nicht um Syrer, sondern um Marokkaner und Tunesier, aber das macht die Diskussion nicht viel einfacher. Als der damalige FDP-Fraktionsvorsitzende Rainer Brüderle vor drei Jahren einer „Stern“-Redakteurin ein schiefes Kompliment machte, das diese als unangemessen empfand, war das zahllosen Talkrunden Anlass genug, die sexuelle Belästigung von Frauen zu behandeln.

    Bei „heute-journal“ und „Tagesthemen“ schafften es die Vorfälle in Köln immerhin in den Nachrichtenüberblick. Etwas über eine Minute widmeten die „Tagesthemen“ den Übergriffen, allerdings nicht ohne gleich eine warnende Stimme einzuspielen, dass man sich vorsehen müsse, jetzt nicht den falschen Leuten in die Hände zu spielen.

    „Es ist ja schon absehbar, dass das rechte Spektrum genau diesen Sachverhalt nutzen wird, um zu sagen: seht ihr, das haben wir euch immer gesagt“, kommentierte ein braver Gewerkschaftsmann der Polizei die Geschehnisse der Silvesternacht. Das ist das Enervierende am Nanny-Journalismus: Es gibt kein Bild und keinen O-Ton, bei denen man den Menschen nicht dazu sagt, welchen Reim sie sich darauf zu machen haben.

  12. Lesenswerter Kommentar von Natascha Strobl im Mosaikblog-> Köln: Weder Schweigen noch Rassismus

    Damit kommen wir zu den Vorfällen in Köln. Was ist passiert? Klar ist, dass eine Gruppe von Männern organisiert Frauen belästigt und begrapscht und sie ausgeraubt hat. Betroffen sind mindestens 70 Frauen, vielleicht eine höhere Dunkelziffer. (Einschub dvw: Anzeigen gibt es inzwischen etwa 90, darunter m.W. unverändert 15 wegen sexualisierter Gewalt)

    Das ist für sich eine unfassbare Tat, zu der man nicht schweigen darf. Solche Taten haben eine klare Botschaft an Frauen: Ihr habt auf der Straße nichts verloren, wir können euch diesen Ort zu einem Minenfeld machen, ihr müsst euch immer unsicher fühlen.

    Fragt doch mal in eurem Umfeld nach: Gibt es Frauen, die sich nicht zumindest in der Straßenbahn umschauen, wenn sie in der Nacht heimfahren? Die nicht stehen bleiben und den Typen vorbei gehen lassen, der knapp hinter ihnen geht? Und die nicht in Verteidigungsposition gehen, wenn ein Mann etwas zu nah kommt, um etwas zu fragen (und sei es nach dem Weg).

    Nein, das ist kein Vorfall, den halt „die Behörden klären müssen“. Das würden wir bei rechtsextremer Gewalt doch auch nie sagen? Wenn Asylheime brennen, dann sagen wir doch auch nicht „schauen wir mal, was die Gerichte dazu sagen“. Wenn Pegida oder die Identitären aufmarschieren, dann schieben wir das Einordnen auch nicht dem Verfassungsschutz zu und wenn juristisch nichts dran ist, dann wenden wir uns wieder ab. Weil Justiz und schon gar nicht Polizei oder Verfassungsschutz (die alle drei keine neutralen Institutionen sind) nie eine Debatte ersetzen können, schon gar keine linke, antifaschistische, antirassistische und feministische. Diesen Vorfall zu einer reinen Sache der Behörden zu machen ist feig.

    Im Gegenteil: Es ist wichtig, hier den Rechten nicht das Feld zu überlassen. Denn ihr Feminismus ist geheuchelt. Das muss aber auch wer klar stellen. Ein Antirassismus, der sexuelle Übergriffe mit einem Schulterzucken abtut oder sogar die Täter noch verteidigt und Verschwörungstheorien spinnt, ist schlicht unbrauchbar. Ein Feminismus, der mit Rechten fraternisiert und sexuelle Gewalt als Problem mit Migrationshintergrund sieht, ist schlicht unbrauchbar. Sich nicht gegeneinander ausspielen zu lassen geht aber nur, wenn man stolz, offensiv und mit voller Solidarität aufeinander Bezug nimmt. Es funktioniert nicht, wenn man aus falsch verstandenem Antirassismus Täter in Schutz nimmt. Es funktioniert nicht, wenn man rechten Forderungen nachplappert.

    Denn die Ansagen sind klar: Jeder Typ, der Frauen aus dem Straßenbild haben will, hat ein klares Problem. Jeder, der tatscht, hat ein gewaltiges Problem. Jeder Vergewaltiger soll den Tag bereuen, an dem er geboren wurde.

    Dazu muss es aber klare, lange Strafen für Täter geben. Dazu muss Betroffenen aber auch von Seiten der Institutionen geglaubt werden. Dazu müssen Einrichtungen ausfinanziert werden, die sich um Betroffene kümmern (Frauenhäuser, Helplines – in verschiedenen Sprachen, mit verschiedenen Bedürfnissen). Dazu muss es Ärzte und Ärztinnen geben, die wissen, wie sie mit Betroffenen umgehen. Dazu muss es Polizist_innen geben, die Betroffene nicht auslachen und wegschicken.

    Dazu muss es die Möglichkeit geben, schnell und anonym die „Pille danach“ zu bekommen. Dazu muss es die Möglichkeit auf Schwangerschaftsabbruch geben, ohne horrende Kosten oder Distanzen.

    Dazu muss aber auch klar sein, dass die Strafe für Täter einheitlich ist. Die Forderung nach Separatstrafen für Täter mit Migrationshintergrund ist rassistische Hetze. Abschiebungen für Täter sexueller Gewalt zu fordern ist Nonsens, denn wohin sollen all die Täter ohne Migrationshintergrund abgeschoben werden?

    Hören wir doch auf, betreten zu schweigen, wenn es Vorfälle wie diese gibt. Diese selbstgewählte Defensive bringt niemandem etwas. Gerade weil Feminismus und Antirassismus ohnehin schon unter Beschuss sind. Wir dürfen keins zu Gunsten des Anderen aufgeben. Das wäre ein Sieg der Rechten.

    1. Ja, den Augenzeugenbericht in der Süddeutschen sollte man lesen, in der FR gibt es auch eine Menge. Welche Zahlen nun im Einzelnen stimmen oder nicht: Schwarzer überzieht und schaufelt den Rechten in die Hände, aber die ist schon lange nicht mehr wirklich ernstzunehmen, andererseits existiert ein Problem der Verrohung, das ergibt dann das Ballern in die ungeschützte Menge, die Szenen am Kölner Hbf etc. Das sind dann mal Migranten, die sowieso eher zu den Benachteiligten gehören, mal deutsche Prolls in den üblichen Feierbezirken. Auffällig ist aber dennoch, dass es in migrantischen Milieus eine stärkere Vernetzung, ein deutlich höheres Maß an organisierter Kriminalität gibt. Und damit meine ich nicht Drogenhandel, da geht es ja einfach um Nachfrage und Angebot. Es sind Gruppenbildungen und teilweise abartige Wertvorstellungen. Ich lebe seit Jahrzehnten in Kreuzberg, Friedrichshain und Neukölln und in ähnlichen Düsseldorfer Gegenden und lebe gerne dort und habe persönlich keinerlei Probleme. Man lebt in großer Toleranz nebeneinander her, was erstmal eine zivlisatorische Errungenschaft ist, aber man weiß im Grunde nichts übereinander. Es findet eine subtile Parzellierung innerhalb kleinster Stadtteile statt. In Kreuzberg erobern besserverdienende Akademiker Straße um Straße, ein paar Straßen weiter hält man sich nicht auf. Nicht unbedingt, weil es gefährlich wäre, sondern weil man da nicht sein Angebot hat. Zwischen diesen Parzellen gibt es kaum Austausch. Andererseits: Das ist in der Kleinstadt nicht anders, auch wenn da alles homogen deutsch ist.

      1. Hmnuja, das sagt das Parallel in Parallelgesellschaft aus: Man lebt in großer Toleranz nebeneinander her, was erstmal eine zivilisatorische Errungenschaft ist, aber man weiß im Grunde nichts übereinander.

        Das ist einer der Gründe, warum ich für Toleranz (kommt von tolerare, heißt erdulden) keine allzu großen Lanzen breche, mir erscheint Akzeptanz für Integration langfristig unumgänglich: die Mehrheitsgesellschaft sollte sich schon für die Denk- und Lebensweise der Minderheit interessieren und die Minderheit umgekehrt die Regeln und Werte der Mehrheitsgesellschaft respektieren.
        Dazu müssen Regeln und Werte aber erstmal vorgelebt werden und dabei hilft keine Fahnen-Hymnen-Leitkultur-Diskussion, sondern eben nur das Vorleben der eigenen Werte und Regeln.

        Profanes Blödmannbeispiel: ich hatte meine Arbeitsräume lange in der Reichenberger Straße und zwar zu Zeiten, als die Erdgeschosse dort noch verrammelt und die Geschäfte an buchstäblich einer Hand abzuzählen waren. Davor lag kein Müll auf die Straße (auch, weil ich im Sommer liebend gern draußen saß) – ich habe ihn wahlweise weggeräumt oder die Müllfallenlasser freundlich gebeten, ihren Müll bitte selbst zu entsorgen – hat geklappt, es wurde im Laufe der Zeit immer weniger. Dafür kamen im Laufe der Zeit die Kinder an, damit ich ihre Streitigkeiten schlichte, ich wurde zu zahllosen Hochzeiten und Beschneidungsparties eingeladen und zum Zuckerfest bestens mit oberköstlichem Essen versorgt. Eine für mich überraschende Erfahrung war, daß sich Youngster (bei denen ich früher eher darüber nachgedacht hätte, ob ich nicht besser die Straßenseite wechseln sollte) mit der Frage, ob sie eigentlich mit ihrer Mutter auch so respektlos umgehen wie gerade eben mit mir, sehr oft in ausgesprochen höfliche und freundliche junge Männer verwandeln. Ältere Frauen sollten sich überhaupt viel mehr und mutiger einmischen, die genießen viel mehr Respekt als sie glauben.

        An Austausch muß man interessiert sein, sonst findet eben kaum einer statt.
        Das macht es den gut verdienenden Neuberlinern und Besserkreuzbergern ja auch so leicht, ganze Straßenzüge einzugemeinden – die sprechen nur mit dem Makler und dem Banker und mit ihresgleichen – bereits die Verkäuferin im nächsten Laden oder der Barkeeper wird als Privatpersonal betrachtet und entsprechend behandelt (ich muß bald wegziehen, mich schmerzt die Wegrationalisierung von Gemeinsinn und Heimat und ich fühle mich angesichts der vielen konsumierenden Gleichgültigen nicht mehr wirklich wohl).

  13. Hannes Leitlein-> Ohne Ansehen (ein Kommentar, der mir so gut gefällt, daß ich ihn vollständig zitiere)

    Wenn etwas für alle gilt, muss es für bestimmte Gruppen nicht besonders hervorgehoben werden. Das Gesetz und auch die Unschuldsvermutung gilt »ohne Ansehen der Person«. Wird diese Selbstverständlichkeit ständig betont, wird auch die Gleichheit vor dem Gesetz aufgehoben. Im Fall #Köln rufen die einen, es dürfe jetzt keinen Bonus für MigrantInnen geben, andere wollen die Flüchtlinge schützen. Beides ist Quatsch, weil bisher niemand weiß, wer da am Hauptbahnhof übergriffig wurde und weil: »ohne Ansehen der Person«.

    Die strategische Überbetonung ist nicht neu. In österreichischen Boulevardmedien ist sie mir das erste Mal aufgefallen – in einer Weise, die mich bis heute zusammenzucken lässt. Am Ende eines Artikels, der einen mutmaßlichen Täter porträtierte (mit Foto und vollem Namen), stand: »Auch für XY gilt die Unschuldsvermutung«. Ein simpler, sachlich richtiger und deshalb so perfider Satz.

    Wenn jetzt also betont wird, dass wahlweise das Gesetz oder die Rechte selbstverständlich auch für Flüchtlinge gelten, legitimiert das die Ausnahme.

    Rechte sind nicht selbstverständlich. Das Gesetz gilt zwar ohne Ansehen der Person für alle Menschen gleich. Traurige Wahrheit ist aber, dass es nicht bei allen gleichermaßen zur Anwendung kommt. Selbstverständlich wird eher bei denen mit Ansehen weggesehen und bei denen ohne Ansehen ermittelt. Mit der ganzen Härte des Rechtstaats.

  14. Ich stimme Ihnen weitgehend zu, nur vor allem einen Punkt sehe ich womöglich anders: j.e.d.e Menschenmenge ist latent roh und mit der Gefahr sexualisierter und anderer Übergriffe verbunden.

    Gehen Sie mal auf ein Konstantin-Wecker-Konzert, dann revidieren Sie diesen Satz :-) Nö, Menschenmenge an sich sagt erstmal nichts, auch tausend Menschen auf einem Haufen müssen sich nicht danebenbenehmen, im Gegenteil, Übergriffe sollten gerade dann nicht möglich sein.

    Schönes Beispiel aus der Reichenberger Straße.

    1. Gehen Sie mal auf ein Konstantin-Wecker-Konzert, dann revidieren Sie diesen Satz :-) Nö, Menschenmenge an sich sagt erstmal nichts, auch tausend Menschen auf einem Haufen müssen sich nicht danebenbenehmen, im Gegenteil, Übergriffe sollten gerade dann nicht möglich sein.

      Was bringt Sie auf die Idee, daß ich Konzerte nicht mitgemeint haben könnte? Das Schwenken von Feuerzeugen heißt noch lange nicht, daß sich nicht irgendein Arschloch an eine drängt oder sonstwie unerbeten übergriffig wird. Im Zweifel reicht auch ein Arschloch unter tausend Menschen völlig aus, um einer den Abend, die Woche oder das Leben zu verkacken.

      Richtig ist: sie müssen sich nicht danebenbenehmen und: Übergriffe sollten unmöglich sein.
      Falsch ist: eine emotional aufgeladene Menschenmenge schützt vor Arschlöchern, eher das Gegenteil ist der Fall.

      Übrigens noch einer der entschiedenen Vorteile des Älterwerdens: sexualisierte Belästigungen nehmen jenseits der Fleischmarktgrenze ab. Bei mir nahmen sie schon ab, als ich mit 40 die Frisur wechselte – blonde Haarpracht bis zum Po fiel, Belästigungen halbierten sich. Und damit meine ich jetzt nicht ungelenke Flirtversuche, sondern Belästigungen.

      Lieber Genova, Sie sind ein Mann. Auf Sie wird im öffentlichen Raum vermutlich selten oder gar nicht sexualisiert übergegriffen. Glauben Sie mir: besonders für junge Frauen sieht das anders aus.

      Mir unvergesslich ist der Bewußtseinswandel eines Freundes aus dem bayerischen Oberland, der mich vor Jahren in Berlin besuchte und sich versehentlich in eine schwule Bar verirrte. Er wurde dort auf dem Weg zum Tresen, während eines Drinks und wieder zurück zur Tür (halbe Stunde oder so) weder angefasst noch wurde er irgendwie abfällig angesprochen. Er war aber allein durch das Begehrtwerden durch für ihn Falsche, ihre Blicke und die freundliche Kommentierung seiner körperlichen Vorzüge so auf Krawall gebürstet, daß er den Laden nur mit Mühe ohne Gewaltanwendung verließ. Er kam noch auf hundertachtzig ein Stündchen später bei mir zuhause an, erzählte den Ablauf en Detail und ich fragte ihn, warum genau er eigentlich so aufgebracht sei, obwohl er weder angefasst wurde noch sich tatsächlich häßliche Bemerkungen habe anhören müssen. Schließlich meinte er, daß er wohl zum ersten Mal eine Idee davon bekommen habe, wie gedemütigt sich Frauen durch unerbetene Aufmerksamkeiten von für sie Falsche dauernd und überall fühlen müssen, der wurde richtig nachdenklich.

      Der erste Schritt zu einer intakten Zivilgesellschaft, die aktiv vor sexualisierten Übergriffen aller Art schützt, ist Begreifen über die eigene Wahrnehmung hinaus. Männer kommen viel zu oft erst in die Schuhe, wenn ihre Liebste unschöne Erfahrungen macht. Die sie in Begleitung des Liebsten selten machen wird, in dem Fall sind ja die Besitzverhältnisse geklärt^^

      Jeder Mensch ist aber lieber Subjekt als jemandes Objekt.

      1. Den Freund aus der Schwulenbar verstehe ich nicht so ganz. So läuft das dort halt, Kontaktaufnahme, freundliche Komplimente, das Körperliche wird betont. Wenn ihm das nicht passt, soll er halt direkt wieder rausgehen. Oder sich Gedanken machen, warum ihn das so nervt. Ihr Freund hat ein Problem, würde ich sagen.

        Ich war auch mal versehentlich in einem Schwulencafe bzw. ich merkte das erst durch die Blicke. Fand ich ungewohnt, aber ok. Mal eine andere Erfahrung. Wir haben ja auch das gesellschaftliche Problem, dass Berührungen bei uns tabu sind. Ich berühre gerne beim Diskutieren, den Arm oder so. Wer das unangenehm findet, sollte bei sich selbst nach der Ursache suchen. Wobei jeder natürlich das Recht hat, bei sich selbst sich so eine Berührung zu verbitten. Wir können uns da aus dem Süden einiges abgucken.

        Und um noch ein wenig provokativ zu werden: Manche Frauen laufen dermaßen aufreizend rum, die werden halt angeguckt. Gerade Frauenkleidung ist heute oft so massiv berechnend geschnitten, bis hin zu den Hot Pants, bei denen unten die Hosentaschen rausgucken: Sowas ist zum Angucken gemacht. Darüber sollten sich die Frauen, die sowas anziehen, im Klaren sein. Wo die Grenzen zur Belästigung verlaufen, ist die Frage, aber Männer gucken bei sowas hin, fast automatisch. Vielleicht ist die Frage, wie lange.

        Andererseits fiel mir kürzlich in der S-Bahn ein etwa 60jähriger auf, der eine etwa 16jährige richtiggehend anstarrte, dauerhaft. Sie konnte sich nicht wehren. Meine direkten Gegenblicke zeigten bei ihm keine Wirkung. Solche Leute nehmen sich einfach das Recht. Das ist übel, keine Frage. Es ist wohl eine Frage des Maßes. Aber ich bitte den Umstand der sexuellen Attraktion gerade vieler junger Frauen bei dem Thema zu beachten.

        Ansonsten stimme ich Ihnen naturgemäß in allem zu.

        1. Sie: Wir haben ja auch das gesellschaftliche Problem, dass Berührungen bei uns tabu sind.

          Nö, nicht „Wir“, sondern Männer haben das Problem, daß Berührungen unter Männern tabu sind. Außer bei Fußballtoren und bei Gewalt unter Männern, deren Haupttäter wie -Opfer Männer sind. Wenn Männer sich abseits dessen mal umarmen, schlagen sie sich gern gegenseitig kernig auf den Rücken – vermutlich, um nur ja keinen Eindruck von Zärtlichkeit aufkommen zu lassen. In der Tat könnten deutsche Männer vom Süden lernen, eins meiner Lieblingskreuzbergstraßenbilder sind türkische Männer, die Hand in Hand und ins Gespräch vertieft spazieren gehen. Dem toitschen Mann würde eher der Arm abfaulen.

          Frauen kennen dieses Berührungstabu nicht, auch kein Sprech-, kein Zärtlichkeits-, kein Heul- und kein Tröstetabu. Weswegen manche Männer weniger ihre Männerfreundschaften pflegen (oberhalb der Kumpelebene sowieso selten), sondern lieber mit Frauen befreundet sind. Oder ihre Liebste zur Gänze mit der Sorge um Sozialkontaktpflege und Psychohygiene betrauen (<- einer der Punkte, an dem eine männliche Emanzipation überfällig ist – in dieser Abhängigkeit liegt ja der Hauptgrund, warum so viele Männer nach einer Scheidung ins Bodenlose stürzen).

          Na klar hatte der erwähnte Freund ein Problem mit sich (zu seiner Ehrenrettung, der war 25 und damals noch alles andere als weltläufig) und bestimmt sind Sie souveräner. Aber er hatte kein besonders exotisches Problem – es ist ja nix Neues, daß hauptsächlich Männer Homosexuelle hassen und verabscheuen alias extrem verunsichert sind, wenn ihre tradierte Geschlechterrolle ins Wanken gerät und dann der Aggression der Vorzug gegeben wird – statt die Geschlechterrolle und die damit verbundene Aggression mal zu hinterfragen. Der Freund schaffte das immerhin über die Bande der Einfühlung in tägliche Erlebniswelten von Frauen, nämlich von den Falschen begehrt zu werden. Ich glaube nicht, daß der danach noch unbekannten Frauen hinterhergepfiffen hat.

          Sie: Manche Frauen laufen dermaßen aufreizend rum, die werden halt angeguckt. Gerade Frauenkleidung ist heute oft so massiv berechnend geschnitten, bis hin zu den Hot Pants, bei denen unten die Hosentaschen rausgucken: Sowas ist zum Angucken gemacht. Darüber sollten sich die Frauen, die sowas anziehen, im Klaren sein. Wo die Grenzen zur Belästigung verlaufen, ist die Frage, aber Männer gucken bei sowas hin, fast automatisch.

          Öhm, ich traue es mich ja kaum schreiben, aber auch manche Männer haben hübsche Körperteile, die sie offensiv zeigen. Ich z.B. schmelze ja bei nackten männlichen Oberkörpern oberhalb von an den Grenzen physikalischer Gesetze getragener Hosen, sofern sie nicht allzu haarig und nicht allzu muckibudengestählt sind. Wurde schon von einer Mehrheit junger Männer berichtet, die sich von Spießrutenläufen inmitten „fast automatischer“ weiblicher Blicke belästigt und verunsichert fühlen? Werden Männer regelmäßig auf der Straße durch zotige Sprüche belästigt und unerbeten betatscht? Aber keine Sorge, die Mädels holen in Sachen Unzivilisiertheit auf, der Hang zu Junggesellinnenabenden mit den Chippendales ist ja erst der Anfang^^

          Wie aber läßt sich erklären, daß ich so oft belästigt wurde, nachdem ich mich weder aufreizend kleidete noch sonstwie zu Übergriffigkeit ermunterte (sondern als junge Frau sehr unsicher und dementsprechend superzüchtig gekleidet war)? Sollten manche Männer (besonders bei Vollmond) „fast automatisch“ weggesperrt werden?^^

          Um noch eine Erfahrung aus dem persönlichen Nähkästchen beizusteuern: ich hatte auch mal eine hedonistische Phase, in der ich Männer höflich, charmant und sinngemäß fragte, ob sie sich die Gründung einer IG Sex mit mir vorstellen könnten. Dazu wählte ich ausschließlich Männer, von denen ich sicher wußte, daß sie mich auch mögen, attraktiv finden, ungebunden sind und ließ auch keinen Zweifel daran, daß ich ’nein‘ für eine Antwort halte. Zu meinem Bedauern kam bei weit mehr als der Hälfte die IG Sex nicht zustande, weil die Männer überstürzt Reißaus nahmen. Ich habe das anfangs gar nicht verstanden, weil ich es extrem unfair fand, daß immer Männer den ersten Schritt zu tun (und sich die Körbe einzuhandeln) haben – ich dachte, die freuen sich, wenn eine von ihnen begehrte Frau ihnen das mal abnimmt. Bis mir allmählich dämmerte, w.i.e sehr manche Männer Offensivität und Aggression untrennbar mit Männlichkeit verbinden und wie weit das Männergesetz vom Ficken und Geficktwerden auch in den öffentlichen und politischen Raum ragt.

          Um von diesem Punkt den Bogen zum Thema zu schlagen: ich habe gestern ein für treffend gehaltenes Zitat von Michael Klonovsky gelesen: „Wer sich allzu sehr feminisiert, ob Mann oder Land, sollte sich nicht wundern, wenn er schließlich auch gefickt wird.“ (in Verbindung mit-> Wie wäre es mal mit einem Artikel der die deutschen Männer für ihr tolerantes und unterstützendes Verhalten gegenüber Frauen lobt? Eine Ode an den Mann der sich geduldig das ganze feministische Gequatsche anhört um am Ende doch wieder abgewatscht zu werden?)

          Alles klar, hm?

        2. Zur Visualisierung der fast automatischen Männerblicke gibt es eine erste Modeidee, die die Stacheln dort aufstellt, wo hingesehen wird (was ich mir als Trägerin zusätzlich unheimlich vorstelle):

  15. Mittlerweile sind es bei Zeit Online 9 Artikel mit insgesamt mehr als 7500 Kommentaren, die Mehrheit der Kommentatoren bemüht rassistische und sexistische Stereotype, eine Diskussion nach der anderen wird geschlossen, weil die On-Red mit dem Löschen der Hetze nicht mehr nachkommt. Das neue Zeit-Online-Konzept der Vorabmoderation bei neuen und bei auffälligen Nutzern kann man getrost in die Tonne treten, es funktioniert nicht.

    In Köln rufen Hools, Türsteher, Rechtsradikale über die Social Media zu Mahnwachen und zum-> „Altstadtspaziergang auf, zum Zwecke der-> „Säuberung“ von dunkelhäutigen „Untermenschen„.

  16. Die Ennomane-> Köln

    tl;dr: Wer bei sexueller Gewalt lieber über Ausländer als über sexuelle Gewalt klagt, dem sind die Opfer halt egal. …

    Es kam zu 90 Anzeigen, davon 15 Anzeigen wegen sexueller Belästigung und einer wegen Vergewaltigung. Die Täter werden als Nordafrikaner beschrieben, die „Masche“ ist auch aus anderen Städten bekannt, es gibt Hinweise auf organisierte Kriminalität.

    Seitdem dreht der Mob (nicht nur) im Internet wieder frei.

    Es wird von 1000 „Invasoren“ schwadroniert. Sofort werden sie als Flüchtlinge bezeichnet, obwohl die Polizei darauf hinweist, dass es sich nicht um Flüchtlinge handelt. Aus dem Thema Kriminalität wird schwupsdiwups das Thema Ausländer. Volkspfosten entdecken ihr Herz für Frauenrechte und werfen sich in die Brust, um die weiße Frau vor den Übergriffen farbiger Menschen zu schützen. …

    Das Thema ist Kriminalität und Gewalt gegen Frauen. Das Ziel muss sein, solche Gewalt künftig zu verhindern. Wer glaubt, das ließe sich verhindern, indem keine Nicht-Deutschen mehr ins Land gelassen werden, glaubt im Umkehrschluss, der edle weiße Mann sei grundsätzlich weder kriminell noch sexuell übergriffig. Und wer daraus eine Geschichte von „ausländischen Invasoren“ dreht, interessiert sich kein Stück für Frauen, sondern geilt sich nur daran auf, mal wieder ein Thema gefunden zu haben, mit dem sich gegen Ausländer hetzen lässt.

    Als sei das alles noch nicht traurig genug, kommt noch die „Lügenpresse“-Fraktion um die Ecke und beklagt, die Medien würden nicht darüber berichten – garniert mit Links zu Medienberichten.

    Und natürlich pflegen all diese neuen Verteidiger der Frauenrechte trotzdem weiterhin ihren Hass auf Feminismus – weil die Netzfeministen sich angeblich zu sehr zurückhalten würden. Dass es Frauen egal sein könnte, welche Hautfarbe eine Person hat, von der sie vergewaltigt oder bedroht werden, scheint den Volkspfosten nicht in den Sinn zu kommen.

    Das ist alles auf so vielen Ebenen so kaputt. 2016, warum musst du so scheiße anfangen?

    Hannah C. Rosenblatt-> Zu Gewalt legitimierender Gewalt

    Ich möchte eine Auseinandersetzung damit, dass Gewalt – insbesondere sexualisierte Gewalt an Frauen und als “Frauen” (trotz anderer Geschlechtsidentität) benannter Personen – mehr und mehr zu einem gewaltlegitimierendem Grund für Rassismus und andere Formen von Diskriminierung und damit: Gewalt wird, statt zum Anlass sich ganz konkret mit Aufklärungs-, Präventions- , Schutz- und Hilfemaßnahmen für alle Personen gleich auseinander zu setzen.

    Hier ein paar Missstände, an denen man sich gleichermaßen abarbeiten kann
    – es gibt zu wenig Schutz- und Beratungsstellen für Menschen, die Gewalt erfuhren
    – es gibt zu wenig Therapieplätze für Personen, die Gewalt erfuhren und Verarbeitungsprobleme haben
    – es gibt zu wenig kultursensible Beratungs- und Hilfsangebote
    – es gibt zu wenig gendersensible Hilfs- und Beratungsangebote
    – es gibt zu wenig gute und sichere Unterkünfte für geflüchtete Personen
    – es gibt eine erbärmliche Rechtslage in Sachen sexualisierter Gewalt
    – es gibt erbärmliche Rechtsgrundlagen in Bezug auf alles, was zwischenmenschliche (im Sinne von sozialer) Gewalt angeht
    – es gibt zu wenig Menschen, die begreifen, was Rassismus, Sexismus – allgemein Diskriminierung und Gewalt überhaupt ist
    – es gibt zu wenig Orte, an denen respektvolles Miteinander für alle gleichermaßen einzuüben ist
    – es gibt zu wenig Menschen, die begreifen, dass sie gemeint sind, wenn es um Aufrufe zum angenehmen und inklusivem Miteinander geht

    Es gibt so verdammt viel mehr zu tun, als ausgerechnet jetzt seinen Rassismus auf Kosten von Personen, die zu Opfern wurden zu legitimieren!

    Hilal Sezgin-> Ich bin es leid

    Ich bin es leid, dass jede öffentliche Diskussion über sexualisierte Gewalt – falls überhaupt mal eine geführt wird – so schnell vor den Karren unzähliger anderer politischen Agenden gespannt wird, dass sie eigentlich schon keine Diskussion über sexualisierte Gewalt mehr ist. Hat diese Gewalt mit Lust oder nur mit Macht zu tun, sind die Zahlen in den vergangenen Jahrzehnten gestiegen oder gesunken, verändern sie sich in Korrelation mit anderen Statistiken des Geschlechterverhältnisses, sind die Täter Wiederholungstäter oder agieren sie aus der Situation heraus, welchen Einfluss spielen Schule, Prostitution, Hollywood und Peergroup? Keine Ahnung! Aber es interessiert ja auch keinen. Was interessiert, ist immer nur die Frage, was sexualisierte Gewalt für ein anderes Thema bedeutet, in diesem Fall also für die Aufnahme von Flüchtlingen und für Schengen.

    Bevor wir überhaupt genau wissen, was passiert ist, bevor wir wissen, was die richtige Bezeichnung dafür ist, bevor wir darüber nachdenken konnten, ob das, was an Silvester in Köln geschehen ist, verwandt oder nicht verwandt ist mit dem, was wir andernorts an sexualisierter Gewalt erleben, sind aus allen Löchern Deuter und Kommentatoren gekrochen. Sonst schreiben sie nie über sexuelle Gewalt, aber zu solchen Anlässen leitartikeln sie und schnellschießen sie, und sie pressen Thesen heraus, die in ihr übriges Weltbild passen und uns Frauen zwingen, wiederum über unsere übrigen politischen Loyalitäten nachzudenken, bevor wir über die Sache selbst nachdenken können.

    Diese Deuter wissen nämlich sofort, dass es eine Art muslimischer Terror ist, oder typisch Nordafrika, oder „Siehst du Merkel, das hast du davon!“. Die Polizei hat noch nicht einmal erfasst, wie viele Portemonnaies zeitgleich entwendet wurden, aber dieselben Kommentatoren, die noch vor drei Jahren fanden, die junge Dame solle sich doch bitte nicht so anstellen, wenn der FDP-Opi was Nettes über ihren Busen sagt, wissen auf einmal ganz viel über die Sexualnot von Flüchtlingen und ziehen kühne kulturelle Bögen von Köln bis Kairo und Kabul.

    Ich bin es leid, dass wir Frauen infolgedessen so sehr von anderen gesellschaftspolitischen Zielen umzingelt sind, dass wir unsere Einschätzung der aktuellen Vergehen davon abhängig machen müssen, wie wir jene anderen Themen verstanden wissen wollen. Was für politische Folgen könnte es haben, wenn ich dies sage, was würden andere daraus machen, wenn sie wüssten, dass ich jenes denke…? Wir Frauen, unsere Körper, unsere sexuelle Selbstbestimmung, unsere Sicherheit werden instrumentalisiert, und wir selbst werden von diesem Diskurs sogar noch gezwungen, unsere eigene Meinung im Dienst anderer Themen zu instrumentalisieren.

    Ich bin es auch leid, dass jedes Jahr ein paar mehr Deuter dazukommen, die ihre Ad-hoc-Gesellschaftsdiagnosen mit „Man wird doch wohl noch sagen dürfen…“ einleiten. – Ja, mein Gott, wenn Ihr das wirklich denkt, dann sagt es halt, aber bitte versucht diesen Blödsinn, den die Bild-Zeitung seit Jahren in Großdruck unters Volk bringt, doch nicht durch solche Einleitungsfloskeln zu adeln. Es ist übrigens dasselbe „Man wird doch wohl noch sagen dürfen“, das Ihr auch in Anschlag gebracht habt, als es um besagten FDP-Opi ging, „man wird doch einem schönen Busen noch mal was Nettes sagen dürfen“. Als ob es immer nur um Eure Meinungsfreiheit ginge, von der ja kein Fitzelchen bedroht ist! Während es tatsächlich um die Sicherheit und Bewegungsfreiheit von aktuell Dutzenden, insgesamt natürlich Millionen Frauen jeden Tag, auch in Deutschland, geht.

    Dreimal: danke, sign.

    1. Stefanie Lohaus und Anne Wizorek-> Die Rape Culture wurde nicht nach Deutschland exportiert, sie war schon immer da

      Dass die Gesellschaft und ihre Institutionen nicht in der Lage sind, Betroffene von Gewalt zu schützen und Täter zur Rechenschaft zu ziehen, ist jedoch keine Überraschung und mit Sicherheit nicht der Tatsache geschuldet, dass es bisher in Deutschland keine sexualisierte Gewalt gegeben hätte: Die Rape Culture ist längst da. Dieser Begriff beschreibt Gesellschaften, in denen sexualisierte Gewalt und Vergewaltigung verbreitet sind und weitgehend toleriert werden.

      Bei allen Großereignissen, wie etwa dem Oktoberfest und dem Karneval, kommt es immer wieder zu sexuellen Übergriffen und auch Vergewaltigungen: „Allein der kurze Weg zur Toilette ist der reinste Spießrutenlauf. Drei Umarmungen von wildfremden, besoffenen Männern, zwei Klapse auf den Hintern, ein hochgehobener Dirndlrock und ein absichtlich ins Dekolleté geschütteter Bierschwall sind die Bilanz von dreißig Metern“, schrieben die Autorinnen Karoline Beisel und Beate Wild 2011 in der Süddeutschen Zeitung. Und weiter: „Reagiert man abweisend, wird man auch schon mal als ‚Schlampe‘ beschimpft – oder schlimmer.“ Im Schnitt werden allein zehn Vergewaltigung pro Oktoberfest gezählt, die Dunkelziffer wird auf 200 geschätzt.

      Erlebnisse wie diese, die Beschimpfung als „Schlampe“, das Angrapschen in der vollen U-Bahn, die Verfolgung bis vor die Haustür, Vergewaltigung durch Freunde der Familie, oder eine Polizei, die nichts davon glauben mag: Das alles sind Erfahrungen, die unter #aufschrei geteilt wurden. Doch was gab es damals von rechtskonservativer Seite als Reaktion? Das sind halt ein paar Männer, die doch eigentlich nur missverstandene Flirtversuche aussenden, und Frauen sollten sich mal nicht so haben, sondern diese als Kompliment annehmen. Sie seien ja schließlich selbst schuld daran, wenn sie freizügig herumliefen.

      Und nun fragen unter anderem Jens „Frauen essen die ‚Pille Danach‘ wie Smarties“ Spahn, der Chef der Polizeigewerkschaft Rainer Wendt und Birgit „Mach doch die Bluse zu“ Kelle doch tatsächlich, warum es denn keinen „Aufschrei“ wegen der Ereignisse in Köln gegeben hätte. Dabei muss die Frage vielmehr lauten: Wo gucken diese Menschen eigentlich mit ihrem beschränkten Weltbild hin? …

      Die unter #aufschrei geteilten Erlebnisse decken sich mit dem, was Statistiken über die Situation in Deutschland sagen. Die Studie „Lebenssituation, Sicherheit und Gesundheit von Frauen in Deutschland“, bei der 2004 10.000 Frauen zu Gewalterlebnissen befragt wurden, ergab, dass 13 Prozent aller Frauen in Deutschland strafrechtlich relevante Formen sexualisierter Gewalt erfahren haben. Der Skandal: Nur acht Prozent dieser Frauen haben überhaupt eine Anzeige bei der Polizei erstattet. Rechnet man Mehrfachanzeigen raus, verringert sich die Quote noch weiter, auf fünf Prozent. Das heißt, unfassbare 95 Prozent aller Frauen, die in Deutschland sexuelle Gewalt erleben, bringen diese nicht zur Anzeige. Taten werden schlichtweg nicht angezeigt—und damit auch nicht sichtbar.

      Das ist kein Zufall, denn Betroffene von Straftaten gegen die sexuelle Selbstbestimmung gehen ein hohes persönliches Risiko ein, wenn sie diese anzeigen: Sie könnten als Lügner_in abgestempelt werden. Denn bei 87 Prozent aller Verfahren werden die Täter nicht verurteilt. Medien sprechen trotzdem lieber lang und ausführlich über die falschen Beschuldigung und Anzeigen, obwohl diese marginal sind: Sie rangieren je nach Statistik und Land zwischen einem und 9 Prozent aller angezeigten Fälle, für Deutschland wird ein Wert von 3 bis 5 Prozent angenommen.

      Der Grund für die niedrige Verurteilungsquote von Sexualstraftätern liegt darin, dass nach deutschem Strafgesetzbuch § 177 für eine Verurteilung vor allem das Verhalten des Opfers relevant ist. Damit der Täter verurteilt wird, muss das Opfer nachweisen, dass es Widerstand gegen die Gewalt geleistet hat. Eine vollkommen absurde Regelung, die auf zahlreichen Mythen basiert, wie und warum sexualisierte Gewalt ausgeübt wird. So kommt es, dass die Schockstarre, eine häufige natürliche Reaktion auf Gewalt, dazu führt, dass Täter nicht verurteilt werden. Man stelle sich vor, dass die Beurteilung eines Diebstahl danach bewertet würde, ob der/die Bestohlene sich ausreichend gewehrt hätte: „Sorry, du hast die Handtasche nicht genug festgehalten, du bist selbst schuld.“ Auch der Vorschlag von Kölns Bürgermeisterin Henriette Reker, Frauen im Karneval sollten #eineArmlänge Distanz halten, geht in diese Richtung.

      Doch wie können Lösungen jetzt aussehen? Mehr denn je brauchen wir nun zum Beispiel das von AfD und Konsorten gerne als bloße Geldverbrennung diffamierte Gender-Mainstreaming. Darunter kann die Einführung einer geschlechtersensiblen Pädagogik fallen. Wenn heutzutage immer noch aus Kindergärten zu vernehmen ist, dass ein Mädchen sich nicht beschweren darf, sobald sie von einem Jungen gehauen wird und dies mit „er mag dich halt und kann es nicht anders zeigen“ erklärt wird, macht das deutlich, wie früh bereits schädliche Geschlechterstereotypen am Werk sein können.

      Auch eine Stärkung der Strukturen derjenigen, die sich in Beratungsstellen, Notrufen und Frauenhäusern für die Opfer von sexualisierter Gewalt engagieren, ist längst überfällig. Denn diese arbeiten mit sehr wenigen finanziellen Mitteln, häufig ehrenamtlich, immer unter Rechtfertigungsdruck und mit dem stereotypen Vorwurf konfrontiert, männerhassende Hysterikerinnen zu sein. Wenn irgendetwas Gutes aus dieser Geschichte wachsen sollte, dann eine höhere Wertschätzung und bessere finanzielle Unterstützung dieser Arbeit, denn sie ist dringend nötig. Genauso wie es mehr Therapieplätze und einen leichteren Zugang zu diesen für von Gewalt Betroffene geben muss.

      Ein weiterer Punkt ist es, die Polizei stärker für das Problem sexualisierter Gewalt in ihren verschiedenen Ausformungen zu sensibilisieren, zum Beispiel auch speziell für Taten, die im Rahmen von Großereignissen wie Karneval oder Oktoberfest verübt werden. Überfällig ist ebenso die Reform des §177, dem Paragrafen zu sexueller Nötigung und Vergewaltigung. Am 1. August 2014 trat das Übereinkommen des Europarats über die „Verhütung und Bekämpfung von Gewalt gegen Frauen und häusliche Gewalt“, die sogenannte Istanbul-Konvention, in Kraft. Deutschland konnte diese nicht ratifizieren, weil es die Defizite bei der Strafverfolgung, aber auch bei Opferschutz und -entschädigung gibt. So gilt das „Nein“ einer betroffenen Person bisher nicht als Grundlage dafür, eine Vergewaltigung auch als solche anzuerkennen. Ein untragbarer Zustand.

      Was aus der Debatte um die Ereignisse in Köln bisher am Deutlichsten wurde: Deutschland hat ein Sexismus- und ein Rassismusproblem. Beide sitzen tief und sind keineswegs „importiert“. Es liegt allein an uns als Gesellschaft, dafür zu sorgen, dass wir keinen Nährboden für Diskriminierungen und Gewalt liefern. Wir müssen weg von einer Kultur des „Du willst es doch auch!“ und hin zu einer Kultur des „Willst du auch?“. Weg von einer Rape Culture und hin zu einer, die einvernehmliches Miteinander auf Augenhöhe zelebriert und Grenzen respektiert. Und das gilt für alle Menschen, denn jeder sexuelle Übergriff ist einer zu viel—egal wo und von wem er ausgeübt wurde.

  17. Am Rande-> „Schwule Kommunistensau“ Messerattacke gegen Linken-Politiker in Wismar

    Ein Politiker der Linkspartei ist in Wismar Opfer einer Messerattacke geworden. Drei Täter hätten das Schweriner Kreisvorstandsmitglied Julian Künzel am Montag niedergeschlagen und etwa 17 Mal auf den jungen Mann eingestochen, teilte der Schweriner Linken-Kreisvorsitzende Peter Brill auf der Facebook-Seite der Partei mit. Er berief sich dabei auf Angaben der behandelnden Ärzte.

    Der Vorfall ereignete sich demnach am Montag. Künzel wurde am Montag und am Dienstag ambulant im Krankenhaus behandelt. Bei der Auseinandersetzung sei der Politiker, der auch einer der Sprecher der Linken-Jugendorganisation Solid ist, als „schwule Kommunistensau“ beschimpft worden, berichtete Brill. „Dies und die Bekleidung eines der Täter mit szenetypischer Bekleidung (Thor Steinar) nähren den Verdacht, dass es sich um eine rechtsextremistisch motivierte Straftat handelt.“ …

    Die Sprecherin des Rostocker Polizeipräsidiums, Isabel Wenzel, sagte am Mittwoch dem Tagesspiegel, der Staatsschutz habe die Ermittlungen in dem Fall übernommen, eine politisch motivierte Tat sei „denkbar“. Es würden noch Zeugen gesucht, nachdem der Vorfall der Polizei erst am Dienstag über eine Internetanzeige bekannt geworden sei. Die Polizei hatte nach Angaben der Sprecherin auch zwei Tage nach der Tat noch keine direkten Kontakt zu Künzel und konnte ihn deshalb auch nicht zum Ablauf am Montag befragen. Wenzel nannte den Fall nach bisherigem Ermittlungsstand „etwas nebulös“, die Ermittler müssten die Lücke wegen der verspäteten Anzeige nun „mühevoll schließen“.

    Ich bin offenbar noch viel naiver als ich sowieso schon glaubte: war ich doch glatt der Meinung, daß Niederschlagen und 17 zusätzliche Messerstiche unter schwere Körperverletzung bis Mordversuch fallen, vom behandelnden Arzt angezeigt und von der Staatsanwaltschaft als Offizialdelikt verfolgt werden muß und lese nun hier von einer verspäteten Anzeige und einer nun mühevoll zu schließenden Lücke?

    1. Der guten Ordnung halber: das hat sich offenbar anders zugetragen, als Julian Kinzel glauben machen wollte-> POL-HRO: ~ Pressemitteilung der Staatsanwaltschaft Schwerin Staatsanwaltschaft leitet Ermittlungen gegen ´Jungpolitiker´ ein ~

      Nr. 3221906 – 11.01.2016 – PP HRO – Polizeipräsidium Rostock

      Schwerin (ots) –

      Die Staatsanwaltschaft Schwerin und das Fachkommissariat 4 (Staatsschutz) der Kriminalpolizeiinspektion Schwerin kommen nach den bisher durchgeführten Ermittlungen zu dem Ergebnis, dass der 18-jährige LINKEN-Nachwuchspolitiker Julian Kinzel den u.a. in seiner Strafanzeige beschriebenen Überfall auf ihn in Wismar lediglich erfunden hat.

      Zu dieser Auffassung kommen die Ermittlungsbehörden aufgrund eines Gutachtens eines Rechtsmediziners, das dieser angesichts der Untersuchung der Verletzungen des Anzeigeerstatters und im Rahmen einer Rekonstruktion des Vorfalles am Tatort im Beisein des vermeintlich Geschädigten vorgenommen hat. Der Sachverständige kommt zu dem Schluss, dass die Art der Verletzungen nicht mit dem behaupteten Verlauf des Überfalles in Übereinstimmung zu bringen seien, eine Selbstbeibringung dagegen hinreichend wahrscheinlich ist. Daneben war der Anzeigeerstatter nicht in der Lage, den bei dem vermeintlichen Überfall beschädigten Mantel bei der Polizei vorzulegen. Nach seinen Angaben sei ihm der getragene Mantel kurz nach dem Vorfall entwendet worden.

      Die Staatsanwaltschaft hat daher gegen den Anzeigenerstatter am heutigen Tage ein Ermittlungsverfahren wegen des Verdachts der Vortäuschung einer Straftat (§ 145d Abs. 1 StGB) eingeleitet. Danach wird mit Freiheitsstrafe bis zu 3 Jahren oder mit Geldstrafe bestraft, wer wider besseres Wissen einer Behörde oder einer zur Entgegennahme von Anzeigen zuständigen Stelle vortäuscht, dass eine rechtswidrige Tat begangen worden sei.

      Auf die Unschuldsvermutung wird ausdrücklich hingewiesen.

  18. Einen Punkt hat der Kommentar von Christian Geyer in der FAZ-> Prinzip Columbo, nicht Prinzip Tatort

    Die ganze Lage in einem Satz – geht das? Ja, auf gut hanseatisch geht dieser Satz so: „Es ist nicht so wichtig, woher sie kommen. Aber es ist wichtig, dass wir wissen, wo sie jetzt sind.“ Das sagte Olaf Scholz, Erster Bürgermeister in Hamburg, über die Täter der Silvester-Nacht in seiner Stadt; dasselbe ließe sich für Köln und Stuttgart sagen.

    „Es ist nicht so wichtig, woher sie kommen. Aber es ist wichtig, dass wir wissen, wo sie jetzt sind“: Um die Täter dingfest zu machen, geht es so oder so darum, die brutalen Exzesse als Polizei-Thema zu behandeln und alles weitere von diesem operativen Aspekt her zu bestimmen. Damit erledigen sich manche Narrative von selbst, etwa wenn Alice Schwarzer in ihrem „Emma“-Kommentar zu wissen glaubt: „Die träumen davon, Helden zu sein wie ihre Brüder in den Bürgerkriegen von Nordafrika und Nahost – und spielen jetzt Krieg mitten in Europa.“ Die Bürgerkriegsabsicht ist Schwarzers Phantasie-Zutat, ein beliebig einsetzbares islamkritisches Klischee. Ihre Fragen nach dem Verhalten der am Tatort anwesenden Polizei dagegen trifft ins Schwarze, inklusive jener naheliegenden: „Warum schreitet die Polizei nicht schon ein, wenn diese Männer Feuerwerkskörper auf Menschen ballern, was ja lebensgefährlich sein kann, und verhaftet die Täter?“ Zumindest dieses Geschehen hatte die Polizei mitbekommen.

    Ja, reden wir über Polizei und Justiz, wenn wir über Köln, Hamburg und Stuttgart reden – und lassen uns das Pochen auf Fragen der inneren Sicherheit nicht als Lust am Ausnahmezustand ausreden. Reden wir über den politischen Skandal, den die unzulänglichen Mittel, die langjährigen Kürzungen von Personal und Sachmitteln in diesen Bereichen bedeuten. Wenn Arnold Plickert, Chef der Polizei-Gewerkschaft in Nordrhein-Westfalen, über die Kölner Horrornacht spricht, dann redet er nicht über Flüchtlinge und Ehre-Vorstellungen, nicht über Motivforschungen bei Tätern, die man noch gar nicht kennt – sondern über dringend erforderliche Body-Cams, also sichtbar getragene Körper-Kameras, und über Techniken, mit denen sich große Männergruppen auflösen lassen, sobald sie sich zusammenrotten und über zusätzliche Hundertschaften der Polizei bei künftigen Großveranstaltungen.

    Das alles ist nicht das Ende der Debatte, aber ein Anfang, der Deutschland einen Entideologisierungsschub bescheren könnte.

  19. -> mimikama entlarvt ein gefälschtes Bild, verbreitet über ’24h News‘ und angeblich eine Gewaltszene am Silvesterabend in Köln darstellend – auch der dazugehörige Artikel ist lesenswert.
    Die spinnen, die Bilderfälscher und Flüchtlingshasser – als gäbe es zu wenig Bilder von Gewaltszenen aus Köln °_O

  20. Mensch (hier und zu einem großen Teil auch woanders) sollte sich die bigotte Prüderie wieder abgewöhnen!
    D.h. Schönheit und deren Betonung durch Kleidung, Frisur etc. hat durchaus eine sexuelle Komponente „die würd ich ned von der Bettkante stoßen (ums mal ganz stumpf auszudrücken ;) )“.
    Genauso will ich als Hetero-Mann auch unverfänglich sagen können, daß ein Mann ein hübscher Kerl ist, ohne gleich in die Schwulen-Ecke gedrängt zu werden!
    Falls ich mich mal aus Versehen in eine mehrheitlich von Schwulen frequentierte Bar verirren sollte (irgendwo als Landei in ner Großstadt zu Besuch) und mich ein hübscher Kerl anbaggert, sehe ich das als Kompliment!
    Mensch sollte auch nicht vergessen, daß es durchaus üblich war, ner Kellnerin in der Kneipe oder bei irgendwelchen Festen beim Bringen vom Bier erst in den Ausschnitt zu glotzen und dann einen Klaps auf den Arsch zu geben.
    Ist ned solange her… und passiert immernoch…

    1. Ich habe mal in einer Kneipe gearbeitet, wo in der Karte gut sichtbar zu lesen stand: ‚Das Begrabschen des Personals ist weder im Angebot noch im Trinkgeld inbegriffen‘. War mein angenehmster Kellnerjob ever – es ist nämlich schön, wenn wenigstens der Chef den Kellnerinnen den Rücken stärkt.

      Bigotte Prüderei wieder abgewöhnen? Am Arsch, Hugo.
      Ist Ihnen schon mal der Gedanke gekommen, daß es die eine und die andere geben könnte, die sich auch ungeachtet der Kriterienrampe Ihrer Bettkantenstöße hübsch macht? Um es mal stumpf auszudrücken (und dabei ja nicht zu vergessen: :-) )

      1. „Ist Ihnen schon mal der Gedanke gekommen, daß es die eine und die andere geben könnte, die sich auch ungeachtet der Kriterienrampe Ihrer Bettkantenstöße hübsch macht? Um es mal stumpf auszudrücken (und dabei ja nicht zu vergessen: :-) )“
        Jo isser, als Kerl glotzt mann dann trotzdem hin! Die Gedanken sind frei, die Umsetzung mit Gewalt nicht!
        Und schon beabsichtigtes nicht einverständiges Andatschen ist Gewalt!!!!
        Frauen mit Klamotten, die die Brüste betonen; mann schafft es nicht, in die Augen zu gucken ständig, auch wenn er es vermeiden will. Augen Titten Augen Titten… mal beobachten ;) …
        Und hinterhergucken wenn die nen schönen Arsch hat und sich damit gut bewegt…
        So ein Zelt mit Gitter vor den Augen, weil irgendwie muß die ja auch halbwegs den Herd finden; nuja, äh…

        Es gibt einige Läden (als alter Punker), wo Konzerte abgebrochen wurden, weil sich der Schlagzeuger das T-Shirt ausgezogen hat. Weil da könnten sich ja Frauen, die sexuell mißbraucht wurden, „getriggert“ (so heißt das wirklich, ich würds eher flashback nennen) fühlen.

        Und beim Karneval in Köln stehen an jeder Laterne fünf Polizisten und verhaften jeden, der jemandin umarmt… (Fasching mag ich eh nicht, wenn ich in Köln oder Düsseldorf leben würde, würde ich zu der Zeit Urlaub machen, mal am Rande.)

        Ich finds gut, daß sexuelle Gewalt mittlerweile auch öffentlich thematisiert wird!!!!!!!!!!!!!!!

        Ich finds nicht gut, daß so ein Scheiß (im Sinne von Verbrechen, um nicht mißverstanden zu werden) (Hauptartikel) tagtäglich mit sinnlosen Versprechungen, irgendwelchen Schnellschüssen (s.o. Karneval) Vermutungen und z.B. der heutigen BILD-Hauptschlagzeile daß es schwierig ist, Leute abzuschieben, totgelabert wird!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!
        (BILD beim Einkaufen gesehen.)
        Aus Respekt vor den Opfern!

        1. Es ist ein Märchen, daß der Kontent von Kommentaren mit der Zahl der Ausrufezeichen steigt, liebster Lieblingshugo.

          Es ist ebenso ein Märchen, daß im rheinischen oder sonstigen Karneval keine sexualisierte Gewalt stattfände, unabhängig von der Zahl von Polizisten/Laternen. Im öffentlichen Raum immer, wenn Alkohol, Arschlöcher, Menschenmenge zusammenkommen. Mir wäre neu, daß Polizei oder Justiz auffällig präventiv dagegen wirken, die sind entweder nicht da oder kommen zu spät: nutzlos. Präventiv dagegen wirken können Menschen, die sich für andere Menschen und gegen Arschlöcher einsetzen, ihnen notfalls auch aufs Maul hauen. Das bleibt btw straffrei und heißt Notwehr.

          Noch ein Märchen ist, daß es in der männlichen (mehr als in der weiblichen) „Natur“ läge, das andere Geschlecht mit den Augen ausziehen zu MÜSSEN. Männer können das lassen, selbst Frauen schaffen das meistens.

          Läden? Konzerte? Märchen? Über Punk wissen Sie zweifellos mehr als ich, ich nämlich nur von einem-> Feine Sahne Fischfilet-Konzert in Bielefeld, das wegen eines nackigen Schlagzeugeroberkörpers nicht ab-, sondern kurz mal unterbrochen wurde. Da ging’s nicht um Trigger, sondern um Nippel, weibliche sind in der Öffentlichkeit strafbar, männliche nicht. Der liebe Gott hat die Nippel an Frauen drangemacht, um Säuglinge zu ernähren und nicht, um wen auch immer freidrehen zu lassen.

          Trigger lösen u.U. Flashbacks traumatischer Erlebnisse aus, das kann sich wie ein gräßlich realistischer Film vor die Realität schieben und ist no fun (von einem Trigger Männernippel habe ich noch nie gehört). Das kann man sowieso und zwar vom Hinterhergepfeife angefangen im Hinterkopf haben: viele Frauen haben Gewalterfahrungen, die man mit unerbetenen „Aufmerksamkeiten“ dauertriggert.
          Ganz besonders gern habe ich die Arschlöcher, die sehr genau merken, wenn sie jemanden verunsichern und genau darauf auch aus sind, bei soviel Macht schwillt ja selbst der kleinste beste Freund. Wie gesagt: man kann sich gegen Arschlöcher einsetzen.

  21. Ein bißchen Lese:
    Nadia Shehadeh hat zwei lesenswerte Artikel geschrieben, einen für nd-> ‚Angstmacherei mit System‚, den anderen bei Shehadistan-> ‚Arabisch und nordafrikanisch aussehende Menschen™

    Ein komplett vergewaltigungsfreier Erfahrungsbericht über 3 Stunden am Kölner Hauptbahnhof in der Silvesternacht von Regina Schleheck (inklusive angeschlossenem Shitstorm), zu finden bei-> WDR1

    Radio1 mit einem-> Interview mit einer Kriminologin und Ex-Polizistin über Köln, Polizei, -arbeit, -verlautbarungen etc.

    Hätte ich noch Gründe für die Abkehr von der FC benötigt, gäbe es sie gerade im Dutzend billiger-> °_O

    Bei bento ein Erklärungsversuch-> Warum gibt es in vielen arabischen Ländern regelmäßig sexuelle Gewalt gegen Frauen? Darin erwähnt-> Shereen El Feki (<-warme Empfehlung!) und-> ‚Sex and the Citadell‚, die ich sowieso schon im Anschlag hatte.

    Und ein etwas älteres Interview mit Kübra Gümüşay in der-> SZ

    SZ: In der Flüchtlingsdebatte warnen viele vor jungen, muslimischen Männern: Sie seien aggressiv, sexistisch, gefährlich. Woher kommt dieses Bild?

    Kübra Gümüşay: Das ist ein sehr typisches Bild, das schon in den vergangenen Jahrzehnten präsent war. Der türkische Mann zum Beispiel wurde immer als potenzielle Gefahr für die deutsche Frau gesehen: ein Mann, der sehr potent, aggressiv, sexuell aufgeladen und respektlos gegenüber Frauen sein soll. Ein ähnliches Bild gab es in den 50er Jahren von Italienern, später richtete sich dieses Bild gegen Türken und Araber, gegen die Kinder der Gastarbeiter. Noch etwas später wurden die Männer dann primär als „Muslime“ gesehen.

    SZ: Warum hält sich das Bild so hartnäckig?

    KG: Es sagt eigentlich mehr über die deutsche Gesellschaft aus als über den Islam oder diese Männer. Nämlich darüber, wie sich die Deutschen selber sehen. Sie zeichnen ein idealisiertes Bild von Deutschland als Gesellschaft, in der es keinen Sexismus gibt. Stattdessen versuchen sie, den Sexismus in der eigenen Gesellschaft auf die neu Dazugekommenen zu projizieren, um damit zu suggerieren, dass das Problem importiert sei. Besonders krude wird es, wenn erzkonservative Politiker, die nichts mit Feminismus am Hut haben, plötzlich Sexismus beklagen, wenn es um Muslime oder Geflüchtete geht. Sie vereinnahmen damit die feministische Debatte für ihre politischen Ziele.

    SZ: Welche Debatte sollte dieser stillere Teil der Gesellschaft voranbringen?

    KG: Wir müssen über Leitkultur sprechen. Bis heute bekommen viele liberal-progressive Menschen eine Gänsehaut, wenn sie den Begriff Leitkultur überhaupt hören. Er ist für sie – berechtigterweise – verbunden mit Abgrenzung, Nationalismus. Dabei finde ich, dass eine Leitkulturdebatte positiv sein kann. Wenn wir zum Beispiel ein für allemal gemeinsam festhalten, dass es ausreichen muss, sich an das Grundgesetz zu halten, um Deutsche oder Deutscher zu sein. Denn darin sind unsere Werte schließlich festgehalten. Bisher haben wir hingegen Debatten, die den Eindruck erwecken, als gäbe es einen ungeschriebenen Wertekanon in Deutschland. Und alles, was nicht herkunftsdeutsch ist, widerspricht ihm automatisch.

    SZ: Wie äußert sich das gegenüber Flüchtlingen?

    KG: Die Gesellschaft erwartet von Flüchtlingen, dass sie Übermenschen sind. Sie zeichnet ein idealisiertes Bild von Deutschland, dem die Geflüchteten entsprechen sollen – obwohl es die meisten Deutschen nicht tun. Manche Geflüchtete sind freundlich, gesprächig, gebildet. Manche aber nicht. Wir dürfen nicht sagen: Wenn Flüchtlinge allen Idealen entsprechen, dann sind sie willkommen. Wenn sie aber grummelige, wortkarge Männer ohne Hochschulabschluss sind, wollen wir sie nicht. Dabei ist doch Deutschland reich bestückt mit grummeligen, dumpfbackigen Männern. Wie kommen wir darauf, dass Geflüchtete einem anderen Ideal entsprechen müssen?

    Ganz ähnlich ist es für Menschen mit Migrationshintergrund, die schon länger hier leben. Sie müssen akzentfrei Deutsch sprechen, studieren, sich gesellschaftlich engagieren, immer freundlich und fleißig sein, gewissermaßen Überdeutsche werden. Und trotzdem werden sie oft nicht als Deutsche gesehen, bleiben „Fremde.“

    SZ: Was wäre ein besserer Umgang?

    KG: Zunächst einmal muss uns in Deutschland klar werden, dass auch wir das Ideal einer Gesellschaft, wie wir sie zeichnen, noch lange nicht erreicht haben. Wir müssen uns unsere Werte gegenseitig beibringen, nicht nur den Geflüchteten.

    Außerdem dürfen wir auf keinen Fall anfangen, unser generelles Verhältnis zu Geflüchteten von einzelnen Ereignissen abhängig zu machen. … Unseren Umgang mit Geflüchteten sollten wir nicht ständig neu austarieren, aufgrund einzelner Vorfälle. Er darf nicht auf wackeligem Boden stehen. Unser Umgang mit Geflüchteten sollte auf Idealen basieren, die wir beschützen.

  22. NachtStasi, ick hör Dir trapsen:

    Zwei Tatverdächtige wurden festgenommen. Bei ihnen wurde nach Polizeiangaben ein Übersetzungszettel Arabisch-Deutsch gefunden. Bei „20 Minuten“ gibt es ein Foto davon.

    http://www.20min.ch/panorama/news/story/25961748

    Aus einem (ansonsten grauslichen) Artikel der FR

    http://www.fr-online.de/politik/silvester-in-koeln–die-vorfaelle-waren-frueh-bekannt,1472596,33476234.html

    „Ausgewertete Videos und Berichte verdeckter Fahnder zeichnen mittlerweile das Bild von Raubüberfällen, die der organisierten Kriminalität zuzuordnen sind. Nach Informationen des „Focus“ sollen die meist in Trainingskleidung auftretenden Männer, die sich für ihre Diebstähle und sexuellen Übergriffe am Haupteingang zum Bahnhof postiert hatten, im Gegensatz zu ihren Landsleuten nüchtern gewirkt haben. Die etwa 180 Personen starke „Sportler-Gruppe“, wie sie polizeiintern genannt werde, habe die Zugänge verengt, durch die Frauen zum Bahnhof mussten. Diese Gassen wurden so abgeschirmt, dass Angehörige der Opfer und auch Polizeibeamte nicht mehr eingreifen konnten. Nach KSTA-Informationen hat diese „Abschirmung“ sogar funktioniert, als eine verdeckte Ermittlerin in den Strudel geriet. Obwohl sie mehrfach „unsittlich angefasst“ und versucht wurde, ihre Handtasche zu stehlen, hätten ihre Kollegen nicht einschreiten können, heißt es in einem Behördenpapier.“ (Schlechte Karten für Zivilcourage)

    1. Polizisten haben ggbfs Polizistencourage, keine Zivilcourage.
      Aber es wird ja jetzt sowieso alles gut, nachdem man den Herrn Polizeipräsidenten Albers in den einstweiligen Ruhestand versetzt hat^^

    1. Hmnuja, ich las gestern irgendwo, daß die beknüppelte Uniformcourage z.B. mit dem Sichern einer Feuerwehrzufahrt sehr beschäftigt war, weswegen sie jede Hilfe für eine Gruppe bedrängter junger Frauen in ihrer unmittelbaren Nähe für untergeordnet wichtig hielt. Prioritäten sind sozusagen die Mutter der Polizeicourage.

      Wenn eine Zivilgesellschaft beschließt, kein Gesetz mehr zu achten, gibt’s auf der ganzen Welt nicht genug Polizei, um sie wieder zu bändigen – umgekehrt verhindert die Zivilgesellschaft und nicht die Polizei sowohl das wie auch viele Verbrechen. Insofern würde ich Zivilcourage immer, überall und jederzeit jeder Polizeicourage überordnen. Nein, nicht zwecks Aufhebung des staatlichen Gewaltmonopols, sondern bei den guten oder auch den schlechten Karten.

      Außerdem fange ich an, mich aufgepusteten Informationschnipselchen zu verweigern, mich hat dieser-> Erfahrungsbericht aus der Musel-Sexmobhölle (<-Hilfswort) beeindruckt – angesichts anderer Meldungen kaum zu fassen, hm?

      1. „Wenn eine Zivilgesellschaft beschließt, kein Gesetz mehr zu achten, gibt’s auf der ganzen Welt nicht genug Polizei, um sie wieder zu bändigen – “
        Das trifft’s exakt auf den Punkt. Ohne allgemeinverbindlichen Wertekanon keine Zivilgesellschaft – ergo auch keine solche -courage. Wo soll die auch herkommen, bzw. worauf sich stützen? Eine Gesellschaft, deren „Werte“-System rein materiell ausgerichtet ist, und die sich mehrheitlich dem „ANYTHING GOES“ – buchstäblich auf Teufel komm‘ raus – verschrieben hat, braucht nicht ‚rumzuheulen, wenn der dann tatsächlich seine hässliche Fratze zeigt.

        1. Ergänzung: Dann helfen natürlich auch keine hysterischen Forderungen nach neuen Gesetzen oder der wohlfeile Schrei nach härter Anwendung derselben (Stichworte: Staatliche Überwachung, schnellere Ausweisung, etc.). Konsequente Umsetzung und staatsbürgerliches Bewusstsein wären völlig ausreichend.

      2. Hhhmmm. Auch ein persönlicher Einwurf, passend zum Link. Ich betreue seit einiger Zeit ein paar junge Syrer, anfangs mit Deutschunterricht, der dann durch ein nachbarschaftliche Unterbringung in Freundschaft überging. Wir haben Weihnachten gemeinsam verbracht, und morgen werden sie in die höheren Weihen der Fertigung und Verspachtelns von Allgäuer Kässpatzn eingeweiht. Ein normales, selbstverständliches Miteinander. Die Jungs akzeptieren, dass, wenn ich sie besuche, als Best-Agerin strumpfsockig im Schneidersitz, mit Jeans auf ihrem Sofa sitzend, mit ihnen freundschaftlich die hier geltenden Regeln Frauen gegenüber diskutiere. Oder Umgang mit Religion. Oder Arbeitsmarkt, Schulsystem, was auch immer. Akzeptieren ist eigentlich der falsche Begriff, ich erlebe sie wissbegierig, interessiert, lieb, freundlich, höflich, hilfsbereit und aufgeschlossen. Und so benehmen sich alle, die ich bisher kennengelernt habe, und das sind nicht wenige. Und das nicht nur mir gegenüber, der Best-Agerin, sondern auch jungen Mädchen gegenüber, mit denen wir zusammen den Deutschunterricht gestaltet haben. Natürlich haben sie manchmal Kummer und Sorgen, über ihr weiteres Leben hier, ihre Familien daheim. Aber keine Aggression oder Machogehabe, never, ever. Ich kann mir Köln und die sog. Detailschnipsel immer noch nicht erklären.
        Und weil das so ist, halte ich auf der untersten Ebene an der kleinteiligen Strategie fest, möglichst viel Zeit dafür aufzubringen, zu unterstützen. Nicht Zivilcourage, sondern einfach ganz normale menschliche Regungen. Ein funktionierendes soziales Umfeld, so die Hoffnung, als bestes Gegenmittel gegen verständlichen Frust über lange Laufzeiten der Asylanträge, miese Unterbringung, unsichere Zukunft uvm.
        Wenn man sich die Proportionen ansieht, ca. 80 Mio Deutsche zu 1 Mio Asylsuchenden: Wenn das jeder 80. machen würde, hätten wir vermutlich kaum ein Thema. Von ein paar Arschlöchern hüben wie drüben abgesehen. Ich könnte verzweifeln bei dem Gedanke, dass das nicht möglich sein sollte.

        1. Das deckt sich mit meinen Erfahrungen mit türkischen, kurdischen, libanesischen Jungs so über die Jahre, mitunter erst nach dem Knacken von Macho-Attitüdeleien: wissbegierig, interessiert, lieb, freundlich, höflich, hilfsbereit und aufgeschlossen.

          Aber zu den Arschlöchern: ein Freund arbeitet in der Clearingstelle für unbegleitete minderjährige Flüchtlinge in Bremen und der hat mächtig zu tun mit Ex-Straßenkindern aus dem Maghreb, bzw. nicht nur er, sondern Polizei, Jugendamt, Ausländerbehörde, alle. Er sagt, daß es seit etwa 2 Jahren ziemlich viele Youngster gibt, die seit frühester Kindheit auf der Straße gelebt und im Maghreb und auf oft jahrelanger Odyssee via Italien oder Spanien alles dreimal durch haben, was Kinder niemals erleben sollten und sich entsprechend verhalten. Er sagt, daß deren Kriminalität und Mißachtung jeder Regel, Mißtrauen in jedes Versprechen, Vernachlässigung aller gebotenen Chancen ihm die Zeit nimmt, die er auch für die Flüchtlinge aus Afghanistan, Syrien, Irak, Libyen bräuchte.

          Es gibt in Deutschland kaum ein Konzept, wie mit solchen Jungs überhaupt sinnvoll umzugehen ist, die vielgeschmähte Erlebnispädagogik ist eins davon, z.B. auf Segelbooten, wo sie Struktur, Regelbefolgung und die Bedeutung der eigenen Person fürs große Ganze lernen. Ein anderes ist das ursprüngliche Neuköllner Modell (das aber die Einbindung in eine wenigstens familienähnliche Struktur vorraussetzt), bei dem Justiz, Jugendamt, Ausländerbehörde, Schule, Familie an einem Strang ziehen müssen, die Youngster spätestens 4 Wochen nach Straftat vor einem Richter stehen und für sie schmerzhafte Sanktionen erfahren. Das aber kostet alles Geld und dazu fehlt der politische Wille. Was extrem kurz gedacht ist, weil alles andere VIEL teurer wird, nicht nur in Form von Geld.

          Ich wäre null überrascht, wenn die Arschlöcher in Köln und anderswo Ex-Straßenkinder aus den Maghrebstaaten wären.

  23. Wer will in dem Wust von Information/Desinformation zu gesicherten Kenntnissen kommen? Gesetzt es träfe zu:
    „Diese Gassen wurden so abgeschirmt, dass Angehörige der Opfer und auch Polizeibeamte nicht mehr eingreifen konnten.“
    so handelt es sich um gezielte, organisierte Gewalt und einige V-Männer und ihre Führungsottos bekommen ein Sonderlob und den bronzenen Schlapphut am schwatzrotzgüldenen Band. Die bundesweite Hetze „zwingt“ die hier-stehe-ich-und-kann-nicht-anders-Volksvertreter zu „bedauerlichen aber unvermeidlichen Maßnahmen, die leider auch unschuldige Flüchtlinge treffen könnten“.
    Schüsseln zum Waschen der Hände in Unschuld liefert die nächstgelegene Dienststelle des Verfassungsschmutzes.

  24. Im Übrigen befürworte ich ausdrücklich die gnadenlose Ausweisung sämtlicher Sexualstraftäter, die sich im Dienst der katholischen Kirche an Schutzbefohlenen vergangen haben (aktuell wieder die skandalösen Enthüllungen über die jahrzehntelangen Missbrauchsfälle bei den Regensburger Domspatzen: wo bleibt hier die öffentliche Empörung?!): Alle diese erbärmlichen Glaubensbrüder sofort in den Vatikan abschieben!! (Geht leider nicht, weil die Aufnahmekapazität dieses Zwergstaats damit uferlos überfordert wäre).

    1. Der Haupttatort sexualisierter Gewalt gegen Kinder heißt weder Domspatzen noch katholische Kirche, weder Reformpädagogik, Eliteinternate, Grüne, sondern: Familie.
      Und wo bleibt erst dazu die Empörung, inklusive Abschiebebefürwortung und -destination?

  25. „Wenn eine Zivilgesellschaft beschließt, kein Gesetz mehr zu achten, gibt’s auf der ganzen Welt nicht genug Polizei, um sie wieder zu bändigen – umgekehrt verhindert die Zivilgesellschaft und nicht die Polizei sowohl das wie auch viele Verbrechen. Insofern würde ich Zivilcourage immer, überall und jederzeit jeder Polizeicourage überordnen. Nein, nicht zwecks Aufhebung des staatlichen Gewaltmonopols, sondern bei den guten oder auch den schlechten Karten.“

    Stimme ich zu, nur ist es einfacher, seine Hände in Unschuld zu waschen und im Zweifelsfalle auf die Verantwortung des staatlichen Gewaltmonopols hinzuweisen. Und zu Zivilcourage gehört z.B. auch, seinen Nachbarn mal zur Brust zu nehmen, wenn mensch mitkriegt, daß der äh seine eigenen Regeln im Umgang mit seiner Familie aufstellt!

    Ob und wie die Polizei des in Köln verkackt hat; komischerweise kriegen es die angeblichen Freunde und Helfer auf linken Demos/Spontis meistens sehr gut auf die Reihe…

    1. Hmnuja, die Polizei verkackt nicht immer alles in Köln, der Unterschied zwischen Silvester und den gestrigen Demos: Demos werden angemeldet.

      Um das gestrige Pegida-schützt-Frauen-Debakel auch würdigen zu können-> Pegida und Hooligans wollten sich als Beschützer der Frauen aufspielen – heraus kam eine Demo voller Frauenhass und vom großartigen Georg Seesslen allgemein und auf den Punkt-> Heiter predigen glaubende Holzköpfe

      Ein bisschen hilfreich, wenn auch über Bande gespielt, erscheint mir da ein kleiner Artikel von Slavoj Žižek in der FAZ (23. 12.), den „Glauben“ an Weihnachten und seine Mythologie betreffend. Man glaubt, so Žižek, an Weihnachten, weil die Kinder an Weihnachten glauben sollen.

      Man glaubt an Weihnachten, weil andere daran glauben (sollen): „Auf unheimliche Weise scheint Glaube immer auf Distanz zu funktionieren. Damit er funktioniert, muss es einen ultimativen Garanten für ihn geben, einen wahren Gläubigen, doch ist dieser Garant nie persönlich anwesend. Das Subjekt, das wirklich glaubt, muss also überhaupt nicht existieren, damit der Glaube wirksam ist.“

      Man muss, fürchte ich, Slavoj Žižek noch einmal herumdrehen. Der wahre Gläubige ist zugleich der wahre Hassende, darin sind sich Pegida-Anhänger und Dschihadisten vollkommen einig. Sie erfüllen nur den Befehl von außen, den der andere neben einem ebenso erfüllt und der vielleicht ebenso ahnt, dass der wahre Gläubige in Gestalt des wahren Hassenden gar nicht existieren muss.

      Die „Wahrheit“ ist nicht die denunziatorische Lügengeschichte, nicht die Hasspredigt der „halbfaschistischen Hampelmänner“ (so Marilyn Monroe einst über die Vertreter des Ausschusses für unamerikanische Umtriebe) und Hampelfrauen, die ihr Handwerk bei den Fernsehentertainern gelernt haben. Die Wahrheit ist einzig und allein der Hass. Der braucht nur ein Opfer, nichts weiter.

      Womit man einem Pegidisten nun wirklich nicht zu kommen braucht, ist ein „Argument“, ist „Wirklichkeit“, ist gar der Hinweis darauf, wie „nützlich“ am Ende die Flüchtlinge sein können (der Zynismus der Realpolitik). Worauf es ankommt, ist einzig eine Zivilgesellschaft, die selbst ein klares Wort findet. Dieses Wort lautet: „Nein“.

  26. Den über 500 Anzeigen steht plötzlich die Aussage einer WDR-Mitarbeiterin gegenüber, die nichts von Übergriffen in der besagten Nacht geseheh haben will. Sie wird von linken Bloggern dazu benutzt, die Mehrzahl der Frauen als Falschanzeigerinnen darzustellen, in wessen Auftrag und Interesse auch immer. Das ist der zweite Skandal. Das Frauenbild, das damit transportiert wird bedient den Kachelmann-Effekt „Frauen sind Lügnerinnen“, wobei ihnen das Risiko einer Gegenanzeige egal zu sein scheint. So ein Blödsinn. Begründet werden derartige Nachanzeigen mit einem Sogeffekt, der Frauen auch dann zu einer Anzeige animiert haben soll, wenn sie „nur“ (Brüderle) verbal attakiert worden sind („Hey Puppe!“). In meinen Augen eine Verhöhnung und Verspottung der Opfer. Und plötzlich gilt für linke Blogger nicht mehr die Unschuldsvermutung für die vermeintlichen Falschanzeigerinnen. Ohne derartige Unterstellungen kommen VTler wohl nicht aus.

    Quelle: https://www.youtube.com/watch?v=eqxYLW4K4D0

    1. Hallo und willkommen, Altautonomer!

      Ich weiß ja nicht, warum eigentlich das Begreifen so schwer fällt, daß es an einem Ort mit mindestens 1000 Menschen auch 1000 u.U. sehr unterschiedliche Wahrnehmungen gibt.

      Regina Schleheck schreibt (nicht plötzlich, sondern am-> 4.1.) explizit, daß sie NICHT auf dem Bahnhofsvorplatz oder in der Glashalle war, sondern auf der Hbf-Seite Breslauer Platz. Sie schreibt sinngemäß, daß man die Berichte der Betroffenen unbedingt ernst zu nehmen hat, sich aber nicht unbedingt der Hysterie der brandneuen Frauenrechtler anschließen muß, die von 1000 vergewaltigenden Invasoren fabulieren. Für die Wiedergabe ihrer Wahrnehmung wurde sie mit-> Haßpost und -posts ohne Ende überzogen.

      Wer aus welcher Himmelsrichtung was und wen wozu mißbraucht, finde ich derzeit etwas unübersichtlich und warte deswegen mit einem abschließenden Eindruck auch noch ab, bis sich der Meinungspulverdampf zugunsten von Fakten etwas gelegt hat.

      Um aber auch noch eine VT beizusteuern: Ich weiß, daß viele Frauen nach sexualisierter Gewalt erstmal Zeit brauchen, bevor sie zur Polizei gehen (oder das bleiben lassen). Was mich trotzdem irritiert, ist der immense Anstieg an Anzeigen nach Polizeigewerkschafter Wendts öffentlicher Verlautbarung am Donnerstag (?), man werde sowieso kaum Täter ermitteln, sie vor Gericht stellen, verurteilen oder gar abschieben können, weil alles viel zu unübersichtlich war und die Kameraüberwachung des Bahnhofvorplatzes qualitätiv so lausig ist, daß sie zur Identifizierung von Personen gar nicht reicht.

      Ich wäre nicht allzu überrascht, falls sich noch herausstellen sollte, daß es auch Anzeigen von Frauen gab, die den Kölner Hbf in der Silvesternacht nicht mal von weitem gesehen haben. Sie sagen es: in wessen Auftrag und Interesse auch immer. Und Sie wissen ja, Frauen lügen immer und sowieso^^

  27. Ist die Gesellschaft denn in den letzten Jahren oder Jahrzehnten sexistischer geworden, dame von welt? Ich las das jetzt zweimal irgendwo, es würde immer schlimmer werden. Ich dachte bislang, die Gesellschaft sei auf dem Weg der Besserung, verglichen mit den 1970ern beispielsweise. Oder vorher, wo die Rolle der Frau klarer war und die Kellnerin sich nicht so anstellen sollte. Aber ob es wirklich so war, weiß ich nicht. Man erzählt ja viel.

    1. Ist die Gesellschaft denn in den letzten Jahren oder Jahrzehnten sexistischer geworden, dame von welt? Ich las das jetzt zweimal irgendwo, es würde immer schlimmer werden. Ich dachte bislang, die Gesellschaft sei auf dem Weg der Besserung, verglichen mit den 1970ern beispielsweise.

      In den letzten Jahren findet ein Rollback auf allen Ebenen statt (nicht nur im Bezug auf Sexismus) – parallel zum Neoliberalismus, der ja auch Ihnen nicht verborgen geblieben ist…;-)….

      Ein paar Beispiele: Ermüdende Zumutung sind endlose und zähe Grabenkämpfe wie z.B. über die rezeptfreie PiDaNa – es war ja bis vor kurzem so, daß nur polnische und deutsche Frauen zu unmündig waren, um das Zeuch eigenverantwortlich anzuwenden, während alle anderen europäischen Frauen ganz offenbar für schlau genug gehalten wurden. Oder die unsägliche Quotendiskussion, die leicht 3 Jahre die Lufthoheit dominierte – mit dem Ergebnis, daß es kein Ergebnis gibt.
      Ich finde den maskulistischen Frauenhaß im www mittlerweile sehr erschreckend, nebst selbst erlebten und sehr unschönen Auswirkungen bis in die analoge Welt – Umgangston und gewählte Mittel zur versuchten Mundtotmachung sind wesentlich übler geworden. Tagestip: geben Sie mal #ausnahmslos #falschesgrau bei Twitter ein, viel Vergnügen.
      Äußere und eigene Ansprüche an Frauen haben zugenommen, ohne allzu großes Gegengewicht der Entlastung auf den klassischen Frauen-Planchen wie Kindererziehung, Familien- und Hausarbeit, Pflege (Kommunikation, Verantwortungsgefühl für die Stimmung im Bus usw.usw.) – entweder im Privaten unentgeltlich verrichtet oder als Berufe lausig bezahlt.
      Frauen unterliegen immer stärker kaum erreichbaren Körper- und Jugendidealen (nein, das wird nicht besser dadurch, daß auch Männer zunehmend mit absurden Körper- und Rollennormen beglückt werden)

      Das sind Mühen der Ebene, die Dank der ausgebliebenen Emanzipation der Männer zwar erwartbar waren und sind, was sie aber nicht weniger anstrengend macht.

      Oder vorher, wo die Rolle der Frau klarer war und die Kellnerin sich nicht so anstellen sollte. Aber ob es wirklich so war, weiß ich nicht. Man erzählt ja viel.

      Die Kellnerin soll sich auch heute nicht so anstellen. Es war ja nicht alles schlecht im Patriarchat^^

  28. So als Mensch der nicht Jura studiert hat und es auch nicht als Hobby betreibt; wenn eine Frau von mehreren doof angequatscht und/oder auch noch angedatscht oder schlimmeres wurde, sind das mehrere Anzeigen. Es wird auch seitens der Medien immernoch vermischt, wo einfach „nur“ geklaut wurde.
    (Da habe ich wohl ausnahmsweise mal keinen Logikfehler, Lieblingsdame…)

    1. Da bin ich (ebenfalls juristischer Laie) gar nicht mal so sicher – das wird vermutlich zutreffen, wenn die Frau von Kevin, Peter, Paul, Mike, Mohammed und Achmet belästigt wurde und gegen jeden einzelnen eine Strafanzeige stellt.

      Ob das bei Anzeigen gegen unbekannt auch so ist, daß die Täterzahl (wenn sie der anzeigenden Frau überhaupt bekannt ist) der Zahl der Strafanzeigen entspricht, glaube ich nicht.

      Anders gesagt: ich weiß es nicht und finde es heraus.

      Ihr Kommentar war übrigens der genau 1000. in diesem Blog.

    2. So als Mensch der nicht Jura studiert hat und es auch nicht als Hobby betreibt; wenn eine Frau von mehreren doof angequatscht und/oder auch noch angedatscht oder schlimmeres wurde, sind das mehrere Anzeigen.

      Laut berufener Auskunft pro Opfer eine Anzeige, unabhängig von der Zahl der Täter.

      Es wird auch seitens der Medien immernoch vermischt, wo einfach “nur” geklaut wurde.

      Mal den Blick nach oben richten: „Mittlerweile bearbeite die Ermittlungsgruppe Neujahr 653 Anzeigen, wie der Oberstaatsanwalt Ulrich Bremer mitteilte. In etwa 45 Prozent der Fälle werde unter anderem wegen Sexualdelikten ermittelt.“

  29. WDR:

    Die Kölner Polizei und Staatsanwaltschaft prüfen, ob eine junge Frau aus Norddeutschland eine Vergewaltigung in der Silvesternacht in Köln erfunden hat. Die Staatsanwaltschaft will sich wegen laufender Ermittlungen erst in der kommenden Woche zu dem Fall äußern.

    Die 18-Jährige hatte sich nach Informationen des WDR nach der Silvesternacht an die Kölner Beratungsstelle Lobby für Mädchen gewandt und dort von einer Vergewaltigung in der Nähe des Kölner Hauptbahnhofes berichtet. Die Leiterin der Beratungsstelle hatte die Schilderungen der Frau im Untersuchungsausschuss des nordrhein-westfälischen Landtags zu der Kölner Silvesternacht öffentlich gemacht. Daraufhin hatte die Kölner Staatsanwaltschaft ein Ermittlungsverfahren eingeleitet.

    Eine Staatsanwältin hat die aus Norddeutschland stammende Frau als Zeugin angehört. Dabei hat sich herausgestellt, dass die 18-Jährige Ende des Jahres nicht in Köln war. Weitere Ermittlungen haben ergeben, dass sie in der Vergangenheit mehrmals an verschiedenen Orten in Deutschland Anzeigen unter anderem wegen Sexualdelikten erstattet hatte, die sich im Nachhinein aber als haltlos erwiesen.

    Die Kölner Staatsanwaltschaft will sich erst in der kommenden Woche zu dem Fall äußern. Auch die Kölner Frauenberatungsstelle will auf Anfrage des WDR keine Stellung nehmen: „Wir bitten um Verständnis, dass wir die aktuellen Meldungen nicht kommentieren können.“

    Der Kölner Polizei liegen acht Anzeigen wegen Vergewaltigung aus der Silvesternacht vor, sie alle beziehen sich allerdings auf ein Vorgehen der Täter mit Fingern. Der vorliegende Tatvorwurf der 18-Jährigen wäre der erste Fall, in dem sich eine Vergewaltigung mit Koitus ereignete.

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